4. Dezember 2017

Digitalisierung,

Grossbanken

Digipigi – erste Zahlen und Fakten zum digitalen Sparsäuli der Credit Suisse

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Das Digipigi der Credit Suisse (CS) hat nach seiner Lancierung am 4. September medial zu einem ziemlich grossen Echo geführt. Das Sparsäuli kombiniert auf innovative Art und Weise das herkömmliche Sparsäuli mit der digitalen Welt. Ich habe bei der Credit Suisse nachgefragt, welche Kunden dieses Angebot bisher nutzen und möchte nachfolgend erste Ergebnisse aufzeigen. Ebenso werde ich das Produkt strategisch in einen grösseren Gesamtkontext einbetten.

Was ist Digipigi?

Digipigi ist das digitale Sparkässeli der Credit Suisse und wurde für Kinder unter 12 Jahren entwickelt. Dabei kann Digipigi nicht nur Bargeld erfassen, sondern auch auf digitale Transaktionen mit Mimik und Geräuschen reagieren. Auf dem Bildschirm des digitalen Kässeli sieht man sofort, wenn Bargeld eingeworfen oder Geld aufs Konto einbezahlt wird. Neu ist auch, dass das Kind das Geld auf seinem eigenen Konto mit der App selbst verwalten kann. Insgesamt ist das Produkt also eine moderne und aus meiner Sicht interessante Kombination vom herkömmlichen Sparsäuli und der digitalen Welt. Des Weiteren kann das Kind – mit dem Einverständnis der Eltern – bereits ab sieben Jahren eine eigene Maestro-Karte erhalten mit einem beschränkten verfügbaren Betrag. Ebenso ist bemerkenswert, dass die Kinder von der CS einen ansehnlichen Zins erhalten. Auf dem Kindersparkonto zahlt die CS fünf Prozent Zins bis CHF 1’000, und ein Prozent bis CHF 25’000 (darüber ist die Verzinsung noch 0.01% pro Jahr). Haben die Eltern ein Bonviva-Kundenpaket der CS, ist das Digipigi-Säuli für die Kinder kostenlos. Für andere CS-Kunden kostet es CHF 99. Ein Kurz-Video kann zum Produkt man sich hier ansehen.

Die Fakten zur bisherigen Entwicklung

Nachfolgend möchte ich nun einige aus meiner Sicht interessante Fakten zur bisherigen Nutzung von Digipigi aufzeigen. Hier gilt zu bemerken, dass die Zahlen einen relativ kurzen Zeitraum – nämlich die ersten beiden Verkaufsmonate September und Oktober – abdecken und deswegen weitere Schwankungen zu erwarten sind:

  • Über zwei Drittel der Digipigi Kunden sind Neukunden. Rund ein Drittel der Digipigis gingen an bestehende Kunden.
  • Die Einlagen auf den Kinder-Konti stiegen in der untersuchten Periode leicht an. Der durchschnittliche Betrag auf dem Privatkonto beträgt zwischen CHF 350 und 400 und knapp CHF 1‘300 bei Sparkonti. Dabei ist die Verteilung der Gelder interessant: Ein Fünftel der Kinder haben zwischen CHF 1 und CHF 500 auf ihrem Privatkonto, jeder Zwanzigste über CHF 500. Auf dem Sparkonto hat ungefähr ein Sechstel der Kinder zwischen CHF 1 und CHF 500, knapp ein Drittel verfügt über CHF 500. Drei Viertel der Kunden haben zwar ein Digipigi bezogen, aber noch gar kein Geld auf das Privatkonto überwiesen. Bei den Sparkonti-Bezügern haben bisher 45 Prozent noch kein Geld auf das Konto einbezahlt. Möglicherweise brauchen diese Kunden das Digipigi derzeit erst als «traditionelles Schwarschwein» oder als Wecker (ja – das Digipigi hat auch eine Wecker Funktion). Es ist aber auch sehr gut möglich, dass erst zu einem späteren Zeitpunkt Geld auf das Konto überwiesen wird.
  • Das durchschnittliche Alter der Kinder beträgt derzeit 6.6 Jahre. Wie der untenstehenden Abbildung 1 entnommen werden kann, sind die Kinder in den verschiedenen Altersklassen in etwas gleich verteilt. Die prozentual gesehen wichtigste Kategorie sind die 8-10-jährigen Kinder.
Abbildung 1: Altersstruktur der Digipigi-Kinder
  • Absolute Verkaufszahlen liegen mir leider nicht vor. Gemäss den Interview-Aussagen von Florence Schnydrig-Moser (Leiterin Product & Investment Services, Credit Suisse) kann aber davon ausgegangen werden, dass bisher in etwa 10’000 Digipigis (ca. 4’000-5’000 pro Monat) vertrieben werden konnten.
  • Dass mit dem Digipigi neue Kunden im Kindesalter gewonnen werden können, ist wenig überraschend. Wie aber schaut es mit Erwachsenen aus? Machen wir eine kleine Überlegung: Wenn wir von 4‘000 Abschlüssen monatlich und einer realistischen Neukundenquote von 5 Prozent ausgehen, gewinnt die Credit Suisse durch das neue Angebot monatlich 200 neue Kunden. Auf den ersten Blick mag dies wenig eindrücklich klingen. Da diese neu gewonnenen Kunden in Regel aber Bonviva-Pakete abschliessen und dieses abhängig von der Ausprägung zwischen CHF 10 und CHF 80 pro Monat kostet, kann die Credit Suisse aber auch heute schon einen gewissen Ertrag aus diesem Produkt generieren.

Fazit

Aus meiner Sicht lohnt es sich für Banken, in die jüngsten Kunden zu investieren. Zumindest bis anhin ist die Treue der Kunden zu ihrer Bank sehr gross. So haben beispielsweise gemäss einer am IFZ durchgeführten Umfrage Personen der Generation Y im Durchschnitt nur 1.8 Bankbeziehungen, wobei bei rund 75 Prozent dieser Kundengruppe die Bankbeziehung seit mehr als 10 Jahren oder gar seit der Geburt besteht (41%). Ebenso wird sich in den nächsten Jahren der Kampf um junge Bankkunden weiter verschärfen. Die geburtenschwachen Jahrgänge werden logischerweise – schon rein demographisch gesehen – auch zu einem zunehmenden Konkurrenzkampf um junge Kunden führen. Insofern kann man die Initiative der CS auch als eine (sehr) langfristige strategische Initiative betrachten.
Ich persönlich halte die Kombination von Wecker und Smartphone-App sowie virtuellem und physischem Geld für spannend und innovativ. Entsprechend werde ich möglicherweise auch zu einem späteren Zeitpunkt dieses Thema wieder einmal beleuchten.

Kommentare

3 Kommentare

Andreas Schüpbach

4. Dezember 2017

Danke für den interessanten Beitrag. Ich denke wir werden unseren Enkelkindern Bargeld wie Telefonkabinen erklähren müssen. Sie werden beides wohl nie wirklich verstehen. Das Digipig ist wohl einer der Schlüssel dieser Transformation. Haben sie auch eine Vision zum Sparverhalten dieser Generation?

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J. Strub

4. Dezember 2017

Wenn das Digipigi nicht zu Beginn der sehr aufwändigen Kampagne läuft, wann dann? Es ist abzuwarten, ob Erwachsene zur CS wechseln, nur weil sie ihrem Kind ein Digipigi ermöglichen möchten. Die Preise der CS sind grundsätzlich am oberen Ende - also erst recht für Familien. Das Ganze ist eher ein Marketinggag und der Versuch, die Aura der SKA-Mütze zurückzuholen nach Jahren negativer Schlagzeilen und Fehlleistungen der Bank.

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Andreas Pages

4. Dezember 2017

Danke für den interessanten Artikel. Ich teile die Einschätzung. Das Produkt ist gut und kommt an. Jedoch finde ich die technische Umsetzung/UI nicht altersgerecht gelöst. Hier kann die Credit Suisse sich verbessern.

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