25. Juli 2019

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Wie hat sich der Online-Hypothekarmarkt Schweiz 2018 entwickelt?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Stefan Grob, Sophie Bayley und Thomas Stüssi

Der Markt für Online-Hypotheken wächst weiterhin. Immer mehr Banken und Vermittler bieten ihren Kunden an, die Hypothek online abzuschliessen oder zu verlängern. Die neu erstellte Studie von e-foresight und dem IFZ zeigt, dass das Gesamtvolumen von Online-Hypotheken auch im vergangenen Jahr gewachsen ist. Insgesamt wurden im Jahr 2018 Hypotheken in der Höhe von gut 3.7 Milliarden CHF online initiiert und/oder abgeschlossen. Das Volumen von Online Abschlüssen bei Banken ist dabei aber eher gering.

Für die aktuelle Studie über den Online-Hypotheken-Markt wurden sämtliche 22 Marktteilnehmer um Daten angefragt. 16 Anbieter haben uns ihre Daten vertraulich zur Verfügung gestellt. Zu den Volumina von den restlichen sechs (kleineren) Anbietern wurden Schätzungen von verschiedenen Experten vorgenommen. Dies ermöglicht es uns, einen repräsentativen Gesamtüberblick über die Entwicklungen und das Marktvolumen in der Schweiz aufzuzeigen. Zusätzlich wurde eine Umfrage bei Schweizer Hypothekarnehmern durchgeführt, welche aufzeigt, ob und weshalb sich Hypothekarkunden für eine Online-Hypothek entscheiden und welche Gründe dagegensprechen.

Unterschiedliche Geschäftsmodelle

Nicht alle Marktteilnehmenden verfolgen dieselben Geschäftsmodelle. Während gewisse Online-Plattformen beispielsweise lediglich Informationen (bspw. zu den aktuellen Zinssätzen) zur Verfügung stellen, um im Anschluss gegen eine Gebühr Leads zu vermitteln, bieten andere Anbieter ihren Nutzern die Möglichkeit, die Hypothek auch online abzuschliessen. In unserer Studie unterscheiden wir daher zwischen Online-Hypotheken im engeren und im weiteren Sinne. Eine Online-Hypothek im engeren Sinne kann direkt auf dem digitalen Kanal abgeschlossen werden, während bei einer Online-Hypothek im weiteren Sinne der Antragsprozess teilweise oder vollständig digital abgewickelt werden kann, der Abschluss aber nicht digital erfolgt.

Entwicklung der Volumina

Wie Abbildung 1 aufzeigt, sind die Volumina für Neuabschlüsse von Online-Hypotheken im Jahr 2018 weiter angestiegen. Die Wachstumsrate fällt jedoch tiefer aus als noch in den Vorjahren. Während das Volumen im Jahr 2017 gegenüber 2016 sprunghaft auf über CHF 3.4 Mia. um 43 Prozent angestiegen ist, wurde im Jahr 2018 mit rund CHF 3.7 Mia. noch 8 Prozent mehr Volumen online initiiert respektive abgeschlossen. Im Vergleich zu der Wachstumsrate des Kreditvolumens der privaten Haushalte der Banken in der Schweiz, welche seit Jahren bei rund 2.5-3 Prozent liegt, verzeichnen Online-Hypotheken aber weiterhin überproportionale Wachstumsraten. Für das Jahr 2019 gehen die Anbieter von einem weiteren und wieder grösseren Wachstumsschub aus. Die CHF 4 Mia. Grenze an neu abgeschlossenen Online-Hypotheken sollte gemäss diesen Schätzungen deutlich überschritten werden.

Abbildung 1: Entwicklung Gesamtvolumen von Online-Hypotheken von 2014 – 2019E (Quelle: e-foresight und IFZ)

Der Marktanteil von Online-Hypotheken 2018 im Verhältnis zum gesamten in diesem Jahr umgesetzten Marktvolumen (Neuabschluss und Verlängerungen/Ablösungen) beträgt rund 2.34 Prozent (Annahme: Jährlich werden rund 20 Prozent des Hypothekarvolumens verlängert resp. neu abgeschlossen).

Interessant ist, dass sich die Vermittler in diesem Markt einen deutlich höheren Marktanteil verschafft haben als die Banken. Weiter können interessante Entwicklungen zu den initiierten Volumen von Hypotheken im engeren und weiteren Sinne festgestellt werden. Während bis ins Jahr 2016 noch mehr Hypotheken im engeren Sinne abgeschlossen wurden, überwiegen seit 2017 die initiierten Online-Hypotheken (ohne Online Abschluss) im weiteren Sinne.

Gründe für oder gegen Online-Hypotheken

Wie beurteilen Kunden das Angebot von Online Hypotheken? Können Sie sich vorstellen, künftig online Hypotheken zu verlängern oder gar neu abzuschliessen?
Im Rahmen einer Online-Umfrage, bei welcher 291 Bankkunden (davon 221 mit laufender Hypothek) teilgenommen haben, konnten einige interessante Erkenntnisse rund um diese Fragestellungen gewonnen werden:

  • 57 Prozent der 291 Umfrageteilnehmenden können sich vorstellen, zukünftig eine Hypothek online abzuschliessen. 94 Prozent dieser Personen können sich einen Online Abschluss vor allem bei einer Verlängerung der Hypothek vorstellen. 31 Prozent dieser Personen geben an, gegebenenfalls auch eine Neuhypothek über den Online-Kanal abzuschliessen.
  • Positiv hervorgehoben werden bei Online Hypotheken die Einfachheit des Vorgehens (72%), günstigere Konditionen (62%), die Zeitersparnis (61%) und die Flexibilität der Antragsstellung (56%).
  • Als Gründe gegen eine Online-Hypothek wird häufig der Aspekt der Bedeutung des persönlichen Kontakts zum Berater genannt. Weiter sehen einige Personen einen eingeschränkten Verhandlungsspielraum beim Abschluss über den Online-Kanal (38%) oder haben Sicherheitsbedenken (23%).

Ausblick

Der Markt für Online-Hypotheken wächst trotz der jüngsten Wachstumsverlangsamung deutlich stärker als der gesamte Hypothekenmarkt. Obwohl diese Online-Möglichkeiten aber bereits seit mehr als 7 Jahren existieren, ist der entsprechende Marktanteil per Ende 2018 mit rund 2.3 Prozent noch immer eher tief. Unter Berücksichtigung der «strengeren» Definition einer Online-Hypothek (Online-Hypothek im engeren Sinne mit Online Abschluss) liegt der Marktanteil gar bei nur 0.85 Prozent.
Da immer mehr Finanzinstitute einen digitalen Kanal anbieten, ist aber auch in der nahen Zukunft mit einem anhaltenden Wachstum im zweistelligen Prozentbereich zu rechnen. Wir gehen dabei von einer weiterhin evolutionären Entwicklung aus.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung der Hypothekenvermittler. Deren bisherige Entwicklung ist eindrücklich. Die Marktanteile sind aber noch immer viel geringer als beispielsweise in Deutschland. Auf die weitere Entwicklung darf man entsprechend auch hier gespannt sein.

PS: Das Thema Online-Hypotheken wird neben vielen anderen Themen auch ausführlich im Rahmen des CAS Digital Banking diskutiert. Der nächste Start ist am 6. Februar 2020. Mehr Infos finden Sie hier.

PPS: Die detaillierten Auswertungen und Analysen dieser Studie erhalten exklusiv e-foresight-Kunden und die an der Umfrage teilnehmenden Institute. Für Fragen wenden sie sich direkt an e-foresight: sophie.bayley@swisscom.com.

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