5. Februar 2018

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Die erste Schweizer Mobile Bank: «Zak» im Test

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Mit «Zak» lanciert die Bank Cler die erste Schweizer Mobile Bank. Das Produkt setzt die Strategie des Konzerns im Hinblick auf das Rebranding und die Neupositionierung der Bank Coop zur Bank Cler konsequent um. Ich habe Zak getestet und berichte nachfolgend über die derzeit wichtigsten Funktionen. Ebenso zeige ich auf, welche Hindernisse aus meiner Sicht diesem Projekt (noch) im Wege stehen könnten.

Die Basler Kantonalbank (BKB) ist etwas in seinem zwar lukrativen, aber doch engen Wirtschaftsraum gefangen. Über die Bank Cler – die frühere Bank Coop – kann sich der BKB Konzern hingegen als digitale Bank mit physischer Präsenz in urbanen Gebieten positionieren. Die Bank Cler ist derzeit mit immerhin 32 Geschäftsstellen in allen Sprachregionen der Schweiz vertreten. Mit der neuen Namensgebung wurde auch die Bank strategisch neu positioniert („Rebranding“). Einerseits wurden hierfür die Filialen neu gestaltet (siehe Abbildung 1). Andererseits lanciert die Bank Cler mit der App Zak die erste Mobile Bank.

Abbildung 1: Innenansicht Bank Cler

Generell möchte (und sollte) die Bank Cler bei jüngeren Kunden wachsen. Dies hatte die Bank Coop zuvor über längere Zeit nicht mehr ausreichend geschafft. In einer ersten Phase möchte man mit Zak deshalb auch genau die Bedürfnisse dieser Zielgruppe abdecken. hat Zunächst wurde das Segment „Berufseinsteiger“ von Hochschulen ausgewählt und über 800 Personen aus dieser Zielgruppe entsprechend in die Entwicklung der App miteinbezogen. Gleichzeitig ist Zak aber natürlich nicht nur eine App für Berufseinsteiger.
Das Produkt wurde in kurzer Zeit entwickelt. Im April 2017 startete das Projekt – im August lag bereits eine erste Version der App vor. Seit Dezember 2017 wird das Produkt von rund 1‘000 „echten“ Kunden getestet. Der Launch ist im Februar 2018 geplant. Das Logo der Bank Cler erscheint übrigens auch in der App.

Die Funktionen von Zak

Grundsätzlich soll der Kunde durch Zak alle relevanten Angebote rund um den täglichen Umgang mit Geld erhalten. Ebenso zentral bei der Entwicklung war, mobiles Banking für den Kunden so einfach wie möglich zu machen. Nachfolgend habe ich einige Fakten zusammengetragen:

  • Die Kontoeröffnung für Zak erfolgt – wenig überraschend – komplett online über das Smartphone. Nach Erfassung der persönlichen Daten folgt eine rund 5-10 Minuten dauernde Videoidentifikation.
  • Aus meiner Sicht positiv zu bewerten ist, dass man für die Konto-Übersicht keinen 2-Faktor-Authentifizierung Prozess über sich ergehen lassen muss, sondern man mit der einfachen Kombination „Username/Passwort“ oder sogar dem Fingerprint oder Face ID bereits in der App drin ist. Erst wenn eine Transaktion ausgelöst werden soll, kommt der zweite Authentifizierungsschritt zur Anwendung (via mTan).
  • In der App selber gibt es fünf Menüpunkte und eine sehr einfache Menüführung. Die sehr gute Übersichtlichkeit kann sicherlich als positiv bewertet werden. Gleichzeitig führt diese aber auch dazu, dass man auf gewisse speziellere Funktionalitäten (Aktienhandel, P2P Payment, PFM, „Krypto-Trading, etc.) verzichtet hat.
  • Im Einsatz ist auch der Chatbot Carl. Ähnlich wie bei der Credit Suisse (vgl. Blog) steckt dieser derzeit aber noch in den Kinderschuhen. Allgemeine Fragen rund um Zak (z.B. Fragen zu einzelnen Features, zu Kosten, Kartensperrung, etc.) und zur Bank Cler sind bereits antrainiert. Der Chatbot muss aber natürlich kontinuierlich weiter „trainiert“ werden.
  • Die App erlaubt eine interessante Budgetplanung. Das Budget kann nach den persönlichen Verwendungszwecken verschiedenen Töpfen zugeteilt werden (z.B. Topf „Wohnen“, „Krankenkasse“, „Leben und Freizeit“). Möchte der Nutzer dann beispielsweise einen neuen TV kaufen, sieht er im „Leben und Freizeit-Topf“ jederzeit, wieviel Geld er zum jetzigen Zeitpunkt zum freien Ausgeben zur Verfügung hat. Angewendet wird hier also das Prinzip des „Mental Accounting“. Zudem können Sparziele mit automatischen Überweisungen angelegt werden. Ein eigentliches PFM gibt es aber (noch) nicht.
  • Zinsen werden auf dem Zak-Konto keine bezahlt.
  • Auch die Kreditkarten-Transaktionen sind in der App ersichtlich. Die Buchungen werden kurz nach der Kreditkartenzahlung sichtbar und automatisch vom Topf mit dem frei verfügbaren Geld abgezogen. Hierfür wurde eine Schnittstelle zu Viseca gebaut.
  • Des Weiteren ist derzeit noch keine Bezahlapp integriert. Es wird jedoch geprüft, welche Bezahlapp zu einem späteren Zeitpunkt eingebunden werden soll.
  • Überweisungen können einfach vollzogen werden (z.B. über die Eingabe des Namens). Ebenso existiert natürlich die Scan&Pay Funktion („Belegscanner“). Derzeit sind nur Überweisungen innerhalb der Schweiz möglich. SEPA-Überweisungen ins Ausland sollen ab dem 2. Quartal 2018 möglich sein.
  • Kreditkarten können derzeit nur per Telefon gesperrt werden. Die Telefonnummer erscheint, wenn man auf den Sperrbutton klickt. Es ist aber geplant, dass die Sperrung zukünftig direkt in der App gemacht werden kann (dies kann und muss von einer Mobilen Bank erwartet werden…).
  • Nicht ganz einfach zu finden war der „Logout“-Button. Dies ist aber auch der einfachen Übersicht geschuldet.
  • Zak wird zunächst für iOS (ab iPhone 6) und Android Smartphones entwickelt.
  • Die App erscheint in den drei Schweizer Landessprachen (deutsch, französisch und italienisch) – nicht aber auf Englisch.

Einige Impressionen sehen Sie in Abbildung 2.

Abbildung 2: Impressionen ZAK

Das offensive Preismodell

Spannend und mutig ist das gewählte Preismodell. Die Grundvariante der App (Modell „cashless“) inklusive der Kontoführung und der Debit- und Kreditkarte ist kostenlos. Nur Fremd-Bancomat-Bezüge kosten CHF 2. Entscheidet man sich für das Modell „Choice“, bezahlt man hierfür CHF 6 pro Monat. In diesem Fall sind sämtliche Inland-Bancomat-Bezüge und vier Bancomat-Bezüge im Ausland nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden. Geld verdienen möchte ZAK über Mehrwertdienstleistungen von zum Beispiel Versicherungen oder die Anbindung an den Schweizer Online-Marktplatz siroop. Beispielsweise kann man eine Gepäckversicherung oder eine Handy-Versicherung der Baloise direkt in der App abschliessen. Der Versicherer (oder ein anderer Anbieter) überweist ZAK hierfür eine Provision. Lukrative Geschäftsfelder wie der Vorsorge-Bereich oder Kredite werden derzeit noch nicht angeboten, sollen aber folgen.  Zusätzliche Erträge erwartet die Bank durch Up- und Cross-Selling bei den Zak-Nutzern.

Fazit

Mobile Banking ist in der Schweiz heute noch immer ziemlich unbedeutend. Der Anteil aktiver Mobile Banking Nutzer, welche sich mindestens einmal pro Quartal einloggen, belief sich im Jahr 2016 gemäss der vom IFZ gemeinsam mit e-foresight durchgeführten Studie auf lediglich 13 Prozent. Es ist aber zu erwarten, dass auch hierzulande künftig das Banking verstärkt über mobile Endgeräte vorgenommen wird. Nichtsdestotrotz dürfte die grosse Herausforderung für Zak vor allem die Gewinnung der Kunden sein. Bisher ist es in Westeuropa und auch den USA noch nicht wirklich gelungen, durch mobile Apps den traditionellen Banken eine bedeutende Anzahl an Kunden (Hauptbankbeziehungen) wegzunehmen. Die Wechselwilligkeit hierzulande ist – wie auch die IFZ Retail Banking Studie aufgezeigt hat – derzeit (noch) speziell gering. Die Wechselbereitschaft ist aber bei Berufseinsteigern am grössten, da deren Bankbeziehung vor allem aus der Kontoführung und einer mobilen Bezahlmöglichkeit sowie Karten besteht. Entsprechend macht es durchaus Sinn, dass die Bank Cler mit Zak in der ersten Phase auf diese Zielgruppe fokussiert. Mich würde es aber nicht überraschen, wenn man in einem ersten Schritt – wie bei anderen digitalen Angeboten – zuerst eine andere Zielgruppe finden würde: Bei Innovationen zeigt sich bislang, dass jeweils vor allem zwischen 30- und 39-jährige Männer das Angebot früh nutzen. Des Weiteren sind die Hürden, bei Zak Kunden zu werden, generell tief gehalten. Das Onboarding ist rasch erledigt und der ganze Registrierungsprozess resp. das Testen ist kostenlos. Dies erlaubt es den potenziellen Kunden, die mobile Bank zuerst auch einmal als „Zweitbankbeziehung“ zu testen und später möglicherweise zu wechseln.
Die Preisstrategie ist für eine Schweizer Bank schon fast revolutionär. Ob dieses Modell und die Mehrwertdienstleistungen in der kleinen Schweiz aber skaliert ist hingegen fraglich. Es scheint auch, dass für die Bank Cler – ähnlich wie N26 in Deutschland – in einem ersten Schritt die Kundengewinnung im Vordergrund steht. Es wird entsprechend spannend zu beobachten sein, ob in der Schweiz die Kombination von „optisch gut“ und „Preis attraktiv“ genügen, um das ehrgeizige Ziel in Bezug auf die Neukunden zu gewinnen. Das Produkt selber kann aber sicherlich als gelungen bezeichnet werden. Ebenso muss das ganze Projekt in einem grösseren Zusammenhang gesehen werden. Etwas salopp formuliert: Eine Bank, welche einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in das Neudesign ihrer physischen Filialen investiert, darf durchaus auch eine etwas riskantere Investition im (schätzungsweise) einstelligen Millionenbereich für eine Mobile Bank wagen. Auch – aber nicht nur – vor diesem Hintergrund begrüsse ich dieses Projekt und die Initiative der Bank Cler.

PS: Am 28.2.18 findet wieder die IFZ FinTech Konferenz statt, inkl. Präsentation der IFZ FinTech Studie. Neben Facts & Figures zur Schweizer FinTech Landschaft wird unter anderem der Gründer von Bancor über das erfolgreiches ICO in der Höhe von USD 156 Mio. berichten. Weitere Themen sind der Einsatz von Robotern im Banking und Quantum Computing, Cryptocurrencies im Asset Management sowie aktuelle Herausforderungen in der FinTech Regulierung. Mehr Infos gibt es hier.

Kommentare

2 Kommentare

Bernd

15. Februar 2018

Was bedeutet "Username/Passwort“ für Kontoübersicht? Alle Detaildaten im E-Banking? Das ist klar ein Schritt zurück. An allen Ecken und Fronten werden aus Sicherheitsüberlegungen Zwei-Faktor-Authentifizierungen zunehmend erzwungen oder zumindest optional angeboten. In vielen EU-Ländern hat man ein solches Login seit den Anfängen des Online-Bankings in den 90er Jahren, mit der PSD2 werden diese bald gezwungen aufzurüsten. In der Schweiz waren wir fast ein wenig stolz, mehr Wert auf Vertraulichkeit zu legen und deshalb eine höhere Sicherheit beim Login zu bieten. Und nun geht eine Schweizer Bank bei ansteigender Cyberkriminalität genau den entgegengesetzten Weg und bekommt dafür auch noch Applaus?

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Prof. Dr. Andreas Dietrich

15. Februar 2018

Username/Passwort hilft nur, die Kontoübersicht zu erhalten. Für Transaktionen braucht es wie übliche eine 2FA.

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