10. Oktober 2012

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Fehlt’s am Winde, so greif zum Ruder – Ein Plädoyer für die IG Inlandbanken

Von Dr. Daniel Piazza

Mit der neu lancierten informellen Plattform IG Inlandbanken verfügen endlich auch die Retail Banken über eine koordinierte Stimme innerhalb der Schweizerischen Bankiervereinigung sowie in der Schweizer Politik. So ganz nach dem Motto: Fehlt’s am Winde, so greif zum Ruder. Der nachfolgende Beitrag stellt die Gründe für die erhöhte Koordination sowie die Ziele der IG Inlandbanken vor und postuliert, dass die Lancierung der Interessengemeinschaft zu Unrecht kritisch in der Presse aufgenommen wurde.

Stärkung der Inlandbanken tut Not

Insbesondere seit dem erhöhten internationalen Druck auf den Schweizer Finanzplatz konzentrieren sich die Bemühungen der Politik auf den Schutz der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Banken. Es gibt keinen Zweifel daran, dass dies elementar wichtig ist für unseren Finanzplatz. Aufgrund des Regulierungsdrucks – unter anderem verstärkt durch die regulatorische Reaktion auf den Beinahe-Kollaps der UBS – wurden bereits zahlreiche Vorschriften eingeführt. Diese treffen auch jene Banken, die in den vergangenen Jahren zumindest ein helvetischer Fels in der Brandung der Finanzkrise und deren Nachbeben bildeten: Die Retail Banken. Weitere Regulatorien sind absehbar. Der geneigte Retail Banker fragt sich deswegen schon seit längerem: Wo sind eigentlich die Debatten und Massnahmen zur Stärkung der Rolle der inlandorientierten Retail Banken? Wer setzt sich für jene Banken ein, welche seit Jahrzehnten einen sehr grossen Teil der Bankdienstleistungsbedürfnisse des einfachen Bürgers in der Schweiz befriedigen sowie eine substanzielle Rolle bei der zuverlässigen Kreditversorgung des Schweizer Werkplatzes und der KMU sicherstellen? Wer sich bislang solche und weitere Fragen stellte, darf seit Neustem zumindest leicht aufatmen. Es besteht Hoffnung, dass dieses Vakuum in Zukunft etwas gefüllt wird.

Lancierung der IG Inlandbanken

Zeitgleich zur dringlichen Debatte zum Finanzplatz im Nationalrat Ende September wurde nämlich die seit Sommer 2012 bestehende informelle Plattform IG Inlandbanken lanciert. Mitglieder der IG Inlandbanken sind die Raiffeisen-Gruppe, die Migrosbank, der Verband Schweizerischer Kantonalbanken, die Zürcher Kantonalbank, sowie die RBA-Holding AG mit ihren 37 Schweizer Regionalbanken. Alles Banken bzw. Gruppierungen mit Ressourcen, um der Stimme der inländischen Retail Banken stärkeres Gehör zu verschaffen. Die IG Inlandbanken gibt sich bewusst kein rechtliches Kleid und will sich in erster Linie auf die inhaltliche Koordination der eigenen Interessen bei der politischen Weiterentwicklung des Bankenplatzes Schweiz konzentrieren. Hilmar Gernet, der Koordinator der IG Inlandbanken, sieht folgende Schwerpunkte: «Insbesondere wollen wir uns einbringen, wenn es darum geht, die Weichen bei der Finanzplatzstrategie zu stellen. Zudem wollen wir bei dem für uns matchentscheiden Finanzdienstleistungsgesetz von Anfang an dabei sein.» Selbstverständlich sei die internationale Wettbewerbsfähigkeit auch für die Inlandbanken wichtig, aber dies sei nicht hinreichend, um nachhaltig und umfassend den Schweizer Finanzplatz optimal für die Zukunft zu positionieren. Gernet: «Deswegen will die IG Inlandbanken das politische Bewusstsein dafür schaffen, dass der Finanzplatz Schweiz auf zwei gleichwertigen Pfeilern basiert: International orientierte Banken und Inlandbanken.»

Gemeinsam rudern macht sie stärker – die Inlandbanken

Recht so! Eine Lanze für die IG Inlandbanken

Überraschend viel Kritik enthielt die Presse-Berichterstattung im Zuge der Lancierung der IG Inlandbanken. Man komme zum falschen Zeitpunkt, man riskiere, seitens der Schweizer Banken in einem wichtigen Moment nicht mehr mit einer Stimme zu sprechen und man gab der Hoffnung Ausdruck, dass die IG nicht Opposition der Opposition willen betreibe. Von «Meuterei im Bankenverband» und von «Ärger für Bankiervereinigung» war gar die Rede. Die Initiative der Inlandbanken wurde scheinbar nicht so eingeordnet, wie sie gemeint ist. Denn Recht haben sie, die Inlandbanken. Nicht nur der Zaun, sondern auch die Blumen machen den Garten. Jetzt müssen sie sich mit politischen Inputs für die Weiterentwicklung des Bankenplatzes Schweiz nach innen einbringen, in Expertenkommissionen präsent und frühzeitig bei der Erarbeitung von Gesetzen dabei sein. Nicht erst, wenn Gesetze verabschiedet und Strategien gebrettelt sind. Sie kommen somit genau zur rechten Zeit. So wird der Bundesrat bis Ende Oktober über die Eckpunkte zur Finanzplatzstrategie befinden, wo es unter anderem um die Sorgfaltspflichten der Banken zur Vermeidung unversteuerter Kundengelder geht. Auch die Revision der Geldwäschereibekämpfung, über welche das Bundesparlament 2013 zu beschliessen hat, steht an. Da eine differenzierte Gesetzgebung und Aufsicht indirekt auch im Sinne des Werkplatzes Schweiz ist, erscheint es gesamtwirtschaftlich wünschbar, dass sich die inlandorientierten Retail Banken auf gleicher Augenhöhe wie die anderen Bankengruppen einbringen. Denn längst haben Grossbanken, Privatbanken, Auslandbanken, Handelsbanken usw., was den inlandorientierten Retail Banken bislang fehlte: Eine koordinierte Stimme. Nicht nur bei wichtigen politischen Regulierungs-, Gesetzgebungs- und Strategieprozessen ist dies von Mehrwert. Insbesondere auch im Sinne einer innenpolitischen Plattform innerhalb der Schweizerischen Bankiervereinigung, welche nach gutschweizerischer Art stets Raum für Debatten liess und die Initiative der Inlandbanken unterstützt, ist dies zu begrüssen. Die Absicht, frühzeitig mehr Verantwortung zu übernehmen, statt die Faust im Sack zu machen, ist unterstützungswürdig. Es ist auch nicht als Palastrevolution zu verstehen, sondern als ein wertvoller Input einer wichtigen Gruppierung im Schweizer Banking, welche mit nachvollziehbaren Argumenten ihre Position in Zukunft koordiniert einbringen will. Wer kann’s den Inlandbanken verübeln, wenn sie zum Ruder greifen, wenn doch der Wind bislang fehlte.

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3. Oktober 2012

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Jetzt anmelden! Noch wenige freie Plätze in dieser wichtigen ALM Konferenz

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Asset & Liability Management (ALM) optimiert die Bilanzressourcen von Finanzunternehmen. Das Ziel ist eine gute Positionierung im Hinblick auf künftige Finanzierungsrisiken und Erträge. Heute ist das alles andere als einfach. Aktuelle Herausforderungen sind: Margenschwund, Volumenwachstum, Stabilitätsrisiken, Tiefzinsen und Immobilienboom. 

Kontaktpersonen:

Dr. Roger Rissi und Dr. Martin Spillmann

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28. September 2012

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Neue Liquiditätsvorschriften von Basel III unterschätzt?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Die neue Bankenregulierung rund um Basel III beruht auf drei Säulen: strengere Eigenkapitalbestimmungen, schärfere Liquiditätsvorgaben sowie zusätzliche Anforderungen für systemrelevante Banken. Besonders die neuen Liquiditätsvorgaben dürften für viele Banken in der Schweiz eine Herausforderung darstellen.

International bestand bis anhin noch kein geltendes Regelwerk, welches sich mit der Behandlung von Liquiditätsrisiken befasste. Nationale Aufsichtsbehörden haben oftmals nur sehr einfache Vorgaben für das Liquiditätsmanagement der Banken gemacht. Das neue Basler Regelwerk zieht nun entsprechende Lehren aus den Liquiditätsengpässen von Banken während der Finanzkrise und formuliert deshalb neu auch Liquiditätsvorschriften. Die neuen Vorschriften nach Basel III sollen sicherstellen, dass Banken auch während eines Stressszenarios ausreichend liquide sind. Es wurden hierfür zwei Kennzahlen definiert, welche Banken zukünftig einhalten müssen.

a)      Einerseits wird eine kurzfristig orientierte Mindestliquiditätsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) eingeführt. Die LCR definiert das Verhältnis von erstklassigen liquiden Vermögenswerten gegenüber den Nettomittelabflüssen in einem Zeitraum von 30 Tagen. Mit der LCR soll sichergestellt werden, dass eine Bank in einem Notfallszenario ihren Liquiditätsbedarf 30 Tage lang decken kann (Richtzahl: 100%).

b)      Anderseits wird eine mittelfristig ausgerichtete strukturelle Liquiditätsquote (Net Stable Funding Ratio, NSFR) implementiert. Die Liquiditätsquote NSFR hat einen einjährigen Zeithorizont und soll zu einer tragfähigen Fristenstruktur von Aktiva und Passiva führen. Die NSFR zielt dadurch auf die Fristenkongruenz von Finanzierung und Anlagen ab (Richtzahl: 100%). Die NSFR soll Banken dazu anregen, stabile(re) Quellen wie z.B. Kundeneinlagen für eine fristenkongruente Finanzierung ihrer Ausleihungsaktivitäten zu nutzen und Abhängigkeiten von kurzfristiger Refinanzierung (Interbankenmarkt) zu reduzieren. Die nachfolgende Abbildung illustriert vereinfacht die Berechnung der NSFR.

Abbildung: Vereinfachte Berechnung der NSFR (Quelle: parkIT)

Unterstützung für neue Liquiditätsvorgaben lässt nach

Die verschärften Regeln zur Liquidität schienen auf globaler Ebene («Basel III») seit Ende 2010 im Grundsatz beschlossen, mit schrittweiser Umsetzung bis 2015 (LCR) respektive bis 2018 (NSFR). Doch nun erwächst ihnen plötzlich Widerstand. So erklärte der britische Notenbankchef Mervyn King jüngst, dass die Notwendigkeit für Banken zum Halten grosser Liquiditätspuffer angesichts der Liquiditätsschwemmen der Zentralbanken derzeit „stark geschwunden“ sei. Der französische Notenbankchef Noyer meinte sogar, dass die Mindestliquiditätsquoten von „Basel III“ wegen der negativen Folgen für Banken und Finanzmärkte nicht umsetzbar seien. Auch aus der Europäischen Zentralbank oder von US-Behörden sind kritische Töne zu vernehmen (vgl. auch NZZ-Artikel).

Die Kritiker äussern vor allem zwei Argumente:

a)      Bei einer Liquiditätskrise sind ja die Notenbanken da

b)      Angesichts der derzeitigen Kapitalknappheit bei vielen Banken verschärfen die Liquiditätsvorgaben die Kredittätigkeit und belasten damit die Konjunktur noch zusätzlich.

Im Gegensatz zu anderen Ländern, aber ähnlich wie die Niederlande, Belgien oder Hongkong hat die Schweiz ihre Haltung (noch) nicht aufgeweicht. Es ist zu erwarten, dass die neuen Liquiditätsvorschriften hier durchgesetzt werden. Gut vorstellbar ist allerdings, dass durch die Veränderung von technischen Details (insbesondere Anpassung der Gewichtungsfaktoren) die Regeln etwas aufgeweicht werden. Nicht zuletzt haben die ernüchternden Ergebnisse in Bezug auf die LCR der im Frühjahr getesteten Banken (ein Viertel der getesteten Banken in der Schweiz hat nicht einmal eine Liquiditätsquote von 50%, statt der geforderten 100%) gewisse Kreise aufgeschreckt.

Einschätzung der Situation

Obwohl die meisten Diskussionen sich stets um die Eigenmittelunterlegung drehen, sollen und dürfen die neuen Liquiditätsvorschriften nicht in Vergessenheit geraten. Es ist zu erwarten, dass sie einen grossen Einfluss auf die Banken ausüben werden und möglicherweise sogar bedeutender sind für die Schweizer Retail Banken als die neuen Eigenmittelbestimmungen.

a)      Die Beschränkung der Fristentransformation durch die strukturelle Liquiditätsquote (NSFR) wird die Erträge der Banken schmälern. Der Ertrag, welchen die Banken aus der Fristentransformation erzielen ist teilweise substanziell.

b)      Die neuen Liquiditätsvorschriften werden einen bedeutenden Einfluss auf die relative Vorteilhaftigkeit der verschiedenen Refinanzierungsinstrumente ausüben: Die Attraktivität von Interbankeneinlagen wird nachhaltig beeinträchtigt, da Gelder, die von Banken hereingenommen werden, als nicht stabil gelten. Damit dürfte sich auch der seit Mitte der 90er Jahre beobachtbare Trend einer Zunahme der Interbankenverbindlichkeiten eher umkehren. Betroffen dürften hiervon vor allem die grösseren Universalbanken sein. Auf der anderen Seite werden Kundengelder (Sicht-, Spar- und Termineinlagen) deutlich vorteilhafter, da diese als stabil gelten. Es ist entsprechend zu erwarten, dass der Wettbewerb der Banken um Kundeneinlagen und damit die Zinssätze zunehmen resp. die Passivmargen tendenziell sinken werden.

c)       Es ist zu erwarten, dass sich die Kreditkosten infolge der Verteuerung der Refinanzierung erhöhen. Schätzungen von McKinsey und BCG kommen zu dem Ergebnis, dass die Kosten sich um ca. 20-30 Basispunkte erhöhen werden.

Ob die neuen Liquiditätsvorschriften aber überhaupt sinnvoll sind, ist in der akademischen Literatur umstritten. Eine Studie des IMF (2011) beschäftigte sich beispielsweise mit der Frage, ob die neuen Liquiditätsvorschriften wirklich das systemische Risiko des Finanzsektors mindern. Sie kommt zum Fazit, dass die NSFR ein unzuverlässiger Indikator ist, um zukünftige Liquiditätsprobleme einer Bank vorherzusagen. Klar ist auch, dass die oben erwähnten Einwände von Kritikern (bei Liquiditätsengpässen hilft die Zentralbank; verschärfte Liquditätsvorschriften schaden der Konjunktur) auf einem ganz wesentlichem Denkfehler beruhen. Denn erstens darf das Einschreiten der Nationalbanken in Krisenzeiten als Lender of Last Resort und Liquiditätsbeschaffer nicht einfach zu einer Selbstverständlichkeit werden. Und zweitens dürften sicherere Banken in der langen Frist der Konjunktur eher förderlich sein.

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21. September 2012

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Online-Hypotheken-Plattformen – ein Trend?

Von Dr. Daniel Piazza

Am 10. September 2012 lancierte die Glarner Kantonalbank eine für die Schweiz neuartige Online-Plattform zur Ablösung von bestehenden erstrangigen Hypotheken: www.hypomat.ch. Wie ist es für die Glarner Kantonalbank angelaufen? Kommt ein neuer Trend auf uns zu? Antworten auf diese Fragen und mehr finden Sie im folgenden Beitrag.

Hypothekenablösung in 30 Minuten erledigt

www.hypomat.ch macht es dem Kunden einfach: Der Kunde erfasst zuerst die Personen- und Immobiliendaten. Sein Antrag wird anschliessend direkt online überprüft. Danach kann er für Hypothekarvolumen bis zu Fr. 800‘000.- das Produkt (Fest, Variabel, Rollover) selbstständig zusammenstellen. Bereits wenige Tag später liegen die Vertragsunterlagen in seinem Briefkasten. Nach Aussage der Betreiberin, der Glarner Kantonalbank, hat der Kunde innert 30 Minuten die Ablösung der bestehenden erstrangigen Hypothek in die Wege geleitet. Eine Hotline bietet dabei technische Unterstützung. Fachliche Fragen müssen im Kontaktformular eingetragen werden, da die persönliche Beratung im Online-Prozess entfällt. Da ein grosser Teil des administrativen Aufwands entfällt, kann die Glarner Kantonalbank dem Kunden attraktivere Konditionen als über die traditionellen Vertriebskanäle bieten.

Zur Entstehung von hypomat.ch:

Wie hypomat.ch funktioniert:

Bereits verschiedene Hypotheken-Angebote online

Bisherige, direkt über den Online-Kanal von Banken distribuierte Hypotheken-Angebote in der Schweiz waren zumeist Kostenvoranschläge im Sinne von Offerten und boten keine festen Kreditzusagen. Einzig Online-Hypothekenrechner wie www.hypoplus.ch – wo gratis individuell errechnete Hypothekenangebote von mehreren Finanzinstituten miteinander verglichen werden – oder der Vergleichsdienst www.comparis.ch sind hier bereits einen Schritt weiter. Auch sie arbeiten – im Gegensatz zu www.bonus.ch, VZ Hypoindex oder www.homegate.ch – nicht mit Schaufensterpreisen.

www.hypomat.ch liefert im Vergleich zu den oben genannten Portalen automatisiert und direkt feste Kreditzusagen der Glarner Kantonalbank. Der Hypothekarabschluss ist an eng definierte Annahmerichtlinien bezüglich Region, Belehnungshöhe, Kundenbonität usw. gebunden. Die Glarner Kantonalbank führte bei der Lancierung aus, dass diese Möglichkeit, das Hypothekargeschäft bequem von zu Hause aus zu erledigen, insbesondere online-affine Kunden ansprechen soll. Zudem sind Kunden im Fokus, welche bereit sind, für bessere Konditionen auf Beratungsdienstleistungen zu verzichten. Die GLKB erhofft sich dabei die Neuerschliessung dieser Kunden, insbesondere ausserhalb des Heimmarktes im gesamten Marktgebiet Deutschschweiz.

Glarner Kantonalbank zufrieden mit dem Start

«Bereits rund 10 Tage nach der Lancierung dürfen wir feststellen: Unsere Erwartungen sind mehr als übertroffen!» sagt Patrik Gallati, Mediensprecher der Glarner Kantonalbank. Klar habe es gerade in den ersten Tagen nach der Lancierung viel Neugierde-Anmeldungen ohne Abschluss-Interessen gegeben, was aber auch wertvoll sei. Besonders erfreulich sei aber, dass die Glarner Kantonalbank bislang gerade von Kunden ausserhalb des Heimmarktes weit mehr Abschlüsse als erwartet verzeichnen durfte. Darüber hinaus gebe es selbstverständlich eine gewisse Kannibalisierung im Heimmarkt, allerdings sei diese im Business Case vorgesehen und falle bisher noch nicht stark ins Gewicht. Am meisten Hypothekarfinanzierungen konnten für erstbewohnte Einfamilienhäuser sowie Stockwerkeigentum verzeichnet werden, allerdings bislang nur für sehr wenige Ferienwohnungen. Erste Erfahrungen zeigen auch, dass die kommunizierten 30 Minuten für die Eingabe der Informationen auf der Plattform sogar zu grosszügig veranschlagt sind. Im Betrieb zeigt sich nämlich, dass die Kunden schneller sind, sie benötigen in der Regel nur rund 10 – 15 Minuten. Die Applikation hat sich nach Aussagen von Patrik Gallati als sehr stabil erwiesen, es gab bisher keine für die Kunden spürbaren Performance-Probleme. Rundum zufrieden mit der Lancierung stellt er fest: «Die hohe Abschlussquote und die durchwegs positiven Rückmeldungen stimmen uns sehr zuversichtlich».

Eröffnet www.hypomat.ch einen neuen Retail Banking-Trend?

Erste Anzeichen weisen darauf hin, dass im Jahr 2012 einige Retail Banken die Hypothekenvergabe drosseln, nicht zuletzt um die Gefahren eines möglichen Zinsanstiegs sowie potenzielle Refinanzierungsprobleme in den nächsten Jahren zu limitieren. Nichts desto trotz bleibt es aber Fakt: Bereits heute planen mehrere Retail Banken die Lancierung von Online-Hypotheken-Plattformen, ähnlich wie sie die Glarner Kantonalbank lanciert hat. Das Potenzial scheint aus heutiger Sicht tatsächlich grösser zu sein, als dass es www.hypomat.ch alleine zu befriedigen vermag. Bereits heute informieren sich jährlich 180‘000 Personen im Internet über Hypotheken. Wie gross das Potenzial auch in der Schweiz sein könnte, zeigt ein Blick ennet dem Rhein: In Deutschland werden bereits heute 10% der Hypotheken über das Internet abgeschlossen. Nicht auszudenken, was dies für potenzielle Marktanteilsverschiebungen mit sich bringen könnte, wenn die Entwicklung in der Schweiz nur annähernd in diese Richtung geht.

Gerade für regional tätige Retail Banken wie die Glarner Kantonalbank bietet der Online-Vertriebskanal für Hypotheken eine willkommene Gelegenheit, um die Ketten des regionalen Heimmarktes aufzubrechen und die geographische Diversifikation auszubauen. Sie können damit die Produktionskosten senken, welche ganz oder teilweise in Form von kompetitiveren Konditionen an die Kunden weitergegeben werden können. Wer keine Beratungsdienstleistungen in Anspruch nimmt, wird mit besseren Konditionen belohnt, das macht Sinn. Gerade in Zeiten, wo im Hypothekarmarkt nach wie vor ein ausgeprägter Kampf um die besten Konditionen stattfindet, kann dies ein wertvoller Wettbewerbsvorteil. Auch wenn für eine überwiegende Mehrheit der Kunden das persönliche Beratungsgespräch nach wie vor ein wichtiges Glied im Hypothekarfinanzierungsprozess darstellen dürfte, aber auf diese Klientel zielt dieser Kanal nicht ab.

Man mag trotzdem monieren, dass das traditionell wichtige Beratungsgespräch wegfällt. Denn dies beinhaltet einen Mehrwert für die Kundenberater der Bank, insbesondere hinsichtlich des Ausschöpfens von Cross-Selling-Potenzialen sowie der zuverlässigeren Einschätzung der Kreditwürdigkeit. Auch Refinanzierungsherausforderungen können sich durch die gewonnen Hypothekarvolumen noch ausgeprägter akzentuieren, wenn in der aktuellen Niedrigzinsphase eine expansive Volumengenerierungsstrategie gefahren wird. Angesichts der überwiegenden Vorteile sowohl für die Retail Banken wie auch für einen spezifischen Teil der Hypothekarkundschaft dürfen wir davon ausgehen, dass die Erschliessung dieses neuen Online-Vertriebskanal für Hypotheken für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation darstellt und wir in den nächsten Jahren einen Nischen-Trend Richtung Online-Hypothekenplattformen sehen werden. Ob Hoch- oder Tiefzinsphase, ob Hausse oder Baisse, Produktionskosteneinsparungen für die Banken sowie bessere Konditionen für die Kunden sind in jedem Umfeld starke Argumente, und diese Vorteile bringt dieser neue Vertriebskanal mit sich.

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14. September 2012

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Wie hoch ist die Qualität in der Bankberatung?

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Zahlreiche Literatur hat in den vergangenen 20 Jahren eindrücklich aufgezeigt, dass viele Privatpersonen eine schlechte Anlagestrategie (v.a. in Bezug auf die Wahl des Portfolios und dem Timing) fahren. Hauptgründe hierfür sind neben der mangelnden Kenntnis über die Finanzmärkte auch die Verhaltensfehler („Behavioral Biases“). Dazu gehören beispielsweise Denkfehler (Verzerrung der Aufmerksamkeit, Kontrollillusion, Unter- und Überreaktionen), fehlleitende Emotionen (Gier und Furcht), das nicht immer korrekte Bauchgefühl, geschlechtsspezifische Unterschiede oder das Herdenverhalten. All diese Verhaltensfehler führen dazu, dass viele Anleger zum falschen Zeitpunkt investieren und zu spät oder zu früh wieder aus ihren Investments aussteigen. Obgleich mit der sogenannten „Behavioral Finance“ keine Überrendite erzeugt werden kann, ist das Verstehen der Verhaltensfehler trotzdem essenziell, um weit verbreitetes Fehlverhalten von Privatinvestoren zu verstehen und zu verhindern.

Durch eine gute Bankberatung und unter Anwendung des Wissens über die Behavioral Finance sollte den Kunden geholfen werden, die typischen „Anlegerfehler“ zu reduzieren und ein effizientes Portfolio zusammenzustellen. Eine Studie von Hung (2008) zeigt auf, dass fast 75% aller Investoren in den USA ihren Berater konsultieren, bevor sie in Finanzprodukte investieren. Dadurch haben die Bankberater die Möglichkeit, einzelne Anlageentscheidungen resp. –fehler zu korrigieren und ein Portfolio zusammenzustellen, welches konsistent ist mit der optimalen Portfoliotheorie und zusätzlich Verhaltensfehler der Anleger reduziert oder gar ausschliesst. Ebenso sollte es dadurch möglich sein, nicht nur ein effizientes, sondern auch ein kostengünstiges Portfolio zusammenzustellen.

Eine amerikanische Studie hat untersucht, wie hoch aktuell die Beratungsqualität im Bankenbereich für Retail- resp. Affluent Kunden ist1. Insbesondere wurden Fragen dazu gestellt, ob Bankberater helfen, die Biases zu reduzieren oder ob das Unwissen der Kunden zum eigenen Vorteil ausgenutzt wird. Hierzu wurde eine Gruppe von rund 30 „Mystery Shoppern“ mit vier unterschiedlich zusammengesetzten Portfolios (und damit mit unterschiedlichen Ausgangslagen) zu rund 300 Finanzberatern geschickt. Die Finanzberater wussten damit nicht, dass sie an einer Studie teilnahmen.

Folgende Resultate sind dabei rausgekommen:

a)   Insgesamt haben die Kundenberater ihre Kunden nicht oder nur sehr beschränkt „de-biased“, obwohl in 70% der Fälle eine Strategieänderung vorgeschlagen wurde.

b)   Vor allem bei der Beratung des bereits effizienten und kostengünstigen Anlageportfolios (bestehend aus vielen Indexfonds mit tiefen Gebühren) schnitten die Berater  schlecht ab. In den meisten Fällen wurde das effiziente Portfolio (negativ) angepasst. Den Kunden wurden aktivere Strategien empfohlen, welche oftmals weniger effizient, dafür aber für den Kunden deutlich teurer waren.

c)    Über alle Beratungen hinweg waren die Portfolios zwar insgesamt nach der Beratung diversifizierter. Auffallend ist aber vor allem, dass diese nach praktisch sämtlichen Beratungen teurer waren.

d)    Persönliche Hintergründe (Zivilstand, Einkommen und Vermögen, Pensionskasse, etc.) wurden zumeist (korrekterweise) abgefragt und in der Beratungslösung mitberücksichtigt.

e)     Personen mit höherem Einkommen wurde eine höhere Aktienquote empfohlen. Offenbar besteht die Annahme, dass besserverdienende Personen risikotoleranter sind resp. auch einen Verlust besser „verkraften“ können.

f)      Älteren Kunden wurden spontan(er) über die anfallenden Kosten berichtet und detailliertere Ratschläge erteilt als jüngeren Kunden. Es scheint so, als würden ältere Kunden erster genommen. Gleichzeitig wurden ihnen aber verstärkt aktiv gemanagte, teurere Fonds empfohlen.

g)     Frauen wurde im Durchschnitt (bei ansonsten identischer Ausgangslage) zu weniger riskanten Anlagen geraten. Gleichzeitig wurden Frauen aber deutlich schneller eine Transaktion empfohlen ohne dies genau zu begründen. Sie werden offenbar einerseits als risikoaverser und andererseits als etwas leichtgläubiger eingeschätzt.

h)     Für die Banken spricht: Obwohl die Beratungsleistung von den Wissenschaftlern ingesamt eher negativ beurteilt wird, würden 70% der Mystery Shopper mit ihrem eigenen Geld zum gleichen Berater zurückgehen und dessen Rat befolgen.

Tabelle: Berater – Kunde Interaktion

Diese Studie wurde wie erwähnt im angelsächsischen Raum durchgeführt. Daraus direkte Schlüsse für die Schweiz abzuleiten ist schwierig. Es wäre aber sehr interessant, eine solche Studie auch in der Schweiz einmal durchzuführen und zu eruieren, wie das Bild bezüglich der Beratungsqualität hierzulande aussieht ist. 
Grundsätzlich gibt es nämlich wohl in der Tat auch hierzulande Nachholbedarf in der Beratung. Die Beratung der meisten Banken in der Schweiz ist noch ziemlich weit davon entfernt, die neueren Erkenntnisse der Wissenschaft umzusetzen. Fast alle Banken beraten ihre Kunden noch immer mit den Erkenntnissen der Sechzigerjahre des vergangenen Jahrtausends: Volatilität ist das (oftmals einzige) Risikomass und die Rationalität der Märkte ist gegeben. Dabei hat in der Finanzwissenschaft seit den Achtzigerjahren eine Abkehr von der Annahme der vollkommenen Rationalität stattgefunden. Dieses Umdenken wurde im Jahr 2002 sogar mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Durch eine Ergänzung der Beratung mit den Erkenntnissen der Forschungsrichtung Behavioural Finance würde wohl eine bessere Grundlage geliefert für eine gute, kundenorientierte Anlageberatung.

1Mullainathan, S.; Schoar, A.; Nöth, M. (2012): The Market for Financial Advice: An Audit Study. National Bureau of Economic Research, Working Paper No. 17929.

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7. September 2012

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Höhere Leverage Ratios für Retail Banken nötig?

Von Dr. Daniel Piazza

Der folgende Beitrag betrachtet die Leverage Ratios der Schweizer Retail Banken per Ende 2011. Er liefert Argumente dafür, warum dieses Thema in der Agenda der Entscheidungsträger im Schweizer Retail Banking nach oben rücken sollte.

Ist unser Finanzsystem durch den «Turmbau zu Basel» – sprich Basel I, II und III – sicherer geworden? Andrew G. Haldane, Exekutivdirektor für Finanzstabilität bei der Bank of England, rückte diese Frage kürzlich ins Zentrum. Er stellt die These auf, dass ein hohes Tier-1-Ratio in der Vergangenheit ein schlechter Indikator für die Stabilität von Banken war. Viel aussagekräftiger sei dagegen das Leverage Ratio, also der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme. Seine Untersuchung bei 100 Banken in den USA zeigte, dass bei in der Finanzkrise gescheiterten Instituten (37 Banken) das Leverage Ratio um 1.2 Prozentpunkte niedriger war als bei denjenigen, welche die Krise überstanden haben (63 Banken). Haldane schlägt einen Schwellenwert von idealerweise 7% für den Leverage Ratio vor.

Die Leverage Ratios der Schweizer Retail Banken im Überblick

Dies bietet einen optimalen Anlass, einmal einen Blick in die Runde der Schweizer Retail Banken zu richten, ohne dass entsprechende Regelungen aktuell in Kraft sind. Die nachfolgende Grafik zeigt die Leverage Ratios per Ende 2011 von rund 90 Banken, welche im Schweizer Retailgeschäft tätig sind (grosse Ansicht mit Klick auf Abbildung).

Die Umsetzung von Basel III in der Schweiz samt integrierter Too-big-to-fail-Regulierung würde eine Leverage Ratio von 4.56% (19% risikogewichtete Anforderung x 24% risikogewichteter Unterlegungssatz) für die Grossbanken bedeuten (siehe schwarze Linie). Ein Blick auf die Ausgangslage bei den Schweizer Retail Banken in obiger Aufstellung zeigt, dass nicht nur die Grossbanken, sondern alle anderen Banken diese Marke per Ende 2011 erreichten. Der grösste Teil der Retail Banken wies per Ende 2011 Quoten zwischen 7 und 10% aus, der Mittelwert liegt bei 8.24%, Maximalwerte liegen sogar bei rund 14%. Nimmt man die von Haldane vorgeschlagene Quote von 7% zum Benchmark (siehe rote Linie in der Abbildung), sieht das Bild anders aus. Von den betrachteten 90 Banken weisen neben den beiden Grossbanken 20 Retail Banken ein Leverage Ratio von weniger als 7% aus. Rund 20% der Schweizer Retail Banken liegt somit unter dieser «Haldane-Schwelle». Neben «Spezialfällen» wie die NAB oder die Baloise Bank SoBa, lagen unter anderem auch Banken wie die Zürcher Kantonalbank oder die Valiant  per Ende 2011 unter dieser Schwelle.

Das Thema Leverage Ratio gehört weiter nach oben auf der Agenda

Der Regulator will den Finanzplatz krisenfest(er) machen. Bei den Mindestkapitalanforderungen und Höchstverschuldungsgrenzen hat er deswegen vor allem die systemrelevanten Institute im Visier. Und trotzdem: Die Bankenaufsicht geht alle etwas an. Eine entsprechende Vorlage zur Reform der Bankenaufsicht wird das Bundesparlament am 18. September auf Verordnungsstufe besiegeln. Die Kritik, dass Basel III nicht vor einer nächsten Bankenkrise schütze, ist dabei weit verbreitet. Die komplexen Modelle geniessen auch unter den Anlegern ein geringes Vertrauen. Umso mehr können unter den real existierenden Verhältnissen einfache Faustregeln helfen. Dazu gehört auch die von Haldane postulierte Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio) von 7%. Diese Quote greift, noch bevor risikogewichtete Eigenkapitalvorschriften limitierend wirken.

Dem Subsidiaritätsprinzip zu Folge ist es grundsätzlich Aufgabe der Banken, sich so zu organisieren, dass zukünftige Krisenfälle, bspw. Schocks in einzelnen regionalen Immobilienmärkten, absorbiert werden können. In diesem Sinn dürfte es für die Entscheidungsträger der Schweizer Retail Banken von Mehrwert sein, die Diskussion über die Faustregel von Haldane zur Leverage Ratio in der Agenda nach oben zu rücken, auch wenn diese in nationalen Kontext nicht systemrelevant sind.

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27. August 2012

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Thesen zur Entwicklung des Retail Banking

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Claude Baumann von der Handelszeitung hat in der Ausgabe vom 23.8.2012 zwölf Thesen formuliert, wie sich der Finanzplatz weiter entwickeln wird. Sieben dieser interessanten Thesen, welche vor allem das Retail Banking betreffen, werden nachfolgend kurz zusammengefasst.

1)      Bankmarken sind austauschbar
Banken sollen sich nicht allzu viel auf ihre Marke einbilden. Die Kunden vertrauen eher ihrem Berater als der Bank, für die er gerade arbeitet. Banken werden sich in Zukunft daher weniger über ihre Marke als über ihre Mitarbeiter sowie über die Qualität und Vielseitigkeit ihrer Dienstleistung profilieren (müssen).

2)      Outsourcing stärkt den Schweizer Bankenplatz
Arbeitsplatzverlagerungen nach Osteuropa oder nach Asien sind unpopulär. Dabei ist die Bankbranche vermutlich einer der letzten Wirtschaftszweige, bei welchen die Unternehmen das Gefühl haben, die ganze Wertschöpfungskette ihres Angebots selber unterhalten zu müssen. Wenn die Schweizer Banken weiterhin wettbewerbsfähig sein wollen, so müssen sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und alles andere delegieren. Möglicherweise entstehen dadurch sogar neue Arbeitsplätze in der Schweiz.

3)      Branchenfremde Akteure erobern die Bankenlandschaft
Die grösste Konkurrenz für die Banken kommt von aussen, von innovativen Unternehmen, zu denen Kunden eine emotionale Bindung haben. Firmen wie Google oder Apple haben dadurch gute Chancen, ins Banking einzusteigen.

4)      Die totgesagte Bankfiliale erlebt ein Revival
Ausgerechnet jene Kunden, welche das Online und Mobile Banking am fleissigsten nutzen, besuchen gemäss einer Studie von Cisco auch die Bankfiliale am häufigsten. Immer beliebter werden Geschäftsstellen, die mit privatem Ambiente aufwarten. Virtuelle Angebote sind zwar in. Doch auf ein Beratungsgespräch, eine Analyse zur Steueroptimierung, etc. werden die Kunden auch in Zukunft nicht verzichten wollen.

5)      Social Media wird masslos überschätzt
Der Vorwurf ist: Die Banken würden die neusten Trends in den sozialen Medien verpassen. Doch die Gegenthese ist: Viele Menschen haben gar keine Lust, sich auch in Geldfragen mit den Social Media herumzuschlagen. Social Media bleibt bei Banken unbedeutend.

6)      Die Grossbanken werden von der Schweiz profitieren wie noch nie
Seit der Finanzkrise hat bei den Grossbanken ein Umdenken eingesetzt. Die UBS und Credit-Suisse bekennen sich (wieder) voll zur Heimat, weil sie begriffen haben, dass sie so wesentlich mehr erreichen können. Unter der Annahme, dass die Euro-Schuldenkrise noch Jahre fortdauern wird und die Schweiz dadurch an Anziehungskraft gewinnt, werden auch die Schweizer Grossbanken ihre Herkunft verstärkt herausstreichen.

7)      Die neue Vermögensverwaltung erfordert mehr Arbeitskräfte
Tiefere Erträge, steigende Kosten und dadurch erodierende Gewinne führen dazu, dass vielerorts ein Stellenabbau vorausgesagt wird. Die Vermögensverwaltung in den nächsten Jahren erfordert viel Know-how, welches Einzelne gar nicht mehr erbringen können. Darum dürfte der prophezeite Radikalabbau nicht so dramatisch ausfallen.

Wie sehen Sie das? Sind Sie mit den Thesen einverstanden? Für persönliche Beiträge nutzen Sie bitte die Kommentar-Funktion unten.

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22. August 2012

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Hochkarätig besetzte Retail Banking Konferenz

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dr. Imke Keimer und Dr. Daniel Piazza

Am Nachmittag des 15. November 2012 findet die Konferenz „Retail Banking – Fels in der Brandung?“ in Zug statt. An dieser Konferenz werden sich hochkarätige Referenten aus der Retail Banking-Branche praxisnah zu den derzeit grössten Herausforderungen äussern und Sie herzlich zur Diskussion einladen.

Referenten und Themen

Dr. Pierin Vincenz
Vorsitzender der Geschäftsleitung, Raiffeisen Schweiz
Wachstum und Profitabilität – ein Widerspruch?

Bernard Kobler
Präsident der Geschäftsleitung, Luzerner Kantonalbank
Geschäftsstellen – Kostentreiber oder Erfolgsgeneratoren?

Hans-Ulrich Stucki
Vorsitzender der Geschäftsleitung, Clientis
Kleine Banken, grosses Vertrauen – Strategien der Clientis Gruppe

Alex Geissbühler
Partner und Leiter Regulatory Services, KPMG
Regulierung im Retail Banken – Quo Vadis?

Prof. Dr. Nils Hafner
Studienleiter und Dozent, IFZ
Kundenkontakt-Management: Die Kunst des 80-20 im Retail Banking

Prof. Dr. Andreas Dietrich
Leiter Kompetenzzentrum Financial Services Management, IFZ
Vorstellung der IFZ Retail Banking-Studie

Als Teilnehmer des Seminars erhalten Sie zudem die Ergebnisse der rund 100-seitigen IFZ Retail Banking-Studie mit Einschätzungen von rund 180 Geschäftsleitungs-Mitgliedern zu den aktuellsten Herausforderungen im Retail Banking, einem Kennzahlen Vergleich von rund 80 Schweizer Retail Banken sowie mehr als 50 Corporate Governance Factsheets.
Weitere Infos sowie das Eingabefeld für die Anmeldung finden Sie hier:
Retail Banking Konferenz
 

Bei Fragen können Sie jederzeit gerne auf uns zukommen.

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16. August 2012

Allgemein,

Kundenorientierung,

Veranstaltungen,

Vertriebsmanagement

Kundenloyalität im Retailbanking: in Deutschland mies – und in der Schweiz?

Von Prof. Dr. Nils Hafner

Gerade hat die Beratungsfirma Bain & Co. ihre Bankkundenbefragung 2012 für Deutschland publiziert. Und das bringt mich doch dazu, einige Aussagen mal genauer zu beleuchten und als Ausgangspunkt für ähnliche Überlegungen in der Schweiz zu nehmen. Als erstes fällt auf, dass Banken in Deutschland einen extrem schlechten Net-Promotor-Score (NPS) haben. Der NPS ist ein Instrument zur Messung von Kundenloyalität. Dem Kunden wird (auf einer Skala von 0 bis 10) die Frage gestellt: „Würden Sie uns weiterempfehlen?“. Nur diejenigen, die mit 9 oder 10 geantwortet haben, sind sogenannte „Promotoren“ und empfehlen tatsächlich weiter. Der Net Promotor Score ist derjenige Wert, der „übrig bleibt“, wenn man von der Gruppe der Promotern, die Gruppe der wechselwilligen Kunden (die mit 0 bis 6 geantwortet haben) abzieht. Das ganze kann man im grundlegenden Buch von Fred Reichheld nachlesen.

Offensichtlich sind die Leistungen der Banken nicht so, dass Kunden bereit sind, diese weiterzuempfehlen. Vor allem im Branchenvergleich fällt das auf. Während bspw. in der Automobilindustrie immerhin 23% mehr Kunden weiterempfehlungsbereit als abwanderungswillig sind, ist das Verhältnis bei den Banken umgekehrt. Hier sind 13% mehr Kunden abwanderungswillig als weiterempfehlungsbereit: 

Wir haben uns am IFZ als erstes die Frage gestellt: Ist das in der Schweiz auch so? Eine erste Antwort dazu gibt der „World Retail Banking Report“ von Cap Gemini Consulting. Retailbank-Kunden in der Schweiz bezeichnen sich zwar als zufrieden (79%), sind jedoch wechselbereit (22%). Also, eine Situation, die nach mehr Kundenforschung von Seiten der Institute aber auch von IFZ verlangt.

Gleichzeitig stellt man sich die Frage: Warum lohnt es sich für die Banken, sich mit dem Thema Kundenloyalität auseinanderzusetzen. Das kostet ja schliesslich Geld. Auch darauf gibt die Bain Studie Antwort:

Promotoren kaufen mehr Produkte, sind länger Kunde bei der Bank und empfehlen ihre Bank weiter. Die gleichen Erfahrungen haben wir bereits bei Beratungsprojekten des IFZ im Private-Banking in der Schweiz gemacht. Nun klagt aber zurzeit fast jede Bank angesichts der desolaten Anlagesituation über zurückgehende Erträge. Hier wird die Bain Studie wirklich spannend. Überlegen Sie sich einmal den Ertragshebel, was passiert, wenn man die wechselbereiten Kunden zu Promotoren entwickeln könnte. Der Ertragszuwachs im Retailgeschäft (von Bain als „Beratungskunden“  bezeichnet) wäre extrem interessant:

Dieser Ertragshebel ist der eigentliche Grund, weswegen wir uns in unserer IFZ Retail Banking Studie auch mit dem Kundengeschäft der Banken auseinander setzen werden und an der IFZ Retail Banking Konferenz am 15. November konkrete Empfehlungen für die Loyalisierung der Kundschaft und Realisierung dieser Ertragshebel vorstellen werden. Über die Ergebnisse werde ich Sie, geschätzte Leser, in den nächsten Monaten auf diesem Blog und mittels einiger Fachartikel auf dem Laufenden halten. Bleiben Sie dabei …

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9. August 2012

Allgemein,

Andere Retail Banking Institute

Zahlreiche Herausforderungen für die PostFinance

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Die PostFinance steht derzeit vor verschiedenen Herausforderungen. So ist bekannt, dass sie per April 2013 in eine eigene Aktiengesellschaft ausgelagert und wie die Banken der Finanzmarktaufsicht FINMA unterstellt wird. Entsprechend muss zukünftig auch sie die FINMA-Auflagen in Bezug auf das Eigenkapital erfüllen. Die FINMA definiert die zukünftigen nationalen Eigenmittel-Zielgrössen abgestuft nach verschiedenen Aufsichtskategorien. Es kann erwartet werden, dass die FINMA die PostFinance mit ihren 2.8 Mio. Kunden und 100 Mrd. CHF Kundengelder, ähnlich wie die Raiffeisen-Gruppe, in die zweite von fünf Aufsichtskategorien einreihen wird. Das hat Folgen für die Eigenmittelunterlegung: Die Aufsichtskategorie 2, mit ihren für nationale Verhältnisse grossen Instituten, erhält einen höheren Eigenkapital-Zuschlag als die nachfolgenden Kategorien. Konkret muss die PostFinance, falls sie in die Aufsichtskategorie 2 eingeteilt wird, am Ende der Übergangsphase 2019 gegenüber den Mindeststandards (Kategorie 5) zusätzliche 3.9% der risikogewichteten Aktiven als zusätzliche Eigenmittel halten (siehe auch Abbildung). Die Aufsichtskategorie 5, die rund zwei Drittel der Schweizer Banken umfasst, muss am Ende der Übergangsphase (ab 2019) einzig die internationalen Mindeststandards erfüllen.

Abbildung: Mindestanforderungen nach Basel III und nach Aufsichtskategorien gemäss FINMA-RS 11/2 (Quelle: EFD, 2011)

Um das Eigenkapital auf den geforderten Betrag erhöhen zu können, muss wohl auch der Post-Konzern als Eigner das Eigenkapital in die Bilanz der PostFinance AG einbringen. Gemäss Aussage von PostFinance-Chef Hanruedi Köng ist möglich, dass ein Teil des Post-Gewinns 2012 für die Eigenkapital-Aufstockung der PostFinance AG reserviert werden muss. Ebenso wird die PostFinance alles daran setzen, das Eigenkapital durch eigene Gewinne weiter zu erhöhen. Dies dürfte entsprechende Folgen für die Ausschüttungen der PostFinance AG haben.

Im Vergleich zur Raiffeisen-Gruppe verfügt die PostFinance aber infolge fehlender Hypotheken in ihrer Bilanz über eine grössere Flexibilität bezüglich Strukturierung ihrer Aktivseite und damit der Risikogewichtung der Aktiven.

Neben den Herausforderungen beim Aufbau des Eigenkapitals, hat Hansruedi Köng in einem Interview mit „Der Sonntag“ folgende Kernaussagen gemacht:

a)      Die PostFinance hat bei den Kundengeldern die 100-Milliarden-Grenze geknackt. Das Wachstum der letzten Jahre wurde aber deutlich abgebremst. Bei den Privatkunden und KMU rechnet die PostFinance weiterhin mit einem Neugeld-Zufluss. Grössere Fluktuationen hingegen seien vor allem bei grossen institutionellen Kunden auffällig.

b)      Zwei Drittel der Kundengelder sind in mittel- und langfristigen Obligationenportfolios investiert. Fast ein Drittel der Gelder, also über 30 Milliarden Franken, ist im kurzfristigen Geldmarkt angelegt oder als Cash bei der Nationalbank deponiert. Dabei hat die PostFinance ein nur geringes Exposure in der Höhe von rund CHF 430 Mio CHF gegenüber den Euro-Krisenstaaten wie Griechenland, Spanien, Italien, Irland oder Portugal ausstehend.

c)      Der Vorjahresgewinn der PostFinance in der Höhe von CHF 590 Millionen kann in diesem Jahr und in erster Linie infolge des Tiefzinsumfeldes wohl nicht wiederholt werden. Die Profitabilität ist durch die sinkenden Margen deutlich tiefer.

d)      Einen Stellenabbau als Folge des sinkenden Gewinns befürchtet Köng nicht. Im Gegenteil – im laufenden Jahr dürften laut dem CEO noch 30 bis 40 Vollzeitstellen geschaffen werden. Dies ist aber im Vergleich zu den Vorjahren eine deutliche Wachstumsverlangsamung.

e)      Die PostFinance reagiert auch auf die verschiedenen regulatorischen Änderungen wie FATCA oder die verschiedenen Steuerabkommen. So werden per 1. Januar 2013 die Preise für die Kontoführung für alle Kunden mit Wohnsitz im Ausland erhöht. Die Kunden mit Wohnsitz in den angrenzenden Nachbarländern zahlen zusätzlich 5 Franken pro Monat und Konto, Kunden mit Wohnsitz ausserhalb der Nachbarländer bezahlen 10 Franken zusätzlich. Zudem ist die PostFinance vor allem gegenüber amerikanischen Kunden infolge der hohen Kosten deutlich restriktiver geworden. Nur noch Schweizer, welche in den USA leben oder US-Bürger mit Wohnsitz in der Schweiz werden bedient. Andere US-Kunden werden nicht akzeptiert. Entsprechend werden bis Ende Jahr Kundenbeziehungen mit rund 1700 US-Kunden beendet, welche diese Kriterien nicht erfüllen.

Insgesamt sind die Herausforderungen für die PostFinance, bald PostFinance AG, vielfältig. Sie entsprechen aber schlussendlich grössenteils denjenigen von Schweizer Retailbanken. Zwar wirbt sie nach wie vor gegenüber ihren Kunden damit, dass die Schweizerische Eidgenossenschaft als Eigentümerin für alle Verpflichtungen der Schweizerischen Post umfassend Gewähr leistet, was anderen Retailbanken etwas sauer aufstossen mag. Das neue Postorganisationsgesetz sieht aber einen schrittweisen Wegfall dieser impliziten Staatsgarantie vor. Ebenso muss sie künftig, und zurecht, strengeren Eigenmittelvorschriften genügen.

Interview mit Hansruedi Köng
Erläuterungsbericht Änderung Eigenmitteverordnung (ERV) und Ausführungsbestimmungen

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