5. Mai 2014

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Welcher Kanton hat die höchste Bankstellendichte?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Prof. Dr. Simon Amrein

Die Zahl der Geschäftsstellen von Schweizer Banken hat sich in den letzten 25 Jahren markant verringert. Die Bankstellendichte hat sich bei gleichzeitig steigender Bevölkerungszahl entsprechend deutlich reduziert. Die Bankstellendichte als Masszahl für die Versorgung der Bevölkerung mit Bankprodukten variiert zwischen den Kantonen jedoch stark. Besonders ländlich geprägte Kantone weisen eine hohe Bankstellendichte auf.

Im Zuge des technologischen Fortschrittes hat die Wichtigkeit einer flächendeckenden, „physischen“ Abdeckung der Schweiz mit Bankfilialen abgenommen. Ein Grossteil der Zahlungen erfolgt heute online und ohne Besuch einer Filiale. Dieser Trend zeigt sich nicht nur bei vermeintlich „einfachen“ Transaktionen. Die Digitalisierung macht auch vor komplexeren Geschäften, wie zum Beispiel dem Hypothekargeschäft, nicht halt (siehe auch diverse Blogartikel zum Thema eHypotheken). Geschäftsstellen sind ein bedeutender Kostenfaktor für Banken. In Zeiten von sinkenden Zinsmargen und verstärktem Wettbewerb stellt sich für viele Banken die Frage, wie viel man in die physische Präsenz investieren will.

Mit diesem Blog-Eintrag möchten wir uns diesem Thema annehmen und die folgenden Fragen beantworten:

  1. Wie hat sich das Schweizer Bankstellennetz in den letzten 25 Jahren entwickelt?
  2. Wie gross ist die Bankstellendichte in den Kantonen und welche Unterschiede lassen sich erkennen?

Präsenz der Banken nimmt ab

Bis im Jahre 1992 lag die Anzahl der Geschäftsstellen in der Schweiz ziemlich konstant bei über 4‘000. In den 90er Jahren, speziell von 1993 bis 2000, gab es grosse strukturelle Veränderungen im Bankensektor, die zu Produktivitätsteigerungen führten. Grund dafür war die Einführung von neuen Informations- und Kommunikationstechnologien, welche die Arbeitsabläufe schneller und effizienter gestalteteten. Neben dem technologischen Fortschritt lösten die Fusionen der Grossbanken und der Zusammenschluss der Regionalbanken und Sparkassen zur RBA-Holding in den Jahren 1994 bis 1998 umfangreiche Umstrukturierungen aus. Diese strukturellen Veränderungen und Fusionen führten zu einer Abnahme der Anzahl Geschäftsstellen. Ab dem Jahre 2001 pendelte sich diese Anzahl bei ca. 2‘600 Geschäftsstellen ein. Sie ist bis heute ziemlich konstant, auch wenn die Tendenz in den letzten fünf Jahren weiter nach unten zeigte und einige Banken auch im vergangenen Jahr wieder vermehrt Filialen geschlossen haben. Per Ende 2012 konnten noch etwas mehr als 2‘500 Geschäftsstellen gezählt werden.

Während die Anzahl der Geschäftsstellen abnehmend ist, hat die Bevölkerungszahl zugenommen. Die Bankstellendichte (das Verhältnis dieser beiden Faktoren) hat somit stark abgenommen. Das heisst mehr Personen werden von weniger Bankenstellen bedient. Während im Jahr 1987 lediglich 1‘595 Einwohner von einer Bankstelle bedient wurden, verdoppelte sich diese Zahl im Laufe der letzten 25 Jahre und beträgt nun per Ende 2012 3‘209 Einwohner pro Bankstelle.

Bankstellendichte
Abbildung 1: Anzahl Bankstellen (linke Achse) und Bankstellendichte 1987-2012 (rechte Achse), (Quelle: SNB, Bankstellen ohne Vertretungen)

Graubünden mit der höchsten Bankstellendichte

Eine genauere Betrachtung der Bankstellendichte auf kantonaler Ebene zeigt beträchtliche Unterschiede zwischen den Kantonen (siehe Tabelle 1). Die Bankstellendichte in den eher ländlich geprägten Kantonen Graubünden, Tessin, Appenzell IR, Jura, Uri und Schwyz ist als hoch einzustufen. In Gegenzug dazu, beurteilen wir die Bankstellendichte im Halbkanton Appenzell AR als tief. Wesentliche Einflussfaktoren dieser kantonalen Unterschiede dürften unter anderem die Bevölkerungsdichte, topographische Besonderheiten, der Grad der Urbanisierung, die Stärke des kantonalen Finanzplatzes, die Wirtschaftskraft sowie die Wettbewerbssituation (z.B. starke Positionierung der Kantonalbank) sein.

Bankstellendichte
Tabelle 1: Bankstellendichte in der Schweiz per Ende 2012 (Quellen: BFS, SNB)

Im Kanton Graubünden entfallen auf eine Bankstelle lediglich 1‘686 Einwohner. Im Gegensatz dazu bewegt sich der Vergleichswert im Kanton Appenzell AR bei 5‘344 Einwohner pro Bankstelle. Die Bankstellendichte im Kanton Graubünden ist damit mehr als dreifach so hoch wie diejenige im Kanton Appenzell AR. Das Fehlen einer eigenen Kantonalbank macht sich im Kanton AR deutlich bemerkbar. Gleichzeitig ist aber auf die geographische Nähe zum (Halb-)Kanton AI hinzuweisen, welcher seinerseits schweizweit die dritthöchste Bankstellendichte aufweist. Neben dem Kanton Graubünden und Appenzell IR weisen vor allem der Kanton Tessin, Jura und Uri und Schwyz im Verhältnis zu ihren Einwohnern eine hohe Anzahl Bankstellendichte auf (siehe Tabelle 1). Diese Unterschiede sind zumindest teilweise interpretier und erklärbar: So ist beispielsweise der Kanton Graubünden eher dünn besiedelt. Es scheint jedoch in den verschiedenen Tälern auch weiterhin eine Bank vor Ort zu geben. Insbesondere die Graubündner Kantonalbank fällt durch eine hohe Präsenz im Kanton auf: Fast 60% der im Kanton Graubünden existierenden 115 Geschäftsstellen gehören zur Graubündner Kantonalbank. Eine ähnliche Dominanz der Kantonalbank existiert auch im eher ländlichen Kanton Uri. Der Kanton Tessin hingegen – in der Rangierung nach Bankstellendichte auf Platz zwei – beheimatet neben den klassischen Retail Banken auch eine hohe Anzahl ausländisch beherrschter Banken, Börsenbanken, oder Filialen ausländischer Banken. Hier bildet sich somit der im Verhältnis zur Einwohnerzahl starke Finanzplatz in Lugano ab. Dies treibt die Bankstellendichte in die Höhe. Auch in den Kanton Genf und Basel-Stadt, die ebenfalls mit einer hohen Bankstellendichte klassifiziert werden können, scheint sich ein solcher „Finanzplatz-Effekt“ zu zeigen. Beide Kantone beherbergen viele Privatbanken und ausländisch beherrschte Banken. Dieser Effekt wird auch durch die hohe Bevölkerungsdichte in den beiden Kantonen nicht aufgehoben.

Ausblick

Die Versorgung der Schweiz mit Finanzdienstleistungen ist als tendenziell hoch einzustufen, wobei es regional starke Unterschiede gibt. Die Dichte von Bankstellen ist besonders in ländlich geprägten Gebieten hoch.
Aus unserer Sicht wird die Bedeutung der Filiale trotz dem Digitalisierungstrend keineswegs sinken. Die Filiale wird auch in Zukunft ein wichtiger Ort für Beratungsgespräche für vor allem komplexere Bankprodukte sein. Es ist aber zu erwarten, dass sich das Filialnetz mittelfristig eher ausdünnen wird. Geschäftsstellen werden in der Schweiz aber nicht nur leicht abgebaut, sondern vor allem auch umgebaut. Die markanteste Veränderung in den nächsten Jahren dürfte daher nicht die Anzahl der Niederlassungen sein, sondern deren Ausrichtung und Ausgestaltung. Der Neugestaltung von Filialen werden wir uns in einem zukünftigen Blog-Artikel widmen.

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