26. August 2024
Crypto Assets-Ökosystem immer diverser: Vielfalt in der Schweiz und Liechtenstein wächst
Von Prof. Dr. Thomas Ankenbrand und Dr. Denis Bieri
In der Schweiz und Liechtenstein hat sich in den letzten Jahren ein diverses Ökosystem rund um Investitionen in Crypto Assets entwickelt. Auch in den letzten 12 Monaten ist dieses stetig gewachsen und hat an Vielfalt hinzugewonnen. Die Regionen Zug und Zürich beherbergen die grösste Anzahl von Unternehmen. Einen aktuellen Überblick gibt die neueste «Crypto Assets Study» der Hochschule Luzern.
Im Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 stiegen sowohl die Preise als auch die Marktkapitalisierung von Bitcoin und anderen Crypto Assets deutlich an. Parallel dazu erlebte das Schweizer und Liechtensteiner Ökosystem für Investitionen in Crypto Assets ein beachtliches Wachstum, sowohl in Bezug auf die Anzahl der Anbieter als auch auf die Vielfalt der angebotenen Produkte. Ende Juni zählten die beiden Länder insgesamt 359 Unternehmen, die Dienstleistungen und Produkte im Bereich entsprechender Investitionen anboten. Das Zentrum des Crypto Valleys liegt dabei in Zug und Zürich, wie aus der Abbildung 1 ersichtlich wird. Die beiden Kantone vereinen zusammen zwei Drittel aller Unternehmen im Ökosystem für Crypto Assets Investitionen. Weitere bedeutende Standorte sind Liechtenstein, Genf, das Tessin und die Waadt.

Abbildung 1: Die Hauptsitze der untersuchten Unternehmen (n=359).
Vor allem Privatkunden scheinen Crypto Assets zu nutzen
Crypto Assets entwickeln sich als Ergänzung oder teilweise als Alternative im Finanzsystem. Was anfänglich ein Geheimtipp für Blockchain-Enthusiastinnen und -Enthusiasten war, erlangt nun eine breitere Akzeptanz – so besassen bereits im Jahr 2022 6 Prozent der Schweizer Bevölkerung solche Vermögenswerte (SNB, 2023). Andere Schätzungen gehen sogar von einer Quote von 20 Prozent aus (Statista, 2024). Auffällig ist, dass Privatkundinnen und -kunden scheinbar öfter auf Crypto Assets setzen als institutionelle Investorinnen und Investoren, was bei Finanzinnovationen eher ungewöhnlich ist (im November wird im Rahmen der IFZ Retail Banking Studie 2024 eine vertiefte Analyse des IFZ bei rund 3’000 Personen publiziert: Diese zielt unter anderem darauf ab, ein Bild davon zu erhalten, wie viele Menschen und welche in der Schweiz Krypto-Anlagen halten (resp. gehalten haben), in welche digitalen Assets investiert wird (wurde), und wie hoch das entsprechend angelegte Vermögen auf Einzelebene in etwa ist).
Vielfältiges Crypto Assets-Ökosystem in der Schweiz und Liechtenstein
Viele ansässige Crypto-Unternehmen konzentrieren sich auf Unternehmens- und institutionelle Kundinnen und Kunden. Konkret verfolgt die Mehrheit der Unternehmen eine B2B-Strategie, wobei, wie in Abbildung 2 illustriert, 91 Prozent Unternehmen und 86 Prozent andere institutionelle zu den bedienten Kundensegmenten zählen. Zu diesen institutionellen Kunden zählen zum Beispiel Pensionskassen, Versicherungen oder Stiftungen. Darüber hinaus bedienen 60 Prozent der Unternehmen Privatkunden, während 58 Prozent auf vermögende Privatkunden fokussieren. Family Offices werden von 39 Prozent der befragten Unternehmen angesprochen, Banken von 37 Prozent. Obwohl ein erheblicher Teil der Unternehmen sowohl Privat- als auch Retailkunden betreut, liegt der Hauptfokus auf Unternehmens- und institutionellen Kunden. Bemerkenswert ist, dass fast 90 Prozent der Unternehmen ein internationales Geschäftsmodell verfolgen, das sowohl die Schweiz als auch Liechtenstein umfasst. Im Gegensatz dazu sind rund fünf Prozent nur in der Schweiz und Liechtenstein aktiv, und knapp sechs Prozent richten sich ausschliesslich an internationale Kundengruppen.

Abbildung 2: Die Kundensegmente der untersuchten Unternehmen (n=396)
Steigende Tendenzen beim Handelsvolumen
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten die Handelsvolumina für indirekte Crypto-Produkte an den traditionellen Schweizer Börsen wieder einen Aufwärtstrend, nachdem sie in den Jahren 2022 und 2023 auf einem relativ niedrigen Niveau stagnierten. Dies wird aus Abbildung 3 ersichtlich. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum rund 2 Milliarden Schweizer Franken umgesetzt. Ende Juni 2024 lag das Volumen bei rund 142 Milliarden Franken, und somit rund 87 Prozent tiefer im Vergleich zum Höchstwert im Vergleich zum Februar 2021.

Abbildung 3: Handelsvolumen für indirekte Produkte auf Crypto Assets an traditionellen Schweizer Börsen
Analog zum den indirekten Produkten an den traditionellen Schweizer Börsen stiegen auch die geschätzten Handelsvolumina aus der Schweiz für direkte Investitionen in Crypto Assets über Cryptobörsen. Die Abbildung 4 vergleicht die Handelsvolumen im ersten Halbjahr 2024 und unterscheidet dabei zwischen dem Spothandel auf zentralisierten und dezentralen Cryptobörsen sowie dem Derivatehandel auf Crypto-Derivatbörsen.

Abbildung 4: Vergleich der Handelsvolumen verschiedener Typen von Cryptobörsen
Die Analyse zeigt, dass das Handelsvolumen im Bereich der Derivate signifikant höher war als im Spothandel, sowohl an zentralisierten als auch dezentralen Cryptobörsen. Schätzungen für die Schweiz, die auf einer Hochrechnung des globalen Handelsvolumens basieren und den Anteil der Webseitenanfragen aus der Schweiz für die zwanzig grössten Börsen je Börsentyp berücksichtigen, ergeben, dass der Derivathandel für Crypto Assets aus der Schweiz im ersten Halbjahr 2024 etwa 131 Milliarden Franken erreichte. Im Vergleich dazu betrug das Volumen des Spothandels an zentralisierten Cryptobörsen rund 36 Milliarden Franken und an dezentralen Börsen etwa 2 Milliarden Franken.
Vielfältige Möglichkeiten und Risiken von Crypto Assets
Die Marktrisiken zeigen sich einerseits in den sehr volatilen Preisen. Andererseits bestehen zusätzliche operationelle Risiken sowie Liquiditäts- und Kreditrisiken entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Diese variieren je nach Art der Investition. Sprich, ob direkt oder indirekt in Crypto Assets investiert wird, und ob dies dezentral über die Blockchain («Decentralized Finance», kurz «DeFi») oder über einen zentralisierten Anbieter geschieht. Eine neu entwickelte Klassifizierungsmethode teilt Crypto Assets gemäss den in Abbildung 5 dargestellten und im Folgenden kurz erläuterten drei Dimensionen ein:
- Token-Dimension: Diese Dimension klassifiziert Crypto Assets basierend auf ihren statischen Attributen, wie zum Beispiel dem primären Zweck des Tokens, dem zugrundeliegenden Wert (z. B. Fiat-Währung oder ein anderes Crypto Asset) und der Art des Herausgebers (z. B. Unternehmen, Regierung). Diese Dimension hilft dabei, die grundlegenden Eigenschaften eines Tokens zu verstehen, die für seine Nutzung und Bewertung entscheidend sind.
- Protokoll-Dimension: Diese Dimension untersucht das zugrundeliegende DLT-Protokoll, auf dem ein Token basiert. Wichtige Aspekte sind unter anderem der Konsensmechanismus (z. B. Proof of Work oder Proof of Stake), die Transaktionsgeschwindigkeit und die Governance-Struktur. Da viele Crypto Assets auf bestehenden DLT-Protokollen ausgegeben werden, ist es wichtig, diese Ebene separat zu betrachten, um die technischen Grundlagen eines Tokens zu bewerten.
- Tokenomics-Dimension: Diese Dimension konzentriert sich auf die dynamischen Aspekte eines Tokens, wie die Marktkapitalisierung, das Verhältnis der im Umlauf befindlichen Token zum Gesamtangebot und die Dezentralisierung des Netzwerks. Diese Faktoren können sich im Laufe der Zeit ändern und sind wichtig für die Bewertung der langfristigen Stabilität eines Tokens.
Die Taxonomie wurde in der Studie praktisch angewendet, indem Bitcoin und Ether klassifiziert wurden. Dabei wurde deutlich, dass sich die Tokens in verschiedenen Merkmalen, wie der Entwicklungsaktivität oder der Nutzung im Bereich von DeFi, signifikant unterscheiden. Zudem zeigte sich, dass der Zentralisierungsgrad beider Tokens höher ist, als man es intuitiv erwarten würde. Solche Auswertungen können insbesondere im Risikomanagement von Interesse sein. Mithilfe der Taxonomie lassen sich solche Assets strukturiert evaluieren, was es Marktteilnehmern ermöglicht, sich in der komplexen und dynamischen Welt der Crypto Assets besser zu orientieren und fundiertere Entscheidungen zu treffen. Da es sich hierbei um einen ersten Entwurf des Klassifizierungsrahmens handelt, ist Feedback sehr willkommen.

Abbildung 5: Die drei Dimensionen zur Klassifikation von Crypto Assets
Was sind Crypto Assets? Crypto Assets sind digitale Repräsentationen wie Forderungen, Werte oder Rechte, die auf einem dezentralen Register (wie einem Blockchain-Protokoll) in Form von Token ausgegeben werden. Crypto Assets Study 2024 Die Hochschule Luzern veröffentlicht zum vierten Mal die jährliche «Crypto Assets Study». Diese bietet eine umfassende Übersicht zum Investment-Ökosystem für Crypto Assets in der Schweiz und Liechtenstein. Ermöglicht wurde die Studie durch die Unterstützung von e.foresight, Finnova, Inventx, dem Kanton Zug, SIX, Swiss Bankers Prepaid Services und der Zürcher Kantonalbank. Download der Studie hier. |
Research Partners

Quellen
SNB (2023). Zahlungsmittelumfrage bei Privatpersonen in der Schweiz 2022. https://www.snb.ch/de/the-snb/mandates-goals/cash/payment-methods-surveys/payment-methods-survey-2022
Statista (2024). Share of respondents who indicated they either owned or used cryptocurrencies in 56 countries and territories worldwide from 2019 to 2024. https://www.statista.com/statistics/1202468/global-cryptocurrency-ownership
19. August 2024
Jede vierte Person in der Schweiz ist Raiffeisen Mitglied – in einigen Kantonen sogar jede zweite
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Prof. Dr. Simon Amrein
Die Raiffeisen Gruppe hat über 2 Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie 3.66 Millionen Kundinnen und Kunden in der Schweiz. Damit sind mehr als 25% der Schweizer Bevölkerung Mitglied bei der Raiffeisen Genossenschaft. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind jedoch erheblich. Im heutigen Blog zeigen wir, wie sich die Anzahl der Mitglieder in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat und in welchen Kantonen die Raiffeisen-Mitgliedschaft besonders verbreitet ist. Zudem erläutern wir die Bedeutung der Genossenschafter für das weitere Wachstum von Raiffeisen.
Vor 20 Jahren zählte Raiffeisen 1’180’700 Genossenschafterinnen und Genossenschafter, was etwa 16 Prozent der Gesamtbevölkerung der Schweiz ausmachte. Seitdem haben sich diese Zahlen erheblich entwickelt. Das Wachstum war insbesondere zwischen 2002 und 2011 mit durchschnittlich über 5.2 Prozent besonders stark. So zählte man im Jahr 2011 bereits 1.75 Millionen Genossenschafter. Seitdem sind die Wachstumsraten abgeflacht und betragen durchschnittlich nur noch rund 1.25 Prozent pro Jahr. Im Jahr 2022 hat Raiffeisen die 2-Millionen-Grenze überschritten. Ende 2023 zählte die Genossenschaft 2’057’532 Mitglieder (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1: Entwicklung der Anzahl Raiffeisen-Genossenschafter, 2002 bis 2023[1]
Mehr als ein Viertel der Schweizer Bevölkerung sind heute Genossenschafter bei der Raiffeisen. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind dabei erheblich, wie Tabelle 1 zeigt. Im Kanton Appenzell Innerrhoden sind knapp 55 Prozent der Bevölkerung Genossenschafterin oder Genossenschafter einer Raiffeisenbank. Auch in Nidwalden liegt der Anteil über der 50-Prozent-Marke. In den Kantonen Uri, Wallis, St. Gallen, Jura, und Solothurn liegt der Anteil der Raiffeisen-Mitglieder an der Gesamtbevölkerung zwischen 40 und 46 Prozent. Am anderen Ende der Tabelle finden sich die Kantone Bern, Glarus, Neuenburg, Waadt, Schaffhausen, Genf und Zürich mit Werten von unter 20 Prozent. In der Tendenz sind Kantone mit einer starken Raiffeisen-Präsenz eher ländlich geprägt. In eher urbanen Kantonen wie Basel-Stadt, Zürich oder Genf haben die Raiffeisenbanken verhältnismässig weniger Mitglieder. Es muss aber auch auf die unterschiedliche Grösse der Kantone hingewiesen werden. Im Kanton Zürich – auf dem zweitletzten Rang, was die Anteil Mitglieder im Verhältnis zur Bevölkerung angeht – gelang den Raiffeisenbanken in den vergangenen zwanzig Jahren das grösste Wachstum mit einem Plus von über 95’000 neuen Mitgliedern (+327%). Ebenfalls markante Zuwächse gab es in St. Gallen und Aargau mit etwa 85’000 (+63%) respektive 83’000 (+64%) neuen Raiffeisen Mitgliedern.
Kanton | Anteil Raiffeisen-Genossenschafter / Bevölkerung pro Kanton 2023 | Anteil Raiffeisen-Genossenschafter / Bevölkerung pro Kanton 2003 |
Appenzell Innerrhoden | 54.92% | 36.63% |
Nidwalden | 51.69% | 33.53% |
Uri | 45.50% | 34.25% |
Wallis | 44.61% | 31.29% |
St Gallen | 42.17% | 29.83% |
Jura | 40.93% | 30.88% |
Solothurn | 40.79% | 39.09% |
Thurgau | 37.66% | 30.94% |
Obwalden | 35.54% | 24.65% |
Tessin | 34.60% | 24.24% |
Freiburg | 34.46% | 22.55% |
Zug | 32.77% | 26.45% |
Luzern | 32.65% | 22.58% |
Appenzell Ausserrhoden | 31.82% | 20.86% |
Graubünden | 30.58% | 23.40% |
Aargau | 29.95% | 23.21% |
Schwyz | 28.10% | 18.16% |
Baselland | 20.61% | 10.25% |
Bern | 18.23% | 12.17% |
Glarus | 18.23% | 8.63% |
Neuenburg | 17.07% | 9.29% |
Waadt | 14.44% | 9.50% |
Schaffhausen | 11.81% | 6.94% |
Genf | 9.41% | 4.96% |
Zürich | 7.85% | 2.32% |
Basel-Stadt | 4.38% |
Tabelle 1: Raiffeisen Anzahl Mitglieder im Verhältnis zur Bevölkerung pro Kanton 2003 und 2023[2]
Vorteile für Genossenschafter
Grundsätzlich kann man Kundin oder Kunde bei Raiffeisen sein, ohne Mitglied zu werden. Eine Ausnahme besteht, wenn man eine Hypothek bei einer Raiffeisenbank abschliesst – dann ist eine Mitgliedschaft Pflicht. Personen ab 18 Jahren in der Schweiz haben die Möglichkeit, einen Anteilsschein für CHF 200 zu zeichnen und somit Mitglied bei Raiffeisen zu werden. Gemäss den Vorgaben von Raiffeisen Schweiz kann man maximal Anteile im Wert von CHF 20’000 (100 Scheine zu je CHF 200) erwerben. Viele Banken haben diese Limite aber tiefer angesetzt.
Genossenschafter profitieren neben Mitbestimmungsrechten am Unternehmen auch von Vorzugskonditionen für verschiedene Bankprodukte, wie beispielsweise höhere Zinssätze. Darüber hinaus erhalten sie vergünstigte Freizeitangebote, Einladungen zu Veranstaltungen (z.B. Kino am See), kostenlosen Zutritt in viele Museen (Museumspass) und eine – je nach Betrachtungsweise – einigermassen attraktive Verzinsung auf das einbezahlte Genossenschaftskapital. Aktuell beträgt die «Zinsdividende» auf dem Anteilsschein beispielsweise bei der Raiffeisenbank rechter Zürichsee oder bei Raiffeisen Luzern je 3.25 Prozent oder bei der Raiffeisenbank Zürich Flughafen 2.5 Prozent.
Warum Genossenschafter für die Raiffeisen wichtig sind
Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter tragen nicht nur zur Kundenbindung bei, sondern stärken durch ihre gezeichneten Anteile auch das Eigenkapital der Raiffeisenbanken, was für deren Wachstumsstrategien wichtig ist. Neben der Bildung von Reserven aus Unternehmensgewinnen können die Raiffeisenbanken ihr Eigenkapital auch dann erhöhen, wenn sie neue Mitglieder gewinnen oder bestehende Mitglieder ihre Anteile aufstocken. Es ist in diesem Zusammenhang auch zu beachten, dass bei einem Todesfall eines Raiffeisen-Genossenschafters die Anteile von Raiffeisen zurückbezahlt und die Mitgliedschaft nicht vererbt wird. Wenn eine Raiffeisenbank viele ältere Mitglieder hat und die Erbinnen und Erben nicht als neue Mitglieder gewonnen werden können, kann dies zu einer Reduktion des Eigenkapitals führen (natürlich kann dies durch weitere Gewinnrückbehalte kompensiert werden). Wie ein Blick in einzelne Bilanzen von Raiffeisenbanken zeigt, sind die Bedeutung des Genossenschaftskapitals im Verhältnis zum gesamten Eigenkapital und auch die Zuwächse im Bereich des Genossenschaftskapitals sehr unterschiedlich.
Eine Haftung der Genossenschafterinnen und Genossenschafter über den Genossenschafts-Anteil hinaus ist bei Raiffeisen ausgeschlossen. Bis 1989 waren Genossenschafts-Mitglieder noch unbeschränkt solidarisch haftbar. Danach wurde die Haftung auf eine Nachschusspflicht von CHF 8000.- reduziert, welche 2014 abgeschafft wurde. Historisch gesehen waren solche Solidarhaftungen und Nachschusspflichten vor allem für die regulatorischen Eigenmittelanforderungen relevant, da diese teilweise als Eigenkapital angerechnet werden konnten und somit zur Erfüllung der Kapitalvorschriften beitrugen.[3]
Fazit
Die Raiffeisen Gruppe hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten beeindruckend entwickelt und zählt heute über zwei Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter sowie 3.66 Millionen Kundinnen und Kunden in der Schweiz. Jede vierte in der Schweiz wohnhafte Person ist Mitglied einer Raiffeisen Genossenschaft. Wie oben aufgezeigt variiert die Verbreitung der Mitgliedschaft jedoch stark zwischen den Kantonen, was auf historische Entwicklungen, regionale Unterschiede und spezifische Marktbedingungen zurückzuführen ist. Die Genossenschafter sind wichtig für die Raiffeisen als Kundinnen und Kunden der Bank («emotionales Kundenbindungselement»). Sie tragen aber natürlich auch zur Stärkung des Eigenkapitals bei.
Bei weiterem Wachstum und im Hinblick auf die neuen Eigenmittelvorschriften von Basel III final (abhängig vom Geschäftsmodell, dem derzeit verfügbaren Eigenkapital und den ausstehenden Krediten) werden die Raiffeisen Genossenschaften zusätzliches Eigenkapital benötigen. Neben der Bildung von Reserven aus Unternehmensgewinnen wird die Gewinnung neuer Mitglieder oder die Erhöhung der Anteile bestehender Mitglieder – besonders angesichts des «natürlichen» Wegfalls von Mitgliedern – daher weiterhin wichtig für die langfristige Entwicklung der Raiffeisenbanken sein.
[1] Daten: Geschäftsberichte der Raiffeisen Gruppe, 2002-2023 und entsprechende Tabellen zu «Raiffeisen in den Kantonen»
[2] Daten: Geschäftsberichte der Raiffeisen Gruppe, 2003 und 2023 und entsprechende Tabellen zu «Raiffeisen in den Kantonen»; Bundesamt für Statistik (2024). Bevölkerung. Online (10.07.2024): https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung.html
[3] Vgl. dazu Amrein, S. (2024). Capital in Banking. Cambridge University Press. Online: https://www.cambridge.org/9781009276894. Amrein, S. (2018), ‘Eigenmittel der Schweizer Banken im historischen Kontext’, in Krisenfeste Schweizer Banken? Die Regulierung von Eigenmitteln, Liquidität und «Too big to fail». Hrsg.: Armin Jans, Christoph Lengwiler, Marco Passardi. Zürich: NZZ Libro.
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Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
12. August 2024
Revolution in der Portfoliooptimierung? Wie Künstliche Intelligenz die Anlagewelt verändern könnte
Von Dr. Simon Broda und Dr. Patrick Walker
Traditionelle Ansätze der Portfoliooptimierung basieren auf Schätzungen der Renditeverteilungen und Kovarianzmatrizen, sind jedoch oft fehleranfällig. Ein vom IFZ in Zusammenarbeit mit der OLZ durchgeführtes Forschungsprojekt nutzt maschinelles Lernen, um diesen ersten Schritt zu umgehen und direkt aus den Daten optimale Portfoliogewichte zu lernen. Durch den Einsatz von Deep Reinforcement Learning erzielt das Modell beeindruckende Ergebnisse. In der untersuchten Periode von November 2017 bis August 2023 erzielte das neue Modell eine beeindruckende Gesamtrendite (nach Kosten) von 148.7%, während ein gleichgewichtetes Portfolio der fünf Anlageklassen nur 31.0% erzielte. Ist das der Start einer Revolution? Im heutigen Blog zeigen wir die ersten Erkenntnisse auf und zeigen, in welchen Bereichen wir noch Verbesserungspotenzial sehen.
Das IFZ hat sich im vergangenen Jahr gemeinsam mit der OLZ AG erfolgreich für ein Innosuisse Innovationsprojekt beworben, um an Finanzmarkt-Anwendungen des Reinforcement Learning, einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, zu forschen.
Das Ziel dieses Projekts ist es, zu evaluieren wie die Asset Allokation von Pensionskassen in Bezug auf Wertentwicklung und gleichzeitige Absicherung des Deckungsgrads mittels Reinforcement Learning optimiert werden kann. Diese Klasse der Algorithmen bildet ein recht neues Teilgebiet der künstlichen Intelligenz und findet bereits in zahlreichen Branchen Anwendung.
«Technischer» Hintergrund des Projekts
Üblicherweise werden systematische Anlageentscheidungen in der Asset Allokation und in der Portfoliooptimierung in zwei Schritten getroffen: Zuerst wird die gemeinsame Verteilung der zukünftigen Renditen der Anlageinstrumente geschätzt. Im einfachsten Fall, zurückgehend auf Harry Markowitz (1952), ist dies eine multivariate Normalverteilung, die durch den Erwartungswert und die Kovarianzmatrix bereits vollständig bestimmt ist. Aufgrund dieser geschätzten Verteilung werden in einem zweiten Schritt die optimalen Portfoliogewichte bestimmt. Optimalität bezieht sich hierbei oft auf das sog. Mean-Variance Kriterium, welches auf einen Trade-Off zwischen erwarteter Rendite und tolerierbarem Risiko hinausläuft. Es sind jedoch auch andere Kriterien möglich, z.B. die Minimierung der Schwankungsbreite des Portfolios (Minimum-Variance) oder das Ausbalancieren der Risikobeiträge der einzelnen Anlageinstrumente (Risk Parity).
Der oben beschriebene erste Schritt dieser Vorgehensweise ist in der Praxis mit einigen Problemen behaftet. Insbesondere erfordert er eine Reihe von Annahmen, etwa bezüglich der Verteilungsfamilie der Renditen oder der zeitlichen Entwicklung der Volatilität. Jede Annahme birgt aber das Risiko, dass sie in der Praxis nicht erfüllt ist. Selbst bei Korrektheit der Annahmen kann die Schätzung der Verteilung, konkret etwa der Kovarianzmatrix, problematisch sein, insbesondere wenn das Anlageuniversum gross ist und nur eine begrenze Menge an Daten zu Verfügung stehen. Üblicherweise werden diese Schwachstellen des Mean-Variance Ansatzes durch eine Vielzahl verschiedener Hilfsmittel wie Shrinkage-Schätzer, Regularisierung und ein gut durchdachtes Design der Nebenbedingungen adressiert.
Der neuartige Ansatz dieses Forschungsprojektes ist es hingegen, diesen ersten Schritt der Schätzung der Verteilung vollständig zu umgehen, und die optimalen Portfoliogewichte stattdessen direkt aus den Daten zu lernen. Dies wird möglich durch den Einsatz von maschinellem Lernen, der Basis moderner künstlicher Intelligenz. Wir bedienen uns des sogenannten Deep Reinforcement Learnings – einer revolutionären Technik, die es KI-Modellen ermöglicht, in anspruchsvollen Spielen wie Go oder Schach übermenschliche Leistungen zu erbringen und vielen Bereichen Anwendungen findet, so z.B. bei der Entwicklung von selbstfahrenden Auto, von Robotern, oder auch bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Diese Technologie befähigt unsere Modelle, sich in dynamischen Umgebungen wie dem Finanzmarkt eigenständig zurechtzufinden und kontinuierlich aus ihren Fehlern zu lernen.
Im ersten Teil unseres Forschungsprojekts konzentrieren wir uns auf die optimale Allokation zwischen verschiedenen Anlageklassen mithilfe von liquiden ETFs: Aktien (Vanguard Total Stock Market ETF), Immobilien (Vanguard Real Estate Index ETF), Anleihen (iShares Core U.S. Aggregate Bond ETF), Rohstoffe (Invesco DB Commodity Index ETF), sowie Gold (Spotpreis). Mittels dieser Instrumente wird der Grossteil des Anlageuniversums eines typischen institutionellen Investors repräsentiert. Anlagen in Private Equity oder sonstigen alternativen Anlagen sind nicht berücksichtigt, da hierzu keine ausreichenden Datenreihen verfügbar sind.
Erste Ergebnisse: Gesamtrendite von 148.7% statt 31%
Die Ergebnisse unseres neuartigen K.I. Ansatzes sind sehr vielversprechend: In der untersuchten Periode von November 2017 bis August 2023 erzielte unser Modell (OLZ Reinforcement Learning Allokation) eine beeindruckende Gesamtrendite (nach Kosten) von 148.7%, während ein gleichgewichtetes Portfolio der fünf Anlageklassen nur 31.0% erzielte. Ein typisches Pensionskassen-Portfolio (30% Aktien, 30% festverzinsliche Wertpapiere, 30% Immobilien und 10% Rohstoffe) erzielte sogar nur eine kumulierte Rendite von 20.6%. Die Wertentwicklung unserer Strategie, dargestellt in Abbildung 1, übertrifft somit deutlich die beiden Benchmarks.

Abbildung 1: Wertentwicklung der OLZ Reinforcement Learning Allokation und Vergleich zur gleichgewichteten Allokation und einer typischen PK Allokation.
Da die Volatilität aller drei Portfolios recht ähnlich ist (12.3% im Vergleich zu 11.5% bzw. 13.8%), ergibt sich für die künstliche Intelligenz ein hervorragendes Sharpe Ratio von 1.37, welches signifikant höher ist als das der Vergleichsindizes (0.41 bzw. 0.24). Betrachtet man den Maximum Drawdown, also den grösstmöglichen Verlust im Anlagezeitraum, so erzielte unser Modell mit -17.5% ein deutlich besseres Worst-case Szenario als die Vergleichsportfolios (Gleichgewichtetes Portfolio -22.9%, PK-Portfolio -27.6%). Auch im Vergleich zur vermeintlich sichersten Anlageklasse der festverzinslichen Wertpapiere (-21.7%) wurde ein besserer Kapitalerhalt erzielt. Interessanterweise bevorzugt die künstliche Intelligenz über weite Teile der Analyseperiode eine überdurchschnittlich hohe Allokation in Gold, insbesondere während der Corona-Pandemie.
Weiteres Vorgehen
Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse stehen wir noch vor einigen Herausforderungen, bevor aus dieser hochinnovativen Strategie ein marktfähiges Anlageprodukt entwickelt werden kann. Gemeinsam mit unserem Praxispartner arbeiten wir daran, die Robustheit unseres Modells weiter zu verbessern und es widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen der Datengrundlage zu machen. Zudem arbeiten wir weiterhin daran, Allokationen mit höherer praktischer Relevanz zu generieren, z.B. indem den einzelnen Anlageklassen realistische Bandbreiten zugewiesen werden. Hiermit wollen wir sicherstellen, dass unsere von künstlicher Intelligenz entwickelten Lösungen alle Anlagerestriktionen einer Pensionskasse vollständig erfüllen.
Im weiteren Verlauf des Projekts sollen zudem Portfolios auf Einzelaktien optimiert werden, sodass die künstliche Intelligenz fortwährend aus einer Vielzahl von Marktinformationen lernt ein optimales Portfolio zu konstruieren. Über diese und weitere Entwicklungen werden wir Sie in den nächsten Monaten auf dem Laufenden halten.
Kommentare
18 Kommentare
Ruedi Büchi
23. August 2024
Sehr spannender Artikel und beeindruckende Ergebnisse! Ich habe zwei Fragen: Wie wurde die abhängige Variabel definiert? Die Portfolio-Allokation welche im Betrachtungsmonat die beste risikoadjustierte Rendite geliefert hätte? Und welche Inputvariablen wurden zum trainieren des Modelles verwendet?
Sacha Widin
18. August 2024
Interessanter Ansatz. Backtest sieht (wie fast immer) gut aus. Aber es stellen sich einige Fragen zur obigen Graphik und den Daten: die Instrumente sind a) vermutlich in USD (d.h. nicht abgesichert gegen CHF) gerechnet, was in diesem Fall eher "schlecht" für dieses Modell war, sofern die Performance in CHF ausgewiesen ist? Interessant wäre es zu sehen nach Absicherung vs. CHF, welche über die Zeit 3-4% p.a. kostete), b) das Modell ist sehr stark US-Kapitalmarkt bezogen (US Aktien haben z.B. CH Aktien massiv outperformed in dieser Periode), c) wie gross war der active share gegen den 30/30/30/10 Benchmark? Die BVG Richtlinien sind vermutlich mit diesem Modell nicht eingehalten worden (z.B. in der maximalen Fremdwährung und max. Aktienquote, sowie anderen Bandbreiten)? Wenn ja ist dieser Vergleich mit der "PK Allokation" oben in der Graphik nicht sinnvoll und zu hinterfragen, eine Schweizer PK investiert primär in CH Aktien, -Anleihen, -Immobilien und Schweizer Franken. Oder habe ich etwas übersehen?
Simon Broda
18. August 2024
In der Tat ist das Modell derzeit US-zentrisch; auch die Performance in der Grafik ist in USD ausgewiesen. Wie so häufig ist dies durch Datenverfügbarkeit getrieben. Auch vor dem Hintergrund der BVG-Richtlinien wäre die Allokation in derzeitiger Form also für eine Schweizer PK tatsächlich nicht ohne weiteres anwendbar. Das Modell in seiner derzeitigen Form ist eher als Proof of Concept zu betrachten. Das Forschungsprojekt steht im Moment etwa an der Halbzeit, und genau diese Fragen werden im weiteren Verlauf des Projektes zu klären sein.
Martin Gfeller
16. August 2024
Ist geplant, in einem Paper die Methodik genauer zu beschreiben? Die Reaktionen auf meinen LinkedIn-Post (https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7228784104920477696/) sind skeptisch bezüglich eines Overfits, resp. Anpassung des Modells an die gewählte Periode. Eine Analyse (falls möglich peer-reviewed) könnte dies entkräften.
Simon Broda
16. August 2024
Ja, eine Publikation hierzu ist geplant.
Daniel Strub
13. August 2024
Interessant, und trotzdem höchste Vorsicht geboten. Es ist verpönt, Entwicklung und Testing mit den selben Daten vorzunehmen. Wir haben es hier nicht mit physikalischen Rahmenbedingungen zu tun. Ich habe noch nie erlebt, dass die auf der Basis historischer Daten entwickelte und für den gleichen Zeitintervall getestete Strategien dann die geschürten Erwartungen erfüllen konnte. Als Dino der Branche würde ich die Sache als neuen naiven Versuch bezeichnen, den heiligen Gral zu finden.
Simon Broda
13. August 2024
Die gezeigte Performance von November 2017 bis August 2023 ist selbstverständlich out of sample. Trainiert wurde das Modell mit Daten vom März 2006 bis November 2017.
Simon Broda
13. August 2024
Trotzdem ist past performance natürlich keine Garantie für die Zukunft. Vorsicht ist immer geboten.
Ralph Kleeb
13. August 2024
In der Rückwärtsbetrachtung wären stets hervorragende Rendite möglich gewesen. Das war schon vor jahrzehnten mit klassischen Regressionsmodellen der Fall. Nur die Aussagekraft für die Zukunft blieb dann stets bescheiden. Das gilt übrigens auch für meinen 3a-Fonds von OLZ. Zu denken geben muss jedoch der Vergleich v.a. mit dem PK-Benchmark. Höhere Vola, höherer Maxdrawdown und magerste Rendite. Von den hohen Anlagekosten in diesem Bereich ganz zu schweigen. Im PK-Anlagebereich läuft etwas ziemlich schief. Gibt es dazu auch aktuelle Forschungsergebnisse?
Martin Gfeller
12. August 2024
Erleben wir hier die Obsoleszenz der klassischen statistischen Methoden im Asset Management? Oder sind die klassischen Ansätze als Leitplanken (guard rails) noch nützlich? Gibt es ein längeres Backtesting, auch das auch grosse Verwerfungen umfasst?
Simon Broda
12. August 2024
Von Obsoleszenz würde ich nicht sprechen. Aber sicher werden neue Methoden Einzug finden, so wie in jedem anderen Bereich unseres Lebens auch.
Simon Broda
12. August 2024
PS: Ein längeres Backtesting ist mit diesem Datensatz leider nicht möglich, zumindest nicht ohne den train/test split zu ändern. Wir sind hier eingeschränkt durch den DBC ETF, der erst 2006 aufgelegt wurde. Wie ich andernorts schrieb, trainieren wir das Modell mit Daten vom März 2006 bis November 2017, und testen es wie gezeigt in der Periode November 2017 bis August 2023 out of sample. Allerdings experimentieren wir im Moment mit einem anderen Datensatz. Die Idee ist, zum Training nicht ETFs zu verwenden, sondern direkt die zugrundeliegenden Indices (konkret Russel 3000, GSCI, DJUSRE und WGBI). Diese Daten stehen ab 1993 zur Verfügung. Die Indices sind natürlich nicht handelbar, aber unsere Hoffnung ist, dass das Modell dennoch relevantes aus ihnen lernen kann.
Dominic Frehner
12. August 2024
Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Es spielt immer eine Rolle, mit welcher Strategie man das Portfolio optimieren möchte. Sie haben insbesondere Trend Following Assets ausgewählt, wobei bei einem Trend grosse Profite realisiert werden können. Dies erkennt man gut, da der Markt weltweit nach Corona stark zugelegt hat. die Frage ist, ob man wirklich knapp 2.5 Jahre den Algorithmus hätte laufen lassen, ohne wirklich Gewinn zu erzielen. Da hat man bestimmt noch Optimierungsbedarf in einem bärischen Markt. Ich gehe davon aus, dass man eine "Buy and Hold"-Strategie in diesem Fall gewählt hat. Was mich sehr interessieren würde, ist die In-Sample und Out-of-Sample Verteilung. Wie viele Jahr bis 2023 waren Out-of-Sample gebacktestet worden? Ich verwende selbst ML/AI bei Risk Management, Portfolio Optimization und bei Trading Strategien. Es ist jedoch wichtig, dass das Modell nicht zu "overfitted" wird und man eben mit In-Sample und Out-of-Sample Daten arbeitet. Zudem sind 6 Jahre viel zu wenig Daten. Ich lasse die Algorithmen immer mit mindestens 10 Jahren Vergangenheitsdaten rechnen. Davon sind 7 Jahre In-Sample und 3 Jahre Out-of-Sample.
Simon Broda
12. August 2024
Die gezeigte Performance von November 2017 bis August 2023 ist out of sample. Trainiert wurde das Modell mit Daten vom März 2006 bis November 2017, der train-test split ist also 2/3 - 1/3. Die Strategie ist nicht buy and hold, sondern monthly rebalancing.
Simon
12. August 2024
Wurde das Modell auch mit out-of sample Daten getestet?
Simon Broda
12. August 2024
Die gezeigte Performance von November 2017 bis August 2023 ist selbstverständlich out of sample. Trainiert wurde das Modell mit Daten vom März 2006 bis November 2017.
Walter Grimm
12. August 2024
Gute Sache, weiter damit - kann was Gutes werden um die so/zu vielen Pseudo-aktiven Portfolio-Manager zu bereinigen... ebenso die viel zu teuren "pseudoaktiven Funds". Wieso ist die Performance erst ab 2020 markant verbessert?
Simon Broda
12. August 2024
Das untersuchen wir noch. Aus den Daten sehen wir, dass das Modell nach dem CoViD-Crash seine Allokation in Aktien und Rohstoffe (ausser Gold) erhöht hat, zulasten vorrangig von Gold. Hierdurch hat es verhältnismässig stark vom Rebound profitiert.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
15. Juli 2024
Regionalbanken und Sparkassen,
Steigende Profitabilität der Retailbanken im Jahr 2023
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Prof. Dr. Simon Amrein
In den letzten Monaten veröffentlichten die Schweizer Banken ihre Jahresabschlüsse 2023. Auffällig waren die markant besseren Zinsmargen. Doch wie hat sich der Margenanstieg auf die Profitabilität der Schweiz Retailbanken ausgewirkt? Und welches sind die drei profitabelsten Retailbanken hierzulande?
Im Juni 2022 leitete die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinswende ein. Der Leitzins wurde von -0.75 Prozent auf -0.25 Prozent angehoben. Im September 2022 lag der Leitzins erstmals seit vierzehn Jahren wieder im positiven Bereich. Weitere Zinsschritte folgten im Dezember 2022, März 2023 und Juni 2023 auf 1.75 Prozent. Im März und Juni 2024 erfolgten wieder erste Senkungen des Leitzinses um jeweils 0.25 Prozentpunkte auf nun 1.25 Prozent.
Das erhöhte Zinsniveau führte praktisch bei allen Banken im Jahr 2023 zu einem Anstieg der Zinsmargen (siehe Blog vom Mai 2024).[1] Im Durchschnitt aller 91 Retailbanken in der Schweiz lag die Zinsmargen im Jahr 2023 bei 1.32 Prozent (+17 Basispunkte). Die Bank mit der besten Zinsmarge erreichte gar einen Wert von 2.35 Prozent. Insgesamt erreichten sechzehn Banken eine Zinsmarge von mehr als 1.50 Prozent.
Da bei einer durchschnittlichen Schweizer Retailbank mehr als drei Viertel des Erfolgs aus dem Zinsdifferenz-Geschäft kommt – also dem Entgegennehmen und Ausleihen von Geldern – hat sich auch die Profitabilität deutlich erhöht.
Return on Assets als Mass für die Profitabilität
Als Messgrösse für die Profitabilität wird der Return on Assets beigezogen. Der Return on Assets (ROA) bezeichnet das Verhältnis zwischen Jahresgewinn und Bilanzsumme. Die Kennzahl zeigt damit auf, wie viel Ertragsüberschuss mit jedem eingesetzten Franken unter Berücksichtigung des Steueraufwandes erwirtschaftet werden kann.[2] Als Return verwenden wir den Ertrag vor Zuweisungen an die Reserven für allgemeine Bankrisiken (respektive Entnahmen aus den Reserven). Da viele Banken ihren Gewinn über die Reserven-Zuweisung steuern, erhöht diese Anpassung des Jahresgewinnes die Vergleichbarkeit zwischen den Banken.
Von den 91 Schweizer Retailbanken nutzten 72 Banken die Möglichkeit, Gewinne den Reserven für allgemeine Bankrisiken zuzuweisen. 19 Banken machten keine Zuweisung oder Auflösung der entsprechenden Reserven. Im Durchschnitt führten die Zuweisungen zu den Reserven zu einer Reduktion des ausgewiesenen Returns on Assets (basierend auf dem veröffentlichten Jahresgewinn) um 18 Basispunkte.
In Schweizer Franken machen die Zuweisungen an die Reserven für allgemeine Bankrisiken bei allen Retailbanken im Jahr 2023 CHF 1.19 Milliarden aus. Insgesamt publizierten die Schweizer Retailbanken im Jahr 2023 einen Jahresgewinn von CHF 6.71 Milliarden. Vor der Reserven-Zuweisung wäre dieser also bei CHF 7.90 Milliarden gelegen. Im Jahr 2022 betrugen die Reserven-Zuweisungen CHF 611 Millionen. Der publizierte Jahresgewinn aller Banken lag bei CHF 5.69 Milliarden. Der Gewinn vor Reserven-Zuweisung war 2022 also CHF 6.31 Milliarden. Während im Jahr 2023 also etwas mehr als 15 Prozent des Jahresgewinns den Reserven für allgemeine Bankrisiken zugeteilt wurden, waren es im Jahr 2022 9.7 Prozent.
Profitabilität steigt zum ersten Mal seit Jahren
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des ROA nach Bankengruppen von 2014 bis 2023 (vor Zuweisung an Reserven für allgemeine Bankrisiken).[3] Im Jahr 2023 stiegen die Gewinne deutlich an, nachdem in den vorherigen Jahren im Durchschnitt eher Rückgänge oder stagnierende ROA verzeichnet wurden. Der durchschnittliche ROA aller Banken lag bei 0.49 Prozent. Die Kantonalbanken erreichten den höchsten ROA (0.65%), gefolgt von den Raiffeisenbanken (0.50%), den Sparkassen und Regionalbanken (0.45%) und der Gruppe der Weiteren Banken (0.33%).

Abbildung 1: Return on Assets nach Bankengruppen, 2014 bis 2023 (vor Zuweisung Reserven allgemeine Bankrisiken)
Mit Blick auf die einzelnen Banken fällt auf, dass sich die Return on Assets stark unterscheiden. Der tiefste ROA lag bei 0.06 Prozent, der höchste bei 1.23 Prozent. Die Bank mit dem höchsten ROA war die Caisse d’Epargne d’Aubonne société coopérative, gefolgt von den Kantonalbanken aus Schaffhausen und Genf auf den Plätzen zwei und drei. Das vollständige Ranking werden wir in der IFZ Retail Banking-Studie 2024 bzw. im Rahmen der IFZ Retail Banking-Konferenz vom 21. November 2024 veröffentlichen.
Fazit
Die Profitabilität der Schweizer Retailbanken hat im Jahr 2023 vor allem durch die erhöhten Zinsmargen stark zugenommen. Im Durchschnitt erzielten die 91 Retailbanken einen Return on Assets (vor Zuweisung an die Reserven für allgemeine Bankrisiken) von 0.49 Prozent, was einem Anstieg von 9 Basispunkten entspricht. Die Banken konnten im Jahr 2023 nicht nur höhere publizierte Jahresgewinne ausweisen, sondern auch die Zuweisungen an die Reserven deutlich steigern (von CHF 611 auf CHF 1.19 Milliarden). Für das laufende Jahr erwarten wir eine Seitwärtsbewegung oder einen leichten Rückgang bei den Zinsmargen und dem ROA der Banken.
[1] Definition Zinsmarge: Die Zinsmarge misst das Verhältnis zwischen dem Ergebnis aus dem Zinsdifferenzgeschäft und einem Teil der Bilanzsumme. Die Kennzahl zeigt als eine Art «Gesamtkapitalrendite» des Zinsgeschäfts auf, wie gut die Bank aus dem Ausleihen und Entgegennehmen von Geldern Erträge generieren kann. Die Zinsmargen werden anhand der folgenden Formel berechnet: Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft geteilt durch die Summe der Hypothekarforderungen, der Forderungen gegenüber Kunden sowie der Finanzanlagen.
[2] Für die Berechnung der Bilanzsumme wird der Durchschnitt der Bilanzsummen am Anfang und am Ende des Jahres (also ein Return on Average Assets) verwendet.
[3] Die Gruppe der Kantonalbanken besteht aus allen 24 Kantonalbanken. Die Werte von Raiffeisen beziehen sich auf die Raiffeisen Gruppe. Folgende 57 Banken sind in der Gruppe der Regionalbanken und Sparkassen berücksichtigt: acrevis Bank AG, AEK BANK 1826 Genossenschaft, Alpha RHEINTAL Bank AG, Baloise Bank SoBa AG, Bank Avera, Bank BSU Genossenschaft, Bank EEK AG, Bank EKI Genossenschaft, Bank Gantrisch Genossenschaft, Bank in Zuzwil AG, Bank Leerau Genossenschaft, Bank SLM AG, Bank Sparhafen Zürich AG, Bank Thalwil Genossenschaft, Bank Zimmerberg AG, BBO Bank Brienz Oberhasli AG, Bernerland Bank AG, Bezirks,Sparkasse Dielsdorf Genossenschaft, Burgerliche Ersparniskasse Bern, Caisse d’Epargne de Cossonay société coopérative, Caisse d’Epargne d’Aubonne société coopérative, Caisse d’Epargne de Nyon société coopérative, Caisse d’Epargne Riviera, Clientis Bank im Thal AG, Clientis Bank Aareland AG, Clientis Bank Oberaargau AG, Clientis Bank Oberuzwil AG, Clientis Bank Thur Genossenschaft, Clientis Bank Toggenburg AG, Clientis Biene Bank im Rheintal Genossenschaft, Clientis BS Bank Schaffhausen AG, Clientis Caisse d’Epargne CEC SA, Clientis EB Entlebucher Bank AG, Clientis Spar- und Leihkasse Thayngen AG, Clientis Sparcassa 1816 Genossenschaft, Clientis Sparkasse Oftringen Genossenschaft, Clientis Sparkasse Sense, Crédit Mutuel de la Vallée SA, DC Bank Deposito-Cassa der Stadt Bern, Ersparniskasse Affoltern i.E. AG, Ersparniskasse Rüeggisberg Genossenschaft, Ersparniskasse Schaffhausen AG, Ersparniskasse Speicher, GRB Glarner Regionalbank Genossenschaft, Hypothekarbank Lenzburg AG, Leihkasse Stammheim AG, Regiobank Männedorf AG, Regiobank Solothurn AG, SB Saanen Bank AG, Spar & Leihkasse Gürbetal AG, Spar- und Leihkasse Bucheggberg AG, Spar- und Leihkasse Frutigen AG, Spar- und Leihkasse Wynigen AG, Spar+Leihkasse Riggisberg AG, Sparkasse Schwyz AG, Valiant Holding AG, Zürcher Landbank AG. Folgende Weitere Banken wurden berücksichtigt: Alternative Bank Schweiz AG, Banca Popolare di Sondrio (Suisse) SA (BPS), Bank Cler AG, Crédit Agricole next bank (Suisse) SA, Freie Gemeinschaftsbank Genossenschaft, LLB (Schweiz) AG (ehemals Bank Linth LLB AG), Migros Bank AG, PostFinance AG, WIR Bank Genossenschaft.
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8. Juli 2024
Bedürfnisse zu digitalen Anlage- und Vorsorgelösungen
Von Dr. Tatiana Agnesens und Prof. Dr. Anina Hille
Im IFZ Retail Banking Blog vom 21. Juni 2023 haben wir einige zentrale Erkenntnisse aus der Studie „Digitales Anlegen und Vorsorgen in der Schweiz: Trends, Bedürfnisse und gewünschte Produkteigenschaften“ vorgestellt. Eine zentrale Erkenntnis: 41% der Befragten erwägen die Nutzung digitaler Anlage- und Vorsorgeprodukte („potenzielle Nutzende“). In diesem Beitrag nehmen wir die Bedürfnisse dieser Zielgruppe unter die Lupe und prüfen, inwieweit die vorhandenen digitalen Lösungen in der Schweiz diesen gerecht werden.
Unsere Analyse basiert auf der bereits etablierten Taxonomie digitaler Anlage- bzw. Vorsorgelösungen aus der Studie „Digitales Anlegen: Update 2022“ (e.foresight & IFZ, 2022). In dieser Studie wurden ausgewählte digitale Anlage- und/oder Vorsorgelösungen in der Schweiz anhand der Dimensionen Zugänglichkeit, Sophistizierung und Personalisierung evaluiert. In diesem Artikel zeigen wir auf, welche Aspekte innerhalb dieser drei Dimensionen von potenziellen Nutzern welche Bedeutung haben und inwiefern die bestehenden digitalen Anlage- bzw. Vorsorgelösungen den Erwartungen und Bedürfnissen entsprechen. Zudem identifizieren wir Bereiche, in denen noch Verbesserungsbedarf besteht.
Dimension Zugänglichkeit
Die Zugänglichkeit von digitalen Anlage- und Vorsorgelösungen bezieht sich darauf, nach welchen Kriterien solche Lösungen von potenziellen Nutzern ausgewählt werden, bzw. welche Merkmale sie für potenzielle Nutzer zugänglich machen. Die fünf wichtigsten Anforderungen (in dieser Reihenfolge) seitens potenzieller Nutzender hierzu sind (vgl. Abbildung 1):
- Transparenz über Kosten,
- Zugang via E-Banking,
- detaillierte Einblicke ins Portfolio,
- Preis,
- Reputation des Anbieters.
In Bezug auf das Geschlecht zeigt sich, dass Männer tendenziell preissensitiver sind und vermehrt Wert auf die Reputation oder Marke des Anbieters legen, im Vergleich zu Frauen. Weiter ist interessant, dass für Frauen die Empfehlung durch Vertrauensperson und die Einfachheit des Onboardings wichtiger zu sein scheint als für Männer. Bemerkenswert ist auch, dass sowohl für Frauen als auch für Männer der Zugang über das E-Banking deutlich wichtiger ist als über eine App.

Abbildung 1: Welche Kriterien wären für Sie bei der Auswahl eines Anbieters der digitalen Anlage- bzw. Vorsorgelösung wichtig? (Auswertung differenziert nach Geschlecht)
Dimensionen Sophistizierung und Personalisierung
Unter Sophistizierung und Personalisierung verstehen wir inhaltliche Anforderungen an eine digitale Anlage- und Vorsorgelösung. Die fünf wichtigsten Kriterien, die potenzielle Nutzende in den Dimensionen Sophistizierung und Personalisierung digitaler Angebote hervorheben, sind folgende (vgl. Abbildung 2 links):
- Nachhaltige Investitionsmöglichkeiten,
- Breites Investment-Universum,
- Themenbasierte Investitionsmöglichkeiten,
- Personalisierungsmöglichkeiten,
- Kombination von Anlageexpertise und Algorithmus.
Das Thema nachhaltiges Investieren ist insbesondere für Frauen das wichtigste Kriterium eines digitalen Angebots, während Männer eher ein breites Investment Universum schätzen. Bemerkenswert ist auch das starke Interesse der potenziellen Nutzenden an Themeninvestments. Die Möglichkeit themenbasiert zu investieren ist für Frauen und Männer gleich wichtig. Weiter interessant ist, dass für Männer die Möglichkeit selbst zu traden und der Zugang zu passiv verwalteten Produkten sowohl absolut als auch im Vergleich zu den Frauen zu den wichtigsten Aspekten des digitalen Anlegens zählt. Ebenfalls schätzen 36% der potenziellen Nutzenden die Option zur Personalisierung ihrer Anlagestrategie.
Für 31% der potenziellen Nutzenden ist die Fusion von menschlicher Anlageexpertise und einem Algorithmus von grosser Bedeutung. Im Gegensatz dazu erachten lediglich 13% das Anlegen durch einen Algorithmus ohne menschliche Intervention als wichtig, Männer eher als Frauen. Dieser Wunsch nach Beratungsunterstützung haben wir bereits in einem früheren Artikel auf dem IFZ Retail Banking Blog vom 21. Juni 2023 aufgezeigt.
Die fünf wichtigsten Anforderungen an eine Beratungsunterstützung aus der Perspektive potenzieller Nutzender (vgl. Abbildung 2 rechts) sind dabei wie folgt:
- Persönliche Beratung,
- Berater*in meiner Bank,
- Stets die gleiche Beratungsperson,
- Beratung vor Ort,
- Einmalige Erstberatung und Wiederkehrende Beratung mit gleicher Bewertung.
Männer und Frauen geben den Top 5 Aspekten in etwa die gleiche Wichtigkeit, wobei eine Beratung der eigenen Bank für Männer wichtiger ist als für Frauen. Zudem zeigt sich, dass die Häufigkeit der Beratung und der Preis für Frauen deutlich wichtiger ist als für Männer.

Abbildung 2: Welche Aspekte wären für Sie im Rahmen eines digitalen Angebots wichtig? (links) Wie wichtig sind für Sie folgende Aspekte für eine Beratungsunterstützung zu digitalen Anlage- bzw. Vorsorgelösungen? (rechts)
Inwiefern deckt das Angebot in der Schweiz die Bedürfnisse?
Das Angebot an digitalen Anlage- bzw. Vorsorgelösungen in der Schweiz spiegelt weitgehend die Bedürfnisse potenzieller Nutzender wider. Insbesondere in puncto Transparenz über Kosten und detaillierte Einblicke ins Portfolio schneiden digitale Lösungen gut ab. Ausserdem sind digitale Lösungen im Vergleich zu herkömmlichen Anlagemandaten kostengünstiger. Ungefähr die Hälfte der Angebote ist für Mobile sowie Desktop optimiert und verfügt über eine App. Über den von den potenziellen Nutzenden gewünschten E-Banking Zugang verfügen vor allem die etablierten Finanzdienstleister.
Das aktuelle digitale Angebot kommt auch dem wachsenden Bedürfnis nach Nachhaltigkeit seitens potenzieller Nutzer entgegen: Die grosse Mehrheit der Anbieter erlauben in unterschiedlichem Ausmass eine nachhaltige Ausgestaltung des Portfolios durch Einsatz entsprechender Bausteine oder Ausschluss kritischer Titel oder Themen. Von den Anbietern, die Nachhaltigkeitskriterien im Anlageprozess einbeziehen, haben rund die Hälfte standardmässig ausschliesslich nachhaltige Investitionsmöglichkeiten, während die andere Hälfte nachhaltige Produkte auf Kundenwunsch einsetzt.
In Bezug auf das Investment Universum bieten die meisten digitalen Lösungen einen Multi-Asset-Ansatz mit Immobilien und Edelmetallen an. Die Beimischung weiterer Assetklassen wie Rohstoffe, Private Equity, Private Debt, Kryptowährungen oder Hedgefonds wird auf Grund von hohen Kosten oft geringgehalten oder vermieden. Zu den Anbietern mit einer breiten Abdeckung von Anlageklassen gehören unter anderem everon, Finpact AG, Selma Finance, volt by Vontobel und die digitale Lösung der Migros Bank.
Es gibt jedoch auch Bereiche, in denen das Angebot nicht vollständig auf die Nachfrage abgestimmt ist: Die Bedürfnisse nach themenbasiertem Investieren und einer hohen Personalisierung bleiben teilweise unerfüllt. Aktuell bieten weniger als die Hälfte der Anbieter die Möglichkeit von thematischen Investments an. Zu den wenigen Anbietern von thematischen Investments gehören beispielsweise everon, Raiffeisen Rio und volt by Vontobel. Ein weiterer Aspekt, der Beachtung verdient, ist die Personalisierung. Das aktuelle Angebot an personalisierten Lösungen ist eher begrenzt, obwohl dies ein wichtiger Wunsch potenzieller Nutzer ist. Vorreiter in diesem Bereich sind unter anderem everon, Finpact AG, Inyova und volt by Vontobel.
In Bezug auf die Beratungsunterstützung bleibt eine persönliche Beratung auch im digitalen Umfeld mit grossem Abstand der wichtigste Aspekt. Darüber hinaus geben Personen, die sich nicht vorstellen können, digitale Angebote zu nutzen, als Hauptgrund an, dass sie einen persönlichen Austausch mit einem Kundenberater oder einer Kundenberaterin bevorzugen. Das deutet darauf hin, dass digitale Angebote oft nicht mit einer persönlichen Beratung assoziiert werden. Tatsächlich bieten einige digitale Lösungen nur einen Basissupport für technische Fragen über Kontaktformular, E-Mail, Live-Chat oder Hotline an. Dennoch bieten verschiedene digitale Anbieter – vor allem etablierte Finanzdienstleister aber auch einzelne FinTech Startups – auch inhaltliche Beratungsunterstützung an.
Fazit
Es gibt einige Vorteile digitaler Anlage- und Vorsorgelösungen gegenüber traditionellen Anlagelösungen. Vor allem die Transparenz der Kosten und die tieferen Preise sind für Nutzerinnen und Nutzer vorteilhaft. Dennoch bedarf es auch bei digitalen Anlagelösungen Anpassungen, um den vielfältigen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer noch besser gerecht zu werden. Insbesondere die Erweiterung des personalisierten Angebots und die verstärkte Berücksichtigung von Themeninvestitionen könnten die Attraktivität digitaler Lösungen weiter steigern. Es zeigt sich, dass der Wunsch nach persönlicher Beratung auch im digitalen Umfeld stark ausgeprägt ist. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der hybride Ansatz, bei dem ein digitaler Anlageprozess mit persönlicher Anlageberatung kombiniert wird, für viele potenzielle Nutzerinnen und Nutzer solcher digitalen Lösungen attraktiv ist.
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1. Juli 2024
Transparenz in der Vorsorge: Der lange Weg zu Open Pensions in der Schweiz
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
In der heutigen Welt wird die finanzielle Absicherung im Alter immer komplexer. Pension Tracking Systems (PTS) haben sich in vielen europäischen Ländern als wertvolle Werkzeuge erwiesen, um Individuen zu helfen, den Überblick über ihre Altersvorsorge zu behalten und fundierte(re) Entscheidungen treffen zu können. Diese Systeme bieten eine zentrale Plattform, auf der alle relevanten Pensionsinformationen zusammengeführt werden. Obwohl die Schweiz ein fortschrittliches Rentensystem hat, gibt es hierzulande noch keine vergleichbare Lösung wie ein PTS. Hauptgrund hierfür ist die fehlende Öffnung der Schnittstellen zu diesen Daten. Im heutigen Blog-Artikel zeige ich auf, warum das Thema wichtig ist, ob solche PTS-Lösungen überhaupt benutzt würden und welche Erkenntnisse SFTI im Rahmen einer Umfrage in der Schweiz gewonnen hat.
Das Schweizer Vorsorgesystem, bestehend aus drei Säulen, dient als Fundament der Altersvorsorge und soll die finanzielle Sicherheit der Rentner gewährleisten. Aufgrund demographischer Veränderungen gerät dieses System jedoch zunehmend unter Druck. Daher ist die finanzielle Absicherung im Alter ein zentrales Anliegen vieler Schweizerinnen und Schweizer und eine der grössten Sorgen der Bevölkerung. In den letzten fünf Jahren zählte sie laut dem jährlichen Sorgenbarometer der Credit Suisse stets zu den drei grössten Sorgen der Schweizer. Im Jahr 2023 rangierte sie an dritter Stelle, im Jahr 2022 an zweiter (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Sorgenbarometer der Schweizer Bevölkerung (Credit Suisse, 2023)
Diese Sorge ist vor allem mit der Befürchtung verbunden, dass trotz der Beiträge zur ersten und zweiten Säule die Auszahlungen möglicherweise nicht ausreichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Eine klare Übersicht über die zu erwartende monatliche Pension fehlt vielen Menschen in der Schweiz. Dies liegt an der Komplexität der Berechnung, den fragmentierten Daten der verschiedenen Säulen und einem begrenzten Verständnis des Vorsorgesystems. Diese Beobachtungen gelten nicht nur für die Schweiz, sondern auch für viele andere europäische Länder. Die Europäische Kommission hat ähnliche Herausforderungen für die öffentlichen Rentensysteme in Europa hervorgehoben.
Verschiedene Umfragen zeigen, dass das Wissen zum Thema Vorsorge in der Schweiz nur begrenzt ist. So geben laut dem Raiffeisen Vorsorgebarometer nur 20 Prozent der Befragten an, sich im Bereich der Vorsorge gut auszukennen (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Wie schätzen Sie Ihr Wissen zum Thema Vorsorge ein? (in Prozent; Quelle: Raiffeisen Vorsorgebarometer 2023)
In diesem Kontext könnte das Konzept von «Open Pension» an Bedeutung gewinnen. Open Pension ist derjenige Teil von Open Finance, der sich auf Vorsorgedaten konzentriert. Es ermöglicht auf Wunsch des Einzelnen den sicheren und standardisierten Austausch persönlicher Vorsorgeinformationen mit einem Partner der Wahl, dies kann eine Bank, eine Versicherung aber auch weitere Drittanbieter (TPP) sein. Vorsorgedaten sollen so auch für Einzelpersonen digital verfügbar gemacht werden, um mehr Transparenz über die eigene Vorsorgesituation zu erlangen. Ein verbesserter Zugang zu diesen Informationen führt zwar nicht zwangsläufig zu einer besseren Finanzplanung. Aber das Fehlen eines einfachen, säulenübergreifenden Überblicks über diese Daten ist eine erhebliche Barriere für das Verständnis und die Steuerung respektive Optimierung der Altersvorsorge.
In verschiedenen europäischen Ländern werden daher Pension-Tracking-Systeme (PTS) als Lösungen zur Verbesserung von Transparenz und Kontrolle über Vorsorgeinformationen entwickelt. Diese umfassen möglichst benutzerfreundlich dargestellte prognostizierte Pensionseinkünfte aus verschiedenen Quellen. Ein Beispiel für ein solches Dashboard (Schweden) ist in Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung 3: Screenshot des schwedischen Vorsorge-Dashboards (Quelle: Webseite: Minpension)
Würde die Schweizer Bevölkerung solche Angebote und Daten überhaupt nutzen?
Mir ist keine Studie bekannt, welches eruiert, ob Schweizerinnen und Schweizer entsprechende Pensionskassen-Informationen nutzen würden. Da es solche Möglichkeiten aber bereits in verschiedenen europäischen Ländern gibt, sind diese tatsächlichen Nutzer-Daten ein guter Indikator für das Interesse auch der hiesigen Bevölkerung.
Gemäss einer Studie zu Nutzungsdaten in Belgien nutzen beispielsweise beachtliche 36 Prozent der erwerbstätigen Personen das im Jahr 2010 lancierte mypension.be. Wenig überraschend nutzen ältere Personen das Angebot häufiger als junge Personen (vgl. Abbildung 4).
Zudem nutzen in Belgien etwas mehr Männer als Frauen mypension.be, mit einer Verteilung von 53% Männern und 47% Frauen.

Abbildung 4: Nutzung von mypension.be nach Alter (Quelle: Webseite von Dashboardideas.co.uk basierend auf Daten und überprüft von mypension.be)
Wie weit ist die Schweiz?
Derzeit bieten in der Schweiz nur sehr wenige Institutionen der zweiten Säule die Möglichkeit an, die entsprechenden Informationen via digitalen Zugriff an Dritte zu übermitteln, selbst wenn die Einzelpersonen ihr Einverständnis geben. Die knapp 1’400 Pensionskassen in der Schweiz unterscheiden sich auch stark hinsichtlich ihres digitalen Reifegrads. Der Einsatz des Bundesrates für die Förderung von Open Finance, wie in einer Pressemitteilung vom 16. Dezember 2022 dargelegt, deutet aber auf einen Wandel hin, der den Austausch von Finanzdaten über standardisierte und sichere Schnittstellen erleichtern soll. Explizit erwähnt ist insbesondere auch, dass der Bundesrat das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt hat zu prüfen, wie der digitale Zugang zu Vorsorgedaten angemessen gefördert werden kann.
Im Jahr 2023 führte die Arbeitsgruppe „Open Pension“ von SFTI eine Umfrage durch, um das Verständnis der aktuellen Perspektiven der Stakeholder bezüglich der digitalen Öffnung der Daten der zweiten Säule zu verbessern. Teilgenommen haben 92 Vertreter aus verschiedenen Stakeholder-Gruppen (52 Pensionskassen und 16 Freizügigkeitsstiftungen, zudem u.a. auch Banken und Versicherungen, Start-ups und verschiedene Expertinnen und Experten)
Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage sind wie folgt:
- Über 80% der Teilnehmer erwarten Vorteile für Datennutzer, Einzelpersonen und Datenanbieter durch die digitale Öffnung der Daten der zweiten Säule der Versicherten.
- Mehr als 90% der Umfrageteilnehmer erwarten einen relevanten Nutzen für die Versicherten und Datennutzer. Etwa 80% sehen Vorteile für die Pensionskassen selbst.
- Etwa 38% der Befragten sind der Ansicht, dass ein regulatorischer Druck erforderlich ist, um die Öffnung der Pensionskassendaten zu erreichen. 33% ist der Meinung, dass diese Öffnung freiwillig sein soll (marktbasierter Ansatz). 23% präferieren einen Selbstregulierungsansatz. Die Unterschiede in den Antworten zwischen den Pensionskassen und anderen Stakeholdern sind gering
- Knapp 20% der Datenanbieter geben an, ausgewählten Dritten schon heute digitalen Zugang zu den Rentendaten der zweiten Säule zu gewähren. Etwa ein Drittel der Datenanbieter würde offenen Zugang gewähren, wenn ihre Software und Infrastruktur diese Möglichkeit böten. Etwa ein Drittel der Datenanbieter würde den Zugang zu den Daten nur gewähren, wenn dies durch eine Regulierung vorgeschrieben wäre.
- Ein regulatorischer Ansatz wird als der schnellste Weg zu einem breiten digitalen Zugang zu Daten der Pensionskassen für sichere Drittanbieter angesehen, wobei 45% der Befragten erwarten, dass dies in weniger als 5 Jahren erreicht wird. Allerdings gehen auch 37% davon aus, dass dies selbst mit einer Regulierung 6 bis 10 Jahre dauern wird. In einem freiwilligen Szenario erwarten mehr als die Hälfte, dass eine entsprechende Umsetzung mehr als 10 Jahre dauern würde oder möglicherweise gar nie eintreten würde (vgl. Abbildung 5).

Abbildung 5: Erwartete Zeitdauer, bis der Zugang zu den Daten der 2. Säule bei den meisten Pensionskassen gewährleistet wäre (in Abhängigkeit vom Szenario; Frage: How long do you anticipate it will take for the vast majority (> 90%) of 2nd pillar pension providers to make pension data digitally accessible to secure third-party providers with the consent of insured individuals?)
Als weiterführende Literatur empfehle ich das spannende Positionspapier vom SFTI.
Fazit
Pension Tracking Systems (PTS) haben sich in verschiedenen europäischen Ländern als ein wichtiges Element erwiesen, damit Personen ihre zukünftigen Rentenzahlungen besser verstehen können und möglicherweise auch frühzeitig(er) handeln. Auch für die Schweiz scheint mir eine solche Lösung daher sehr wünschenswert. Wie oben erläutert, müssen hierfür aber offene und sichere Schnittstellen zu den Pensionskassen erstellt werden, damit der digitale Zugang zu den Rentendaten möglich ist. Derzeit ist dies in der Schweiz nicht möglich. Im Moment verfolgen wir in der Schweiz einen marktbasierten Ansatz, in welchem eine staatliche Regulierung und eine forcierte Öffnung der Schnittstellen noch nicht zwingend sind. Im Bereich der Pensionskassen ist jedoch fraglich, ob die Anreize für eine Öffnung bereits ausreichend sind oder allenfalls doch noch eine Regulierung gemacht werden muss, um das Thema Open Finance auch auf die Pensionskassen auszudehnen («Open Pensions»). Im SFTI Open Pension Positionspapier wird daher die Meinung vertreten, dass eine Bundesbehörde den Lead übernehmen muss, um die zweite Säule zu öffnen und die Einführung eines PTS in der Schweiz zu ermöglichen. Die Erwartung von mir ist, dass dieser Prozess aber noch (zu) lange dauern könnte.
Auch wenn dieses Problem gelöst ist, sind wir noch nicht am Ende der Entwicklung. Es ist klar, dass der wesentliche Mehrwert eines PTS in der Schweiz erst dann vollumfänglich zum Tragen kommt, wenn es alle drei Säulen umfasst. Insofern steht noch viel Arbeit an.
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24. Juni 2024
Rückblick auf die Konferenz Innovationen im Banking 2024
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Dr. Reto Rey
Bei der diesjährigen Konferenz „Innovationen im Banking“ am IFZ haben wir mit zehn Referentinnen und Referenten spannende Entwicklungen im Schweizer, Deutschen und Britischen Bankenmarkt diskutiert. Die Konferenz konzentrierte sich auf die Themen Banking Infastructure, Data driven Banking und Touchpoints. Dazu wurde die digitalste Retailbank im Privatkundengeschäft ausgezeichnet. In unserem heutigen Blog fassen wir die wichtigsten Aussagen zusammen.

Abbildung 1: Impressionen der Konferenz
Begrüssung und Vorstellung der Studie «Die digitalsten Retailbanken der Schweiz»
Prof. Dr. Andreas Dietrich, IFZ der Hochschule Luzern
- Andreas Dietrich stellt die Studie «Die digitalsten Retailbanken der Schweiz» vor, welche die Hochschule Luzern in Kooperation mit e.foresight erstellt hat. Eine Zusammenfassung der Studie finden Sie hier.
Building an award-winning bank – the perfect marriage of culture and technology
Nida Sattar, Head of Product – Payments, Allica Bank und
Paul Payne, CTO of SaaScada
- Allica ist eine sehr schnell wachsende Challenger-Bank aus England und fokussiert sich auf etablierte KMU mit 5 bis 250 Mitarbeitern.
- Der Aufbau eines Kernbankensystems auf der grünen Wiese war für die erst fünf Jahre junge Bank eine immense Herausforderung. Gleichzeitig ermöglichte dies die Entwicklung schlanker und „altlastenfreier“ Prozesse. Ältere Kernbankensysteme sind oft noch auf „offline“ Prozesse ausgelegt. Die Cloud-native Architektur von Allica ist im Gegensatz zu herkömmlichen Lösungen besser skalierbar und flexibler. Für diese Umsetzung hat sich die Bank für eine Zusammenarbeit mit SaaScada entschieden.
- SaaScada ist auch in der Schweiz aktiv und hat beispielsweise für Yapeal und Relio Kernbanklösungen bereitgestellt. Aus Sicht von Allica und SaaScada ist es wichtig, dass der Übergang zu einer neuen Kernbanklösung „Schritt für Schritt“ erfolgt.
Data-driven empowerment – breaking the cycle of consumer vulnerability
Savannah Price, CEO Serene
- Serene ist eine „Vulnerability Management Platform“, die es ermöglicht, gefährdete Personen in Echtzeit zu erkennen. Die Idee entstand aus den persönlichen Erfahrungen der Gründerin mit ihrer Familie. Sie stellte fest, dass beispielsweise Bank- und Kreditkartenauszüge gute und schnelle Indikatoren für (einen sich verändernden) psychischen Gesundheitszustand sind. Beispiele hierfür sind impulsives Einkaufen oder das «Nicht mehr bezahlen» von regelmässig wiederkehrenden Rechnungen. Gemäss Analysen aus Grossbritannien (FCA, 2023) gelten 52 Prozent der Bevölkerung als «vulnerabel».
- Ein veranschaulichendes Beispiel: Eine 40-jährige alleinerziehende Mutter, die gleichzeitig ihren an Demenz erkrankten Vater pflegt. Eine überfällige Telefonrechnung könnte entweder ein Versehen sein oder auf einen sogenannten „Vulnerability Event“ hinweisen.
- Savannah Price hat im Referat aufgezeigt, wie dieses in Grossbritannien auch regulatorisch vorangetriebenes Geschäft einen Business Case mit gesellschaftlich verantwortlichem Handeln kombiniert. Je früher Signale von auffälligem Verhalten wahrgenommen werden, desto besser kann man negativen Effekten entgegenwirken und möglicherweise bei frühzeitigem aktiven Eingreifen auch Zahlungsrückständen und -ausfällen vorbeugen.
- Die Plattform bezieht Transaktions- und Kartendaten aus verschiedenen Quellen (v.a. Open-Banking-Schnittstellen) und kombiniert diese mit persönlichen Daten, um mittels Deep-Learning-Algorithmen die Vulnerabilität der Personen im Laufe der Zeit in einem sogenannten „Vulnerability Cockpit“ darzustellen.
Sustainable data driven Banking: Wie lege ich das Datenfundament für meine Klimaziele?
Michaela Reimann, Senior Managerin Nachhaltigkeit, Basellandschaftliche Kantonalbank
- Die grössten Chancen und Risiken zur Verbesserung der Nachhaltigkeit für die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) liegen in den finanzierten Emissionen, da nur 0.1% des (auch finanzierten) CO2-Ausstosses aus dem eigenen Betrieb stammen. Ein grosses Potenzial sieht man im Bereich der Hypotheken. Die BLKB hat sich hierfür ehrgeizige Ziele zur Reduktion der Reduktion der Emissionsintensität ihres Hypothekarportfolios bei selbstbewohntem Wohneigentum gesetzt.
- Derzeit sind zwei Drittel der von der BLKB finanzierten Immobilien noch mit fossilen Brennstoffen beheizt. Ein wichtiger Hebel zur Dekarbonisierung des Hypothekarbestands besteht nun darin, Anreize für die Kundschaft zu schaffen, ihre (fossilen) Heizsysteme zu ersetzen und die Liegenschaften energetisch zu sanieren.
- Im Neugeschäft sollen Klimaparameter in den Kreditvergabeprozess integriert werden. Für das Bestandsgeschäft versucht die BLKB mit Hilfe eines von künstlicher Intelligenz erstellten „Likeliness-Scores“ jene Kundinnen und Kunden zu identifizieren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bereit sind, ihre Immobilien hinsichtlich des CO2-Ausstosses zu verbessern. Der Anwendungsfall hat gemäss BLKB diverse Change-Prozesse angestossen, die über den Bereich des Use Cases hinausgehen.
Data Driven Banking und die personalisierte Finanzwelt bei UBS key4 insights
Vero Baumann, Head of Digital Banking, UBS
- Vor etwa zehn Jahren war die UBS einer der Vorreiter auf dem Schweizer Markt im Bereich des Personal Finance Managements (PFM). Mit der Einführung von UBS key4 insights präsentiert die UBS nun eine neue Generation von Lösungen für das PFM. Das Herzstück dieser neuen Lösung besteht aus individuell zugeschnittenen Informationen, die den Kundinnen und Kunden nicht nur tiefere Einblicke in ihre Finanzen ermöglichen, sondern ihnen auch konkrete Empfehlungen zur Optimierung ihrer finanziellen Situation bieten (vgl. auch der ausführliche Blog-Artikel vom vergangenen September).
- Die Idee ist, sich von der einen Beschreibung des Zustands («Was ist passiert?») hin zu tiefergehenden Insights und Empfehlungen («Was ist wichtig?», zum Beispiel «unerwartete Zahlungen») sowie Beratung («Was soll ich tun?») zu entwickeln und so einen Mehrwert für die Kundschaft zu generieren. Mit diesen Ratschlägen sollen aber auch gezielte Upselling-Möglichkeiten geschaffen werden (z. B. bei hohen Sparquoten können UBS key4 smart investing Lösungen vorgeschlagen werden).
- Die ersten Erfahrungen mit der Lösung sind sehr positiv. So verbringen UBS-Kunden seit der Einführung von key4 insights inzwischen mehr als zwei Minuten auf dem Home-Screen der App. Auch die Conversion-Rate in der Testgruppe ist sehr hoch.
Touchpoints reloaded – Touchpoint im Retail Banking in der DACH Region
Prof. Dr. Nils Hafner, IFZ der Hochschule Luzern – Wirtschaft
- Die gesamte Studie sowie eine Zusammenfassung davon finden Sie hier.
Fallabschliessende Kundenkommunikation durch den smarten Einsatz von KI
Sabine Schweikert, Organisationsentwicklung bei Volksbank in der Region
Dr. Michel Becker, Geschäftsführer bei Mittelstand.ai GmbH & Co. KG
Lothar Baldus, VRP Finares
- Wie viele Retailbanken mit langer Tradition und einer Geschichte von Fusionen legt die „Volksbank in der Region“ grossen Wert auf die Vereinfachung von Prozessen. Ein zentraler Punkt dabei sind physische Dokumente. Mit der Einführung der „e-Poststelle“ wird nun die gesamte Korrespondenz digitalisiert (einschliesslich physisch eingehender Briefe) und mithilfe von KI-Modellen mit Stichwörtern angereichert. Dadurch sind alle Dokumente auch per Stichwortsuche von überall auffindbar. Ein Beispiel ist eine Pfändungsverfügung, die als Brief eingegangen und nun digital abrufbar ist. Wenn ein Mitarbeiter im System nach dem Namen des Gläubigers sucht, kann er dieses Dokument digital finden.
- Sobald die Post in der richtigen Abteilung eingegangen ist, unterstützt die „künstliche Intelligenz“ die Prozessbearbeitung, indem sie die Zuweisung an die richtige Stelle vornimmt, den korrekten Workflow anstösst oder sogar bestimmte Prozesse automatisiert durchführt.
- Durch die Automatisierung dieser Aufgaben wird insgesamt weniger Personal benötigt. Dies wurde im Referat vor allem im Zusammenhang mit dem bei der „Volksbank in der Region“ wichtigen Thema des Fachkräftemangels als bedeutend hervorgehoben.
PS: Am Donnerstag, 21. November 2024 findet am IFZ die Retail Banking Konferenz statt. Weitere Informationen finden Sie hier.
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17. Juni 2024
Beratung von Renovationen bei Immobilien: Eine Analyse der Zusammenarbeit von UBS und NORM
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Die UBS hat sich dazu bekannt, eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu fördern. Dabei spielt der Immobiliensektor eine wichtige Rolle. Deshalb ist die UBS eine Kooperation mit dem Startup NORM eingegangen. Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf die Beratung zur Renovation und Energieeffizienzsteigerung bestehender Immobilien. In diesem Blogbeitrag möchte ich das Geschäftsmodell von NORM erläutern und die strategische Bedeutung dieses Projekts für die UBS beleuchten.
Strategische Bedeutung von Nachhaltigkeit bei UBS
Für die UBS ist das Thema Nachhaltigkeit gemäss ihrer strategischen Stossrichtung sowohl für die Schweiz als auch auf globaler Ebene von grosser Bedeutung. Das Unternehmen hat sich klare Verpflichtungen im Bereich der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) auferlegt. Besonders wichtig ist die Förderung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft. Dies spiegelt sich auch im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht wider, der sich auf drei zentrale Bereiche People, Planet und Partnerships konzentriert (3P).
Im Bereich «Planet» hat UBS in ihrem Finanzierungsgeschäft Pfade zur Reduktion von CO2 für sechs Sektoren definiert. Eine wichtige Rolle für die Erreichung der Ziele zur Reduktion von CO2 spielt dabei der Immobiliensektor. Ein zentrales Ziel ist es, im Bereich selbstgenutztes Wohneigentum bis 2030 die CO2-Emissionen um über 40% zu reduzieren. Dies soll einerseits durch die Aufnahme neuer, «grüner Gebäude» in das Portfolio gefördert werden. Realistischerweise können diese Ziele aber nur erreicht werden, wenn der Schwerpunkt auch auf der umweltfreundlichen Renovation bestehender Immobilien im Portfolio liegt.
Ein besonderer Fokus liegt daher auf der Beratung der UBS-Kundschaft in Bezug auf umweltfreundliche Renovationen. Dies soll sicherstellen, dass nachhaltige Massnahmen effektiv umgesetzt werden, um die angestrebten CO2-Reduktionen zu erreichen.
Umweltfreundliche Immobilien: Vorteile für Banken und Kunden
Banken können Kundinnen und Kunden dabei unterstützen, ihre Liegenschaften energieeffizienter zu machen. Durch entsprechende Renovierungen, wie dem Austausch von Ölheizungen gegen Wärmepumpen oder durch verbesserte Isolierung, können die CO2-Emissionen erheblich reduziert werden.. Zudem wirken solche Investitionen auch werterhaltend für die Immobilien, denn umweltfreundliche und energieeffiziente Immobilien bieten auf dem Markt eine höhere Wertstabilität und Attraktivität. Durch gezielte Massnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz können Betriebskosten gesenkt und der ökologische Fussabdruck von Immobilien reduziert werden. Daher ist es für die UBS wichtig, ihre Kundschaft in diesem Bereich zu beraten und zu unterstützen, um umweltfreundliche Renovationsprojekte erfolgreich umzusetzen.
Die auf den Webseiten der Banken verfügbaren generischen Renovationsrechner können genutzt werden, um das Interesse der Kundschaft zu wecken. Auch die UBS bietet einen solchen Rechner an, der eine erste grobe Einschätzung darüber gibt, welche Energieeffizienz durch bestimmte Renovationsmassnahmen möglicherweise erreicht werden kann (vgl. Abbildung 1). Meine Erwartung ist, dass solche Selbstbedienungs-Tools zunehmend zum Standardangebot auf Webseiten werden. Diese Tools bieten eine erste sinnvolle Analyse, reichen aber nicht dazu aus, eine umfassende Beratung anbieten zu können.

Abbildung 1: UBS Renovationsrechner
Um konkrete und praxisnahe Empfehlungen an die Immobilienkundschaft geben zu können, etwa zu den Investitionen, dem erwarteten Return on Investment oder möglichen Fördergeldern, sind fundiertere Angaben zur Immobilie notwendig.
Bisher werden weitergehende Analysen zur energetischen Situation einer Immobilie vor allem durch den Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) durchgeführt. Der GEAK ist ein standardisiertes Instrument zur Bewertung des energetischen Zustands von Gebäuden. Die Analyse wird von qualifizierten Fachpersonen durchgeführt, die für energetische Inspektionen und Beratungen entsprechend ausgebildet sind.
Eine neue Alternative zum GEAK ist die Plattform NORM, gegründet vom Contovista-Gründer Gian Reto à Porta. Zu den Kunden von NORM gehören bereits unter anderem Swiss Life, Axa, Wincasa und Helvetia. Als erste Bank hat sich die UBS entschieden, eine Kooperation mit NORM einzugehen. NORM beschäftigt derzeit zwölf Mitarbeitende, darunter drei Immobilienexperten und arbeitet zusätzlich mit einem Netzwerk von Freelancern zusammen.
Ähnlich wie Contovista wird NORM nicht exklusiv für die UBS bereitgestellt und ist daher kein UBS-Produkt. Es handelt sich um eine klassische B2B-Lösung.
Der Prozess bei UBS und NORM ist dabei wie folgt:
- NORM erstellt für die Kundschaft einen digitalen Energieausweis. Den NORM Ausweis kann man als UBS Kunde hier bestellen.
- Anschliessend erhält die Kundschaft einen Link zur Datenerfassung (siehe Abbildung 2). Statt dass Energieexperten ins Haus kommen, kann die Kundschaft selbst in etwa 30 Minuten die Grunddaten des Gebäudes sowie Pläne, Fotos (z.B. von Fenstern und Fassaden) und Verbrauchsdaten (z.B. Rechnungen) in eine Web-App hochladen. Bei Fragen während des Prozesses kann die Kundschaft eine E-Mail schreiben oder telefonisch Kontakt mit den Mitarbeitenden von NORM aufnehmen.

Abbildung 2: Diese Daten muss die Kundschaft bei NORM hochladen
- NORM erstellt basierend auf GIS-Daten, Gebäudeplänen und Fotos ein detailliertes 3D-Modell des Gebäudes und führt eine umfassende Berechnung der Energieeffizienz durch, die deutlich gründlicher ist als die auf der Webseite angebotene Self-Service-Lösung. Innerhalb von maximal drei Wochen erhält man neben einer detaillierten Analyse des energetischen Zustandes des Gebäudes auch einen konkreten und individuell erstellten Sanierungsfahrplan. Dieser Plan umfasst die Machbarkeit, Kostenschätzung und eine Berechnung der Fördergelder (vgl. Abbildung 3). Diese Analysen werden nicht automatisiert generiert. Stattdessen werden sie von einem Experten oder einer Expertin (durch Analysen am «Computer», nicht vor Ort) erstellt. Aufgrund dieser Vorgehensweise ist das Geschäftsmodell von NORM nicht vollständig skalierbar, da es eine Kombination aus Software und Fachwissen darstellt.

Abbildung 3: Ausschnitt Sanierungsfahrplan bei NORM (UBS)
- Wie oben zu sehen ist, können viele Prozessschritte, insbesondere die Datensammlung über das Gebäude, mithilfe digitaler Werkzeuge vereinfacht und die Gebäudeinformationen gut aufbereitet werden. Auch der Sanierungsfahrplan ist konkret und klar verständlich (vgl. Abbildung 4). Trotzdem ist es in einem nächsten Schritt sinnvoll, das Gespräch mit einem Berater oder einer Beraterin zu suchen (z.B. sind die Kosten eher indikativ). Hier kommt die UBS ins Spiel. Der an die UBS übermittelte Energieausweis kann anschliessend mit einem Bankberater oder einer Bankberaterin besprochen werden.
Immobilienkunden fragen bei den Banken oft nach einer Einschätzung, ob sich die Investitionen finanziell lohnen, insbesondere hinsichtlich Wertsteigerung auf die Immobilie, Fördergeldern und möglicher steuerlicher Vorteile. In einigen Fällen – insbesondere wenn es sich um ein grösseres Renovationsvorhaben handelt – ist auch eine Finanzierung notwendig, bei der die Banken Unterstützung bieten können. Meistens werden die Investitionen jedoch mit Eigenmitteln getätigt.

Abbildung 4: Konkreter Vorschlag zu Sanierung von Fenster und Türen.
Die Kosten für die Nutzung von NORM sind derzeit für UBS Kundinnen und Kunden CHF 1’190. Die Kosten von GEAK sind – abhängig von der Komplexität – ca. CHF 2’100 bis CHF 3’000.
Aus Sicht der UBS sehe ich vor allem drei Möglichkeiten, um auf das Angebot von NORM – oder allgemeiner: auf das Potenzial von Renovationen – aufmerksam zu machen:
- Bei den Beratungsgesprächen rund um die Finanzierung einer Immobilie sollen Kundenberaterinnen und Kundenberater das Thema proaktiv ansprechen und es in ihre Gespräche einbinden (vgl. auch Selbstregulierung der Schweizerischen Bankiervereinigung).
- Durchführung zielgerichteter E-Mail-Kampagnen durch die UBS, zum Beispiel an Immobilienbesitzer älterer Häuser.
- Nutzung des oben vorgestellten, indikativen Renovationsrechners.
Ich gehe davon aus, dass das persönliche Gespräch bei einer Vertragsverlängerung der wichtigste Lead-Generator sein wird.
Fazit
Der eigentliche Hebel für den Umweltschutz liegt nicht nur im Bau von neuen Minergie-Häusern, sondern vor allem in der Renovierung bestehender älterer Gebäude. Renovationsrechner wie derjenige von der UBS bieten daher sinnvolle Ansätze, um Immobilienbesitzer auf das Thema aufmerksam zu machen. Allerdings reichen diese Analysen allein nicht aus, um fundierte Sanierungsvorschläge zu erarbeiten. Kundinnen und Kunden möchten zudem nicht primär mit der Bank über CO2-Emissionen diskutieren, da es den Banken hier wohl etwas an Glaubwürdigkeit fehlt. Stattdessen ist die Kundschaft vor allem daran interessiert, mit der Bank über die Finanzierung von Renovationsvorhaben oder den Return on Investment von Renovationen zu sprechen. Aus diesem Grund ist die Kooperation der UBS mit NORM aus meiner Sicht sinnvoll. Ich bin gespannt, wie gut das Angebot schlussendlich tatsächlich genutzt wird.
Kommentare
2 Kommentare
Remo Thoma
26. Juni 2024
Im Beitrag wird erwähnt, dass die Kosten für UBS Kunden/innen CHF 1'190.- betragen. Heisst das, dass eine bestehende Finanzierung vorhanden sein muss? Welche Kosten entstehen für Kunden/innen, die (noch) keine Finanzierung bei der UBS haben, eine solche jedoch in Betracht ziehen?
Cyril Degen
18. Juni 2024
Im Bericht werden bezüglich der Kosten zwei wesentliche Fakten nicht erwähnt. 1. Wird der GEAK Plus mit mindestens CHF 1'000.- gefördert, womit die Preisdifferenz deutlich geringer wird. 2. Ist im Zusammenhang mit Fördergeldern ab CHF 10'000.- ein GEAK oder GEAK Plus Pflicht, womit dieser Aufwand sowieso anfällt.
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
10. Juni 2024
IFZ Studie «Bank-IT und Sourcing 2024» – die wichtigsten Erkenntnisse
Von Dr. Urs Blattmann, Dr. Felix Buschor und Joël Ettlin
Bereits zum sechsten Mal veröffentlicht das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ die Studie Bank-IT und Sourcing. Darin wird untersucht, wie sich das Sourcing aus Sicht der Retailbanken entwickelt. Der Studie ist ein breites Verständnis von Sourcing zugrunde gelegt, das nicht nur die Auslagerung wesentlicher Funktionen an Dritte, sondern auch jegliche Form der bankübergreifenden Zusammenarbeit beinhaltet. Nachdem in einem früheren Blog darüber berichtet wurde, wie kleine Banken mit der digitalen Transformation umgehen, werden im heutigen Blog-Beitrag die wichtigsten Erkenntnisse der Studie zusammengefasst.
Die IFZ Studie Bank-IT und Sourcing wurde anlässlich des IFZ Forums Bank-IT vom 28. Mai 2024 vorgestellt. Sie basiert auf 22 Expertengesprächen sowie einer Umfrage, die 36 Retailbanken beantwortet haben.
Nach wie vor ungenutztes Potenzial im Sourcing der Retailbanken
Die meisten Retailbanken weisen immer noch eine grosse Wertschöpfungstiefe auf. Vertriebs- und Beratungsleistungen werden von allen Banken als Kernkompetenz gesehen (siehe Abbildung 1). Auch wenn verarbeitende Tätigkeiten wie Zahlungsverkehr oder Kredit- und Wertschriftenadministration nur für einige Banken zu den Kernkompetenzen gehören, so sind doch bestenfalls nur Teile davon ausgelagert. So bleiben mit Ausnahme der Informatik die Wertschöpfungstiefe und damit auch das Potenzial, Tätigkeiten an Dritte auszulagern, hoch.

Abbildung 1: Einschätzung der Banken zu ihren Kernkompetenzen.
Um die Vorteile eines Outsourcings zu erkennen, muss die Blickrichtung geändert werden. Durch den Rückzug der Babyboomer aus dem Erwerbsleben wird sich bei den Retailbanken in den verarbeitenden und unterstützenden Funktionen der Fachkräftemangel verschärfen. Während in der Vergangenheit Sourcing-Optionen vor allem aus der Optik möglicher Kostenoptimierungen geprüft wurden, dürfte in naher Zukunft der Erhalt der Fachkenntnisse als Entscheidungskriterium an Bedeutung gewinnen.
IT-Sourcing Management wird anspruchsvoller
Spitzenreiter im Outsourcing der Retailbanken ist weiterhin die Informatik. Diesbezüglich ist davon auszugehen, dass bei den meisten Retailbanken die Wertschöpfungstiefe höchstens noch 30 Prozent beträgt. Neue Herausforderungen machen das Management der IT-Sourcing Landschaft jedoch anspruchsvoller, siehe Abbildung 2.
- Die digitale Transformation gibt der Informatik eine Schlüsselrolle, wenn es um die Umsetzung der Bankstrategie geht. Da die bestehende IT-Landschaft die dafür nötige Flexibilität nicht aufweist, setzen Retailbanken zunehmend darauf, neue IT-Anwendungen ausserhalb der angestammten IT-Plattform umzusetzen.
- Mit dem aktuellen Rundschreiben der Finma zu operationellen Risiken sind auch erweiterte Anforderungen an das IT-Sourcing der Banken verbunden. Für Banken mit einer vielfältigen IT-Sourcing Landschaft sind insbesondere die folgenden Punkte bedeutsam: Daten- und Betriebssicherheit, End-to-End-Verantwortung über die ganze Lieferkette sowie Wahrnehmung der Verantwortung gegenüber Sub-Lieferanten.
- Software as a Service (SaaS) ist eine Technologie, die auf dem Cloud Computing aufsetzt, und mit der Funktionalität und Betrieb aus einer Hand geliefert werden. Software wird sozusagen aus der Steckdose zur Verfügung gestellt. Bisher beziehen Retailbanken kaum Bankfunktionalitäten bei SaaS-Providern. Wenn aber SaaS-Lösungen in grossem Stil in Bankprozessen, allenfalls sogar kritischen Prozessen, eingesetzt werden, wird die IT-Sourcing-Landschaft auf den Kopf gestellt. Die Bank wird mit mehreren Providern zusammenarbeiten, die über Bankprozesse eng miteinander verknüpft sind. Als Folge wird die Bank ihre Betriebsleistungen aus einer Multi-Cloud-Umgebung beziehen. Die Beziehung zu den Cloud-Providern ist indirekt, da diese Lieferanten des SaaS-Provider sind. Aus Sicht der Bank sind die Cloud-Provider Sub-Lieferanten, weil sie vom SaaS-Provider beauftragt werden.

Abbildung 2: Herausforderungen fürs IT-Sourcing Management.
Aufgrund dieser Herausforderungen sind die Banken gefordert, die Komplexität ihrer IT-Sourcing-Landschaft zu begrenzen, beispielsweise durch Richtlinien und Standards. Die Koordination verschiedener, untereinander über Prozesse vernetzter Provider verlangt bei den Banken den Aufbau von Kompetenzen, um jene aus einer End-to-End-Sicht zu koordinieren. Schliesslich sind die Prozesse zur Auswahl und Überwachung von Providern und deren Sub-Lieferanten an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.
Die Einführung von Kryptowährungen ist auch ein Sourcing-Entscheid
Im Sommer 2023 hat die Valiant Bank damit begonnen, ihrer Kundschaft Kryptowährungen anzubieten. Kurz darauf haben mehrere Kantonalbanken ein ähnliches Angebot lanciert. Deutlich früher, nämlich bereits 2017 hat Swissquote ihre Plattform für Handel und Verwahrung von Kryptowährungen geöffnet.
Trotz der nach wie vor unsicheren Marktlage und der damit verbundenen Skepsis gegenüber Anlagen in Kryptowährungen zeigt Abbildung 3, dass Retailbanken verstärkt Anstrengungen unternehmen, Crypto-Assets als vollwertige Anlageklasse zu etablieren. Von den befragten Banken bieten 10 Institute (28%) ihrer Kundschaft bereits Kryptowährungen an oder haben dies in absehbarer Zukunft vorgesehen.

Abbildung 3: Ausdehnung des Angebots von Retailbanken um Crypto Assets.
Mit der Einführung von Kryptowährungen erweitern Banken nicht nur ihre Produktpalette, sondern haben sich vor allem auch mit der Blockchain als einer neuen Technologie auseinanderzusetzen. Aus diesem Blickwinkel stellt sich die Frage, wie gross die strategische Bedeutung der Blockchain für die Zukunft der Bank sein wird. Manche Banken sehen Blockchain als eine Technologie, die das Rückgrat des Bankings der Zukunft bilden wird. Das Beherrschen der Blockchain Technologie wird in diesem Fall als Kernkompetenz angesehen. Andere Banken sind sich diesbezüglich weniger sicher. Im ersten Falle wird unabhängig von einem kurzfristigen Businesscase jetzt substanziell investiert, um Know-how, Systeme und Prozesse aufzubauen. Im zweiten Fall wird in der Erwartung eines kurzfristigen Businesscases vorläufig Know-how eingekauft. Man hält sich die Option offen, sich zu einem späteren Zeitpunkt geeignetes Wissen hausintern anzueignen. Da Kryptowährungen auf einer neuen Technologie aufsetzen, deren Potenzial unterschiedlich eingeschätzt werden kann, verlangt deren Einführung auch einen Sourcing-Entscheid.
Fazit
Zusammenfassend sind die Autoren der Meinung, dass das Sourcing für Retailbanken ein wichtiger Stellhebel bleibt, wenn es darum geht, die Wertschöpfungskette der Bank sicher und effizient zu organisieren:
- Wenn früher Sourcing-Entscheide vor allem mit Kostenoptimierung begründet wurden, so wird mit anhaltendem Fachkräftemangel die Sicherung des Know-hows in den Vordergrund rücken.
- Das IT-Sourcing-Management muss sich neu ausrichten, um den geschäftsstrategischen, regulatorischen und technologischen Entwicklungen gerecht zu werden.
- Wenn Produkte eingeführt werden, die sich neuer Technologien bedienen, die spezifisches Fachwissen erfordern, das intern oder extern aufgebaut werden kann, sind immer auch Sourcing-Entscheide zu treffen.
Die IFZ Studie Bank-IT und Sourcing 2024 ist hier kostenlos verfügbar: Banking Services – Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ (hslu.ch).
Ein herzliches Dankeschön gilt unseren Platinsponsoren Accenture, Finnova, Inventx, Swisscom und Zühlke sowie den beiden Goldsponsoren Crealogix und Finform, deren Unterstützung die Studie erst möglich gemacht hat.
Möchten Sie die Themen mit uns vertiefen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf felix.buschor@hslu.ch, urs.blattmann@hslu.ch oder joelmarco.ettlin@hslu.ch.
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4. Juni 2024
Welches ist die digitalste Schweizer Retailbank im Privatkundengeschäft 2024?
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Patrick Franco, Mariam Naseri und Jonas Omlin
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) hat in Zusammenarbeit mit e.foresight zum vierten Mal untersucht, wie hoch der Digitalisierungsgrad von 40 in der Schweiz tätigen Retailbanken und Neobanken im Privatkundengeschäft ist. Dabei wurden 132 verschiedene Faktoren berücksichtigt, um digitale Funktionalitäten, Dienstleistungen und Produkte zu analysieren. Die Ergebnisse dieser Studie wurden heute auf der IFZ-Konferenz «Innovationen im Banking» präsentiert. Im Blog fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und stellen die digitalsten Retailbanken der Schweiz vor.
Bewertungen oder auch Aussagen zu «digitalen» oder eben «nicht-digitalen» Schweizer Retailbanken sind oft nicht einfach nachvollziehbar und scheinen manchmal etwas willkürlich. Mit der unten vorgestellten Untersuchung soll durch transparente Kriterien aufgezeigt werden, welche Banken tatsächlich einen höheren oder niedrigeren Digitalisierungsgrad im Privatkundenbereich haben.
Vorgehen
Hierfür hat das IFZ gemeinsam mit dem Digital Banking Think Tank e-foresight der Swisscomper April 2024 bei 37 Retailbanken und 3 Neobanken eine Untersuchung durchgeführt. Es wurde analysiert, welche (digitalen) Funktionalitäten, Produkte und Dienstleistungen für Privatkunden angeboten werden (digitale Angebote für Firmenkunden wurden explizit nicht berücksichtigt). Dadurch soll eine objektiv nachvollziehbare Grundlage für einen Vergleich zwischen den Banken geschaffen werden. Die entsprechende systematische Erfassung von Funktionalitäten, Produkten und Dienstleistungen wurde in zwölf Themenblöcke «Funktionalitäten auf Website & generelle Serviceangebote», «E-Banking», «Mobile Banking», «Touchpoints und Kundeninteraktion», «Finanzieren», «Anlegen und Vorsorgen», «Zahlen», dem «Digitalisierungsgrad in der Filiale», «Bank-nahe Dienstleistungen», dem Einsatz von «Data Science/Analytics und Machine Learning», der «Automatisierung und Prozesseffizienz», und dem Einsatz von verschiedenen «Technologien» eingeteilt. In Abbildung 1 sind die zwölf Themenblöcke ersichtlich. Die Anzahl der abgefragten Funktionalitäten pro Block ist jeweils in den Boxen unten rechts ersichtlich.
Die Anzahl der analysierten Elemente in diesem Jahr (132) ist deutlich höher als im Vorjahr (103). Es gab zudem auch einige Veränderungen im Fragebogen. Es wurden 35 neue Funktionen hinzugefügt, während 6 Aspekte nicht mehr berücksichtigt wurden. Der Hauptgrund für den Wegfall der sechs Funktionalitäten war die Tatsache, dass Banken eine sehr hohe Abdeckung dieser Funktionen aufwiesen (in der Regel boten fast 100% der Banken diese Funktionalitäten an). Daher sind die Ergebnisse dieses Jahres nicht zu 100 Prozent mit denen des Vorjahres vergleichbar.

Abbildung 1: Messkonzept und Anzahl untersuchte Elemente pro Themenblock
Die detaillierte Liste der 132 untersuchten Elemente und auch die einzelnen Gewichtungsfaktoren finden Sie hier.
Der Fokus der Analysen lag wie in den Vorjahren ausschliesslich auf den Verfügbarkeiten von Funktionalitäten. Auf eine Bewertung der Qualität der entsprechenden Angebote wurde verzichtet. Auch eine Bewertung des Nutzererlebnisses («User Experience» UX) wurde in unseren Analysen nicht vorgenommen. Des Weiteren wurden Aspekte wie die Performance von Webseiten oder des E-Bankings oder schwierig messbare Grössen wie die «Digitale Kultur» oder die «Agilität der Organisation» nicht berücksichtigt.
Eine im Vorjahr durchgeführte Umfrage bei gut 1’000 Schweizerinnen und Schweizer hat gezeigt, dass eine möglichst breite Abdeckung von Funktionalitäten aus Sicht der Kundschaft insgesamt als «wichtig» angesehen wird (die aus Kundensicht wichtigen Funktionalitäten finden Sie ebenfalls in diesem Blog-Artikel).
Um den Digitalisierungsgrad im Privatkunden-Geschäft der einzelnen Banken miteinander zu vergleichen, wurden zwei Werte berechnet.
- Bei Variante 1 wurden die Anzahl angebotener digitaler Funktionalitäten, Produkte und Dienstleistungen addiert.
- Bei Variante 2 wurden die einzelnen Themenblöcke basierend auf unserer Einschätzung unterschiedlich gewichtet. Die Gewichtung hat den Vorteil, dass gewisse Funktionalitäten eine höhere Bedeutung erlangen als andere an sich weniger wichtige Funktionalitäten. Auf der anderen Seite ist die «Wichtigkeit» immer mit unserer subjektiven Einschätzung verbunden. Daher zeigen wir nachfolgend beide Ranglisten auf.
Der Maximalwert beträgt 132 Punkte (ungewichtete Variante) respektive 13.85 Punkte (gewichtete Variante) und wäre erreicht, wenn alle in dieser Studie untersuchten Funktionalitäten, Produkte und Dienstleistungen von einer Bank angeboten würden. Wie schnell ersichtlich wird, ist der überwiegende Teil der Schweizer Banken derzeit noch weit davon entfernt, den Maximalwert zu erreichen.
Welches ist die digitalste Schweizer Retailbank im Privatkundengeschäft? Die Ranglisten
Nachdem im Vorjahr die Migros Bank die UBS vom ersten Platz verdrängt hatte, hat die UBS den Spitzenplatz – unabhängig vom Messansatz – wieder eingenommen (vgl. Abbildung 2). Die Migros Bank liegt aber noch immer auf dem guten zweiten Platz. Die VZ Depotbank und die Credit Suisse befinden sich auf den Rängen 3 und 4 (abhängig vom Messansatz). Die BCV liegt neu auf dem fünften Rang (ungewichtet; Vorjahr: 6. Rang). Aufgestiegen ist auch die St. Galler Kantonalbank (von Rang 16 auf Rang 10). Hingegen ist die Raiffeisen-Gruppe weiter zurückgerutscht und liegt nun unabhängig von der Berechnungsmethode auf Rang 9. Des Weiteren hat sich PostFinance wieder etwas nach oben gearbeitet, nachdem sie in den letzten Jahren stetig zurückgerutscht war. Sie liegt in unserem Ranking nun wieder abhängig von der gewählten Methode auf Rang 7 (gewichtet) oder Rang 8 (ungewichtet). Weiter in den Top 10 befinden sich die Kantonalbanken aus Zürich (ZKB) und Luzern (LUKB). Mit der Valiant Bank und der Hypothekarbank Lenzburg haben es auch zwei Regionalbanken in die Top 15 geschafft.
Wie ersichtlich wird, variieren die einzelnen Ränge zwischen den beiden Messmethoden leicht. Die grundsätzliche Aussagekraft wird durch die Gewichtung der einzelnen Themenblöcke aber nicht bedeutend verändert.

Abbildung 2: Rangliste der digitalsten Retailbanken der Schweiz (linke Tabelle: ohne Gewichtung, rechts: gewichtete Rangliste)
Rankings der einzelnen Kategorien
Wir haben auch verschiedene Sub-Rankings für die oben vorgestellten zwölf Teilbereiche erstellt. Nachfolgend zeigen wir Ihnen einige ausgewählte Erkenntnisse daraus:
- In Bezug auf das E-Banking schneiden UBS (Rang 1) und die VZ Depotbank (Rang 2) am besten ab.
- Die drei Top Banken im Bereich der Funktionalitäten im Mobile Banking sind die UBS, das VZ und die Luzerner Kantonalbank.
- Im Bereich (Digitales) Anlegen und Vorsorgen liegt die Zürcher Kantonalbank an der Spitze vor der VZ Depotbank. PostFinance und UBS folgen (gleichauf) auf dem dritten Rang.
- Kombiniert man die Bereiche «Touchpoints» und «Digitalisierungsgrad der Filiale», liegt die UBS an der Spitze vor der Credit Suisse und PostFinance (beide sind gleichauf).
Generelle Entwicklungen
35 der 40 untersuchten Banken nahmen bereits im Vorjahr teil. Die nachfolgenden Ergebnisse beziehen sich auf die Entwicklung dieser 35 Banken.
- Im Vergleich zum Vorjahr werden durchschnittlich 14.3 Prozent mehr Funktionen angeboten
- In die Bereiche „Anlegen und Vorsorgen“ wurde besonders stark investiert (u.a. Handel und Verwahrung von Kryptowährungen)
- In den Bereich „Konto, Karten und Zahlen“ wurde am wenigsten investiert
- 31 der 35 untersuchten Banken haben sich gegenüber dem Vorjahr verbessert
- Eine deutliche Verbesserung von zusätzlichen 10 Funktionen/Angeboten gegenüber dem Vorjahr konnte man bei den folgenden Banken (und in dieser Reihenfolge) feststellen: St. Galler KB, Valiant Holding, Aargauische KB, BC de Genève, Zürcher KB, Berner KB, PostFinance, UBS, BC Vaudoise, Glarner KB, Schwyzer KB
- Im Vergleich zum Vorjahr ist es deutlich verbreiteter geworden, Devicedaten an den Support zu übermitteln (+9 Banken bieten diese Funktion an), virtuelle Sub-Konten im E-Banking (+7 Banken) und im Mobile Banking (+6 Banken) zu erstellen, mit einem Chatbot auf der Webseite zu kommunizieren (+6 Banken) sowie als Kunde selbst mit Kryptowährungen direkt im E- und M-Banking zu handeln (+5 Banken)
- Aktuell sind nur wenige Banken mit folgenden Funktionen ausgestattet: Online-Leasing; Fraktionshandel von Aktien; Multibanking-Lösung (Retailbanking); Elektronisches Schliessfach für persönliche Dateien des Kunden; Voice-Bot für Bankanwendungen; Stimm- und Spracherkennungssoftware; ein digitaler Vorsorgeauftrag-Konfigurator; Digitaler Handel von physischem Gold; Social Trading Angebote; digitales Archiv für Bankverträge; Neuabschluss von Hypotheken im Mobile Banking
Fazit
Vor dem Hintergrund der aufgezeigten Resultate können folgende Konklusionen gezogen werden:
- Es bestehen nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den Banken hinsichtlich der Abdeckung von Funktionen. Die Bandbreite reicht von 17 bis 102.75 Punkten, wobei 22 der untersuchten 40 Banken weniger als die Hälfte der Funktionen der UBS anbieten. Insgesamt besteht weiterhin erhebliches Verbesserungspotenzial.
- Die Schweizer Banken sind aber keineswegs untätig. Fast alle erweitern ihre Funktionalitäten in verschiedenen Dienstleistungsbereichen. Im Jahr 2023 wurden dabei, hinsichtlich der Anzahl der angebotenen Funktionen, mehr Fortschritte erzielt als im Vorjahr.
- Obschon heute viele Banken eine „Mobile First“ Strategie fahren, zeigt die Studie, dass der angebotene Funktionsumfang im Mobile Banking demjenigen im E-Banking weiterhin hinterherhinkt (d.h. verschiedene Angebote sind teilweise „nur“ im E-Banking verfügbar). Vor allem kleine Banken setzen weiterhin vermehrt auf E-Banking anstatt auf Mobile Banking.
- Es besteht eine positive Korrelation zwischen der Unternehmensgrösse (gemessen anhand der Bilanzsumme) und dem Grad der Digitalisierung.
Wir möchten diese Untersuchung auch in Zukunft regelmässig durchführen, damit wir die Entwicklungen der einzelnen Banken und des gesamten Finanzplatzes besser beurteilen können. Gerne nehme ich hierfür auch weitergehendes Feedback (fehlende Funktionalitäten, etc.) entgegen (andreas.dietrich@hslu.ch).

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