7. Februar 2022
Banken und ihre Kundschaft sind zunehmend Zielscheibe von Zahlungsbetrug
Von Dr. Felix Buschor
Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) meldet im ersten Halbjahr 2021 5’526 Betrugsversuche. Das NCSC ist das Kompetenzzentrum des Bundes für Cybersicherheit und als solches die nationale Anlaufstelle von Cybervorfällen aus der Wirtschaft und der Bevölkerung. Wie schon im ersten Halbjahr 2020 betrafen auch im ersten Semester des Jahres 2021 mehr als die Hälfte der Meldungen verschiedenste Betrugsformen. Und die Betrugsversuche haben innert Jahresfrist deutlich zugenommen: Waren es im ersten Halbjahr 2020 noch 2’938 Betrugsmeldungen, so wurden im gleichen Zeitraum des Folgejahres fast 90% mehr Betrugsversuche gemeldet, siehe Abbildung 1.

Diese deutliche Zunahme der Kategorie Betrug lässt sich zum einen dadurch erklären, dass die NCSC das Meldeverfahren optimiert hat. Zum anderen waren aber auch mehrere Betrugswellen festzustellen. Der allgemeine Trend, vermehrt digitale Kommunikationsmittel und digitale Bezahlverfahren zu nutzen, haben Betrügern neue Möglichkeiten eröffnet. Verstärkt wurde dieser Trend durch die laufende Pandemie, in der vermehrt in verschiedenen Lebensbereichen digitale Instrumente eingesetzt werden. Blickt man in die Zukunft, so ist damit zu rechnen, dass sich diese Entwicklung noch beschleunigen wird. Instant Payment Netzwerke werden die Bedrohungslage weiter verschärfen, da im Falle von unmittelbar ausgeführten Zahlungen keine Reaktionszeit zur Verhinderung von Betrugsversuchen mehr besteht. Aber auch Open Banking Lösungen, bei denen Banken mit Einverständnis der Kundschaft Drittparteien autorisieren, Zahlungen auszuführen, eröffnen neue Angriffsmöglichkeiten für Betrugsversuche. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Banken und ihre Kundschaft noch häufiger zur Zielscheibe von Betrugsversuchen werden.
Methoden der künstlichen Intelligenz im Kampf gegen Zahlungsbetrug
Für Betrugsversuche kann unterschieden werden, wer die gefälschte Zahlung auslöst. Betrügerische Zahlungen können entweder von einer autorisierten Partei oder von einer nicht autorisierten Partei veranlasst werden, siehe Abbildung 2. Im Falle von Betrugsversuchen durch autorisierte Benutzer werden Zahlungen in der Regel durch Kontoinhaber in Auftrag gegeben. Mittels verschiedener Tricks versuchen Betrüger, Vertrauen aufzubauen und auszunützen. Beispiele sind etwa der CEO-Fraud oder fingierte Anrufe eines Bank-Servicecenters. Aktuell stark verbreitet ist der Investitionsbetrug, bei dem der Boom der Kryptowährungen mit dem Versprechen auf hohe Gewinne ausgenutzt wird. Zu den Betrugsversuchen, die von einer unautorisierten Partei veranlasst werden, gehören etwa solche von internen oder externen Bankmitarbeitenden, die privilegierte Zugriffsrechte auf Banksysteme haben. Dazu zählen auch die zahlreichen Formen von Phishing mit der Absicht, die Zugangsdaten auf ein Bankkonto zu erhalten. Technisch deutlich fortgeschrittener sind Angriffe mittels Schadsoftware, die meistens mit Spam-Mails eingeschleust werden, oder der SIM-Karten-Swap, mit dem SMS als zweiter Faktor zur Authentifizierung des digitalen Zugriffs aufs Bankkonto ausgehebelt wird.
Für Betrugsversuche, bei denen autorisierte Benutzer instrumentalisiert werden, sind in aller Regel wenig ausgeklügelte technische Hilfsmittel im Einsatz. Betrügereien, bei denen unrechtmässig die Zugriffsrechte über ein Bankkonto erworben werden, verwenden teilweise sehr ausgereifte technische Verfahren der Computerkriminalität. Wer nun der Meinung ist, dass solche Hacking Tools nur versierten Kriminellen zur Verfügung stehen, täuscht sich. Mittels «Cybercrime as a Service» kann im Prinzip jeder und jede mit wenigen Mausklicks fortgeschrittene Hacking Tools erwerben und einsetzen.
Wenn es darum geht, Vermögenswerte zu schützen und Betrugsversuche zu bekämpfen, dann ist es nützlich, auf die Methoden der Informationssicherheit zurückzugreifen. Üblicherweise werden in der Informationssicherheit drei Methodensets eingesetzt, nämlich solche zur Verhinderung, solche zur Entdeckung und solche zur Bewältigung von Betrugsfällen. Die meisten Betrugsversuche nehmen ihren Anfang bei den Bankkundinnen oder Bankkunden[1], was die Möglichkeiten der präventiven Verhinderung aus Sicht der Bank einschränkt. Aus diesem Grund setzen die Banken den Schwerpunkt darauf, Betrugsversuche frühzeitig zu erkennen, um so gefälschte Zahlungen zu blockieren, bevor das Geld die Bank verlässt. Die meisten Banken vertrauen dafür auf regelbasierte Systeme. Dazu werden in Form von Regeln Bedingungen definiert bei deren Verletzung angenommen wird, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt. Das können beispielsweise unübliche Betragshöhen oder erstmalige Zahlungen an einen Empfänger sein. Aufgrund hoher false-positive Befunde haben verschiedene Banken die regelbasierten Systeme zu Scoring-Systemen erweitert. Dabei werden die Regeln gewichtet und zu einer Punktzahl zusammengefasst. Überschreitet diese eine Schwelle, dann wir die Zahlung blockiert. Solche Systeme der Betrugserkennung haben zwei Nachteile. Erstens haben sie in der Regel hohe false-positive-Raten. Zweitens erkennen sie nur vordefinierte Betrugsmuster und sind damit träge in der Anpassung an veränderte Verhaltensweisen der Bankkundschaft, aber auch der Betrüger. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, Abhilfe mit Verfahren der künstlichen Intelligenz zu schaffen. Schnell stellte sich heraus, dass der Ansatz, mit Machine Learning Muster von betrügerischen Zahlungen zu erkennen, aufgrund des Ungleichgewichts im Pool der Zahlungen zum Scheitern verurteilt ist. Gemessen an den betrügerischen Zahlungen gibt es um ein Vielfaches mehr korrekte Zahlungen. Aufgrund dieser Feststellung hat das Swiss FinTech NetGuardians einen alternativen Ansatz der Betrugserkennung mit Hilfe künstlicher Intelligenz entwickelt. NetGuardians wurde 2007 gegründet und ist das erste Start-Up, das aus dem Inkubator Y-Park des Kantons Waadt in Yverdon-les-Bains hervorgegangen ist. Der gewählte Ansatz besteht nicht darin, aus Zahlungsdaten Muster von Betrugsversuchen, sondern umgekehrt mittels Machine Learning Muster ungewöhnlicher Verhaltensweisen der Bankkundschaft herauszufiltern. Das Ergebnis sind Profile der Zahlungsparteien, mit denen Zahlungen abgeglichen und auf Anomalien gecheckt werden. Daraus resultiert für Zahlungen ein Risikowert, der mit einem Schwellwert verglichen wird und im Falle einer Verletzung wird die Zahlung blockiert. Blockierte Zahlungen werden manuell untersucht, ob es sich tatsächlich um einen Betrug handelt. Bei Bedarf wird aufgrund der manuellen Zahlungsprüfung das Profil der Zahlungsparteien angepasst, das heisst ein solches System der Betrugserkennung lernt und passt sich veränderten Verhaltensweisen an. Wie Untersuchungen von NetGuardians zeigen, kann mit einem derartigen Einsatz künstlicher Intelligenz der Anteil der fälschlicherweise blockierten Zahlungen um 85% und der Bearbeitungsaufwand um 75% reduziert werden. Der Einsatz künstlicher Intelligenz kann also Abklärungsaufwand und Trefferquote von Betrugsversuchen deutlich verbessern. Die Banken erreichen ein besseres Kundenerlebnis, weil weniger korrekte Zahlungen blockiert und die Kundschaft besser vor Betrügern geschützt ist. Eine weitere Optimierung kann durch bankübergreifende Zusammenarbeit erreicht werden. NetGuardians etwa beabsichtigt mit dem Fraud Intelligence Service Betrugsversuche ihrer Kunden zu sammeln und der Community zur Verfügung zu stellen. Damit lassen sich frühzeitig Trends erkennen und die Expertise erhöhen. Eine weitere Form der bankübergreifenden Zusammenarbeit, die NetGuardians als kollektive künstliche Intelligenz bezeichnet, besteht darin, unter Banken statistische Angaben zur Vertrauenswürdigkeit von Begünstigten-Konti auszutauschen. Wird mit einem Zahlungsauftrag ein Konto begünstigt, das der Bank unbekannt ist, so kann in der Beurteilung der Zahlung die Erfahrung einer anderen Bank, die das Begünstigten-Konto kennt, hilfreich sein.
Fazit
Es deutet alles darauf hin, dass Zahlungsbetrug weiter rasant zunehmen wird. Die gängigen regelbasierten Systeme der Banken werden je länger je mehr überfordert sein. Der Einsatz der künstlichen Intelligenz, wie er von NetGuardians entwickelt wurde, mit dem Fokus Anomalien im Zahlungsverhalten zu erkennen, hat viele Vorteile. Nicht nur wird die Zahl der fälschlicherweise als betrügerisch identifizierten Zahlungen reduziert, sondern der Mechanismus kann sich auch dynamisch an neue Verhaltensweisen der Bankkundschaft sowie der Betrüger anpassen. Ein solcher Lernprozess erfordert auch, dass Anomalien durch Menschen beurteilt werden und das Ergebnis ans System zurückgegeben wird. Für eine solche Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschine ist es wichtig, dass für die Benutzerinnen und Benutzer nachvollziehbar ist, weshalb der Computer eine Zahlung als Anomalie einstuft. Künstliche Intelligenz muss transparent und erklärbar sein. Vielversprechend ist des Weiteren auch die Idee der «kollektiven künstlichen Intelligenz», wie sie NetGuardians verfolgt. Der Informationsaustausch zwischen Banken bietet gerade in der Betrugserkennung Chancen. Allerdings sind vorgängig die Einschränkungen aufgrund des Datenschutzes sorgfältig zu analysieren. Die Idee von NetGuradians mit dem Fraud Intelligence Service, eine eigene Sammlung von Betrugsfällen aufzubauen, wird ebenfalls als interessant eingeschätzt. Der Chance des Ansatzes besteht in der zeitnahen sowie internationalen Berücksichtigung der neuesten Betrugsverfahren.
Mein Dank gilt den Interviewpartnern: Sandy Lavorel und Alexandre Badet, beide «Fraud Fighters» bei NetGuardians.
Möchten Sie das Thema mit uns vertiefen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf (felix.buschor@hslu.ch). Sind Sie an weiterführenden Ausführungen zum Thema Computerkriminalität interessiert? Dann melden Sie sich für das IFZ Bank-IT Forum «Cyber Security» vom 17. März an (IFZ Bank-IT Forum: Cybersecurity | Hochschule Luzern (hslu.ch)).
[1] In einigen Fällen ist auch die Bank direkt der Angriffspunkt. Dies ist beispielsweise im «Massive Payment Fraud» der Fall, bei dem mittels ATP (Advanced Persistent Threat) die Banksysteme angegriffen werden.
31. Januar 2022
Goldhandel im UBS Mobile Banking im Test
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Die UBS ermöglicht es ihren Kunden als erste Bank in der Schweiz, physisches Gold über die Mobile Banking App zu handeln. Die Kombination von physischem Gold und der digitalen Welt finde ich spannend. Insbesondere ist dieses Angebot interessant, weil auch fraktioniertes Gold («fractional Gold») gekauft und verkauft werden kann. Ich habe die Beta-Version von UBS Gold ausprobiert und mit dem Projektleitenden über das Projekt gesprochen.
UBS ist eine wichtige Marktteilnehmerin im Goldhandel und hat sich intensiv Gedanken dazu gemacht, wie sie das physische Gold in eine digitale Welt bringen können. Mit dem von der UBS initiierten Projekt UBS Gold soll der Goldhandel für Kundinnen und Kunden vereinfacht und die physische Komponente von Gold mit den neusten Technologien und dem digitalen Handel kombiniert werden. Der über die UBS Mobile Banking App gekaufte Goldanteil wird als physisches Gold in einem UBS-Tresor hinterlegt und die Kundinnen und Kunden werden – im Gegensatz zu vielen Gold ETF-Produkten – Miteigentümer am physischen Gold in einer Sammelverwahrung. Dazu hilft eine private Blockchain Lösung, wodurch die Lösung auch kosteneffizienter sein sollte als bisherige Lösungen.
Von der Idee zur Umsetzung
Eine Kundenumfrage von UBS hatte gezeigt, dass die Kundschaft Gold mit physischer Lagerung bei der Bank als interessant betrachtet. Die Umfrage hat auch ergeben, dass die Befragten den digitalen Kanal – und hier insbesondere die Mobile App – für den Kauf oder Verkauf von Gold bevorzugen. Schliesslich konnten sie durch die Umfrage die Erkenntnis gewinnen, dass auch Kunden ohne (bisherige) Goldinvestitionen Gold kaufen oder verkaufen würden, wenn man ihnen hierfür eine einfache Lösung präsentiert.
Im Anschluss an diese Resultate wurde – bisher unüblich in der UBS-Kultur – ein MVP («Minimum Viable Product») entwickelt. 50 Pilotkunden (UBS Mitarbeitende) haben das Produkt in einer ersten Phase ausprobiert und Gold über die App gekauft und verkauft. Aufgrund deren Feedback wurde das Produkt weiterentwickelt. In einer zweiten Phase hat die UBS den Kreis der Pilotkunden auf rund 150 Personen (auch UBS Kundinnen und Kunden) erweitert. Später wurde entschieden, dass die Lösung breit ausgerollt wird. Heute haben mit gewissen Ausnahmen alle UBS Schweiz Kundinnen und Kunden Zugang zur UBS Gold Beta-Version. Da die Kommunikation bislang nicht aktiv erfolgt ist und man als Kunde das Angebot etwas «suchen» muss, nutzen die Funktion im Moment erst etwas mehr als 2’000 Kundinnen und Kunden.
So funktioniert der Goldkauf
Ich habe die UBS Gold Beta-Version der App getestet und Gold gekauft. So ist das Vorgehen:
- Nach dem Login ins Mobile Banking habe ich mit etwas Suchaufwand im Bereich «Märkte und Handel» den Bereich «UBS Gold (Beta)» gefunden.
- Die Lösung ist sehr einfach gehalten. Man sieht die Entwicklung des Goldpreises (leider nur in einer Einjahres, Monats, oder Wochen-Frist) und kann auf den «Kauf/Verkauf-Knopf» drücken, um eine Transaktion auszulösen.
- Danach kann die gewünschte Goldmenge gekauft (oder verkauft) werden mit UBS als Gegenpartei. Interessant finde ich, dass man wählen kann, ob man eine gewisse Anzahl an Gramm Gold oder für einen gewissen Schweizer Franken Betrag Gold erwerben möchte. Die UBS ermöglicht dabei auch einen gewissen «Fraktionshandel» von Gold (also die Möglichkeit, weniger als das Standardminimum von einer Feinunze Gold zu handeln). Bis anhin müssen Kundinnen und Kunden jeweils die Anzahl Gramm oder Kilogramm angeben, die sie kaufen möchten. In der Realität haben aber vermutlich die meisten Kundinnen und Kunden einen gewissen Geldbetrag im Kopf, den sie in Gold investieren möchten. «Perfekt» ist die Lösung der UBS in Bezug auf den Fraktionshandel noch nicht – der Betrag wird oftmals doch noch etwas auf- oder abgerundet (siehe auch Abbildung 1; mein Wunsch war ein Volumen von CHF 3’000).
- Es lassen sich auch sehr kleine Mengen Gold handeln. Als Minimum kann man 0.1 Gramm ab etwa 5 Franken kaufen oder verkaufen. Damit ist klar, dass sich das Produkt auch für Retail Banking Kunden eignet. Aktuell darf man 2 Kilogramm Gold pro Transaktion erwerben (das maximale Eigentum an Gold entspricht 100 kg –in etwa einem Betrag von CHF 5’000’000).
- Die Transaktionsgebühr bewegt sich abhängig von der Transaktionsgrösse zwischen 0.9 Prozent (Gesamtbetrag höher als CHF 100’000) und 1.4 Prozent (Gesamtwert von weniger als CHF 25’000). Das Edelmetall wird dabei in einem UBS-Tresor verwahrt. Die Depotgebühr ist bis November 2022 kostenlos. Danach wird sie rund 0.35 Prozent pro Jahr betragen.

Ein Angebot wie UBS Gold ist gemäss meinem Kenntnisstand in der Schweiz sonst noch nicht verfügbar. Die britische Fintech-Firma Revolut führte 2020 zwar auch den Handel mit Gold (und Silber) ein (vgl. Abbildung 2). Im Gegensatz zu UBS hat man bei Revolut aber keinen physischen Zugang zum Edelmetall.
Was noch fehlt
Wie oben schon geschrieben, habe ich die App in einer frühen Beta-Phase getestet. Ich gehe davon aus, dass verschiedene Weiterentwicklungen geprüft werden, auch abhängig vom Kundenfeedback. Meine Zusammenfassung:
- In der derzeitigen Beta-Version kann das physische Gold nicht über die App bestellt werden, was aber ein interessantes Feature wäre.
- Als weitere Schwäche erachte ich, dass der Wert des Goldes derzeit nicht im Bereich der «Totalen Vermögenswerte» ersichtlich ist. Eine Gesamtübersicht über alle Vermögenswerte entspricht aber sicherlich einem Kundenbedürfnis (v.a. im Wealth Management).
- Des Weiteren sind in der Beta-Version keine Informationen zum Gewinn/Verlust auf der Goldposition ersichtlich. Eine solche Anzeige entspricht aber sicherlich einem Kundenwunsch.
- Interessanterweise wird UBS Gold nur für die Mobile Banking App angeboten. Es ist also nicht nur «Mobile First», sondern bleibt möglicherweise auch als eines der ersten Angebote der UBS «Mobile Only».
- Eine spannende Idee für die Zukunft wäre eine «Geschenks-Funktion» – also die Möglichkeit, Gold als Geschenk zu verschicken (physisch oder digital). Mit einer P2P Funktion könnte man eine einfache und schnelle Möglichkeit anbieten, Gold zu versenden, ohne dass ein Goldstück physisch bewegt werden muss.
- Vorerst ist das Angebot nur in der Schweiz verfügbar, ich nehme aber an, dass weitere Länder zum Zuge kommen bei entsprechender Nachfrage.
Und die Blockchain?
Es klingt auf den ersten Blick spannend. Für UBS Gold wird eine Blockchain eingesetzt. Auf den zweiten Blick muss man die Rolle der Blockchain aber etwas relativieren. Es wird zwar tatsächlich eine (private) Blockchain basierend auf Hyperledger BESU verwendet. Diese wird derzeit aber eigentlich als eine «normale» Datenbank benutzt, um Kundeninstruktionen UBS-intern entgegenzunehmen und zu verbuchen. Insofern handelt es sich bei UBS Gold nicht um einen eigentlichen Digital Asset. Aber es kann durch dieses Angebot das interne Know-how im Bereich der Blockchain-Technologie ausgebaut werden und es können auch interessante Funktionen wie «defractional ownership» getestet werden. Sie könnte auch als Basis dienen für einen Ausbau eines breiteren Gold Ökosystems, wo sich andere Banken zum Beispiel über eine API an die Blockchain anschliessen. Auch für die Einführung von Digital Assets Lösungen im eigentlichen Sinn könnte sie dienen. UBS rechnet auch damit, dass die Lösung über die Blockchain zumindest langfristig im Bereich der Administration etwas kostengünstiger ist als die herkömmlichen Lösungen.
Fazit
Ich halte UBS Gold für ein spannendes Projekt. Es macht die Anlageklasse «Gold» auf einfache Art und Weise und ab einem geringen Einsatzvolumen zugänglich. Vor allem die Kombination zwischen physischem Gold, der digitalen Welt in Form der Mobile Banking App und der Administration via Blockchain finde ich interessant. Bemerkenswert ist auch, dass das Projekt als «Mobile only»-Lösung aufgesetzt ist.
Das erste Kundenfeedback ist gemäss Aussagen von UBS positiv, auch wenn – wie oben aufgeführt – in der Beta-Version noch einige wünschenswerte Funktionalitäten fehlen. Der Ansatz, sich mit einem MVP kontinuierlich und gemeinsam mit den Kunden an die optimale Lösung heranzutasten, halte ich aber für begrüssenswert (und sollte generell langsam, aber sicher zum Standard-Vorgehen werden). Ich kann mir auch vorstellen, dass andere Banken bald ähnliche Lösungen für den Goldhandel anbieten werden.
PS. Das Thema werden wir weiter vertiefen im Rahmen der Konferenz „Innovationen im Banking“. Die Konferenz findet am Nachmittag des 12.5.22 statt.
Kommentare
4 Kommentare
Manuel Hollinger
31. Januar 2022
Danke für den Beitrag, sehr interessant. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Einsatz einer Blockchain nur dann einen betrieblich sinnvollen Effizienzgewinn bringt, wenn diese dezentral, bzw. öffentlich ist. Diese kann dennoch geschlossen sein, womit die Daten nicht öffentlich einsehbar sind - was bei einer Bank eine Voraussetzung sein dürfte. Die Wartung des Netzwerks findet bei einer öffentlichen Blockchain dezentral statt und die Bank kann sich auf die Implementierung der Blockchain konzentrieren. Zudem ist der Mehrwert nur begrenzt vorhanden, wenn es sich um rein interne Prozesse handelt. Sobald es um Prozesse geht, wo externe Parteien involviert sind und eine Blockchain quasi zwischengeschaltet wird, kann ein Mehrwert erreicht werden. Denn dann ersetzt die Blockchain die vertrauenswürdige zentrale Partei, den Intermediary, durch den Netzwerk-Consensus. Es würde mich deshalb interessieren, weshalb die UBS sich in diesem Fall für eine private Blockchain entschieden hat. Die Zukunft gehört den öffentlichen Blockchains, vor allem auch dank sich verbessernder Verschlüsselungs- und Datenschutztechniken. Beste Grüsse Manuel Hollinger
Marco P
31. Januar 2022
Einverstanden und nachvollziehbar: fractional ownership - tokens - mit voller Integrität kann man sicher durch eine Blockchain gut abbilden. Nicht nachvollziehbar - für mich - wo UBS mit einer Blockchain Lösung im administrativen Bereich Geld sparen will. V.a. weil der Betrieb eines Blockchain Netzwerks mit vielen Teilnehmern komplex daher aufwändig daher teuer ist. Ich nehme an, dass jeder Kunde ein Knoten im Blockchain Netzwerk darstellt. Damit kann man den Wertefluss tatsächlich relativ einfach auf der Blockchain abbilden. Allerdings kann das jedes Buchhaltungssystem genauso. Ich verstehe immer noch nicht, was nun der Punkt für die B-Chain sein soll. Vielleicht wenn man auf der Blockchain einen öffentlichen Sekundärmarkt zulassen würde - p2p trading, UBS kann die TRX-Gebühr ja einnehmen für den Betrieb der Lösung. Kommentar zum Post von @Manuel Hollinger Ich würde mal stark annehmen, dass UBS sich hier für eine permissioned Blockchain entschieden hat, weil kontrolliert werden soll (Gatekeeper) wer im Netzwerk teilnimmt und wer nicht. Mit Ihrem Hinweis, dass eine öffentliche Blockchain verbesserte Verschlüsselungs- oder Datenschutztechniken haben soll bin ich überhaupt nicht einverstanden: die Algorithmen, packages und Technologien sind genau die gleichen, völlig egal ob eine öffentliche Blockchain oder eine private gebaut wird.
Yves m
31. Januar 2022
Sehr spannender Artikel
Walter Grimm
31. Januar 2022
Lieber Andreas Super, gut in Worten zusammengefasst und kundgetan. Die Kunden der Bank wurden noch nicht adäquat damit informiert, die scheinen sich der Sache offenbar noch nicht ganz sicher zu sein. Dein Fazit und das Wünschenswerte ist gerechtfertigt. Mal schauen was diese Typen daraus noch machen...
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
24. Januar 2022
freeME im Test – das Geschäftsmodell der Glarner Kantonalbank im Bereich der Freizügigkeitslösungen
Gemäss der eidgenössischen Finanzkontrolle beläuft sich das Freizügigkeitsguthaben in der Schweiz auf gut 50 Milliarden Franken. Da der grösste Teil davon nicht an den Finanzmärkten investiert ist, nehmen sich Finanzinstitute zunehmend mit (digitalen) Investment-Lösungen diesem Thema an. freeME, die digitale Lösung der Glarner Kantonalbank, verfolgt ein interessantes Geschäftsmodell. Seit Sommer 2021 wird einerseits eine digitale B2C-Lösung angeboten. Andererseits wird freeME ab heute – in Form einer Art «Dating-Plattform» für unabhängige Beraterinnen und Berater – auch im B2B-Markt tätig sein.
Das Freizügigkeitsguthaben ist ein Teil der beruflichen Vorsorge (2. Säule). Wer seine Arbeitsstelle aus verschiedenen Gründen (z.B. Arbeitslosigkeit, Auszeit, Wegzug ins Ausland, Selbstständigkeit, Aufgabe der Erwerbstätigkeit,…) aufgibt und keine neue Stelle in Aussicht hat, muss die Pensionskassengelder (BVG) in eine Freizügigkeitslösung überweisen. In den meisten Fällen wird das Freizügigkeitsguthaben auf einem klassischen Freizügigkeitskonto deponiert. Die dort angebotenen Zinsen sind in der Regel 0% und gewisse Banken verlangen eine Gebühr für die Kontoführung (z.B. UBS: CHF 36 pro Jahr). Dadurch verlieren die Vorsorgegelder der entsprechenden Kundinnen und Kunden (auch unter Berücksichtigung der Inflation) an Wert. Vor diesem Hintergrund sind Angebote interessant, welche ermöglichen, das Vermögen aus dem Freizügigkeitskonto auf dem Kapitalmarkt zu investieren. Im heutigen Blog stelle ich die Online-Anlagelösung für Freizügigkeitsgelder freeME vor, ein gemeinsames Angebot der Glarner Kantonalbank und der Liberty Freizügigkeitsstiftung.
So funktioniert das Geschäftsmodell
Zu Beginn wird mittels eines elektronischen Fragebogens eine Evaluation des Kunden-Anlageprofils vorgenommen (Risikofähigkeit und Risikobereitschaft). Abhängig vom Anlageprofil wird eine Anlagestrategie vorgeschlagen, die durch den Kunden oder die Kundin aber noch übersteuert werden kann. Nach der Selektion von einer der fünf Anlagestrategien (mit unterschiedlichen Aktienanteilen) kann der Kunde und die Kundin jeweils zwischen drei verschiedenen Investitionsstrategien auswählen (Fokus auf Schweiz; breit diversifiziert über Länder, Anlageklassen und Währungen; breit diversifiziert inkl. zukunftsträchtiger Themen). Die höchste Aktienquote beträgt 85 Prozent, was ich persönlich im Freizügigkeitsbereich als (zu) hoch erachte (die Zugerberg Finanz geht beispielsweise bis maximal 60% Aktienanteil). freeME ist bei der Produktauswahl nicht an Emittenten von Finanzprodukten gebunden.
Während der Prozess sonst durchgehend digital ist, kommt es nach der Selektion der Strategie zu einem etwas unschönen Medienbruch, weil offenbar die Stiftungen oder Pensionskassen nur handschriftliche Unterschriften akzeptieren. Zur Saldierung des bisherigen Kontos muss der unterzeichnete Überweisungsauftrag der bisherigen Vorsorgeeinrichtung ausgedruckt und an die Liberty Vorsorge AG per Post verschickt werden. Nachdem der Auftrag angekommen ist, wird das Freizügigkeitsguthaben der bisherigen Vorsorgeeinrichtung auf das neue Freizügigkeitskonto bei der Liberty Freizügigkeitsstiftung überwiesen. Danach werden die Gelder gemäss der zuvor auf freeME gewählten Anlage- und Investitionsstrategie investiert. Für den Kunden und die Kundin besteht dabei jederzeit die Möglichkeit, die Entwicklung der Freizügigkeitslösung in einem Cockpit einzusehen (Performance, Kennzahlen, Zusammensetzung des Portfolios, Transaktionen usw.) und allfällige Anpassungen vorzunehmen (z.B. Änderung Anlage- und Investitionsstrategie; Saldierung resp. Übertrag in eine andere Stiftung oder Pensionskasse vornehmen).
Optisch sieht das Portal so aus:
Brand und Pricing
Wie schon beim hypomaten oder anderen Produkten der «Online-Familie» hat sich die Glarner Kantonalbank entschieden, auch für diese digitale Lösung einen eigenen Sub-Brand zu kreieren. Dies macht aus meiner Sicht durchaus Sinn, da praktisch nur (sofern vom Kunden gewünscht) unabhängige Finanzberater und Finanzberaterinnen diese Dienstleistung übernehmen. Damit das Vertrauen und der Bezug zu einer Kantonalbank aber hergestellt sind, wird das Logo wie beim hypomaten mit dem Zusatz «by Glarner Kantonalbank» ergänzt.
Die Kosten des Produkts sind moderat. Die Kontoführungsgebühr ist kostenlos. Auf dem investierten Kapital gibt es eine Gebühr von 0.55 Prozent, welche sich zusammensetzt aus der Stiftungsgebühr pro Jahr für die Administration der Freizügigkeitsgelder durch die Liberty Freizügigkeitsstiftung (0.25%) und der Vermögensverwaltungs- und Depotgebühr pro Jahr für die laufende Überwachung und Optimierung der Investitionsstrategien sowie für die Verwahrung der Anlagen durch die Glarner Kantonalbank (0.3%). Zu ergänzen sind Produktkosten, die sich abhängig von der gewählten Strategie unterscheiden und im Bereich von 0.2 bis 0.65 Prozent liegen. Der Zinssatz bei freeME, wenn man das Geld nicht am Kapitalmarkt anlegen möchte, beträgt 0.1 Prozent. Gemäss der Vergleichsplattform moneyland ist das derzeit der höchste Zins, den man in der Schweiz im Bereich der Freizügigkeit erhalten kann.
Interessanterweise wagt sich die Glarner Kantonbank mit freeMe bereits zum zweiten Mal in den Markt des digitalen Anlegens vor. Der Anfang 2015 lancierte Robo-Advisor investomat wurde aber im November 2019 wieder eingestellt. freeME profitierte gemäss Aussage von Dieter Nigg, Vertriebssteuerung bei der Glarner Kantonalbank, aber vom Knowhow und den Erfahrungen, die mit dem Investomat aufgebaut werden konnten. Derzeit ist die Lösung von freeMe für den Desktop und das Tablet optimiert. Die Optimierung für das Mobiltelefon folgt im Verlauf von 2022.
Interessante Funktionalität im B2B Geschäftsmodell: Plattform für unabhängige Finanzberaterinnen und -berater
Interessant am Modell finde ich, dass sich der Kunde ab heute während des Onboardings bei freeME und bei Bedarf auf einer Art «digitalen Partner-Plattform» auch für eine individuelle Beratung durch einen externen, unabhängigen Finanzberater seiner Wahl anmelden kann. Auf Wunsch der Kundschaft stellt freeME den Kontakt zwischen dem Kunden und dem entsprechenden Vorsorgeberater her. Der Kunde und die Kundin treffen die Beraterauswahl anhand von Bildern und Informationen der einzelnen Beratenden. Auswahlkriterien sind dabei Aspekte wie die geographische Nähe der Beratenden, die aufgeführten Spezialthemen (z.B. Scheidung, Auslandschweizer), die Sprachkompetenz oder das Foto. Für die Beratungs-Dienstleistung zahlt der Kunde und die Kundin zusätzlich zu den oben aufgeführten Gebühren einen vom Finanzberater und der Finanzberaterin definierten Betrag (in Form einer Einmalentschädigung oder auch als laufende Provision für die Bestandespflege pro Jahr; möglich sind auch Honorarberatungsmodelle).
Wichtig ist, dass der unabhängige Berater resp. die unabhängige Beraterin für die Vermittlung dieser qualifizierten Leads keine Gebühren an die Glarner Kantonalbank bezahlen muss. Vor diesem Hintergrund halte ich die Lösung auch für externe Finanzberater für attraktiv. Auf der anderen Seite hofft die Glarner Kantonalbank natürlich, dass die entsprechenden Finanzberaterinnen und Finanzberater im Gegenzug ihre bestehenden Kundinnen und Kunden auf die Plattform bringen, sofern diese im Bereich der Freizügigkeit nach einer Lösung suchen. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Thema der Freizügigkeitsguthaben für die einzelnen unabhängigen Finanzberater ein klares Nischenthema ist und sie in der Regel nur sehr geringe Volumina in diesem Bereich aufweisen.
Konkurrenten von freeME
Das Geschäftsmodell von freeME beinhaltet Elemente aus verschiedenen, bereits bestehenden Firmen, kombiniert diese aber auf eine neuartige Art und Weise. Einerseits ist freeME eine neue (Konkurrenz-)Plattform im B2B-Bereich (Plattformen für Finanzplaner) und muss sich in diesem Markt vor allem mit Firmen wie der Zugerberg Finanz oder der Bank zweiplus behaupten. Gerade die Zugerberg Finanz ist hier mit einem Volumen von rund CHF 600 Millionen im Freizügigkeitsmarkt einen Schritt voraus. Auf der anderen Seite sind die Konkurrenten im (digitalen) B2C Modell Anbieter wie Viac, finpension oder Descartes Vorsorge, die aber in der Regel eine rein digitale Lösung anbieten (ohne Beratungsleistung).
Bisherige Kunden – Fakten
57 Prozent der Kundschaft hat derzeit die Kontolösung gewählt (ohne Aktienanteil). Die übrigen 43 Prozent der Kundinnen und Kunden haben auch Aktien im Depot. Die Verteilung zwischen dem Level «ausgewogen» (Aktienanteil max. 40%), «dynamisch» (Aktienanteil max. 60%) und «Kapitalgewinn» (Aktienanteil max. 85%) ist dabei ziemlich ausgeglichen. Im Bereich «konservativ» (Aktienanteil max. 25%) finden sich hingegen etwas weniger Kundinnen und Kunden. Frauen legen tendenziell etwas risikoaverser an. Auf der anderen Seite sind Kundinnen und Kunden unter 40 Jahren etwas risikofreudiger. Insgesamt sind derzeit 53 Prozent der Kunden Männer und 47 Prozent der Kundschaft Frauen.
Die Altersverteilung der Kundinnen und Kunden ist in Abbildung 4 ersichtlich. 35 der Kundschaft ist jünger als 40 Jahre.
Fazit
Das Thema der Freizügigkeitsguthaben und entsprechender digitaler Investment-Plattformen ist aus meiner Sicht ein interessantes Nischenthema, weil der Markt immerhin rund 50 Milliarden Franken gross ist (dies entspricht 7% des gesamten Vorsorgevermögens in der beruflichen Vorsorge), das Kapital im Schnitt geschätzt fünf Jahre gebunden bleibt (gemäss Angaben von zwei Banken werden weniger als 20% der Gelder nach einem Jahr wieder saldiert) und der grösste Teil dieses Kapitals derzeit (noch) nicht an den Finanzmärkten investiert ist. Daher finde ich das Modell von freeME interessant. Zudem halte ich das «duale» Modell mit einem B2B und einem B2C Ansatz für spannend. Persönlich erwarte ich, dass der B2B Kanal für freeME eher wichtiger sein könnte, da einige Kunden sich zum Thema gerne noch beraten lassen und freeME im Bereich der Anlagen im B2C-Bereich nicht die Kostenführerschaft anstrebt. Das entsprechende «Matching-Problem» ist auf freeME gut umgesetzt, da der Kunde und die Kundin genau zu jenem Zeitpunkt auf der Plattform sind, zu welchem sie die entsprechende Leistung suchen.
Gleichzeitig scheint mir aber auch klar, dass der Business Case der Glarner Kantonalbank nicht mit dem Thema Freizügigkeit «enden» sollte. Ich erwarte, dass die Bank die Plattform weiter nutzt und später auch zu einem Säulen 3a-Angebot ausbaut. Vor allem wenn das «Onboarding» der unabhängigen Finanzberaterinnen und -berater erfolgreich sein sollte, wäre der entsprechende Ausbauschritt naheliegend (der «Investment-Teil existiert ja bereits).
Kommentare
2 Kommentare
Tinder im Banking: Eine Analyse der Matching-Plattform FinFinder.ch | IFZ Retail Banking Blog
28. März 2022
[…] und Finanzberatung hat es eine solche Vermittlungsplattform aber lange Zeit nicht gegeben. Wie ich kürzlich in einem Blog-Beitrag geschrieben habe, beinhaltet seit Ende Januar 2022 das Modell von freeME der Glarner Kantonalbank […]
Luzia Kopp
28. Januar 2022
Danke Andreas Dietrich für den interessanten Beitrag zur Anlage des Freizügigkeits-Kapitals. Habe mich eben gefragt beim Lesen des Kontoauszugs mit 0% Zins, wie ich mein FK besser investieren kann. Luzía Kopp
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
17. Januar 2022
Das Hypotheken-Börsenmodell von Credit Exchange – bisherige Entwicklungen und Ausblick
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Nach einem eher harzigen Start hat sich das Volumen von Credit Exchange (CredEx) in den vergangenen Monaten – vor allem auch dank der engeren Zusammenarbeit mit der Mobiliar – stark erhöht. In Zukunft möchte CredEx eine offene Börse (B2B) für das Hypothekargeschäft aufbauen und dadurch den Hypothekarmarkt fundamental transformieren und digitalisieren. Im heutigen Blog zeige ich auf, wie das bisherige Modell funktioniert, welche innovativen Elemente es beinhaltet und warum die bisherige Entwicklung lange Zeit unter den Erwartungen lag.
Die Firma Credit Exchange (CredEx) ging im Jahr 2019 live und gehört zu je 25 Prozent der Bank Avera, der Mobiliar, Swisscom und der Vaudoise Versicherungen. Das Aktionariat von CredEx ist aber grundsätzlich offen, eine Erweiterung mit strategischen Instituten zu berücksichtigen.
Geschäftsmodell
In Abbildung 1 ist das Geschäftsmodell von CredEx vereinfacht dargestellt. Zentral am Modell ist, dass der Vertrieb vom eigentlichen Risikoträger («Risk Carrier») getrennt wird. Damit ergeben sich für die einzelnen Teilnehmer im «Ökosystem» von CredEx verschiedene Vorteile.
Der Risikoträger, welcher die Hypotheken in seine Bücher nimmt, kann das Hypothekarportfolio in Einklang mit seiner Risikopolitik (und basierend auf seiner eigenen Tragbarkeits-Berechnung und auch seiner generellen Risikopolitik) gezielt erweitern und (nach Laufzeiten, Kreditnehmerqualität, Region, etc.) diversifizieren. Für regionale Banken könnte das Angebot insofern interessant sein, um das Portfolio regional zu diversifizieren. Zudem kann das Modell aus Sicht des ALM spannend sein. Durch die Übernahme des Kreditausfallrisikos verdient der Risikoträger eine gewisse Zinsmarge (ca. 70-90 bp p.a.) abzüglich der Kosten von ca. 20 Basispunkten (10 bp gehen an die Vertriebseinheit als Vertriebskommission, ca. 10 bp gehen durch die Übernahme des Servicing an CredEx). Die Kosten für das Servicing sind aus Sicht der Banken sicherlich ein zentraler Aspekt im Entscheid für oder gegen das Modell von CredEx. Möglicherweise sind die Prozesskosten von CredEx tatsächlich tiefer als diejenigen der einzelnen Bank. Da man bei den meisten Banken die Anzahl Mitarbeitenden im Bereich der Kreditabwicklung durch die einzelnen Hypotheken von CredEx aber nicht reduzieren kann, ist diese «Bezahlpflicht» für die meisten Banken nur mässig attraktiv. Hingegen ist aus Sicht des Risikoträgers positiv zu werten, dass man nur dann eine Gebühr bezahlt, wenn ein Vertragsabschluss zustande kommt.
Aus Sicht der Vertriebseinheit hilft das Geschäftsmodell von CredEx, dass man ohne «negativen» Auswirkungen auf die Bilanz den Vertrieb forcieren kann und das Risiko weitergeben kann (zu hoffen ist, dass dies nicht zu einem Moral Hazard Verhalten führt – dieses Risiko sollte aber mitigiert sein, indem der Risikoträger seine Risikopolitik anwenden kann). Zentral ist zudem, dass die Kundenschnittstelle erhalten bleibt und der Kunde einen guten Preis erhält. Als Vertriebskommission erhält die Vertriebseinheit ca. 10 Basispunkte pro Jahr. Eine Motivation von Banken kann es sein, Geschäfte zu vermitteln, die man nicht machen möchte, aber ein Kundenbedürfnis sind. Im Vordergrund stehen hier lange Laufzeiten, die ALM-mässig kaum in eine Bankbilanz passen.
Aus Kundensicht hat man die klassischen Vorteile eines Hypothekarvermittlers. Der Preis ist oftmals tiefer und die Suchkosten sind geringer, weil man nur mit einem Anbieter sprechen muss. Die verschiedenen Preise sind für die Kundinnen und Kunden durch die «Echtzeit-Auktion» jederzeit verfügbar und ein «Echtzeit-Abschluss» ist möglich. Nach der Börsenlogik gewinnt jeweils automatisch der Anbieter mit dem günstigsten Preis.
Die CredEx Lösung kann als White-Label Lösung bei Banken oder Versicherungen implementiert werden. Dadurch kann sich der Kundenberater oder die Kundenberaterin unabhängig vom Risikoappetit und von ALM-Restriktionen des Instituts auf die Beratung fokussieren und die Kundenschnittstelle und auch die vertragliche Beziehung mit dem Kunden und der Kundin bleibt bei der Vertriebseinheit.
Derzeit beschränkt sich CredEx auf das selbstbewohnte Wohneigentum.
Viele Konkurrenten – vielfältige Geschäftsmodelle
Es gibt in der Zwischenzeit verschiedene Modelle im Hypothekarmarkt und die Unterscheidungen zwischen den einzelnen Marktteilnehmenden sind nicht mehr einfach. Am ehesten kann man das «Orchestrator»-Modell von CredEx mit dem Modell von key4 von UBS, dem Startup Hypoauktion oder mit dem Ansatz des Hypothekenzentrums des VZ vergleichen. Auch key4 hat ein digitalisiertes Modell, übernimmt das Servicing (zentrale Abwicklung) und bietet die Vermittlung verschiedener Kreditgeber an. Auf der anderen Seite ist CredEx aber ein reines B2B Modell und keine eigentliche B2C-Vergleichsplattform. Als zweites bietet CredEx eine White Label Hypothekarplattform für den Vertrieb an und ist dadurch in Bezug auf die Vertragsgestaltung offener als key4 (der Vertrag bei key4 wird stets mit UBS abgeschlossen).
Das Hypothekenzentrum VZ hat in Bezug auf die «Börse» ein ähnliches Modell wie CredEx. Der einzige Vertriebspartner im System ist beim VZ aber das VZ selber.
So lief es bis anhin – Fakten
Volumen:
Seit der Lancierung wurde über CredEx ein Volumen in der Höhe von CHF 2.0 Milliarden abgewickelt. Dabei hat vor allem das Volumen der Mobiliar – die Verwaltung des Hypothekenbestand der Mobiliar von insgesamt rund CHF 1.4 Milliarden wurde kürzlich an den Abwicklungspartner des CredEx-Ökosystems, der Glarner Kantonalbank übertragen –massgeblich zum Wachstum beigetragen. Vor allem seit März 2021 ist CredEx stark gewachsen. Derzeit werden über CredEx monatlich rund 30-40 Mio. CHF abgeschlossen, was etwa dem Volumen einer kleinen Kantonalbank entspricht.
Risikoträger:
Als Risikoträger respektive Kapitalgeber fungieren derzeit die Suva, PAX, Mobiliar, verschiedene Pensionskassen, die Vaudoise Versicherungen, die Sicpa Gruppe und – in nur sehr geringem Ausmass – die Glarner Kantonalbank. Banken konnten sich bislang weder als Vertriebspartner noch als Risikoträger für das Modell von CredEx begeistern, auch wenn auf der Homepage auch verschiedene Banken aufgeführt sind, die mit der Credit Exchange zusammenarbeiten (vgl. Abbildung 2). Gerade im Bereich des Vertriebs wären Banken aber wichtig für CredEx. Hauptgrund aus Bankensicht gegen das Modell scheinen die Kosten für das Servicing zu sein («Wir können und machen das selber und möchten keine weiteren Zusatzkosten») und die teilweise tiefen Margen. Des Weiteren haben derzeit 80 Prozent des über CredEx abgewickelten Volumens eine Laufzeit von 10 oder mehr Jahren. In diesem Bereich haben Versicherungen preisliche Vorteile gegenüber Banken.
Sekundärmarkt
Interessant finde ich den geplanten Sekundärmarkt für Hypothekarkredite. Während wir Sekundärmärkte vor allem im Bereich der Konsumkredite von einzelnen Crowdfunding-Plattformen bereits kennen, wäre ein solcher Sekundärmarkt für Hypotheken eine interessante Innovation auf dem hiesigen Finanzplatz. Vor allem die unterschiedlichen Bedürfnisse von Versicherungen und Banken hinsichtlich der Laufzeiten sprechen für den Aufbau eines Sekundärmarktes. Während nämlich für Versicherungen in der Regel Hypotheken mit kurzen Laufzeiten wenig attraktiv sind, suchen gewisse Banken derzeit oftmals kürzere Laufzeiten. Auf einer «Börse» könnten Versicherungsunternehmen die in wenigen Jahren auslaufenden Hypotheken an eine Bank verkaufen. Dadurch würde auch die illiquide Anlageklasse «Hypotheken» handelbar.
Im ersten Halbjahr 2022 soll eine erste solche Transaktion durchgeführt werden. Da die CredEx über keine entsprechende FINMA-Lizenz verfügt, kann sie derzeit keine zentrale Rolle in der eigentlichen Übertragung übernehmen.
Fazit
Das Modell von CredEx hat viele interessante Aspekte (vor allem das Börsenmodell und der geplante Sekundärmarkt finde ich spannend), ist aber nicht ganz einfach zu verstehen und noch immer nur mässig bekannt im Markt.
Für Pensionskassen und Versicherungen (vor allem ohne eigene Abwicklungseinheiten) ist das Angebot attraktiv. Auf der anderen Seite zögern Banken, sich dem CredEx-Ökosystem anzuschliessen. Das ist aus Sicht von CredEx problematisch, denn Banken sind zentral für die Skalierung des Modells. Das Funktionieren des CredEx setzt voraus, dass Angebot und Nachfrage einigermassen im Gleichgewicht sind. Die grösste Vertriebskraft haben immer noch die Banken und solange die Banken nicht mitmachen wird ein markanter Überhang an Kapital, das Anlagemöglichkeiten sucht, bestehen. Aus Bankensicht scheint aber vor allem der Servicing-Bereich nicht attraktiv zu sein. Banken werden in der (zumindest) nahen Zukunft weiterhin Hypotheken (auch) selbst abwickeln, wodurch sie mit den Abwicklungsleistungen über CredEx keine wirklichen Einsparungen erzielen können, dafür aber rund 10 Basispunkte bezahlen müssen (die Anzahl der Mitarbeitenden im Bereich der Abwicklungen können durch eine Zusammenarbeit mit CredEx vermutlich nicht reduziert werden). Entsprechend arbeitet CredEx hier an neuen Lösungen.
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12. Januar 2022
Andere Retail Banking Institute,
Banken beim Kundendatenmanagement erst am Anfang
Von Prof. Dr. Nils Hafner
Daten sind in vielen Branchen zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren geworden. Je höher die Quantität und die Qualität der Kundenstammdaten eines Unternehmens sind, desto gezielter kann es seine Produkte entwickeln und das Marketing personalisieren. In immer mehr Branchen gilt, wer mehr Daten hat, hat einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Doch gilt dieser Sachverhalt auch für Banken? Und wenn ja, wie weit sind die grössten Banken der Schweiz, Deutschlands und Österreichs bereits, wenn es um das Thema Kundenstammdatensammlung und -management geht?
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) wollte das herausfinden und hat dazu, zusammen mit BSI (Business Systems Integration AG), Dun&Bradstreet sowie Finnova und msg GillardonBSM, von Mai 2021 bis September 2021 eine grosse Studie in der Schweiz, Deutschland und Österreich durchgeführt. Befragt wurden die grössten 70 Banken des DACH-Raums.
Ziel dieser Untersuchung war es zu analysieren, wie gut Banken auf die kommenden Herausforderungen im Kundenmanagement und den anstehenden Technologiesprung vorbereitet sind. Dabei sollten der Zusammenhang zwischen der Datenhaltung und den daraus resultierenden Möglichkeiten, den Geschäftserfolg von Banken nachhaltig und automatisiert zu steigern, analysiert werden. Andererseits sollten die Herausforderungen und Chancen für die Banken, die sich durch qualitativ und quantitativ exzellente Datenhaltung ergeben, eruiert werden.
Die Studie hat gezeigt, dass Datenquantitäts- und -qualitätsmanagement ein hochgradig relevantes Thema ist. Gleichzeitig geben viele Banken an, dass sie sich zu diesem Thema nicht äussern, da sie dadurch zu viel über ihre Geschäftstätigkeit preisgeben würden. Betrachtet man die Grösse der teilnehmenden Banken, so stellt man fest, dass einerseits kleine Banken, andererseits sehr grosse Banken dedizierte Teams für das Kundenstammdatenmanagement unterhalten. Dies kann daran liegen, dass gerade mittelgrosse Institute noch nicht die Notwendigkeit für eine konsequente datengestützte Bewirtschaftung des Kundenstamms als Erfolgsfaktor sehen. Gleiches gilt für eine Verankerung des Stammdatenmanagements in der Unternehmensstrategie, wie die Abbildung unten zeigt.
«Da der spezifische Nutzen einer hohen Datenquantität und -qualität sich durch erhöhtes Cross- und Up-Selling und damit durch eine höhere Produktdurchdringung erst mit der Zeit zeigt, gehen wir davon aus, dass Banken in der DACH-Region gerade erst damit beginnen, grundlegende Zusammenhänge zwischen Wissen (in Form von Daten) und Können (in Form erfolgreicher Kampagnen) zu verstehen.» so Studienleiter Prof. Dr. Nils Hafner vom IFZ.
Interessant dabei ist, dass Banken nur zu einem Teil bemerken, wenn sich bei Ihrer Kundschaft etwas ändert. So geben etwa ein Viertel der Befragten Unternehmen an, dass es auch nicht geplant sei, Veränderungen im Leben der Kunden systematisch zu erkennen und besipielsweise als Lead an die Berater auszuspielen.
Geht es darum, konkrete Empfehlungen für Bankinstitute aus der vorliegenden Studie abzuleiten, so orientieren sich diese nicht zwingend an den Entwicklungen innerhalb der Branche. Gerade im Kontext der Teilhabe und Gestaltung von Ökosystemen sind Banken häufig nicht in der Position des Orchestrators eines solchen Ökosystems. Diese werden häufig von kundennäheren Branchen wie dem Einzelhandel geprägt. Um hier dem Netzwerk-Orchestrator auf Augenhöhe begegnen zu können, sollten Banken dringend das Wissen um die Erhebung, Ablage und Analyse der wichtigsten Kundendatenkategorien erhöhen. Das bedeutet im Einzelnen:
- Banken sollten sich Gedanken über die strategische Bedeutung von Kundenwissen und damit über Erhebung, Ablage und Analyse von Kundenstammdaten für ihr eigenes Geschäftsmodell machen. Das beinhaltet eine Analyse des Ist-Zustandes, also ein Customer Data Quality Assessment, und eine Ableitung von Massnahmen, um die Quantität zu steigern und die Qualität der Daten auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Dabei essentiell ist die Formulierung strategischer Prinzipien zur Datenhaltung wie dem Anspruch an eine vollständige 360°-Kundensicht, dem Prinzip der fehlerfreien Erfassung «First Time Right», der Etablierung eines «Single Source of Truth» oder des «Golden Records» und der Idee von «Zero Maintenance» durch einen hohen Automatisierungsgrad beim Qualitätsmanagement des Kundenstammdatenbestandes.
- Gerade im Kontext des ersten Prinzips einer vollständigen 360°-Kundensicht ist es wichtig, althergebrachte Prioritäten in der Touchpoint- und Kanalbetrachtung der Finanzinstitute zu verlassen. Die Studie zeigt hier deutlich auf, dass Banken immer noch den «physischen Kunden» über Telefon und Filiale und den «Online-Kunden im Netz» unterscheiden. Eine ganzheitliche Kundensicht kann aber nur dann hergestellt werden, wenn die «klassisch-physische» Beobachtung des Kundenverhaltens mit dem «digitalen» Klickverhalten des Kunden bei E-Mail-Kampagnen oder im Netz ergänzt wird. Nur so kann die Interessen der Kundschaft ganzheitlich analysiert werden.
- Gesamthaft müssen Finanzinstitute im Verständnis des Lebens ihrer Kunden schneller und besser werden. Gerade im Vergleich zur Assekuranz oder dem Retail-Handel sind sie häufig nicht in der Lage, Veränderungen im Leben ihrer Kunden in Echtzeit und vollautomatisiert festzustellen und darauf zu reagieren. So sind sie auch mittelfristig nicht fähig, Kundenpotentiale für Cross- und Up-Selling zu analysieren und zu heben. Sollte dies aber den erwähnten anderen Branchen gelingen, werden diese den klassischen Banken einiges an Geschäftsvolumen abnehmen.
Schlussendlich kann festgestellt werden, dass Banken noch auf einem erstaunlich tiefen Reifegrad im Kundendatenmanagement verharren und sich entsprechend dringend entwickeln sollten, wollen sie im Wettbewerb in einer zunehmend digitalisierten Welt erfolgreich sein. Hinweise dazu, wie dies gelingen kann, gibt diese Studie, die es hier zum Download gibt, zuhauf.
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10. Januar 2022
Andere Retail Banking Institute,
Die Smartphone Bank Yuh im Test
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Im Mai 2021 ist die Smartphone Bank Yuh, ein Joint Venture von Swissquote und PostFinance, in den Markt getreten. Nach einem halben Jahr – per Anfang 2022 – verfügt die App bereits über 42’000 aktive Nutzer und Nutzerinnen. Im heutigen Blog erläutere ich, warum die App erfolgreich ist, welche Aspekte aus meiner Sicht Yuh von anderen Angeboten differenziert und wie ich die weitere Entwicklung einschätze.
Yuh ist ein unabhängiges Joint Venture, welches zu je 50 Prozent Swissquote und PostFinance gehört. Der Verwaltungsrat besteht aus den beiden CEO, Hansruedi Köng (PostFinance) und Marc Bürki (Swissquote). Für Yuh arbeiten einerseits neun bei Yuh angestellte Mitarbeitende, welche vor allem im Bereich des Produktmanagements sowie im Marketing und Sales angesiedelt sind. Dazu arbeitet für die App ein eigenes Entwicklungsteam von rund 11-16 Mitarbeitenden auf Seite Swissquote. Schliesslich sind rund zehn Mitarbeitende im Kundendienst für Yuh beschäftigt (ebenfalls mit einem Swissquote-Vertrag). Der Kunde und die Kundin können von Montag bis Freitag zwischen 8:00 und 22:00 Uhr den Kundendienst anrufen. Das Angebot bezeichnet sich als 3-in-1: Neben dem Bereich Zahlen gibt es auch Angebote im Bereich Sparen und Investieren. Mit Ausnahme von Finanzierungen und der Vorsorge deckt die App somit die wesentlichen Leistungsbereiche einer Banken-Lösung ab.
So sieht das Angebot aus
Im Bereich Zahlen steht den Kunden ein Multiwährungskonto-Angebot mit 13 Währungen zur Verfügung. Auch die Mastercard Debitkarte ist entsprechend Multiwährung-kompatibel. Beträge werden – sofern Geld in dieser Währung auf dem Konto liegt – bei einem Kauf im Ausland automatisch mit der entsprechenden Landeswährung verrechnet.
Im Bereich Sparen können unter anderem verschiedene Sparziele angelegt werden. Als Nutzer kann beispielsweise gewählt werden, ob das Sparen «automatisch» erfolgen soll (regelmässig wiederkehrende Überweisungen für das Projekt) oder ob für das Ziel «manuell» Geld in den Spartopf einbezahlt werden soll. Ein Problem mit Negativzinsen durch das Kunden-Sparvermögen hat Yuh bislang nicht. Die Regelung ist aber, dass für Kundinnen und Kunden ab einem Cash-Betrag von CHF 100’000 ein Negativzins von -0.75 Prozent fällig wird.
Im Bereich Investieren kann aus 220 ausgewählten Aktientiteln, 24 Kryptowährungen, 25 Trendthemen (Globales Recyling, Online Spiele, Grüner Wasserstoff, eMobility, …), 25 ETF und 2 Anlage-Portfolios (von Yuh definiert) ausgewählt werden. Die entsprechenden Finanzinstrumente können dabei übersichtlich nach Anlagetypen, Märkten, Sektoren und Nachhaltigkeits-Rating gefiltert werden.
Gebühren
Wie in unserer gemeinsam mit ti&m erstellten Studie eruiert, ist der tiefere Preis von Neobanken für die meisten Befragten ein zentrales Argument für die Nutzung. Geringere Kosten stellen einen Anreiz dar, um die Bank zu wechseln. Entsprechend lohnt es sich, auch bei Yuh die Gebühren genauer zu studieren.
Aus meiner Sicht sind die Gebühren (per 4.1.2022) im Bereich Zahlen und Sparen «fair» respektive bewegen sich in einem marktüblichen Rahmen für Smartphone Banken. Konkret haben Kunden keine Kontoführungsgebühren, keine Transaktionsgebühren beim Bezahlen mit der Debitkarte in 13 Währungen und erhalten zudem die Karte kostenlos. Des Weiteren steht den Kundinnen und Kunden ein kostenloser Bargeldbezug pro Kalenderwoche zu und anschliessend bezahlen sie CHF 1.90 für jeden weiteren Bezug. Der Währungswechsel kostet 0.95 Prozent.
Besonders interessant, da es aus meiner Sicht ein Differenzierungsfaktor zu bestehenden Lösungen darstellt, ist für mich das Pricing von Yuh im Bereich «Investieren». Aus Kundensicht speziell auffallend ist, dass keine Depotgebühren für die Verwaltung der Anlageprodukte anfallen. Dies ist aus meiner Sicht ein sehr attraktives Angebot. Die Transaktionsgebühren für das Trading mit Aktien oder ETF liegen bei 0.5 Prozent. Dies ist für kleinere Beträge sehr günstig (der Kauf einer Aktie in der Höhe von CHF 500 kostet nur CHF 2.50), für grössere Transaktionsvolumina hingegen eher teuer (im Transaktionsbereich hat die Flowbank noch etwas tiefere Gebühren vor allem für grössere Volumina). Für den Handel mit Kryptowährungen fällt eine Gebühr von 1 Prozent an.
Differenzierungsmerkmale von Yuh
Es fällt zunehmend schwer, sich als Neobank mit einem spannenden USP zu differenzieren. Beim Angebot von Yuh sehe ich aber derzeit verschiedene Merkmale, die vor allem in Kombination differenzierend sind.
3-in-1
Zahlen, Sparen und Investieren existieren bei Yuh alle gemeinsam in einer App. Vor allem der Investment-Bereich ist gegenüber anderen Smartphone-Banken aus meiner Sicht ein grosser Vorteil. Die Credit Suisse hat mit CSX zwar ein noch etwas breiteres Angebot (inkl. Finanzierungsmöglichkeiten), im Bereich der Anlagen ist das UX und vor allem das Pricing bei CSX aber (noch) nicht im Bereich von klassischen Neobanken anzusiedeln. Spannend ist auch der Ansatz von Yuh, dass sie die einzelnen Angebote stärker in die App integrieren, als dies andere Marktteilnehmende machen. Ihr klares Ziel ist es, die Kundenschnittstelle nicht an Drittpartner weiterzugeben (vor diesem Hintergrund würde auch die PostFinance Hypothekarvermittlungslösung valuu derzeit wohl nicht ins Angebot von Yuh passen).
Kryptos
Kryptowährungen kann man derzeit nur bei sehr wenigen Schweizer Banken handeln – und Investitionen in einzelne Kryptowährungen bei Smartphone Banken zu tätigen, ist meines Wissens neben Yuh hierzulande sonst nur bei Revolut möglich. Daher ist dies aus meiner Sicht ein Differenzierungsmerkmal gegenüber den meisten anderen Anbietern.
Fraktionshandel von Aktien
Der am 11.11. lancierte Fraktionshandel mit Aktien halte ich für eine sehr spannende Neuerung. Es ermöglicht tatsächlich eine Art «Demokratisierung der Investitionen». Lindt&Sprüngli Aktien (Wert einer Aktie am 3.1: CHF 121’900) kann man beispielsweise dank der Möglichkeit des Fraktionshandels bei Yuh nun auch ab einem Betrag von CHF 25 (teil)erwerben. Yuh übernimmt dabei die Rolle des Käufers und ist eine Art Treuhänder des Kunden (der Kunde resp. die Kundin hat beim Erwerb von «Teilaktien» kein Stimmrecht und wird nicht ins Aktienregister eingetragen). Der Prozess ist sehr einfach ausgestaltet, wie mein unten abgebildeter Kauf von 0.0005 Aktien von Lindt und Sprüngli zeigt (siehe Abbildung 1).
Der Fraktionshandel bietet für Yuh vor allem auch interessante Möglichkeiten, Spar- respektive Investitionspläne für die Kundinnen und Kunden zu entwickeln (z.B. monatlich CHF 25 in Apple und Google investieren).
Gemäss Angaben von Markus Schwab, CEO von Yuh, liegt das durchschnittliche Investment im Fraktionshandel bei knapp CHF 300 pro Trade (bei „normalen“ Käufen in Einheiten liegt dieser Betrag bei CHF 440). Seit der Einführung des Fraktionshandels sind 50 Prozent der Trades in Fraktionen und 50% in „Einheiten“ erfolgt. Nicht überraschend wurden mit der Einführung des Fraktionshandels am meisten Lindt&Sprüngli Aktien getraded.
Auch die Zugerberg Finanz nutzt den Fraktionshandel schon länger – allerdings als nicht als «Execution only» Bereich. Zudem bietet hierzulande die Neobank Flowbank den Fraktionshandel an – derzeit aber nur für 10 amerikanische Titel.
Swissqoin
Schliesslich bietet Yuh basierend auf der Ethereum-Blockchain mit Swissqoin eine eigene Kryptowährung an, die als Anreiz-Programm zu verstehen ist. Der Wert des Krypto-Tokens steigt praktisch per Definition, da ein Teil der Einnahmen von Yuh in den Swissqoin zurückfliessen (der reinvestierte Betrag beträgt derzeit CHF 0.50 pro Monat und aktiver Kundenbeziehung; bei den derzeit rund 42’000 aktiven Kundenbeziehungen fliessen im Moment also 21’000 CHF «zurück» in Swissqoin). Bei der Eröffnung, bei der Weiterempfehlung an Freunde oder für Aktionen wie dem Erwerb einer Aktie oder der Nutzung der Debitkarte bekommen die Nutzerinnen und Nutzer von Yuh Swissqoins gutgeschrieben. Die Swissqoins (aktueller Wert: 1 SWQ = 0.01023329 CHF) können gegen Bargeld eingetauscht, an Freunde verschenkt oder auch behalten werden mit der «Gewissheit», dass der Wert des Swissqoins steigt. Mit dem Swissqoin hält man aber keine direkte Beteiligung an Yuh. Gemäss Aussage von Markus Schwab gibt es derzeit eine Community, bei der dieses Modell sehr gut funktioniert. Auch die Aufmerksamkeit auf Blogs und auf Social Media in Bezug auf diesen Token ist bislang ziemlich gross, was für Yuh vor allem in Bezug auf die Weiterempfehlung und Neukundinnen und Neukunden relevant ist. Auch die Belohnung für die Weiterempfehlung funktioniert offenbar bislang sehr gut. Die direkte Belohnung mit Swissqoins (und einem konkreten CHF-Betrag) ist für eine gewisse Kundschaft offenbar attraktiv. Zukünftig soll eine Auktionsplattform den Kauf und Verkauf der Coins vereinfacht ermöglichen. Den Coin wird man aber auch in Zukunft nur als Mitglied der Yuh-Community kaufen können.
Das Konzept halte ich für spannend und auch innovativ – aus meiner Sicht ist es für den Durchschnittskunden im Moment aber wohl noch zu wenig verständlich.
Was noch fehlt
Natürlich fehlen aus meiner Sicht in der aktuellen Version der App noch einige sinnvolle Funktionalitäten. So ist es derzeit nicht möglich Daueraufträge zu hinterlegen oder in ein eBill-Portal zu wechseln (oder noch besser: eBill in der App direkt zu integrieren). Des Weiteren fehlen die mobilen Bezahlmethoden von Apple Pay oder Google Pay derzeit noch. Insofern ist aus meiner Sicht der «Zahlen»-Bereich noch nicht ganz «State of the art». Gemäss Schwab sollen diese Funktionen in den nächsten Monaten aber ergänzt werden (siehe auch die offizielle «Roadmap»).
Der Bereich Sparen ist schon gut ausgebaut. Persönlich fände ich aber die Möglichkeit von Rundungssparen gerade für das Zielpublikum von Yuh interessant (mit Rundungssparen meine ich: beim Einkauf mit der «Yuh-Karte» wird der Einkaufsbetrag um einen Sparbetrag aufgerundet. Dieser Betrag wird dann vom Privatkonto auf einen Spartopf übertragen).
Meines Erachtens ist die Preisgestaltung und auch die UX im Bereich des Investierens sehr gut gelungen. Auf der anderen Seite fehlen noch Möglichkeiten von zum Beispiel Stop Loss-Aufträgen. Fraglich ist auch, ob man die «Hardcore»-Trader mit dem limitierten Angebot locken kann (Yuh hat das Anlageuniversum aber erst kürzlich verdoppelt – insofern kann hier auch noch mehr kommen). Aus meiner Sicht sind diese Kunden bei Swissquote besser bedient. Die Vorauswahl ist aber gut umgesetzt und für viele «Durchschnitts-Investoren» wird das Angebot oder sogar die Reduktion der Möglichkeiten möglicherweise sogar positiv aufgenommen, weil es die Komplexität reduziert. In Bezug auf die Kryptowährungen fehlt derzeit noch die Möglichkeit, dass diese auf externe Wallets übertragen werden können.
Kunden
Yuh verzeichnet nach nur wenigen Monaten bereits 42’000 aktive Kundinnen und Kunden. Die bisherige Kundenstruktur ist dabei sehr «typisch» für Smartphone-Banken-Nutzende. Die Altersspanne der Kundschaft variiert zwar zwischen 18 und 89 Jahre. Der grösste Teil der Kundinnen und Kunden sind aber zwischen 27 und 40 Jahre alt und leben in urbanen Gebieten. Zudem sind auch bei Yuh derzeit noch überproportional viele Männer Kunden. Rund 75 Prozent der Yuhser sind Männer.
Erstaunlich hohe 62 Prozent der Kunden haben sich ein oder mehr Sparziele gesetzt. Aktuell rufen 35-40 Prozent der Kunden die App täglich auf, was eine überdurchschnittlich hohe Zahl ist. Zudem haben 50 Prozent der Kundinnen und Kunden ein oder mehr Investments gemacht.
Fazit und Ausblick
Als PostFinance (mit Swissquote) – spät – auch noch in den Smartphone Markt eingestiegen ist, war ich zuerst etwas skeptisch. Niemand hat auf eine weitere Smartphone Bank gewartet, der Retail Banken Markt ist generell hart umkämpft und auch Smartphone Banken gibt es in der Schweiz eigentlich schon genug (oder zu viel?). Eine genauere Betrachtung des Angebots hat meine Meinung aber geändert. Ich halte Yuh für ein sehr gutes Angebot mit verschiedenen auch differenzierenden Eigenschaften (Handel mit Kryptowährungen, Fraktionshandel Aktien, Swissqoins, …). Natürlich gibt es noch einzelne Funktionalitäten, die derzeit noch nicht zum Angebot gehören, die man jedoch erwarten würde. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis Yuh auch die aktuell fehlenden Funktionalitäten – beispielsweise im Bereich Zahlen, möglicherweise aber auch im Bereich der Säule 3a – ergänzen wird.
Derzeit werden (reine) Smartphone Banken erst von weniger als einem Prozent der Schweizerinnen und Schweizern als Hauptbank benutzt. Mit zunehmendem Ausbau der Dienstleistungen wird diese Zahl in den nächsten Jahren meines Erachtens aber stark zunehmen. Auch der rasante Zuwachs bei Yuh zeigt, dass das Kundeninteresse für solche Lösungen grundsätzlich hoch ist. Entsprechend steigt mit dem Angebot von Yuh der Druck weiter, dass die etablierten Schweizer Retail Banken im Alltags-Banking die beiden Themen «Pricing» und «UX» weiter stärken.
Kommentare
8 Kommentare
Raimund
10. Juli 2023
Bin zufrieden mit yuh. Aber das Angebot an Aktien ist sehr begrenzt. Leider sind diverse interessante Unternehmen und Bereiche untervertreten, was mich erstaunt, da der kryptobereich gut vertreten ist. Bin wahrscheinlich nicht die angepeilte Zielgruppe und daher noch auf andere neos angewiesen. Hoffe aber, dass yuh das angebot noch stark erweitert.
Agit Wolfgang
6. März 2023
Sehr sehr negative Erfahrung mit dieser Bank gemacht! Wir haben es nicht nötig auf Anfragen korrekt zu antworten. Bei Überweisungen oder Gutschriften oder Abhebungen keine aktuelle Synchronisation vorhanden. Da ich geschäftlich mehrere Bankkonten besitze muss ich sagen dieser Versuch mit dieser Bank ist fehlgeschlagen und ich kann jedem nur abraten ein Konto bei dieser Bank zu eröffnen.
Dara rams
6. März 2023
Aktualisieren des Guthaben ist wirklich schlecht man muss dauernd auf sparen gehen. Dort findet sich dann das aktuelle Guth
Simon Vogel
6. März 2023
Es ist ja eben keine Bank?
Marcel Pflug
30. Juni 2022
Vielen Dank für den ausführlichen, sachlichen und informativen Artikel. Wer noch unschlüssig ist, findet in meinem persönlichen Erfahrungsbericht noch weitere Infos zur "Yuh" Hosentaschenbank -> https://www.linkedin.com/pulse/yuh-swiss-smartphone-bank-personal-test-report-pflug-mba/
Ursin Brunner
3. Februar 2022
Gut strukturierter und umfassender Artikel, merci! Yuh scheint mir interessant, speziell der Investment-Part. Sobald da ein grösseres Angebot an Titel angeboten wird (Swissquote verfügt ja über einen Zugang zu diesen) sehe ich das als sehr spannend, gerade in Kombination mit dem Fraction-Trading.
Florian
3. Februar 2022
Das Angebot ist sehr spannend, allerdings muss man bedenken, dass man auch bei ganzen Trades (ganze Stückzahl) via Treuhand handelt und so die Aktionärsrechte auch bei Aktien die man ganz besitzt nicht ausüben kann... ist je nach Aktie (bspw bei Naturaldividende) ein gewichtiger Nachteil.
Fabian Stoll
15. Januar 2022
Ich habe das Gefühl, dass Yuh zwar alles anbietet, aber doch nichts richtig. Nach Porter: Stuck in the middle.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
3. Januar 2022
Regionalbanken und Sparkassen,
Haben Covid-19 Kredite andere Bankkredite substituiert?
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Nadine Berchtold und Dr. Reto Rey
Trotz den grossen Unsicherheiten und weitreichenden Einschränkungen infolge der Pandemie konnte durch das Covid-19-Kreditprogramm des Bundes das Kreditvolumen der Unternehmen auf aggregierter Ebene nicht nur stabil gehalten werden, sondern sogar weiter gesteigert werden. Der Zinssatz von null Prozent für Covid-19-Kredite respektive von 0.5 Prozent für 85 Prozent der Covid-19-Kredite-Plus hat aber möglicherweise dazu geführt, dass bestehende (oder neu geplante) Kredite durch diese Kreditart substituiert wurden. Im heutigen Blog zeigen wir auf, ob und wie hoch ein möglicher Substitutionseffekt gewesen ist.
Die nachfolgend vorgestellten Analysen basieren auf der vom IFZ der Hochschule Luzern im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO erstellten repräsentativen Studie zur aktuelle Finanzierungssituation von Schweizer KMU. Die gesamte Studie kann hier heruntergeladen werden.
Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, hat sich das Gesamtvolumen für inländische Unternehmenskredite von Banken in der Schweiz seit 2015 von CHF 325 Milliarden um 28 Prozent auf CHF 416 Milliarden per Juni 2021 erhöht.
Rund 87 Prozent des Gesamtvolumens per Juni 2021 fallen dabei auf KMU mit weniger als 250 Beschäftigten. Die restlichen 13 Prozent sind den Grossunternehmen (>250 MA) zuzuschreiben. Mit einem Kreditvolumen von CHF 262 Milliarden haben die Mikrounternehmen den grössten Anteil des Kreditvolumens (63%). Kleinunternehmen haben CHF 62 Milliarden (15%) und mittlere Unternehmen CHF 39 Milliarden (9%) als Kredite in verschiedenen Formen erhalten.
Die Vergabephase von Covid-19-Krediten ist in den folgenden Abbildungen jeweils durch die graue Strichlinie ersichtlich. Wie in Abbildung 1 ersichtlich, stieg das totale Kreditvolumen während der Vergabephase der Covid-19-Kredite bei allen Unternehmensgrössen an.
In Abbildung 2 wird das Gesamtvolumen nach Hypothekarkrediten und den total übrigen Krediten unterteilt. Es ist erkennbar, dass sowohl die Volumina der Hypothekarkredite als auch der total übrigen Kredite seit Beginn der Pandemie zugenommen haben. Auch während der Vergabephase der Covid-19-Kredite wurden die Volumina beider Kreditarten weiter erhöht. Besonders auffällig ist dies bei der Kategorie der total übrigen Kredite.

Trotz den grossen Unsicherheiten und weitreichenden Einschränkungen infolge der Pandemie konnte durch das Covid-19-Kreditprogramm des Bundes das Kreditvolumen der Unternehmen auf aggregierter Ebene also nicht nur stabil gehalten werden, sondern sogar weiter gesteigert werden.
Mit den Covid-19-Krediten wurde den Schweizer Unternehmen eine zusätzliche Möglichkeit geboten, sich zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen fremdfinanzieren zu lassen. Der Zinssatz von null Prozent für Covid-19-Kredite respektive von 0.5 Prozent für 85 Prozent der Covid-19-Kredite-Plus hat aber möglicherweise dazu geführt, dass bestehende Kredite durch diese Kreditart substituiert werden. Um dies zu überprüfen, werden die Volumenentwicklungen der Kredite basierend auf drei Phasen „Pre Covid-19-Kredite“, „Vergabephase“ und „Post Covid-19-Kredite“ analysiert. Covid-19-Kredite werden wie herkömmliche Bankkredite in den Kreditvolumen-Statistiken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erfasst. Covid-19-Kredite (bis CHF 500‘000) werden zu 100 Prozent und Covid-19-Kredite-Plus (über CHF 500‘000) werden zu 85 Prozent[1] der Kategorie „Übrige Kredite – gedeckt“ zugeordnet (SNB, 2020).
Um einen möglichen Substitutionseffekt zu approximieren, stellen wir die Benützung der übrigen gedeckten Unternehmenskredite der Entwicklungen der Covid-19-Kreditlimiten (abzüglich der Rückzahlungen) gegenüber.[2] Covid-19-Kredite müssen von den Banken als Kredite mit „anderer Deckung“ ausgewiesen werden.[3] In Abbildung 3 wird das Kreditvolumen der übrigen gedeckten Kredite an Unternehmen gemäss der monatlichen Bankenstatistik der SNB in die zwei Kategorien „Covid-19-Kreditvolumen“ und „Gedeckte KMU-Kredite abzüglich Covid-19-Kredite“ unterteilt. Es handelt sich dabei um gedeckte Kredite an Unternehmen aus den Branchen Industrie, Baugewerbe, Handel, Restaurants und Hotels sowie Dienstleistungen.
Bereits im März 2020, als während nur vier Arbeitstagen Covid-19-Kredite vergeben wurden, erhöhte sich das Volumen der übrigen gedeckten Kredite von CHF 27.6 Milliarden auf CHF 32.5 Milliarden, also um 17 Prozent. Während der gesamten Vergabephase stieg das Volumen der übrigen gedeckten Kredite (inkl. Covid-19-Kredite) auf CHF 38.4 Milliarden an im Juli 2020, dem letzten Monat, in welchem Covid-19-Kredite vergeben wurden. Im Juli 2020 waren schätzungsweise CHF 15.7 Milliarden Covid-19-Kredite an Unternehmen aus den in der Untersuchung berücksichtigten Branchen ausstehend (dunkelblaue Säulen in Abbildung 3). [4] Das Volumen der übrigen gedeckten Kredite – abzüglich der Covid-19-Kredite – sank zwischen Februar und Juli 2020 um CHF 4.9 Milliarden auf CHF 22.7 Milliarden. Unter der vereinfachten Annahme von konstant bleibenden übrigen gedeckten Krediten nach Februar 2020 ohne der Covid-19-Kredite, schätzen wir einen temporären Substitutionseffekt bei den berücksichtigten Branchen von CHF 4.9 Milliarden. Den geschätzten Substitutionseffekt erachten wir als temporär, da das Volumen der übrigen gedeckten Kredite abzüglich der Covid-19-Kredite bereits im März 2021 (mit CHF 27.7 Mrd.) wieder das Niveau der Pre Covid-19 Kreditphase erreicht hat.

Bezüglich Unternehmensgrösse ist der mögliche Substitutionseffekt bei den Kleinunternehmen (10-49 MA) prozentual betrachtet am stärksten ausgeprägt. Das Volumen der übrigen gedeckten Kredite mit Berücksichtigung der Covid-19-Kredite hat sich bei diesen Firmen zwischen Februar und Juli 2020 um nahezu 50 Prozent erhöht (von CHF 6.5 Mrd. auf CHF 9.3 Mrd.). Ohne Berücksichtigung der Covid-19-Kredite sank das Volumen der übrigen gedeckten Kredite hingegen im selben Zeitraum um über 40 Prozent auf CHF 3.7 Milliarden. Bei den anderen drei Grössenklassen war der Rückgang rund CHF 1 Milliarde. Über alle KMU hinweg betrug der Rückgang CHF 4.9 Milliarden, oder 15 Prozent.
Fazit
Insgesamt kann man feststellen, dass die Unternehmen in der Schweiz während der Covid-19 Pandemie einen erhöhten Finanzierungsbedarf hatten. Das gesamte Kreditvolumen in den Bankenbüchern ist zwischen Februar 2020 und Juli 2021 stark angestiegen. Die Covid-19-Kredite waren und sind dabei für die Unternehmen und damit auch die Volkswirtschaft von grosser Bedeutung. Gemäss den obigen Auswertungen können aber Hinweise für einen potenziellen Substitutionseffekt von bestehenden Bankkrediten zugunsten von Covid-19-Krediten gefunden werden. Die Ursachen können verschiedener Natur sein. Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Banken deuten auf folgende mögliche Punkte hin:
- Es ist eher unwahrscheinlich, dass eine Substitution bankseitig «verschuldet» wurde. So haben die im Rahmen dieser Studie befragten Banken während der Vergabe der Covid-19-Kredite kaum merkliche Anpassungen ihrer Kreditpolitik für die übrigen Kredite gemacht oder die Anforderungen an Sicherheiten flächendeckend erhöht.
- Insgesamt kann man wohl eher von einer Art «indirekten» Substitution vonseiten der KMU sprechen. Nur sehr wenige KMU haben wohl bestehende Kredite mit Covid-19-Krediten zurückbezahlt. Stattdessen haben viele KMU (v.a. kleinere Firmen) ihre bestehenden, aber auslaufenden Bankkredite nicht erneuert oder die bestehenden Limiten nicht mehr ausgeschöpft. Einerseits wurden diese Kredite möglicherweise nicht mehr benötigt, weil die Firmen Covid-19-Kredite erhalten haben. Auf der anderen Seite dürften viele Kredite der Finanzierung des Umlaufvermögens dienen. Damit sollen Zeiträume überbrückt werden, beispielsweise zwischen dem Kauf von Waren und Rohstoffen und dem Verkauf der Endprodukte (Debitoren-Vorfinanzierung). Geht der Umsatz so stark zurück wie in Zeiten des «Lockdowns», hat eine Firma weniger Umlaufsvermögen und braucht dadurch weniger Betriebskredite.
- Einige KMU haben in dieser Zeitperiode auch bestehende Kredite zurückbezahlt. Dies hat allerdings weniger mit dem Covid-19 Kreditprogramm zu tun als mit der generellen Wirtschaftssituation. Die Entwicklungen des Kreditvolumens aus früheren Krisen zeigen, dass während Krisenzeiten die Kreditvergabe tendenziell rückläufig ist. Viele KMU haben sehr vorsichtig agiert und Neuinvestitionen verschoben. Dadurch waren auch bestehende Kredite betriebswirtschaftlich nicht mehr notwendig.
- Das Volumen an Rückführungen oder auslaufenden Krediten war gemäss Aussage einiger Banken «normal». Hingegen war die Anzahl an neuen Kreditanträgen oder die Anzahl der Verlängerungsanträge auf Seiten der KMU deutlich geringer als in «normalen» Zeiten. Der Grund für die geringere Anzahl an neuen Kreditanträgen liegt wohl nicht nur bei der schwierigen wirtschaftlichen Lage, sondern auch beim substanziellen Betrag an Fremdkapital, der in kurzer Zeit durch die Covid-19-Kredite in den Markt gelangt ist.
- Generell führen einige KMU ihre Liquidität in Form von Bankkrediten zurück, da Banken zunehmend eine «Guthabengebühr» (Weitergabe von Negativzinsen) verlangen.
- Insgesamt führt dieser indirekte Substitutionseffekt natürlich zu gewissen Ertragsausfällen auf Seiten der Banken. Gemäss unseren Einschätzungen ist dieser aber für einzelne Banken nicht signifikant.
Unsere Analysen zeigen, dass es einen Substitutionseffekt von bestehenden Bankkrediten zugunsten von Covid-19-Krediten in der Höhe von schätzungsweise CHF 4.9 Milliarden gegeben hat. Dieser dürfte jedoch nur temporärer Natur gewesen sein, denn bereits ab März 2021 ist dieser nicht mehr klar erkennbar.
[1] Die übrigen 15 Prozent der Covid-19-Kredite-Plus werden abhängig von der effektiven Deckung entweder den gedeckten, den ungedeckten oder den hypothekarischen Forderungen zugeordnet
[2] Bei den Daten der Covid-19-Kredite handelt es sich um die gewährten Kreditlimiten, wobei es lediglich für die Kontokorrentkredite möglich ist, dass nicht die gesamte, ursprünglich gewährte Kreditlimite beansprucht wurde. Die Summe der gewährten Limiten der übrigen Kredite werden von der SNB nicht veröffentlicht, weshalb die Summe der benutzten Kredite für die Analyse verwendet wurde.
[3] Dies gilt für Covid-19-Kredite bis CHF 500’000, sowie bei Covid-19-Kredit-Plus für den Betrag bis CHF 500’000 und zu 85% auch für den darüberliegenden Betrag. Bei den restlichen 15% erfolgt die Zuteilung in eine der folgenden 3 Kategorien: «mit hypothekarischer Deckung», «mit anderer Deckung» oder « ohne Deckung» (SNB, 2020).
[4] Jene Kredite, welche keinem Monat zugeordnet werden konnten (rund 3% der Covid-19-Kredite), wurden proportional auf die einzelnen Monate der Vergabephase verteilt. Die Rückzahlungen von Covid-19-Krediten wurden in jenem Monat abgezogen, in welchem die letzte Tranche zurückbezahlt wurde; monatliche Teilrückzahlungen wurden nicht berücksichtigt. So dürften die tatsächlich benützten Covid-19-Kredite im jeweiligen Monat etwas tiefer liegen. Das Volumen der Covid-19-Kredite-Plus wurde für eine konservative Darstellung nur mit jenem Teil miteingerechnet, der vom Bund verbürgt wird (85 Prozent), da die restlichen 15 Prozent nicht eindeutig der Kategorie „übrige gedeckte Kredite“ zugeordnet werden können.
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27. Dezember 2021
Die zehn meistgelesenen Blog-Artikel im Jahr 2021
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Ein intensives und auch etwas turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen! Vor allem hoffe ich, dass Sie gesund bleiben.
Zum Abschluss des Jahres finden Sie unten die zehn meistgelesenen Artikel im Jahr 2021. Vielleicht haben Sie einen dieser spannenden Artikel verpasst?
1. Welches ist die digitalste Schweizer Retailbank?
2. Die Google Bank ist bald da – was Google Plex für die Schweizer Banken bedeutet
3. Digitale Vorsorgelösung bei der Zürcher Kantonalbank – «frankly» im Test
4. Welche Schweizer haben bei welcher Bank ihre Hauptbankbeziehung?
5. Liiva im Test – eine Einschätzung zum Ökosystem von Raiffeisen und Mobiliar
6. Welches ist die digitalste Schweizer Bank im Firmenkundengeschäft?
7. Der Ansatz der Migros Bank im Bereich der Videoberatung – und erste Fakten dazu
8. Schweizer Banken bieten gute Qualität – begeistern Kundschaft aber wenig (Retail Banking Studie 2021)
9. Warum die St.Galler Finanzberatung zu mehr Beratungsgesprächen führen kann
10. Der neue Arbeitsplatz für Kundenberaterinnen und -berater bei der Schwyzer Kantonalbank
Wir haben zudem in der Zwischenzeit 18 verschiedene IFZ Digital Podcasts durchgeführt. In den rund 15 bis 20-minütigen Gesprächen erfahren Sie viel Wissenswertes zu relevanten Entwicklungen im Schweizer Bankenmarkt in Bezug auf die Digitalisierung (z.B. zu den Neobanken-Lösungen von Yuh und Neon, zu den aktuellen Entwicklungen und Plänen von Twint, zum veränderten Geschäftsmodell von MoneyPark oder zu den bisherigen Entwicklungen von frankly).
Gleichzeitig möchte ich Sie auf einige IFZ-Highlights im Jahr 2022 aufmerksam machen:
Konferenzen
- 9. März 2022: IFZ FinTech Konferenz (inkl. FinTech-Studie)
- 12. Mai 2022: Konferenz Innovationen im Banking
- 24. August 2022: Sourcing Konferenz (inkl. Sourcing-Studie)
- 24. November 2022: Retail Banking Konferenz (inkl. Retail Banking-Studie)
Weiterbildungen
- Ab 20. Januar 2022 CAS Gesamtbanksteuerung
- Ab 3. Februar 2022: CAS Digital Banking (es hat noch 2 freie Plätze)
- Ab 8. September 2022: CAS Sales und Marketing im Banking
Diese und weitere Angebote können so zusammengestellt und ergänzt werden, dass man dadurch einen DAS oder MAS-Titel erlangen kann.
So, das wär’s. Bis bald im Jahr 2022!
PS: Im neusten Podcast erhalte ich mich mit Sven Siat, Six, zu den Themen Trainerjacke bei Schweizer Banken, Open Banking und Embedded Finance. Reinhören lohnt sich!
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Ghostwriter Schweiz
24. Januar 2022
Der vierte Artikel war sehr hilfreich für mich, vielen Dank!
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20. Dezember 2021
Der Bank-Beraterarbeitsplatz – ein Schwerpunkt der Digitalisierung von Retailbanken
Von Dr. Felix Buschor
Am 10. November wurde anlässlich einer Konferenz die IFZ Studie digitaler Bank-Beraterarbeitsplatz 2021 vorgestellt. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ hat die Studie mit freundlicher Unterstützung von Avaloq, Braingroup, eligamo, Finnova und Swisscom erstellt. Die Studie zeigt Entwicklungsstand und Nutzen des digitalen Beraterarbeitsplatzes für Banken mit Retailgeschäft auf.
Retailbanken beschäftigen in aller Regel in der Vertriebsorganisation einen wesentlichen Teil ihrer Mitarbeitenden. Viele von diesen Mitarbeitenden stellen sich die Frage, wie ihr Job durch die zunehmende Digitalisierung verändert wird. Auch wenn die Automatisierung vor dem Beruf der Kundenberaterinnen und Kundenberater nicht halt machen wird, so gehen die Banken trotzdem davon aus, dass diese nicht durch einen Algorithmus ersetzt werden. Vielmehr wird auch die Kundschaft der Zukunft im Falle weitreichender finanzieller Fragestellungen die individuelle Beratung kompetenter Fachpersonen zu schätzen wissen. Um das Bedürfnis nach fachkundiger persönlicher Beratung auch in einer digitalen Welt zu erfüllen, haben viele Banken die «hybride Beratung» als Schwerpunkt in ihre Strategie aufgenommen.
Der Beraterarbeitsplatz als Werkzeugkasten der Beraterinnen und Berater
Der Bank-Beraterarbeitsplatz ist der Werkzeugkasten von Kundenberaterinnen und Kundenberatern, der alle Arten von Instrumenten umfasst, die diese benötigen, um ihre Aufgaben verrichten zu können. Für die Studie wurden mittels eines Fragebogens die Auswirkungen auf die drei Aufgabengebiete «Kundeneröffnung & -betreuung», «Face-to-Face-Beratung» sowie «Marktbearbeitung» untersucht. In der digitalen Kundeneröffnung & -betreuung geht es darum, die Kundschaft umfassend über den ganzen Lebenszyklus zu betreuen. Die digitale Face-to-face-Beratung umfasst die Instrumente, um die Kundschaft vor Ort in der Bank zu beraten. Die digital unterstützte Marktbearbeitung schliesslich basiert auf der Idee eines digitalen Assistenten, der Beraterinnen und Berater darin unterstützt, Interessenten und Kundschaft fokussiert zu betreuen. 50 Banken, die Retailgeschäft betreiben, wurden mit einem Fragebogen angeschrieben. 18 Banken unterschiedlicher Grösse und Kategorie haben sich die Zeit genommen, die 87 Fragen im Fragebogen zu beantworten.
Grosse Bandbreite an digitaler Reife des Beraterarbeitsplatzes von Banken
Für einen Katalog an Funktionalitäten wurden die Banken gefragt, ob diese bereits umgesetzt, in Planung oder aktuell nicht vorgesehen sind. In der gleichen Art wurden auch Aspekte der Einbettung in die Arbeitsumgebung der Beraterinnen und Berater abgefragt. Diese Einbettung oder auch Integration in den beruflichen Alltag der Beraterinnen und Berater ist breit zu verstehen. Es geht dabei nicht nur um Schnittstellen zwischen IT-Anwendungen, sondern beispielsweise auch um die Integration in die Prozesslandschaft der Beraterinnen und Berater. Für jede Bank wurde der Abdeckungsgrad der Funktionalität und der Integration ermittelt. Im Schnitt über alle Banken beträgt die gesamte Abdeckung über die Funktionalität und die Integration 41 Prozent. Die Bank mit dem höchsten Wert weist einen Abdeckungsgrad von 82 Prozent aus. Der tiefste Wert beträgt 13 Prozent. Den höchsten Reifegrad erreicht eine Grossbank, den tiefsten Wert weist eine Regionalbank auf.
Während die Abdeckung der Funktionalitäten über alle Aufgabengebiete durchschnittlich 46 Prozent beträgt, ist die Abdeckung der Integration mit 36 Prozent doch deutlich tiefer. Die Integration hinkt also hinter der Funktionalität her.
Grössere Banken haben tendenziell eine grössere Reife des digitalen Beraterarbeitsplatzes
Bezüglich der Reife können die Banken in drei Gruppen eingeteilt werden: First Mover, Follower und Late Follower. In der Tendenz sind Banken mit einer grösseren Vertriebsorganisation in der Digitalisierung des Beraterarbeitsplatzes weiter fortgeschritten. So decken die beiden Grossbanken bereits heute rund 80 Prozent der Funktionalitäten ab und sind deshalb First Mover. In der Gruppe der Follower sind neun Banken. Dabei handelt es sich mit einer Ausnahme um Kantonalbanken. Ausser zwei Banken verfügen diese neun Banken über eine Vertriebsorganisation mit mehr als 200 Beraterinnen und Berater. In der Gruppe der Late Follower schliesslich sind insgesamt sieben Banken enthalten, vier Regionalbanken und drei Kantonalbanken. Mit einer Ausnahme beschäftigen diese Banken weniger als 200 Beraterinnen und Berater.
Spitzenreiter ist die digital unterstützte Face-to-Face-Beratung
Über alle Banken die grösste Abdeckung für die Funktionalität weist das Aufgabengebiet Face-to-Face-Beratung mit 58 Prozent auf. Sieben Banken geben an, dass sie sämtliche Funktionalitäten abgedeckt haben. Neben den beiden Grossbanken sind darunter ausschliesslich Kantonalbanken unterschiedlicher Grösse. Keine Lösung für die Face-to-Face-Beratung haben zwei Banken, und zwar eine Regionalbank und eine Kantonalbank. Bei den restlichen Banken liegt die Abdeckung zwischen 20 Prozent und 40 Prozent.
Alle Banken streben eine 80%-Lösung des digitalen Beraterarbeitsplatzes an
Die Banken planen den Ausbau ihres digital unterstützten Beraterarbeitsplatzes, um einen Abdeckungsgrad von rund 80 Prozent zu erreichen. Das heisst, die Banken streben in etwa den heutigen Abdeckungsgrad der Grossbanken an. Die höchste Abdeckung (mit über 90 Prozent) wird für die Face-to-Face-Beratung angestrebt, dicht gefolgt von der digitalen Unterstützung der Beraterinnen und Berater in der Marktbearbeitung.
Der digitale Beraterarbeitsplatz reduziert Durchlaufzeiten und steigert die Effizienz
Der Nutzen eines digitalen Beraterarbeitsplatzes lässt sich im Wesentlichen in vier Bereiche gliedern: Effizienzsteigerung, Reduktion der Durchlaufzeiten, Zusatzgeschäfte und Margenausweitung. Positive Auswirkungen werden von mehr als der Hälfte der Banken auf die Effizienz, die Durchlaufzeiten sowie Zusatzgeschäfte gesehen. Reduktion der Durchlaufzeiten und Steigerung der Effizienz haben den grössten Zuspruch der Banken. Weniger überzeugt sind die Banken in Bezug auf die Wirkung eines digitalen Beraterarbeitsplatzes auf Zusatzgeschäfte. Lediglich gut die Hälfte der Banken geht von einem positiven Effekt aus, wobei jedoch fast ein Fünftel der Banken sich über die Wirkung noch nicht ganz im Klaren ist. Kaum Auswirkungen werden auf die Margen erwartet. Es ist jedoch festzustellen, dass sich betreffs Margenausweitung fast ein Viertel der Banken unsicher sind.
Schlussfolgerungen für die Zukunft
Alle Banken, die den Fragebogen beantwortet haben, haben bereits Teile eines digitalen Beraterarbeitsplatzes umgesetzt. Es ist zu vermuten, dass dies für einen Grossteil der Banken auch mit beträchtlichen Investitionen verbunden war. Im Schnitt sind aber bis jetzt weniger als 50 Prozent der abgefragten Funktionalitäten umgesetzt und fast alle Banken wollen eine Abdeckung von rund 80 Prozent erreichen. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus plausibel anzunehmen, dass der digitale Beraterarbeitsplatz für nicht wenige Banken, einen beträchtlichen Teil des Digitalisierungsbudgets verbraucht.
Die Abdeckung der Funktionalitäten des Beraterarbeitsplatzes zeigt eine grosse Streuung zwischen der Grossbank mit dem Spitzenwert von 84 Prozent und der Bank am Schluss der Rangliste mit 18 Prozent. Diese Diskrepanz ist bedeutend grösser als beispielsweise für das E-/m-Banking, wo die Spannbreite zwischen 29 Prozent und 64 Prozent Abdeckung liegt.[1] Wie oben aufgezeigt, hängt der Reifegrad des digitalen Beraterarbeitsplatzes im Wesentlichen von der Grösse der Vertriebsorganisation ab, das heisst kleinere Banken haben in der Regel auch eine kleinere Abdeckung. Da auch für die kleineren Retailbanken die Beratung und Betreuung der Kundinnen und Kunden im direkten Kontakt nach wie vor ein bedeutender Teil des Geschäftsmodells ist, stellt sich für diese die Frage, wie es weiter gehen soll. Gemäss Umfrage streben auch diese Banken einen digitalen Beraterarbeitsplatz mit einer Abdeckung der Funktionalität im Schnitt von rund drei Viertel der Funktionalität an. Die dafür nötigen Investitionen dürften beträchtlich sein und wegen der Grösse der Banken nur beschränkt skalieren.
Die Resultate der Umfrage zeigen, dass auch Banken, die bereits über einen ziemlich ausgereiften digitalen Beraterarbeitsplatz verfügen, den Nutzen vor allem in Prozessverbesserungen sehen. Zusatzgeschäfte oder gar eine Ausdehnung der Margen durch den Einsatz eines digitalen Beraterarbeitsplatzes kann auch in diesen Banken höchstens in Ansätzen festgestellt werden. Die Zukunft wird zeigen, ob es nicht doch möglich ist, mittels digitaler Instrumente ein Kundenerlebnis zu kreieren, das die Abschluss- und Zahlungsbereitschaft der Kundschaft steigert.
Möchten Sie das Thema mit uns vertiefen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf (felix.buschor@hslu.ch oder urs.blattmann@hslu.ch).
Sind Sie an weiteren Ausführungen zur IFZ Studie digitaler Bank-Beraterarbeitsplatz interessiert? Dann Sie die Studie hier herunter Publikationen – Banking Services (hslu.ch).
[1] Quelle: Nicht öffentliche Studie von e-foresight und der Hochschule Luzern aus dem Jahre 2021.
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15. Dezember 2021
Krypto-Assets Markt in der Schweiz und Liechtenstein
Von Prof. Dr. Thomas Ankenbrand, Dr. Denis Bieri, Timon Kronenberger, Damian Lötscher, Aetienne Sardon, Christian Schuepbach und Dominic Vincenz
Krypto-Assets haben in den letzten Jahren aufgrund ihrer Wertentwicklung viel Aufmerksamkeit erregt. Die zugrunde liegende Distributed-Ledger-Technologie (DLT) ermöglicht neue Geschäftsmodelle. Der Markt in der Schweiz und Liechtenstein ist jedoch noch wenig erforscht. Das IFZ und Swisscom haben eine Studie veröffentlicht, die spannende Einblicke bietet.
Die Entwicklungen im Bereich der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) haben in den letzten Jahren zum Entstehen einer neuen Art von Vermögenswerten geführt. Diese sogenannten «Krypto-Assets» können verschiedenen Zwecken dienen und aufgrund ihrer Eigenschaften als neue und unabhängige Anlageklasse angesehen werden (siehe z. B. Ankenbrand and Bieri (2018). Durch ihr Potenzial zur Portfoliooptimierung oder -diversifizierung sind sie in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Anleger gerückt. Infolgedessen hat sich ein Ökosystem herausgebildet, welches das Engagement in solchen Anlagen durch die Nutzung traditioneller Anlagevehikel wie Fonds, aber auch den Zugang zu Direktinvestitionen erleichtert. Zu diesem Ökosystem zählen beispielsweise Kryptobörsen, Wallet-Anbieter oder in jüngster Zeit auch immer mehr regulierte Banken. Die Marktmikrostruktur sowie das Volumen der verschiedenen Geschäftsmodelle im Markt für Krypto-Assets in der Schweiz und Liechtenstein sind jedoch noch wenig erforscht und wurden bisher nicht strukturiert untersucht und erhoben. In Zusammenarbeit zwischen dem IFZ und der Swisscom entstand eine Studie zu dieser Thematik und zeigt, unter anderem, aggregierte Marktzahlen zum Kryptomarkt in der Schweiz und Liechtenstein. Im Folgenden gehen wir auf ausgewählte Ergebnisse der Studie ein.
Das Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investitionen bietet ein vielfältiges Produkt- und Dienstleistungsangebot
In der Schweiz und in Liechtenstein gibt es eine wachsende Zahl von Unternehmen mit einem immer vielfältigeren Angebot an Krypto-Assets-bezogenen Produkten und Dienstleistungen. Dies zeigt sich im breiten Dienstleistungsangebot von in der Studie befragten Unternehmen im Bereich Krypto-Assets-Investitionen, welches in Abbildung 1 dargestellt ist.[1] Die magentafarben hervorgehobenen Felder bedeuten „wird angeboten“ und die blauen Felder „wird nicht angeboten“. Die Auswertung zeigt, dass es stark diversifizierte Unternehmen wie die Sygnum Bank AG, Maerki Baumann & Co. AG und die Hypothekarbank Lenzburg AG gibt, die 11 der 12 befragten Geschäftsfelder abdecken. Auch die SEBA Bank AG und die Crypto Finance AG bieten eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an. Es gibt aber auch Unternehmen wie Aktionariat AG, Base58 Capital AG, Relai AG, SwissOne Capital AG und daura AG, die sich auf ausgewählte Krypto-Assets-Aktivitäten spezialisieren. Die Grafik zeigt auch, dass das Geschäftsfeld „Tokenisation & Issuance“ von den befragten Unternehmen am häufigsten abgedeckt wird, gefolgt von Dienstleistungen in den Bereichen Handel, Verwahrung und Brokerage von Krypto-Assets.
Die zunehmende Diversität Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investments spiegelt sich auch in der abnehmenden Dominanz von Bitcoin und Ether als Basiswerte bei den an der SIX Swiss Exchange gehandelten indirekten Anlageprodukten (siehe Abbildung 2) wider. Stattdessen werden vermehrt Produkte mit anderen Krypto-Assets (z.B. Tezos oder Solana) und auch Krypto-Indizes als Basiswerte angeboten.

Starkes Wachstum sowohl bei direkten als auch bei indirekten Anlagen
Der Schweizer Markt für Krypto-Assets ist in den letzten drei Jahren stark gewachsen. Dies zeigt sich zum Beispiel am Volumen, welches in indirekten Anlagevehikel investiert ist. Abbildung 3 zeigt, dass das Gesamtvermögen von ETPs und offenen Fonds, welche entweder in der Schweiz oder Liechtenstein zum Verkauf zugelassen, domiziliert oder gelistet sind, in Schweizer Franken seit Oktober 2020 exponentiell gestiegen ist. Dies ist zum einen auf die Wertentwicklung von Krypto-Assets zurückzuführen. Der Anstieg des in Punkten des Crypto Market Index 10, der die Wertentwicklung der grössten und liquidesten Krypto-Assets abbildet, gemessenen Gesamtvermögens der berücksichtigten Anlageprodukte deutet aber darauf hin, dass auch neues Geld in den Markt geflossen ist.
Schätzungen zu Schweizer Direktinvestitionen in Krypto-Assets, das heisst des direkten Kaufs und Haltens von Krypto-Assets, sind schwierig und aufgrund der der Blockchain-Technologie inhärenten Anonymität nicht direkt möglich. Daher verwenden die Autoren eine Methode, die teilweise auf einer On-Chain-Analyse und der Auswertung von Webseiten-Verkehr basiert. Konkret schätzen sie das jährliche Handelsvolumen von Schweizer Investoren und Investorinnen über die 15 grössten zentralen und dezentralen Kryptobörsen. Die Auswertung ergibt dabei ein jährliches Handelsvolumen von 96,6 Milliarden Schweizer Franken zwischen Oktober 2020 und September 2021, wobei das Volumen für zentralisierte Kryptobörsen (92,6 Mrd. CHF) bedeutend grösser ist als jenes für dezentrale Kryptobörsen (4,0 Mrd. CHF). Abbildung 4 zeigt den entsprechenden monatlichen Verlauf, wobei ein deutlicher Anstieg seit Mitte letzten Jahres ersichtlich ist. Dieser Anstieg ist dabei gemessen in Schweizer Franken (linke Skala) sowie in Punkten des Crypto Market Index 10 (rechte Skala) beobachtbar. Indirekte Anlageprodukte für Krypto-Assets an der SIX Swiss Exchange machen im gleichen Betrachtungszeitraum ein Handelsvolumen von 7 Milliarden Schweizer Franken aus. Ein Vergleich mit dem Gesamthandelsvolumen aller Anlageklassen an der SIX Swiss Exchange von 1,4 Billionen Schweizer Franken zeigt, dass die Handelsvolumina im Schweizer Kryptomarkt relativ klein sind.

Weitere Innovationen werden erwartet
Obwohl das Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Krypto-Assets-Investments bereits eine Vielzahl innovativer Lösungen bietet, wie zum Beispiel neue Finanzprodukte auf Basis von Staking und Tokenisierung, sind in Zukunft weitere Innovationen zu erwarten. Einer der Bausteine dafür könnte das neu eingeführte Gesetz über DLT-Handelssysteme sein.
Crypto Assets Study – 2021
Ankenbrand, T., & Bieri, D. (2018). Assessment of cryptocurrencies as an asset class by their characteristics. Investment Management & Financial Innovations, 15(3), 169.
CoinGecko. (2021). CoinGecko Hauptseite. Abgerufen am 9. November 2021 von https://www.coingecko.com/de
Semrush. (2021). Dashboard. Abgerufen am 9. November 2021 von https://www.semrush.com/projects/
[1] Die Umfrage fand zwischen dem Juli 2021 und September 2021. Insgesamt wurden 77 Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen befragt, die verschiedene Produkte und Dienstleistungen im Zusammenhang mit Krypto-Assets-Investitionen anbieten. 20 Unternehmen nahmen an der Umfrage teil.
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8 Kommentare
Tokenization – Definition, Challenge and Use of the Token Economy. – MoreThanDigital – MoreThanDigital English – topcryptotokken
7. März 2022
[…] Assets Overview – Source: Crypto Asset Study Lucerne University of Applied Sciences and Arts and […]
markus
24. Januar 2022
Verstehe ich die Abbildung richtig, und die dargestellten Dimensionen stellen Dienstleistungen dar? Im Detailreport werden unter Tokenization Beispiele für eigene "tokenisierte" Produkte, insb. Stablecoins aufgeführt. Bieten diese Krypto-Akteure (z.B. Sygnum oder Bitcoin Swiss) auch entsprechende Dienstleistungen an oder haben sie einzig ein eigenes Produkt an den Markt gebracht. Je nachdem handelt es sich dann nicht um Dienstleistungen sondern um Tokenisierungs-Erfahrung. Danke für eine Antwort
Thomas Ankenbrand
24. Januar 2022
Vielen Dank für die Frage. Die Darstellungen basieren auf einer Umfrage bei den Unternehmen. Bezüglich dem detaillierten Dienstleistungsangebot der einzelnen Providern, bitten wir Sie direkt die Provider zu kontaktieren.
Crypto Assets Trading Volume in Switzerland Reached CHF 103.6B in 2021 – Coin Graph – Bitcoin and Ethereum News
21. Dezember 2021
[…] inaugural Crypto Assets Study, released earlier this month, aims to provide an overview of the current state and developments in […]
Crypto Assets Trading Volume in Switzerland Reached CHF 103.6B in 2021 – CryptoBullNewsflash
21. Dezember 2021
[…] inaugural Crypto Assets Study, released earlier this month, aims to provide an overview of the current state and developments in […]
Crypto Assets Trading Volume in Switzerland Reached CHF 103.6B in 2021 | Fintech Schweiz Digital Finance News – FintechNewsCH - Fintechnews Switzerland - Business Fast
21. Dezember 2021
[…] inaugural Crypto Assets Study, released earlier this month, aims to provide an overview of the current state and developments in […]
Frage
15. Dezember 2021
Warum ist die Swissquote Bank nicht aufgelistet, die machen doch auch Werbung für Krypto (Assets)?
Thomas Ankenbrand
15. Dezember 2021
Vielen Dank für die Frage. Bei den Dienstleistungsportfolios und Factsheets sind Unternehmen berücksichtigt, welche an der Umfrage teilgenommen haben.
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Initiative For Open Authentication
7. Februar 2022
(Schweizer) Firmen, die 2FA auf ungeschützten Mobilfunkstandard (Signalling System 7) setzen, statt z.B. OATH/TOTP (Google Authenticator, Microsoft Authenticator etc.), sind handeln genauso kriminell. Siehe dazu: Steiger, M. "Mitto AG im schweizerischen Zug: SMS-Versand für weltweite Überwachung missbraucht?". https://steigerlegal.ch/2021/12/06/mitto-sms-ss7-ueberwachung. 2021.
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