2. Dezember 2024
Am 21. November 2024 fand zum 13. Mal die IFZ Retail Banking-Konferenz statt. Auch dieses Jahr stand die Veranstaltung im Zeichen innovativer Strategien, spannender Projekte und zukunftsorientierter Technologien. Präsentationen von Schweizer und internationalen Banken sowie FinTechs boten Einblicke in Themen wie «Digital Customer Experience», «Generative AI im Banking», «Nachhaltigkeit in der Hypothekenberatung» und «Herausforderungen und Chancen für Neobanken». Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Retail Banking Studie 2024
Prof. Dr. Andreas Dietrich, IFZ
Eine Zusammenfassung der Retail Banking-Studie 2024 finden Sie hier.
Nachfolgend einige Impressionen von der Konferenz:
Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft bei der Schaffhauser Kantonalbank
Alain Schmid, CEO Schaffhauser Kantonalbank
Die Schaffhauser Kantonalbank (SHKB) legt besonderen Wert auf ihre Regionalität und Verwurzelung. Bereits seit vielen Jahren verfolgt die SHKB die Vision, Kundinnen und Kunden vom «Sparer zum Anleger» zu entwickeln und fokussiert stark auf Vermögensverwaltungsmandate, welche der Kundschaft bereits ab CHF 30’000 offenstehen. Mit einer beeindruckenden Quote von 43 % bei Vermögensverwaltungsmandaten (im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt von ca. 8-10 %) hebt sich die Bank diesbezüglich klar von anderen Retailbanken ab. Klar wurde: Eine solche Positionierung lässt sich nicht innerhalb eines Jahres erreichen. Dieses Ziel wird bereits seit vielen Jahren von einem stabilen und engagierten Team konsequent verfolgt. Neben den tiefen Einstiegshürden könnte auch der Best-in-Class-Ansatz – der Verzicht auf Eigenprodukte – eine entscheidende Rolle dabei spielen.
Banking reimagined: Platforms for Digital CX Excellence
Ekkehard Preis, CIO Erste Digital
Die Erste Digital, der IT-Dienstleister der Erste Group, ist das zentrale Technologieunternehmen der Gruppe und betreibt unter anderem die Plattform „George“, eine der führenden digitalen Banking-Plattformen Europas mit 10 Millionen Nutzer:innen. Die App verzeichnet monatlich 210 Millionen Logins und gehört zu den am besten bewerteten Anwendungen in den App-Stores.
Die Gruppe investiert intensiv in den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und hat bereits zahlreiche Anwendungsfälle getestet. Dabei wurden mit unterschiedlichem Erfolg verschiedene Lösungen implementiert, darunter interne „Knowledge Chatbots“, Beratungs-Chatbots, KI-gestützte Dokumentenanalyse, CoPilots für geschäftliche und technische Anwendungen sowie maschinelles Lernen für CRM, Compliance und Risikomanagement.
Besonders interessant ist der Plattformansatz der Gruppe (beispielsweise Chatbot-, Daten- oder CX-Plattformen). Eine digitale Plattform bildet dabei die Grundlage für Self-Service-APIs, Module, Tools, Services, Wissen und Unterstützung, die als internes Produkt strukturiert sind. Autonome Delivery-Teams können diese Plattformen nutzen, um Produktfunktionen kanalübergreifend schneller und mit reduziertem Abstimmungsaufwand bereitzustellen.
Nachhaltigkeit in der UBS Hypothekenberatung
Ladina Mitropoulos, UBS und Gian Reto a Porta, Norm
Die UBS hat sich dazu bekannt, eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu fördern. Dabei spielt der Immobiliensektor eine wichtige Rolle, da diese in der Schweiz für 24 Prozent der CO2 -Emissionen verantwortlich sind. Deshalb ist die UBS eine Kooperation mit dem Startup NORM eingegangen (siehe hier auch meinen Blog dazu).
Die Kooperation konzentriert sich darauf, Eigentümer:innen bei der Renovation und Steigerung der Energieeffizienz ihrer Immobilien zu unterstützen. UBS-Kundenberater:innen müssen hierfür kein spezialisiertes Fachwissen erwerben, sondern lediglich ihre Kund:innen auf das Angebot von NORM aufmerksam machen. NORM übernimmt anschliessend die energetische Analyse und erstellt innerhalb von etwa zwei Wochen einen Bericht.
Diese Zusammenarbeit ermöglicht es den UBS-Berater:innen, ihre Kund:innen gezielt bei Nachhaltigkeitsthemen zu unterstützen, ohne selbst Experten auf diesem Gebiet sein zu müssen. Erste Erfahrungen mit dem Ansatz sind durchweg positiv. Eine Herausforderung bleibt jedoch, das Angebot noch stärker bei den Kundenberater:innen zu verankern.
Generative AI: Learnings für das Retail Banking
Sophie Hundertmark und Prof. Dr. Nils Hafner, IFZ
Im Vortrag zur Anwendung von Generativer KI im Banking erläuterten Prof. Dr. Nils Hafner und Sophie Hundertmark anhand der eigens entwickelten GenAI-Skala, wie diese innovativen Technologien das Retail Banking grundlegend transformieren können. Die Anwendungsbereiche reichen von kundenorientierten Lösungen wie Chat- und Voicebots bis hin zu Prozessautomatisierungen und KI-gestützten Co-Piloten, etwa individuell entwickelten ChatGPTs. Neben der Identifikation geeigneter Einsatzmöglichkeiten betonten die Referierenden die Bedeutung einer sorgfältigen Implementierung der neuen Technologien. Hierbei dient der KI-Prozess-Kompass, der als zentrales Ergebnis der jüngsten Studie „Generative AI in Finance“ hervorgegangen ist, als wertvolles Instrument zur strukturierten Einführung und Integration dieser Technologien. (Blog-Artikel mit der Zusammenfassung hier; Download der Studie hier).
Revolut in der Schweiz
Julian Biegmann, General Manager Switzerland, Revolut
Revolut zählt weltweit 50 Millionen Kundinnen und Kunden. In der Schweiz verzeichnet das Unternehmen 900’000 Nutzerinnen und Nutzer – ohne bislang Marketingaktivitäten in der Schweiz gemacht zu haben. Seit einem Jahr hat Revolut in der Schweiz einen eigenen Country Manager und mittlerweile sechs Mitarbeitende, welche das Schweizer Geschäft ausbauen sollen.
Das Hauptziel von Revolut ist es, sich als Hauptbank zu etablieren und jährlich 250’000 neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Parallel dazu wird die Produktpalette stetig erweitert: Neben einer „lokalen“ IBAN und spezifischen Angeboten wie eBill und Säule 3a plant Revolut demnächst auch den Handel mit Aktien und ETFs anzubieten. Hierzu gehören auch „fractional shares“, allerdings vorerst mit einer eingeschränkten Auswahl an Schweizer Titeln. Zudem wird ein Robo-Advisor verfügbar sein, mit einer Mindestinvestitionssumme von CHF 100 und einer Gebühr von 0,75%.
Interessant ist auch das neue Angebot des „Flexible Cash Funds“, das als eine Art digitales “Sparkonto” fungiert. Diese Fonds investieren in kurzfristige Geldmarktfonds mit geringer Volatilität und bieten die Möglichkeit, Gelder jederzeit flexibel einzuzahlen oder abzuheben. Die Erträge werden täglich generiert und direkt ausgezahlt.
Credit Agricole next bank: Expanding out footprint in the Swiss Retail Banking Market
Pierre Fortis, Crédit Agricole next bank
Crédit Agricole next bank (Suisse) SA gehört zur Crédit Agricole, welche einer der grössten Banken weltweit ist und als Genossenschaftsbank über knapp 12 Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter verfügt. In der Schweiz ist die Crédit Agricole mit mehreren Firmen präsent, die Crédit Agricole next bank (Suisse) SA richtet sich an die Retailkundschaft und hat in der Schweiz 13 Filialen. Aktuell ist sie vor allem in der Westschweiz präsent – in der Deutschschweiz ist die Marke noch weniger bekannt. Gleichwohl: In der Deutschschweiz hat sie alleine im Grossraum Zürich 3 Filialen (!). Zudem ist sie in Basel und Bern präsent. Weiter mögliche Ausbauschritte in der Deutschschweiz sind möglich.
Das Geschäftsmodell ist auch speziell interessant, da es einen gezielten Fokus auf die Bedürfnisse von Grenzgänger:innen und EU-Bürger:innen mit Wohnsitz in der Schweiz legt. Zur Verdeutlichung: In der Schweiz leben etwa 166’000 französische Staatsangehörige, und es gibt rund 400’000 Grenzgänger:innen.
Die 260-seitige «IFZ Retail Banking-Studie 2024» kostet 290 Franken und kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden. Sammelbestellungen kosten ab 3 Exemplaren CHF 240.- pro Exemplar, ab 5 Exemplaren CHF 190.- und ab 10 Exemplaren CHF 140.- CHF pro Exemplar. Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis.
Wir danken den folgenden Sponsoren und unserem Partner für die Unterstützung:
Kommentare
1 Kommentare
Markus Dietrich
2. Dezember 2024
Das wieder einmal eine spannende Konferenz mit interessanten Inhalten und hochkarätigen Referenten. DANKE!
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.