23. November 2023
Regionalbanken und Sparkassen,
IFZ Retail-Banking Studie: Bankkundschaft kennt eigene Zinsen kaum
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein, Prof. Dr. Christoph Lengwiler und Prof. Dr. Marco Passardi
Trotz deutlicher Zinsunterschiede sind Bankwechsel bei Privatpersonen äusserst selten – auch weil nur wenige Personen die geltenden Zinssätze kennen oder sich dazu informieren. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der Hochschule Luzern. Zudem untersucht die Studie die finanziellen Kennzahlen (Benchmarking) und die Corporate Governance der Schweizer Retailbanken.
Seit Mitte 2022 hat sich das Zinsniveau in der Schweiz deutlich verändert. Innerhalb nur eines Jahres erhöhte die Schweizerische Nationalbank den Leitzins von -0.75 Prozent auf die aktuell geltenden 1.75 Prozent. Damit ist Bewegung in das Zinsengeschäft der Banken gekommen. Insbesondere bei der Verzinsung von Sparkonten sind in den letzten Monaten deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Banken zu Tage getreten. Ebenso zeigen sich Divergenzen in Bezug auf die Gebührenhöhe, beispielsweise bei Basispaketen mit Konto und Karten. Die Kundschaft hat bislang aber kaum auf diese Unterschiede reagiert.
Wissenslücke bei Zinssätzen
Wie eine repräsentative Bevölkerungsbefragung der Hochschule Luzern (HSLU) verdeutlicht, klafft zwischen der Intention und dem Verhalten der Bankkundinnen und -kunden eine Lücke. 35 Prozent der Befragten geben zwar an, sie würden bei einem um 0.5 Prozentpunkte besseren Zinsangebot Geld zu einer anderen (bestehenden) Bankbeziehung transferieren (vgl. Abbildung 1). Bei einem Zinsangebot, welches 1.5 Prozentpunkte über dem aktuellen Zins auf dem Konto liegt, würde sogar jede zweite Person das Geld zu einer anderen Bank (bestehende Bankbeziehung) übertragen. Knapp 40 Prozent der Befragten wären bei diesem Zinsunterschied auch bereit, eine neue Bankbeziehung zu eröffnen.

Gleichzeitig kennen aber nur sieben Prozent der Bevölkerung ihren Sparzins bei der Hauptbank. Aufgrund dieses Wissensdefizits kommt es trotz teilweise erheblicher Unterschiede bei den Zinssätzen bislang nicht zu signifikanten Verlagerungen von Kundengeldern. Selbst die mittlerweile deutlichen Zinsunterschiede zwischen Privat- und Sparkonten innerhalb der gleichen Bankbeziehung werden eher wenig ausgeschöpft. 41 Prozent der befragten Personen haben seit der Zinswende noch gar kein Geld vom Privat- auf das Sparkonto verschoben (Abbildung 2).

Preise und Zinsen sind nicht für alle gleich wichtig
Allerdings zeigt die Befragung auch, dass Preis und Zinssatz bei der Wahl der Hauptbank nicht alleinig ausschlaggebend sind. Auch für die Kundschaft im Retailbanking spielen Produktleistungen und Services bei der Bankwahl eine wichtige Rolle. Sogar bei besonders preissensibler oder zinsorientierter Kundschaft zeigt sich, dass Leistungsfaktoren oder auch die Marke der Bank relevante Faktoren sind. Eine einseitige Fokussierung auf den Preis oder den Zinssatz würde daher nur eine begrenzte Anzahl der Kundschaft ansprechen.
Auch wenn es «den Kunden» und «die Kundin» nicht gibt, können gewisse Muster hinsichtlich der Wahl der Hauptbank festgestellt werden: Raiffeisen zieht vermehrt Personen an, die der Marke der Bank eine hohe Bedeutung geben und eine starke Präferenz für persönliche und physische Beratungsmöglichkeiten haben, während PostFinance eher preissensitive und Grossbanken überproportional viele zinssensitive Menschen ansprechen. Die Kantonalbanken weisen eine gleichmässigere Verteilung ihrer Kundenbasis auf, was es aus Sicht dieser Bankengruppe nicht einfach macht, alle Kundengruppen zufriedenzustellen.
Schweizer Retailbanken: Zinsmargen steigen im Jahr 2023 deutlich
Das Forschungsteam untersuchte auch dieses Jahr die Bilanz- und Erfolgsrechnungen von 90 Banken. Insgesamt ist die finanzielle Verfassung der Schweizer Retailbanken stabil. Basierend auf neun Kennzahlen zeigt die Studie, welche die aus finanzieller Sicht «beste» Retailbank ist (vgl. Abbildung 3; 5-Jahres-Ranking). Im Vergleich zum letzten Jahr konnten die Kleinbanken nochmals zulegen: Die ersten sechs Plätze werden von Banken mit einer Bilanzsumme von weniger als 700 Millionen Franken belegt. Ebenfalls stark vertreten sind die Kantonalbanken aus Graubünden (Rang 7), Waadt (8), Schaffhausen (11) und Obwalden (13). Das Ranking, welches lediglich das Geschäftsjahr 2022 berücksichtigt, finden Sie hier.

Fürs Jahr 2023 zeichnet sich aber vor allem bei der Zinsmarge eine markante Veränderung ab: Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus, welches die Abschlüsse 2022 noch wenig tangierte, werden die Zinsmargen im Jahr 2023 markant ansteigen.
Frauenanteil steigt in den Bank-Verwaltungsräten erneut
Die Frauenanteile in den Verwaltungsräten der Banken steigen weiter an. Unter den 520 VR-Mitgliedern waren per Juni 2023 151 Frauen (Vorjahr 141). Diese entspricht einem Anteil von 29 Prozent. Die Tatsache, dass in den letzten fünf Jahren bei den neu gewählten VR-Mitgliedern der Frauenanteil im Durchschnitt bei 40 Prozent lag, lässt einen weiteren Anstieg des Anteils der Frauen in Verwaltungsräten von Retailbanken erwarten. Bei den 219 einzelnen Genossenschaften der Raiffeisen Gruppe zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den untersuchten 73 Retailbanken: 380 der 1’286 Verwaltungsratsmitglieder sind Frauen. Das sind 29.5 Prozent.
Studienbestellung
Die 240-seitige «IFZ Retail Banking-Studie 2023» kostet 290 Franken und kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden. Sammelbestellungen kosten ab 3 Exemplaren CHF 240.- pro Exemplar, ab 5 Exemplaren CHF 190.- und ab 10 Exemplaren CHF 140.- CHF pro Exemplar. Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis.
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20. November 2023
19 Kantonalbanken lancieren neue Hypothekarplattform
Von Dr. Urs Blattmann
Mit hypomarket.ch lanciert eine Gruppe von 19 Kantonalbanken, vertreten durch die NNH Holding, eine neue Selfservice-Plattform für die Finanzierung von privaten Immobilienkäufen. Technisch basiert sie dabei auf der online-Plattform zur Vermittlung von Hypotheken, welche die Thurgauer Kantonalbank vor zwei Jahren lanciert hat und die sich im Markt gut etabliert hat. Wir haben in diesem Blog darüber berichtet.
Die Kantonalbanken wollen in ihrem Kerngeschäft, dem Finanzieren, den digitalen Kanal weiter ausbauen. Letztlich soll der gesamte Prozess, den ein Kunde durchläuft, digital abgebildet werden. Mit hypomarket.ch soll damit ein weiterer Schritt in diese Richtung unternommen werden. Ausgangspunkt ist dabei eine andere, bereits existierende Plattform.
Emonitor, ein PropTech Start-up, an dem sich drei Kantonalbanken beteiligt haben, bietet eine SaaS-Plattform mit zahlreichen Immobilien-Services im Bereich Projekterstellung, Vermietung und Verkauf. Eine Komponente ist melon.sale, bei der Kunden Wohnungen direkt ab Plan reservieren und später kaufen können. Die Plattform wird in der Regel zur Vermarktung von Wohnungen verwendet, welche noch nicht gebaut, sondern erst geplant sind und spricht damit potenzielle Käufer an, die zu einem späteren Zeitpunkt eine Liegenschaft erwerben möchten.
Reservierung von Wohnungen, welche erst geplant und noch nicht gebaut sind
Für die Reservierung einer Wohnung muss der Interessent eine ganze Reihe von Informationen eingeben, wie persönliche Daten und Angaben zum Einkommen. Damit der Verkäufer die Sicherheit hat, dass das Geschäft später auch zustande kommt, verlangt er eine Finanzierungsbestätigung. Mit anderen Worten, eine Bank muss eine Bestätigung abgeben, dass sie für diesen Kunden die Finanzierung der Wohnung grundsätzlich übernehmen würde. Der Interessent kann dazu zur Bank gehen und eine solche Bestätigung einholen, die er dann hochladen und zusammen mit seinem Reservierungsangebot elektronisch einreichen kann.
Der Gang zur Bank für das physische Einholen der Finanzierungsbestätigung wird nun mit hypomarket, einer kompletten Self-Service-Lösung, obsolet, so dass für den Interessenten ein durchgängig elektronischer Prozess 7×24 angeboten wird. Neu kann der Interessent, wenn er die Frage ‘Jetzt eine Finanzierungsbestätigung einholen’ mit ja beantwortet in die neue Plattform hypomarket abspringen und sich eine solche Bestätigung online beschaffen.

Abbildung 1: Absprung in der Plattform emonitor zu hypomarket
Automatische Datenübernahme aus der anderen Plattform
Gibt der Kunde seine Einwilligung, kann hypomarket die dazu erforderlichen Daten, welche er zuvor schon in der Plattform von emonitor eingegeben hat, übernehmen, so dass nur noch wenige zusätzliche Felder, etwa die Angabe zu den Eigenmitteln für den Kauf der Wohnung, auszufüllen sind.

Abbildung 2: Die meisten Datenfelder können bei hypomarket automatisch übernommen werden – im Bild blau hinterlegt.
Da bei hypomarket mehrere Hypothekenfinanzierer ihre Finanzierungsregeln hinterlegt haben, kann das System sofort prüfen, welche Finanzinstitute eine Finanzierungsbestätigung abgeben. Sofern ein Institut eine solche Bestätigung abgeben würde, erhält der Kunde im Namen von hypomarket seine generische Finanzierungsbestätigung. Wird eine Bestätigung der Finanzierung von allen Kapitalgebern abgelehnt, so wird der Interessent aufgefordert, mit der Bank, welche in seiner Nähe ist, Kontakt aufzunehmen.
Dieser Use-Case ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum einen, weil sich hier zwei Plattformen verbinden und so dem Kunden einen echten Mehrwert bieten können. Zum andern aber auch, weil die Lösung für die Plattformbetreiber eine Win-Win-Situation schafft: Immobilienentwickler und Vermarkter können ihren Kunden nun einen durchgängigen Online-Prozess anbieten, welche diese orts- und zeitunabhängig nutzen können. Hypomarket auf der anderen Seite schafft für die Hypothekenanbieter die Möglichkeit, schon zu einem viel früheren Zeitpunkt als der Hypothekarfinanzierung mit potenziellen Kunden in Kontakt zu kommen und eine ‘Visitenkarte’ abgeben zu können. Da zwischen der Reservierung der Wohnung und dem Kauf eine gewisse Zeit vergeht, wird natürlich nicht jeder Interessent später auch die Finanzierung über hypomarket abschliessen. Dennoch dürfte mit diesem Instrument ein gewisses Potenzial von Hypothekarkunden geschaffen werden.
Eigene Einschätzung und Fazit
Im Bereich der Immobilienvermittlung und des Immobilienverkaufs existieren aktuell eine Vielzahl von Plattformen, was für viele Kundinnen und Kunden eher verwirrend wirkt und sich deshalb vermutlich negativ auf deren Nutzung auswirkt. Auch der Umstand, dass bei vielen Plattformen noch Medienbrüche vorhanden sind und die Nutzerinnen und Nutzer gezwungen sind, physische Dokumente zu beschaffen, wird von der Kundschaft oft als ärgerlich empfunden. Die Verbindung von zwei Plattformen und die gleichzeitige Elimination eines Medienbruches, welche die Kantonalbanken mit hypomarket nun in die Wege leiten, erachten wir deshalb als einen wesentlichen Schritt in Richtung eines kundenfreundlichen Angebotes.
Für die involvierten Banken wird damit nach unserer Einschätzung ein zusätzliches Marktpotenzial geschaffen und damit auch eine Stärkung der eigenen Marktpositionierung erreicht. Ob es auch gelingen wird, einen substanziellen Anteil der Hypothekargeschäfte über die Plattform abzuschliessen, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden und wird auch vom weiteren Ausbau der neuen Plattform, deren Marketing und vielen weiteren Faktoren beeinflusst werden. Die Zusammenarbeit verschiedener Plattformen zeigt jedoch einen Weg auf, wie für Kundinnen und Kunden ein Mehrwert geschaffen und damit gleichzeitig das eigene Geschäftsmodell noch rentabler gestaltet werden kann. Im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle von Banken scheint uns dies ein interessanter Lösungsansatz zu sein.
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13. November 2023
Agilität und Compliance – passt das für Banken zusammen?
Von Dr. Felix Buschor
Banken setzen vermehrt auf agile Organisationsformen, in erster Linie in ihren Informatikeinheiten. Als Vorteile sehen sie schnelle, an Kundenbedürfnissen ausgerichtete Ergebnisse sowie verringerte Risiken von Fehlentwicklungen. Aber lassen sich mit einem iterativen, manchmal als chaotisch empfundenen Vorgehen regulatorische Vorgaben einhalten?
Die agile Bewegung hat ihren Ursprung im agilen Manifest aus dem Jahre 2001. Die agile Arbeitsweise zeichnet sich durch multidisziplinäre Teams aus, die funktionsübergreifend zusammengesetzt sind. Diese Teams haben weitgehende Kompetenzen, indem sie sich selbst organisieren, Entscheide selbständig treffen und umsetzen. In ihren Entscheiden orientiert sich das Team in erster Linie an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden. In der Umsetzung geht das Team schrittweise vor und holt nach jedem Schritt das Feedback der Kundinnen und Kunden ein. Ein solches Vorgehen ist vor allem für komplexe Problemstellungen, wie es beispielsweise IT-Vorhaben sind, besonders geeignet. Es werden in der Regel rasch erste Ergebnisse erreicht und allfällige Fehlentwicklungen lassen sich durch Verbesserungsvorschläge der Kundinnen und Kunden frühzeitig korrigieren.

Abbildung 1: Prinzipien agilen Arbeitens
Insgesamt orientiert sich agiles Arbeiten an den Bedürfnissen der Kundschaft und Ergebnisse werden von funktionsübergreifenden, sich selbst organisierenden Teams iterativ aufgebaut (siehe Abbildung 1).
Compliance als Einwand gegen agile Arbeitsweisen in Banken
Es ist wohl unbestritten, dass agile Arbeitsweisen vorteilhaft eingesetzt werden können. Auf der anderen Seite haben Banken in ihren Geschäften eine ganze Reihe an Regulatorien einzuhalten. Fehlende Compliance kann für die Bank schwerwiegende Konsequenzen haben. Als Compliance gilt die Einhaltung von gesetzlichen, regulatorischen und internen Vorschriften sowie die Beachtung von marktüblichen Standards und Standesregeln.[1] Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Banken mit Blick auf die Compliance Bedenken haben, agile Verfahren einzusetzen. Wohl das wichtigste Argument gegen agile Arbeitsweisen im Bankenumfeld ist die weit verbreitete Meinung, dass der iterative und selbstorganisierte Ansatz der Agilität dazu führe, dass für die Compliance notwendige Prozesse missachtet und erforderliche Dokumentationen nicht erstellt würden. Gemäss dieser Ansicht geht mit Selbstorganisation die Kontrolle verloren, was unweigerlich zu Chaos und Anarchie führe. Als zweites wird agilen Arbeitsweisen vorgeworfen, dass sie sich ausschliesslich auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden konzentrierten. Der Blick auf andere wesentliche Aspekte, allen voran die Notwendigkeiten der Compliance, gehe verloren. Die dritte Argumentationslinie schliesst die Möglichkeit nicht aus, dass Agilität auch im Bankenumfeld compliant eingesetzt werden kann. Sie gibt aber zu bedenken, dass es sich bei Agilität weniger um Verfahren und Methoden, sondern vielmehr um einen Mindset handelt, der Denkweisen, Überzeugungen und Verhaltensmuster umschreibt.[2] Agilität heisst nicht nur agil arbeiten, sondern vor allem agil sein. Vorausgesetzt dieses Mindset ist in der Kultur der Unternehmung eingebettet, dann besteht gemäss dieser Auffassung die Überzeugung, dass mit Agilität auch Compliance sichergestellt sei. Zweifel kommen dann auf, wenn der agile Reifegrad und damit die Verankerung des agilen Mindsets in der Unternehmenskultur nicht ausreichend gegeben sind.

Abbildung 2: Vorbehalte gegen Agilität in Banken
Insgesamt ist gemäss diesen Überlegungen Agilität für Banken ungeeignet, weil das Management keine Kontrolle über für die Compliance relevante Prozesse und Dokumentationen hat, weil der kundenzentrierte Fokus Compliance ausschliesst, und weil der agile Mindset in der Regel zu wenig mit der Unternehmenskultur verwachsen ist (siehe Abbildung 2).[3]
Was es in Banken braucht, um gleichzeitig agil und compliant zu sein
Wenn es in Banken um das Verhältnis zwischen Compliance und Agilität geht, dann lassen sich zwei Arbeitssituationen unterscheiden: Entweder die Compliance Einheit der Bank arbeitet agil, das heisst «Agilität in der Compliance», oder die Organisation, allen voran die IT arbeitet agil, und die regulatorischen Vorgaben sind darin einzuhalten, das heisst «Compliance in agiler Organisation» (siehe Abbildung 3).

Abbildung 3: Agilität und Compliance – zwei unterschiedliche Arbeitssituationen
Die folgenden Überlegungen befassen sich vor allem damit, wie sich in einer agilen Organisation die Anliegen der Compliance-Funktion berücksichtigen lassen.
In den Erläuterungen zum Rundschreiben Operationelle Risiken und Resilienz stellt die Finma fest, dass mit dem zunehmenden Volumen an Entwicklungen und Weiterentwicklungen von IT-Anwendungen in den Banken auch agile Arbeitsweisen Einzug gehalten haben. Aufgrund dieser Tatsache legt die Finma Wert auf einen strukturierten, wohldefinierten und kontrollierten Change Management-Prozess, in dem vor allem die Auswirkungen veränderter Risiken zu berücksichtigen sind.[4] Danach sind agile Arbeitsweisen durch geeignete Prozesse so abzusichern, dass die Einhaltung regulatorischer Vorschriften sichergestellt ist. Ein zweiter Hebel, um Compliance in der agilen Arbeitsweise zu verankern, ist die Ergänzung agiler Teams mit Compliance-Experten. Diese können entweder als feste Teammitglieder umfassend mitwirken oder punktuell als Fachexperten beigezogen werden. Wie auch immer Compliance Know-how in einem agilen Team eingebunden wird, es sind dafür Aufgaben und Zuständigkeiten festzulegen, was aber durchaus in Selbstorganisation und damit konform zu den agilen Prinzipien erfolgen kann. In den bisherigen Ausführungen wurde von Compliance-Anforderungen in einem allgemeinen, wenig spezifischen Sinn gesprochen. Es stellt sich somit die Frage, welche konkreten Compliance-Anforderungen es denn sind, die in agilen Arbeitsweisen ihren Niederschlag finden sollen. Für agile IT-Organisationen in Banken sind dies in erster Linie die folgenden Aspekte aus dem Finma RS 2023/1: Cyber-Sicherheit sowie Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur einerseits, und der kritischen Daten andererseits. Damit diese Anforderungen ihren Platz in agilen Arbeitsweisen erhalten, ist es besonders wichtig, dass agiles Arbeiten im Rahmen einer übergreifenden Architektur erfolgt. Jedes weitere Inkrement, das im Rahmen einer Iteration erstellt wird, ist in eine vorgängig festgelegte Gesamtarchitektur einzupassen. Agiles Arbeiten, bei dem es um schnelle Ergebnisse geht, verlangt also, im Vorfeld Energie in einen architektonischen Rahmen zu investieren, um sicherzustellen, dass die schnellen Inkremente zu einem kohärenten, regulatorisch-konformen System führen.

Abbildung 4: Ansätze zur Stärkung der Compliance in agiler Organisation
Insgesamt lassen sich Agilität und Compliance in Einklang bringen, wenn agiles Arbeiten sich auf einen klar definierten Change-Prozess abstützt, Compliance-Experten beigezogen werden und Veränderungen in eine übergreifende Architektur eingepasst werden.
Fazit
Zusammenfassend kann die Ausgangsfrage, ob Agilität und Compliance für Banken zusammenpassen, mit einem klaren Ja beantwortet werden. Dem Vorwurf, dass agiles Arbeiten aufgrund fehlender Disziplin Anforderungen der Compliance ignoriert, kann dadurch begegnet werden, dass die Anliegen der Compliance in Prozessen, Teamzusammensetzung und einer Gesamtarchitektur einfliessen. Die Vorteile von Kundenorientierung, raschen Ergebnissen, und engagierten Mitarbeitenden, die agile Arbeitsweisen mit sich bringen, lassen sich also mit geeigneten, ergänzenden Massnahmen auch für Banken einsetzen.
Möchten Sie das Thema mit uns vertiefen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf (felix.buschor@hslu.ch). Sind Sie an vertiefenden Ausführungen zum Thema Agile Organisation interessiert? Dann melden Sie sich für das IFZ Bank-IT Forum «Agile Organisation in der IT» an (IFZ Forum Bank-IT: Agile Organisation in der IT | Hochschule Luzern (hslu.ch))
[1] Gemäss Finma RS 2017/1
[2] Für Mindset als Basis der Agilität siehe Understanding The Agile Mindset (forbes.com)
[3] Ähnliche Überlegungen durch PWC, siehe Running agile in a regulatory programme | PwC.
[4] Ausgeführt in den Erläuterungen zu Finma RS 2023/1, siehe FINMA veröffentlicht Rundschreiben „Operationelle Risiken und Resilienz – Banken“ | FINMA
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6. November 2023
Regionalbanken und Sparkassen,
Wohin fliessen die Spargelder der Credit Suisse?
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Dr. Reto Rey
Der Kauf der Credit Suisse durch die UBS hat bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf den Schweizer Retail Banking-Markt. In unserer heutigen Analyse beleuchten wir, wie sich die Marktanteile auf der Passivseite der Banken durch diese geplante Fusion verändern und wohin die Kapitalströme in der Schweiz gelenkt werden. Darüber hinaus betrachten wir Unterschiede im Verhalten von inländischen und internationalen Kunden.
Abbildung 1 veranschaulicht die Entwicklung der Marktanteile der Kundeneinlagen in der Schweiz nach Bankengruppen von 2006 bis 2023. Zum Zeitpunkt der neuesten verfügbaren Daten der Schweizerischen Nationalbank im Mai 2023 beträgt der Marktanteil der neuen Grossbank noch 28 Prozent. Dies markiert einen signifikanten Rückgang der Marktanteile der Grossbanken seit dem Jahr 2006 um insgesamt 18 Prozentpunkte.

Abbildung 1: Entwicklung der Marktanteile der Kundeneinlagen nach Bankengruppe, 2006-2023 (Domizil Schweiz)
Zwei entscheidende Ereignisse haben die Entwicklungen wesentlich geprägt. Erstens führte die Finanzkrise von 2007/2008 zu markanten Veränderungen bei den Kundeneinlagen und einem Verlust von 10 Prozentpunkten der Marktanteile der Grossbanken in weniger als zweieinhalb Jahren (von Januar 2006 bis Mai 2009). Zweitens lässt sich feststellen, dass die Krise bei der Credit Suisse und die nachfolgende Übernahme durch die UBS zu einem weiteren Rückgang im Bereich der Kundengelder geführt haben. Grössere Verschiebungen sind dabei insbesondere ab Ende August 2022 bis April 2023 zu beobachten. Innerhalb eines Zeitraums von nur 8 Monaten verloren die Grossbanken insgesamt über 4% ihrer Marktanteile, wie in Abbildung 2 dargestellt. Wie ersichtlich, führte auch der Vertrauensverlust ausgelöst durch die Verluste im Zusammenhang mit Archegos und Greensill in der ersten Hälfte 2021 bereits zu sichtbaren Verschiebungen.

Abbildung 2: Entwicklung der Marktanteile nach Bankengruppe von Januar 2021 bis Mai 2023
Doch wohin floss das Kapital? Eine genaue Analyse zeigt, dass die Hauptprofiteure dieser Kapitalbewegungen ganz eindeutig die Kantonalbanken waren, die in diesem Zeitraum einen bemerkenswerten Anstieg von 3.6 Prozentpunkten an Marktanteilen verzeichnen konnten. Von den Gesamtabflüssen der CS wurden also etwa 82% zu den Kantonalbanken gelenkt. Dies verdeutlicht den Wunsch der Sparerinnen und Sparer in die Stabilität und Sicherheit der Kantonalbanken. Auf der anderen Seite zeigt sich auch, dass das Vertrauen in die Grossbank(en) insgesamt stark zurückgegangen ist. Möglicherweise haben viele Sparer, Privatinvestoren, institutionelle Anleger und Unternehmen aber auch sowohl bei der einen als auch bei der anderen (Gross-)Bank Konten unterhalten, um ihre Risiken zu diversifizieren. Mit der Fusion der Banken entfällt diese Möglichkeit der Diversifikation.
Im Gegensatz dazu konnten die Raiffeisenbanken während der Krise nur wenig von den Kapitalabflüssen bei der Credit Suisse profitieren. Ihr Marktanteil stieg lediglich um 0.6 Prozentpunkte. Die Gründe hierfür sind wohl vielfältig, aber es könnte darauf hinweisen, dass die typische Grossbanken-Kundschaft Kantonalbanken als valablere Option betrachten als eine Raiffeisenbank. Als weiteres könnte es auch sein, dass die Sicherheiten resp. die oftmals vorhandene Staatsgarantie der Kantonalbanken ein entscheidendes Kriterium für die Wahl der neuen Bank waren.
Auch die Regionalbanken als Gesamtgruppe konnten von der Credit Suisse Krise auf der Passivseite nur wenig profitieren. Sie verzeichneten in dieser Phase einen minimalen Anstieg an Marktanteilen von 0.2 Prozentpunkten (verglichen mit Anfang 2021 immerhin 0.4 Prozentpunkte).
Unterschiedliche Reaktionen von inländischen und internationalen Kunden auf die Credit Suisse Krise
Während der Credit Suisse Krise im Jahr 2022 war nicht nur die Gesamtreaktion der Kundschaft auf die Turbulenzen in der Schweizer Bankenlandschaft interessant, sondern auch die Unterschiede im Verhalten zwischen inländischen und internationalen Kunden. Unsere Analyse zeigt, dass es signifikante Unterschiede im Reaktionsverhalten gab. Es stellte sich heraus, dass Personen mit Domizil im Ausland noch deutlicher auf die sich abzeichnende Krise reagierten, indem sie Gelder von der Credit Suisse abzogen. So wurden die Kundeneinlagen der Grossbank(en) seit der Finanzkrise deutlich «inländischer». Betrug das Volumen der Einlagen von ausländischen Kunden noch 63% im Jahr 2007, waren es 2023 nur noch 38%, also 25 Prozentpunkte tiefer. Auch bei den anderen Bankengruppen wurden die Kundeneinlagen inländischer, aber nur um 9 Prozentpunkte.
Im Gegensatz dazu zeigte die internationale Kundschaft zunächst weniger Besorgnis, als einige Warnzeichen wie die Archegos-, Greensill und Horta-Affären auftraten. Diese Ereignisse führten bei internationalen Kunden nicht unmittelbar zu vermehrten Kapitalabflüssen, beziehungsweise die initialen Abflüsse wurden wieder kompensiert bis Mitte 2022. Interessanterweise änderte sich das Bild nach dem Höhepunkt der Krise im September 2022. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kapitalabflüsse von internationalen Kunden nun im Verhältnis sogar erheblich höher als bei inländischen Kundinnen und Kunden (vgl. Abbildung 3). Es scheint, dass insbesondere die internationale Kundschaft im Wealth Management-Bereich sowie bei den Firmenkunden in dieser kritischen Phase schneller Gelder von der Credit Suisse abzogen hat.

Abbildung 3: Unterschiedliche Reaktionen auf die Credit-Suisse Krise von Personen in der Schweiz und Personen mit Wohnsitz im Ausland
Fazit
Der Kauf der Credit Suisse durch die UBS hat bereits nachhaltige Auswirkungen auf den Schweizer Retail Banking-Markt. Die Marktanteile der Grossbank(en) sind seit Sommer 2022 um rund 4 Prozentpunkte zurückgegangen. Der Marktanteilsverlust ist damit nicht ganz so gross wie jener während der Finanzkrise 2008, aber doch erheblich. Erstaunlich ist, dass gut 80% dieser Gelder zu den Kantonalbanken floss, die innerhalb von 8 Monaten einen beeindruckenden Anstieg von 3.6% an Marktanteilen verzeichnen konnten. Hingegen ist vergleichsweise wenig Kapital von der Credit Suisse zu den Raiffeisenbanken und Regionalbanken geflossen. Dies deutet darauf hin, dass die typische Kundschaft der Grossbanken die Kantonalbanken als attraktivere Option betrachtete. Auch die oft vorhandene Staatsgarantie der Kantonalbanken könnte ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl der neuen Bank gewesen sein.
Wird die neue UBS wieder Marktanteile zurückgewinnen können auf der Passivseite? Wenn wir die Entwicklungen nach der Finanzkrise betrachten, wird deutlich, dass viele Gelder, insbesondere von Privatkundinnen und Privatkunden, nicht wieder zu den Grossbanken zurückgeflossen sind (allenfalls Ausnahme: Personen mit Hypotheken bei UBS, welche ihre Passivgelder wegtransferiert haben). Daher gehen wir eher davon aus, dass die Verschiebungen der Marktanteile nachhaltig sein könnten. Weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) in der Zukunft keine detaillierten Volumendaten pro Bankengruppe mehr veröffentlichen wird, werden wir diese Entwicklungen aber leider nicht mehr im Detail nachverfolgen können.
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30. Oktober 2023
Welche Funktionalitäten im Mobile Banking halten die Kundinnen und Kunden für nützlich?
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Dario Tam und Denise Gubser
Im Rahmen einer Umfrage wurden rund 1’000 Personen in der Schweiz zum Nutzen einzelner Mobile-Banking-Funktionalitäten befragt. Damit soll – als Ergänzung zur Studie «die digitalsten Banken der Schweiz» – auch die Kundenperspektive abgeholt und einen Einblick in die Wünsche der Kundschaft im Hinblick auf Mobile Banking gewonnen werden. In unserem heutigen Blog-Artikel präsentieren wir die bedeutendsten Ergebnisse.
Das Ziel der Umfrage bestand darin, die Benchmarking-Studie «die digitalsten Banken der Schweiz» vom Juni 2023 zu erweitern, indem wir zusätzlich Einblicke in die Kundenpräferenzen im Zusammenhang mit Mobile Banking gewinnen. Bei der Umfrage lag der Fokus auf den Mobile Banking-Funktionen, die laut den Ergebnissen der Benchmarkingstudie von 2022 entweder von weniger als 60% der Banken angeboten wurden oder die neu in die Studie von 2023 aufgenommen wurden.
Für diese Zwecke führten e.foresight und Intervista eine Online-Befragung unter 1’005 Schweizer Personen im Alter von 15 bis 79 Jahren durch, die Mobile-Banking-Apps nutzen. Die Befragten stammten aus der Deutschschweiz, der Westschweiz und der italienischsprachigen Schweiz. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 8. bis 15. Mai 2023 durchgeführt. Die Teilnehmer wurden gebeten, die subjektive Relevanz verschiedener Funktionalitäten auf einer Skala von 1 bis 5 zu bewerten, wobei eine Bewertung von 5 eine sehr hohe Wichtigkeit und eine Bewertung von 1 eine sehr geringe Wichtigkeit darstellte.
Die Resultate
Insgesamt wurden fünf Funktionalitäten im Durchschnitt als wichtig bis sehr wichtig bewertet, wie in Tabelle 1 unten dargestellt.
1 | Kreditkarte oder Debitkarte sperren und entsperren | 4.5 |
2 | Kreditkarten-Transaktionen einsehen direkt in der App | 4.4 |
3 | Zahlungsinformationen direkt aus einer PDF-Rechnung einlesen und für die Zahlungsfreigabe in die App übermitteln | 4.3 |
4 | Online-Adressänderung | 4.2 |
5 | Limite der Kreditkarte oder Debitkarte online anpassen | 4.0 |
Tabelle 1: Wichtige bis sehr wichtige Funktionalitäten aus Sicht der Kundschaft (n=1’005)
Es wird deutlich, dass Funktionen im Bereich Kartenverwaltung, Zahlungsfunktionen und Online-Adressänderungen von den Kundinnen und Kunden als besonders nützlich angesehen werden. Interessanterweise zeigen sich nur geringfügige Unterschiede in der Nutzeneinschätzung dieser Funktionen basierend auf Alter, Geschlecht und Bildungsstand der Befragten.
16 der abgefragten Funktionalitäten wurden als mittelnützlich bezeichnet (Werte zwischen 3.0 und 3.9 auf einer Skala von 1 bis 5) und sind sortiert nach dem angegebenen Nutzen in Tabelle 2 ersichtlich.
6 | PIN von Kreditkarte oder Debitkarte ändern | 3.9 |
7 | Benachrichtigungen/Alerts von der Bank via Push-Nachrichten auf dem Mobilgerät | 3.8 |
8 | Benachrichtigungen/Alerts von der Bank via SMS/und oder E-Mail | 3.7 |
9 | Kreditkarte oder Debitkarte online beantragen | 3.6 |
10 | Digitales Archiv der Bankverträge (Zugang zu allen Verträgen zur bestehenden Bankbeziehung) | 3.5 |
11 | Digitale Signatur (z.B. digitale Unterzeichnung von Vollmachten) | 3.4 |
12 | Zusatzkonto online eröffnen | 3.3 |
12 | Aufsetzen von Regeln zur Saldosteuerung | 3.3 |
12 | Vollmachten erteilen/verwalten | 3.3 |
12 | Virtuelle Kreditkarte | 3.3 |
16 | Kontoinformationen als QR-Code oder Link teilen | 3.2 |
17 | Möglichkeit zum Vereinbaren eines Rückruf-Termins | 3.1 |
17 | Virtuelle Sub-Konten (Spartöpfe ohne separate Kontonummer) erstellen | 3.1 |
19 | Online-Terminvereinbarung mit Kundenberater:in | 3.0 |
19 | Personal Finance Management in der App | 3.0 |
19 | Elektronisches Schliessfach (Aufbewahrung von bspw. Policen, Verträgen, Passwörtern) | 3.0 |
Tabelle 2: Funktionalitäten mit mittlerer Wichtigkeit aus Sicht der Kundschaft (n=1’005)
Hinsichtlich des Geschlechts zeigen sich keine bedeutenden Unterschiede. Auffällig ist jedoch, dass jüngere Personen im Durchschnitt eine höhere Bewertung des Nutzens dieser Funktionalitäten angeben. Im Schnitt betrachten 10% weniger ältere Personen diese Funktionen als sinnvoll oder sehr sinnvoll im Vergleich zu ihren jüngeren Altersgenossen.
Die weiteren abgefragten 14 Funktionalitäten, z.B. das Bestellen von Fremdwährungen, digitale Sparregeln, Multibanking-Lösungen, ein Pensionsrechner im Mobile Banking, eine Kinder- resp. Familienlösung, Videoberatung oder ein Chatbot werden im Schnitt von den Befragten als weniger wichtig betrachtet.
Einige interessante Erkenntnisse
Auffällig oder interessant sind neben den obigen Ausführungen aus unserer Sicht die folgenden Ergebnisse:
- Eine möglichst breite Abdeckung von Funktionalitäten ist für 82 Prozent der Befragten wichtig oder sogar sehr wichtig. Dies unterstreicht die Relevanz einer breiten Palette von Funktionalitäten, die im Mobile Banking angeboten werden sollten.
- Multibanking-Lösungen werden derzeit als mittelrelevant betrachtet. 32 Prozent der Befragten halten diese Funktionalität für nützlich oder sehr nützlich. Interessant finden wir dieses Ergebnis, weil die Schweizerische Bankiervereinigung eine Absichtserklärung mit zahlreichen Schweizer Finanzinstituten – einschliesslich UBS, PostFinance und mehrerer Kantonalbanken – unterzeichnet hat, Multibanking-Angebote für Privatpersonen einzuführen. Dadurch sollen Kunden und Kundinnen die Möglichkeit haben, alle ihre Konten bei verschiedenen Banken jederzeit über ihre Hauptbank im Blick zu haben. Was ist von dieser Initiative der Schweizer Banken zu halten? Wir persönlich begrüssen diesen Schritt. Es ist jedoch noch unklar, ob dieses Angebot tatsächlich von der Retail-Kundschaft genutzt werden wird, da es beispielsweise in Grossbritannien nur geringen Anklang gefunden hat und auch die Befragungs-Ergebnisse in der Schweiz nicht «euphorisch» ausfallen. Sind Investitionen in die Infrastruktur aber erst mal getätigt, wird auch die strategische Bedeutung von Open Banking konkreter greifbar, und es werden neue Anwendungsfälle auftauchen, die man derzeit noch nicht auf dem Radar hat – zum Beispiel einfachere Bankwechsel.
- Etwas überraschend zeigt sich, dass die Kommunikationskanäle Live-Chat, Videoberatung mit der Bankberaterin und dem Bankberater und der Chatbot derzeit von der Kundschaft als wenig bedeutsam eingestuft werden. Insbesondere die niedrigen Bewertungen für Chatbots mögen auf den ersten Blick überraschen. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Werte ansteigen werden, sobald die Qualität der Chatbots verbessert und eher auf das Niveau von Chat GPT angehoben wird.
- Eine Innovation im Schweizer Markt ist der basierend auf den Transaktionsdaten gemessene CO2-Fussabdruck. Für jede Zahlung kann man den Stand des CO₂-Fussabdrucks abrufen und die Entwicklung seiner gesamten CO₂-Bilanz verfolgen. Die individuelle Übersicht hebt dabei hervor, welche Bereiche für die grösste CO2-Belastung verantwortlich sind. Dieser abstrakte CO2-Wert kann aber zum Beispiel in Relation gesetzt zum Ausstoss eines Autos, das konventionell mit Benzin betrieben wird, um eine anschauliche Vergleichsbasis zu schaffen. Gemäss der Umfrage zeigt sich jedoch, dass solche Personal Finance Management Funktionen in Form eines CO2-Trackers auf Mobilgeräten bei der Kundschaft auf nur wenig Interesse bei der Kundenbasis stossen. Lediglich etwa 20% aller Nutzerinnen und Nutzern von Mobile Banking empfinden solche Funktionalitäten als nützlich oder sehr nützlich. Zum Zeitpunkt der Umfrage waren derartige Lösungen in der Schweiz aber erst beschränkt verfügbar, und es war möglicherweise für die Befragten auch schwierig, sich vorzustellen, wie solche Lösungen aussehen würden. In der Zwischenzeit hat beispielsweise die Radicant Bank (siehe Blog-Artikel) eine entsprechende Lösung eingeführt.
- die Umfrage verdeutlicht ausserdem, dass die Benutzerfreundlichkeit eine zentrale Rolle spielt. Zudem werden Aspekte wie Geschwindigkeit und Sicherheit als sehr wichtig empfunden. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wichtigkeit der User und Customer Experience bei der Weiterentwicklung der mobilen Bank-Apps.
Fazit
Die Resultate zeigen, dass «wenig spektakuläre» Angebote im Bereich Kartenverwaltung, Zahlungsfunktionen und Online-Adressänderungen von den Kundinnen und Kunden als besonders nützlich angesehen werden. Die 2023 durchgeführte Studie zu den Funktionalitäten auf Seiten der Banken zeigt, dass Banken im Vergleich zum Vorjahr die stärksten Investitionen in den Ausbau von Funktionen im Bereich «Konto, Karten & Zahlungen» tätigen, und somit ihre Entwicklungsschwerpunkte gut setzen.
Es gibt jedoch noch Entwicklungspotenzial. Funktionen wie die Online-Adressänderung, ein digitales Archiv für Bankverträge, das Eröffnen von Zusatzkonti in der Mobile Banking App und Benachrichtigungen per Push-Nachricht auf Mobilgeräten werden beispielsweise als (ziemlich) nützlich erachtet, sind jedoch immer noch von weniger als 50% der Banken umgesetzt.
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1 Kommentare
Jochen Wölpert
30. Oktober 2023
Spannende Auswertung, danke dafür. Sie zeigt m.E. klar auf, dass die Treiber für gute Werte primär von zwei Faktoren abhängen: Häufigkeit der Nutzung (Bedarf), Qualität des Ergebnisses. Beide Faktoren sind nicht ganz unabhängig, da die Ergebnisqualität wieder die Nutzung treibt - besonders wichtig ist für für die Qualität der Kontaktkanäle, weil es für die Kanalnutzung massgeblich beinflusst.
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23. Oktober 2023
Für welche Anwendungsfälle sind Voicebots sinnvoll? Die Perspektive der Kundschaft
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Selina Ofner und Prof. Dr. Nils Hafner
Kundinnen und Kunden stellen zunehmend hohe Anforderungen an die Erreichbarkeit und Abwicklungsgeschwindigkeit ihrer Bank. Insbesondere bei Anfragen, bei denen ein persönlicher Kontakt wenig Mehrwert bietet, sind lange Bearbeitungs- und Wartezeiten störend. Voicebots können diesen Anforderungen gerecht werden, da sie ortsunabhängig erreichbar sind und Anfragen effizient bearbeiten können – und das rund um die Uhr. Da bisher nur wenig Forschung zu Voicebots in der Schweizer Bankenbranche existiert, hat Selina Ofner in ihrer Masterarbeit eine Umfrage durchgeführt, um das Nutzenpotenzial von Voicebots für Bankgeschäfte aus Sicht der Generation Y (1980 bis 1994) und Z (1995 bis volljährig) zu untersuchen. In unserem heutigen Blog fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Was ist ein Voicebot?
Ein Voicebot ist eine Software, die auf natürlicher Sprachverarbeitung (NLP) und maschinellem Lernen basiert. Ein Voicebot ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern mit ihrer Stimme mit einem Gerät oder einem Dienst zu interagieren. Mit anderen Worten: Ein Voicebot ist in der Lage, Anfragen zu verstehen, zu interpretieren, zu analysieren und in natürlicher Sprache zu beantworten. Dadurch eröffnen sich für Banken neue Möglichkeiten der automatisierten Bedienung von Kundinnen und Kunden.
Umfragedesign und Sample
Die anonyme Umfrage wurde im Zeitraum vom 27. Dezember 2022 bis 14. Februar 2023 durchgeführt. Nach Bereinigung unrealistisch kurzer Antworten betrug die durchschnittliche Bearbeitungszeit 04:04 Minuten. Insgesamt wurden 260 Antworten für die Umfrage gezählt. Die Umfrage konzentrierte sich ausschliesslich auf die jüngeren Generationen Y (1980 bis 1994) und Z (1995 bis volljährig). Von der Gesamtzahl der Teilnehmer gehörten 131 Personen zur Generation Z und 129 Personen zur Generation Y. Unter den Umfrageteilnehmern waren 113 weiblich (43.5%), 144 männlich (55.4%) und 3 „andere“ (1.2%). Obwohl die Stichprobe nicht vollständig repräsentativ ist, gibt sie dennoch einen guten Einblick in die Meinungen junger Menschen, die in der Deutschschweiz leben, bezüglich der Möglichkeiten und Risiken von Voicebots.
Wie viele junge Menschen können sich vorstellen, einen Voicebot zu nutzen?
Abbildung 1 zeigt, dass sich 60 Prozent der jungen Befragten grundsätzlich vorstellen können, einen Voicebot zu nutzen. Weniger als 20 Prozent schliessen eine Nutzung aus, während jede fünfte Person unentschlossen ist oder angibt, dass die Entscheidung von den spezifischen Anliegen abhängt. Hinsichtlich der Geschlechter gibt es nur geringfügige Unterschiede.

Abbildung 1: Können Sie sich grundsätzlich vorstellen, einen Voicebot zu nutzen? (n=260)
Diejenigen 18.8 Prozent der Personen, die keinen Voicebot nutzen möchten, wurden auf eine Folgefrage verwiesen. Darin wurde ermittelt, ob sie auch ausserhalb der Servicezeit ihrer Bank auf einen Voicebot verzichten würden, wenn sie ein Anliegen haben. 21 dieser Personen (42.9% der Personen, die den Voicebot nicht nutzen möchten) können sich dabei je nach Anliegen vorstellen, «trotzdem» mit einem Voicebot zu sprechen. Die restlichen 28 Personen (57.1 Prozent des Anteils derer, die den Voicebot nicht nutzen möchten) schliessen eine Nutzung des Voicebots kategorisch aus. Dies entspricht insgesamt 10.8 Prozent aller Teilnehmenden.
Diejenigen Personen, die es sich grundsätzlich vorstellen können, einen Voicebot zu benutzen, (insgesamt 232 der 260 Teilnehmenden) wurden nach ihrer bevorzugten Implementationsform befragt. Dabei konnte eine Person mehrere Implementationsformen anklicken. Insgesamt wurden 550 Stimmen abgegeben, wobei jede Person mindestens eine Implementationsform wählen musste.

Abbildung 2: Welche Voicebot-Arten würden Sie im Banking nutzen? (n=232, Multiple Choice, total 550 Antworten)
Am häufigsten wurde mit 147 Stimmen die Implementierung eines digitalen Telefonassistenten unter der Callcenter-Nummer der Bank gewählt. An zweiter Stelle liegt ein Voicebot, der in die bestehende Mobile-Banking-App integriert ist (145 Stimmen). Etwa ein Fünftel der Antworten favorisiert eine Implementierung innerhalb des Online-Bankings. Eine eigenständige Voicebot-App wird noch von 15.1 Prozent der Befragten als vorstellbar angesehen. Am wenigsten gewählt wurde ein Voicebot, der mit einem Voice-Assistenten (z. B. Alexa) verbunden ist (70 Nennungen).
Für welche Anwendungsfälle würden die Kundinnen und Kunden Voicebots nutzen?
Diejenigen, die den Voicebot potenziell nutzen würden, wurden nach ihrer Wahrscheinlichkeit der Nutzung verschiedener Funktionen befragt. Die Likert-Skala umfasst vier Stufen, von „würde ich sicher nutzen“ bis „würde ich nicht nutzen“, sowie die Option „spreche lieber mit einer realen Person dazu“. Abbildung 3 zeigt eine aufsteigende Sortierung nach der Kategorie „würde ich sicher nutzen“.

Abbildung 3: Welche der nachfolgenden Funktionen würden Sie voraussichtlich beim Voicebot nutzen? (n=232)
Zwischen 67.2 Prozent und 82.8 Prozent der Befragten geben an, dass sie wahrscheinlich oder sicher einen Voicebot für allgemeine Supportanfragen, die Bestellung von Dokumenten, die Veranlassung von Mutationen, Statusabfragen oder die Sperrung von Karten nutzen würden. Bei komplexeren Fragestellungen wie der Verlängerung einer Hypothek, dem Kauf/Verkauf von Wertpapieren oder Edelmetallen oder der Beratung zu Beratungspaketen können sich hingegen deutlich weniger junge Menschen vorstellen, einen Voicebot zu nutzen.
Des Weiteren haben wir eruiert, dass eine Kündigung des Bankverhältnisses per Voicebot von der Mehrheit der Befragten als eher attraktive Funktion eingestuft wird. Ein möglicher Grund kann darin liegen, dass die Kundschaft als unangenehm empfundene Gespräche mit ihrer Kundenberaterin oder ihrem Kundenberater aufgrund der Saldierung meiden möchte und die Anonymität des Voicebots schätzt. Diese Vermutung wird gestärkt durch den geringen Anteil an Personen, die im Falle einer Saldierung ein persönliches Gespräch wünschen. Dies ist insbesondere spannend, da die Kündigung von Bankbeziehungen eher komplex ist. Aus Bankensicht bietet dies Möglichkeiten, im Rahmen einer «Abgänger»-Befragung die wahren Gründe für die Saldierung zu erfahren, ohne dass die Kundschaft einer Beraterin respektive einem Berater gegenüber besonders höflich bleiben muss.
Identifikation über Voice Biometrics?
Callcenter nutzen häufig Sicherheitsfragen, um Anrufer zu identifizieren. Auch der Zugang zum Mobile Banking erfolgt üblicherweise durch Gesichtserkennung oder Fingerabdruck. Daher wurden die 260 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, sich stattdessen per Voice Biometrics, also Stimmerkennung anhand multipler Parameter, zu identifizieren. Die Umfrage zeigt, dass Voice Biometrics als Identifikationsmethode bei der befragten jungen Bevölkerung auf eine ziemlich breite Akzeptanz stossen würde (siehe Abbildung 4). 54 Prozent der Befragten können sich dies gut vorstellen, während 25 Prozent dies nicht möchten. 21 Prozent der Teilnehmer sind noch unschlüssig.

Abbildung 4: Können Sie sich vorstellen, sich über Ihre Stimme zu identifizieren (Voice Biometrics)? (n=260)
Einige Personen haben Bedenken in Bezug auf potenzielle Risiken bei der Nutzung von Voicebots. Diese umfassen die Möglichkeit eines „Diebstahls“ der Stimme durch Tonaufnahmen, das potenzielle Mithören von Gesprächen im Hintergrund aufgrund der „permanent-listening“-Funktion und die Angst, dass andere Personen mithören könnten, da Kommandos und Rückmeldungen laut ausgesprochen werden (sofern man keine Kopfhörer trägt).
Fazit
Im Rahmen einer nicht repräsentativen Umfrage unter jüngeren Menschen (Generation Y und Generation Z) haben wir untersucht, wie diese derzeit das Thema Voicebots in Verbindung mit Banken beurteilen.
Das kurze Fazit lautet: Es kann sich für Banken lohnen, in Voicebots zu investieren. Etwa 90 Prozent der befragten Personen in der Deutschschweiz im Alter von 18 bis 43 Jahren stehen Voicebots grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings gilt dies hauptsächlich für einfache Anliegen (wie die Bestellung von Dokumenten, das Vornehmen von Änderungen oder die Abfrage von Kontoständen) sowie für Aufträge, bei denen mögliche Fehler nur einen geringen Schaden verursachen würden.
Für Geschäfte, bei denen Kunden ein Informationsdefizit oder Risiko empfinden oder eine Individualisierung ihrer Bedürfnisse erwarten, sind Voicebots derzeit noch nicht besonders beliebt. Offensichtlich wird der Umfang und die Qualität der Beratung durch Voicebots bei komplexeren Anliegen von den Kundinnen und Kunden als (noch) unzureichend angesehen. Zweitens zeigt sich, dass Voicebots für die Kundschaft eher für häufig durchgeführte Aktionen in Betracht gezogen werden.
Voicebots im Callcenter-Bereich sind bei jüngeren Personen weitgehend akzeptiert. Die Beliebtheit von Telefonassistenten könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Wartezeit bei Hotlines oft als zu lang empfunden wird. Für einfache Anliegen bevorzugen viele junge Menschen daher eine schnellere Abwicklung über einen Voicebot anstelle eines persönlichen Gesprächs mit einem Mitarbeitenden der Bank. Ein weiterer Vorteil des Voicebots als digitaler Telefonassistent besteht darin, dass er auf einem Kommunikationskanal aufbaut, der bereits eine verbreitete sprachliche Interaktion ermöglicht.
Auf der anderen Seite müssen Banken die verschiedenen datenschutzrechtlichen und sonstigen Bedenken der Kunden in ihre Überlegungen einbeziehen. Die Hauptbedenken der befragten Personen beziehen sich auf die „permanent-listening“-Funktion, bei der private Gespräche im Hintergrund aufgezeichnet werden könnten. Allerdings sind diese Bedenken nur bei Voice-Assistenten wie Alexa, Bixby und anderen (teilweise) gerechtfertigt. Ein Voicebot, der in das Mobile- oder Online-Banking integriert ist, wird erst nach dem Login aktiv, und ein digitaler Telefonassistent im Callcenter kann nur mithören, solange die telefonische Verbindung besteht. Daher müssen Banken diese Aspekte möglicherweise stärker kommunizieren, um die Bedenken der Kunden zu adressieren.
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9. Oktober 2023
Welches sind die grössten Raiffeisenbanken der Schweiz?
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Prof. Dr. Simon Amrein
Die Raiffeisen Gruppe erhält als neben der UBS grösste Bank im Schweizer Retailbanking viel Aufmerksamkeit. Dabei geht in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch oft vergessen, dass die Bank aus rund 220 einzelnen Genossenschaftsbanken besteht. Aber wie gross sind denn die einzelnen Raiffeisenbanken eigentlich? Welches sind die 15 grössten Raiffeisenbanken? Und wie effizient wirtschaften diese? Im heutigen Blog werfen wir einen Blick auf die grössten Raiffeisenbanken innerhalb der Raiffeisen Gruppe.
Nach der UBS ist die Raiffeisen Gruppe mit einer Bilanzsumme von CHF 280.6 Milliarden (per Ende 2022) die grösste Bank im Schweizer Retailbanking. Gefolgt wird sie von der Zürcher Kantonalbank (CHF 199.8 Mrd.) und von PostFinance (CHF 114.4 Mrd.).
Häufig wird bei der Betrachtung der Raiffeisen Gruppe der Umstand übersehen, dass es innerhalb der Gruppe eine Vielzahl von kleineren und grösseren Genossenschaftsbanken gibt. Die Anzahl dieser Banken ist in den vergangenen 25 Jahren dabei stark geschrumpft. Im Jahr 1998 gab es noch 722 rechtlich selbständige Raiffeisenbanken (vgl. SNB, Die Banken in der Schweiz 1998). Seither hat es eine Vielzahl von Fusionen zwischen Raiffeisenbanken gegeben, was dazu geführt hat, dass die Anzahl der Raiffeisenbanken auf 220 reduziert wurde und die durchschnittliche Bilanzsumme erheblich gestiegen ist. Daher werfen wir nachfolgend basierend auf den öffentlich verfügbaren Geschäftsberichten per 31. Dezember 2022 einen Blick auf die grössten Raiffeisenbanken sowie auf zwei relevante finanzielle Kennzahlen dieser Institute, die Cost/Income Ratio und die Zinsmarge.
Die grössten Raiffeisenbanken der Schweiz
Die grösste Raiffeisenbank ist gemäss unserer Untersuchung die Raiffeisen Sion et Région mit einer Bilanzsumme von CHF 4.1 Milliarden. Gefolgt wird sie von der Raiffeisen Moléson mit einer Bilanz in der Höhe von CHF 3.8 Milliarden. An dritter Stelle folgt bereits die neu gegründete Raiffeisen Zürich. Diese hat als eigenständige Genossenschaftsbank die Geschäftstätigkeit erst Anfang Jahr aufgenommen und wurde aus der Raiffeisen Schweiz ausgegliedert. Auffällig ist, dass unter den grössten vier Raiffeisenbanken gleich drei aus der französischsprachigen Schweiz sind.
Bank | Bilanzsumme in CHF Tsd. | Anzahl Mit-arbeitende (VZÄ) | Anzahl Geschäfts-stellen | Vergleichbare Banken aufgrund deren Bilanzsummen |
Raiffeisen Sion et Région | 4’104’703 | 135.8 | 14 | Kantonalbank Jura (CHF 4.26 Mrd); Appenzeller KB (CHF 4.07 Mrd) |
Raiffeisen Moléson | 3’821’793 | 106.0 | 9 | Urner Kantonalbank (CHF 3.64 Mrd) |
Raiffeisen Zürich (Daten per 30.06.2023) | 3’226’939 | n/a | 6 | Regiobank Solothurn (CHF 3.38 Mrd) |
Raiffeisen Genève Rive Gauche | 3’166’279 | 76.0 | 7 | Regiobank Solothurn (CHF 3.38 Mrd) |
Raiffeisen St Gallen | 2’864’388 | 76.0 | 1 | Alpha Rheintal Bank (CHF 2.99 Mrd) |
Raiffeisen Winterthur | 2’713’479 | 58.7 | 1 | Alpha Rheintal Bank (CHF 2.99 Mrd) |
Raiffeisen Nidwalden | 2’557’511 | 75.3 | 9 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Tägerwilen | 2’524’139 | 58.2 | 5 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Luzern Genossenschaft | 2’456’014 | 60.6 | 4 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Mischabel Matterhorn | 2’425’177 | 74.6 | 12 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Mittelthurgau | 2’349’327 | 55.7 | 6 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Martigny et Région | 2’216’616 | 58.4 | 7 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Jungfrau | 2’139’583 | 76.0 | 12 | Alternative Bank (CHF 2.32 Mrd) |
Raiffeisen Rohrdorferberg-Fislisbach | 2’103’170 | 47.0 | 3 | Sparkasse Schwyz (CHF 2.06 Mrd) |
Raiffeisen Rigi | 2’092’661 | 55.7 | 5 | Sparkasse Schwyz (CHF 2.06 Mrd) |
In der obigen Tabelle haben wir zusätzlich die Bilanzsumme der 15 Raiffeisenbanken mit verschiedenen ähnlich grossen Retailbanken verglichen. So wird ersichtlich, dass die bei uns wenig bekannte Raiffeisen Sion et Région ähnlich gross ist wie die Kantonalbanken aus dem Jura und Appenzell. Ebenso zeigt sich, dass die zweitgrösste Raiffeisen Moléson über eine ähnlich grosse Bilanz verfügt wie die Urner Kantonalbank. Des Weiteren haben etablierte und in der Regionalbanken-Welt bekannte Banken wie die Regiobank Solothurn, die Alpha Rheintal Bank, die Alternative Bank oder die Sparkasse Schwyz ähnlich grosse „Gleichgesinnte“ aus dem Raiffeisen-Verbund.
Eine durchschnittliche Retailbank in der Schweiz verfügt zwar über eine Bilanzsumme von CHF 15.5 Milliarden (Stand 31.12.2022; ausgenommen UBS). Der Median der Bilanzsummen aller Retailbanken liegt aber lediglich bei CHF 1.8 Milliarden. Es gibt somit viele kleine Banken. Von den 90 Retailbanken in der Schweiz (ohne Berücksichtigung der einzelnen Raiffeisenbanken), haben 54 Banken eine Bilanzsumme von unter CHF 4 Milliarden – und sind somit kleiner als die grösste Raiffeisenbank.
Bemerkenswert ist auch, dass etwa 1’100 Mitarbeitende (in VZÄ) für die grössten 15 Raiffeisenbanken tätig sind. Dies unterstreicht erneut die Bedeutung und Relevanz dieser Banken.
Raiffeisenbanken sind im Vergleich effizient
Zwei wichtige Kennzahlen für die Beurteilung der finanziellen Situation von Banken sind die Zinsmarge und die Cost/Income Ratio. Die Zinsmarge misst das Verhältnis zwischen dem Ergebnis aus dem Zinsdifferenzgeschäft und einem Teil der Bilanzsumme (Forderung gegenüber Kunden, Hypothekarforderungen, Finanzanlagen). Die Kennzahl zeigt als eine Art «Gesamtkapitalrendite» des Zinsgeschäfts auf, wie gut die Bank aus dem Ausleihen und Entgegennehmen von Geldern Erträge generieren kann. Die Cost/Income Ratio (CIR) misst das Verhältnis zwischen operativem Geschäftsaufwand und -ertrag. Die CIR zeigt auf, wie viel von jedem eingenommenen Franken (Income) für die Erbringung der Leistung aufgewendet werden muss (Cost).
Tabelle 2 zeigt die Durchschnittswerte der Zinsmargen und Cost/Income Ratio nach Bankengruppen. Insgesamt bilden wir für einen einfachen Vergleich vier Gruppen:
- Die 15 grössten Raiffeisenbanken
- Die Raiffeisen Gruppe
- Acht Retailbanken, welche von der Grösse her vergleichbar mit den grössten 15 Raiffeisenbanken sind
- Alle 90 Retailbanken der Schweiz (ohne UBS)
Grösste 15 Raiffeisenbanken (n=15, bzw. 14*) | Raiffeisen Gruppe | Retailbanken mit Bilanzsumme CHF 1.9<4.3 Mrd. (n=8) | Alle Retailbanken (n=90) | |
Bilanzsumme (in CHF Mrd.) | 2.7 | 280.6 | 3.1 | 15.5 |
Zinsmarge* | 1.09% | 1.11% | 1.09% | 1.15% |
C/I Ratio* | 50.09% | 55.57% | 56.40% | 57.54% |
Die durchschnittliche Zinsmarge bei den 15 grössten Raiffeisenbanken beträgt 1.09 Prozent. Diese liegt auf dem Niveau der ganzen Raiffeisen Gruppe (1.11%) sowie der Retailbanken mit ähnlicher Grösse (1.09%). Der Durchschnitt aller Retailbanken in der Schweiz liegt leicht höher, bei 1.15 Prozent.
Hinsichtlich der Cost/Income Ratio fällt dagegen auf, dass die grössten 15 Raiffeisenbanken vergleichsweise niedrige Werte aufweisen. Die CIR lag zum Ende des Jahres 2022 bei 50.09 Prozent. Die Retailbanken in ähnlicher Grösse weisen 56.40 Prozent aus, alle Retailbanken einen Wert von 57.54 Prozent. Es fällt auch auf, dass der Wert der 15 grössten Raiffeisenbanken unter der Cost/Income Ratio der Raiffeisen Gruppe liegt (50.09% vs. 55.57%).
Wie bei allen Retailbanken variieren die finanziellen Kennzahlen erheblich von Bank zu Bank. So lagen beispielsweise die Zinsmargen (2022) der untersuchten 15 Raiffeisenbanken zwischen 0.84% und 1.33%. Die Cost/Income Ratio, die als zentrales Mass für die Effizienz einer Bank betrachtet wird, bewegt sich bei den 15 Raiffeisenbanken im Bereich von 42.84% bis 59.51%. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Werte finden Sie hier.
Fazit
Einige Raiffeisenbanken bleiben in der öffentlichen Wahrnehmung und den gängigen Analysen oft unter dem Radar. Dennoch sind gewisse Banken keineswegs zu unterschätzen, denn sie verfügen über Bilanzgrössen und eine Mitarbeitenden-Anzahl, die durchaus mit kleineren Kantonalbanken oder mittelgrossen Regionalbanken vergleichbar sind. Trotz der öffentlichen Fokussierung auf die Gruppe als Ganzes sind diese einzelnen Genossenschaftsbanken entsprechend wichtige Akteure in der Schweizer Bankenlandschaft.
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5. Oktober 2023
Online-Fremdkapitalmarkt knackt erstmals die 20-Milliarden-Franken-Grenze
Von Prof. Dr. Simon Amrein, Nadine Berchtold und Prof. Dr. Andreas Dietrich
Die Vermittlung von Krediten an Unternehmen, Privatpersonen sowie Gemeinden und Städte über das Internet wächst weiterhin. Sogenannte Marketplace Lending Plattformen vermittelten im Jahr 2022 ein Volumen von 21.4 Milliarden Franken. Dies ist viermal mehr als noch im Jahr 2017.
Direkt zum Download des Marketplace Lending Reports 2023
Die Geschäftsmodelle von Marketplace Lending Plattformen unterscheiden sich fundamental von demjenigen von Banken. Sie treten lediglich als Online-Vermittler auf und nehmen keine Einlagen von Kundinnen und Kunden in die eigene Bilanz. Sie vergeben selber auch keine Kredite. Institutionelle und private Investoren können so direkt in verschiedene Formen von Fremdkapital investieren (Definitionen siehe unten). Wie Abbildung 2 zeigt, wurde 2022 auf Online-Plattformen Fremdkapital ein Volumen von 21.4 Milliarden Franken vermittelt. Im Vorjahr waren es 15.4 Milliarden Franken. Das entspricht einem Anstieg von 16 Prozent. In den letzten fünf Jahren hat sich das Volumen sogar vervierfacht. Dies zeigt die neueste Ausgabe des Marketplace Lending Reports der Swiss Marketplace Lending Association (SMLA), der APEX Group und des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ. Es ist die einzige umfassende Analyse zur Fremdkapital-Finanzierung von Schweizer Unternehmen, öffentlich-rechtlichen Körperschaften und Privatpersonen über Plattformen im Internet.

Abbildung 1: Entwicklung Marketplace Lending in der Schweiz 2017 bis 2022 nach Segmenten
Online-Plattformen beliebt bei öffentlich-rechtlichen Körperschaften
Die Volumina und Wachstumszahlen der verschiedenen Segmente von Marketplace Lending (siehe Box für Definitionen) unterscheiden sich aber deutlich. Kredite und Anleihen für mittelgrosse Unternehmen, Grossunternehmen und öffentlich-rechtliche Körperschaften machen mit 13.7 Milliarden Franken fast 65 Prozent aller über Online-Plattformen gesprochenen Fremdkapital-Finanzierungen aus. Insbesondere für öffentlich-rechtliche Körperschaften wie Gemeinden, Städte oder beispielsweise Spitäler und Verkehrsbetriebe ist Marketplace Lending zu einem wichtigen Finanzierungsstandbein geworden.
Weniger Wachstum bei Online-Hypothekarkrediten
Vermittler von Hypothekarkrediten erzielten im Jahr 2022 ein Volumen von 6.2 Milliarden Franken. Dadurch erreichten sie gemäss Schätzung der Studienautoren einen Marktanteil von etwa 3.5 Prozent. Die Wachstumsdynamik der Online-Vermittlungsplattformen hat sich in den letzten drei Jahren aber stetig verlangsamt. Die Gründe dafür sind gemäss den Studienautoren vielfältig. Dazu gehören die höheren Zinssätze, der Wegfall der Credit Suisse und das sich nur langsam verändernde Kundenverhalten. Einzelne Hypothekenvermittler haben deshalb auch ihr Geschäftsmodell angepasst und fokussieren sich weniger auf das Plattformgeschäft mit direktem Kontakt zu den Endkunden (B2C-Bereich). Es ist deshalb zu erwarten, dass der Online-Hypothekenmarkt im B2C-Bereich in den nächsten zwei Jahren nicht mehr weiter wachsen wird.
Institutionelle Investoren und FinTechs wichtig für Schweizer Finanzmarkt
Mit der Ausnahme von Crowdlending steht Marketplace Lending lediglich institutionellen Investoren offen. Doch auch beim Crowdlending stammte im Jahr 2022 knapp 58% des Kapitals von institutionellen Investoren. Die Verteilung der Anteile innerhalb der institutionellen Investoren ist in Abbildung 2 ersichtlich. Besonders Pensionskassen und externe Vermögensverwalter investieren aktiv über Crowdlending-Plattformen oder indirekt über entsprechende Fonds-Lösungen. Für die Entwicklung des Marktes in der Schweiz ist das Engagement institutioneller Investoren absolut essenziell, da die Kreditnachfrage aufgrund der hohen Investionsvolumens schnell bedient werden kann.

Abbildung 2: Anteile verschiedener institutioneller Investoren im Segment Crowdlending (private Investoren ausgenommen)
Hier geht es zum Download der Studie.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Apex Group und der Swiss Marketplace Lending Association (SMLA) erstellt.
Marketplace Lending (MPL) – Definitionen
Die Studie unterscheidet zwischen drei verschiedenen Segmenten des Marketplace Lendings.
Crowdlending-Kredite: Privatpersonen oder professionelle Investoren finanzieren andere Privatpersonen (Konsumkredite, hypothekarisch besicherte Kredite) oder KMU (Unternehmenskredite, hypothekarisch besicherte Kredite).
Hypothekarkredite auf Online-Vermittlerplattformen: Auf Vermittlerplattformen finanzieren professionelle Investoren Hypothekarkredite für Wohn- oder Renditeobjekte. Im Gegensatz zu Crowdlending-Plattformen haben diese Plattformen eine ausschliesslich professionelle Investorenbasis (z.B. Vermögensverwalter, Family Offices und Pensionskassen).
Online-Kredite und Anleihen für mittelgrosse Unternehmen, Grossunternehmen und öffentlich-rechtliche Körperschaften: Dieses Segment beinhaltet Kredite an öffentlich-rechtliche Körperschaften (Gemeinde, Städte, Kantone, staatsnahe Unternehmen) sowie an mittelgrosse und grosse Unternehmen. Bei den Investoren handelt es sich in beiden Teilsegmenten um professionelle Investoren.
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25. September 2023
IFZ Retail Banking-Konferenz 2023 – neun Gründe, warum Sie diesen Anlass nicht verpassen dürfen
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Bereits zum zwölften Mal führen wir am 23. November 2023 die IFZ Retail Banking-Konferenz durch. Wir bieten wiederum ein reichhaltiges Programm und versuchen – unter anderem – die folgenden Fragestellungen zu beantworten: Welche Strategie hat die Zürcher Kantonalbank im Retailbanking? Was sind die Gründe für die verstärkte Präsenz der LLB (Liechtensteinische Landesbank) in der Schweiz? Wie gross sind die Erfolgsaussichten von Radicant? Weshalb wird Twint im Bereich «Buy now pay later» aktiv und welche Pläne gibt es sonst noch? Mit welchen innovativen Banking-Konzepten gewinnt die Stadtsparkasse Düsseldorf junge Kundinnen und Kunden? Welche Anwendungsfälle im Open Banking funktionieren in Deutschland (und welche nicht)? Welches ist die digitalste Schweizer Bank im Firmenkundengeschäft? Und schliesslich: Welches war im Jahr 2022 die beste Schweizer Retailbank?
Nachfolgend eine detaillierte Übersicht der Themen:
- IFZ Retail Banking-Studie 2023
Auch dieses Jahr umfasst die IFZ Retail Banking-Studie eine Vielzahl von Themen.
- Im Retail Banking existieren erhebliche Preisunterschiede für Bankdienstleistungen. Doch warum zeigen viele Kunden nur eine langsame oder gar keine Reaktion auf diese Preis- und Zinsunterschiede? Wie ausgeprägt ist das Preisbewusstsein der Kunden? Welche Faktoren beeinflussen die Preiselastizität – und welche Kundengruppen reagieren besonders sensibel auf Preisänderungen? Unsere empirische Untersuchung wird diese und weitere Fragen beantworten und gibt damit Einblicke in das Kundenverhalten im Retail Banking.
- In einer zunehmend vernetzten Welt suchen Banken und Versicherer nach innovativen Lösungen, um den sich wandelnden Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Bancassurance, die Zusammenarbeit zwischen Banken und Versicherungsunternehmen, gewinnt in diesem Kontext seit wieder deutlich an Relevanz. Doch wie denkt die Kundschaft darüber? Wir haben dazu die Bevölkerung in der Deutschschweiz repräsentativ befragt. Zum einen zeigen wir, welche Kundinnen und Kunden Bancassurance-Angebote bereits heute nutzen. Zum anderen skizzieren wir, unter welchen Umständen sich der interessierte Personenkreis künftig signifikant vergrössern könnte.
- Schweizer Banken bieten vermehrt nachhaltige Finanzierungsprodukte an. Einerseits beziehen sich diese auf Hypotheken und andererseits auf die Unternehmensfinanzierung. Die Studie untersucht, welche Produkte es bereits am Markt gibt und wie sich diese unterscheiden. Zudem holen wir bei den Kund:innen ab, welche Eigenschaften die Produkte überhaupt attraktiv machen.
- Dazu analysieren wir wieder ausführlich die Corporate Governance Situation der Retailbanken.
- Und – wie üblich: Wir zeigen die wichtigsten Entwicklungen von verschiedenen Bank-Kennzahlen auf und prämieren die gemäss Benchmarking «beste» Schweizer Retailbank des Jahres 2022
Die Strategie der Zürcher Kantonalbank im Retailgeschäft
In jüngster Zeit hat die Zürcher Kantonalbank nicht zuletzt aufgrund der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewonnen.
Welche Vision hat die Zürcher Kantonalbank für die Zukunft des Retailbankings und welche strategischen Initiativen plant sie in diesem Zusammenhang (z.B. im Thema Private Vorsorge)? Wie sehen die Standorte der Zukunft bei der Zürcher Kantonalbank aus?
Antworten auf diese Fragen werden von Florence Schnydrig Moser, Leiterin Private Banking bei der ZKB, gegeben.
Die Strategie der LLB in der Schweiz
Die LLB-Gruppe hat für die neue Strategieperiode ehrgeizigere Ziele für ihre Aktivitäten in der Schweiz formuliert. Die Strategie konzentriert sich auf das Erschliessen von Wachstumschancen und die Erhöhung der Anzahl der Kundenberater:innen im Private Banking, im Firmenkundengeschäft und im Bereich externer Vermögensverwalter in der Schweiz. Sie baut in der Schweiz auf den Stärken der Bank Linth auf, möchte aber vermehrt die im Gruppenverbund vorhandene Expertise nutzen. Im Rahmen dieser strategischen Entwicklung plant die Bank die Eröffnung neuer Filialen in Zürich und St. Gallen. Diese Standorte bieten interessante Möglichkeiten für die Bereiche Private Banking, Firmenkunden und externes Vermögensverwaltungsgeschäft und ergänzen das bestehende Filialnetz in den Marktgebieten der Bank Linth. Erfahren Sie mehr zu dieser Vorwärtsstrategie durch den CEO Gabriel Brenna.
Building radicant – Die Reise zur ersten digitalen Nachhaltigkeitsbank der Schweiz
Mit Radicant ist kürzlich eine weitere Smartphone-Bank in den hiesigen Markt gekommen. Was dieses Unternehmen von vielen anderen Lösungen abhebt, ist sein Bestreben, im Bereich der Vermögensverwaltung die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) zu fördern, anstatt sich hauptsächlich auf die sogenannten ESG-Kriterien zu konzentrieren. Wie sieht das Geschäftsmodell im Detail aus? Welche Kundschaft soll damit angesprochen werden? Und wie war der Start?
Erfahren Sie mehr zu Radicant in diesem Referat von Co-CEO Roland Kläy.
Payment and Beyond: Alltagsvereinfachung durch TWINT
Twint wird von über fünf Millionen Schweizerinnen und Schweizern genutzt und ist derzeit aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Wie sieht Twint die weitere Entwicklung im Bereich Mobile Payment in der Schweiz? Welche nächsten Schritte plant das Unternehmen? Warum hat sich Twint entschieden, in das Buy Now Pay Later Geschäft einzusteigen? Welche weiteren Beispiele aus dem Bereich «Embedded and Beyond Payment» sind geplant? Erfahren Sie mehr bei diesem Referat von Twint CEO Markus Kilb.
Lehren und Erfolgsfaktoren von Open Banking Projekten in Deutschland am Beispiel wallis.integrated
Welche Open Banking Use Cases funktionieren? Und welche nicht? Dies werden wir im Rahmen dieses Referats von Wallis erfahren. Wallis ist eine Innovationseinheit innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe. Als technischer Experte bündelt wallis die Entwicklung von individuellen APIs für innovative Produkte, betreibt eine eigene Open Banking API und betreut die Sparkassen-eigene PSD2-Schnittstelle und das zentrale Entwicklerportal. Gleichzeitig ist sie auch Vermittlerin zwischen FinTechs und der Sparkassen-Welt.
smoney – your buddy in finance: strategischer Fokus auf junge Kunden am Beispiel der Stadtsparkasse Düsseldorf
Die Sparkasse Düsseldorf eröffnet neue Wege, um junge Menschen zu erreichen. In der Zentrale der Stadtsparkasse haben sie jetzt einen einzigartigen Anlaufpunkt, der weit über die herkömmliche Bankfiliale hinausgeht. Der «smoney-hub» bietet nicht nur Finanzberatung, sondern auch Kaffee, Snacks und spannende Gaming-Events. Hier fungieren junge Mitarbeiter, die sogenannten «Buddys», als direkte Ansprechpartner für die junge Kundschaft. Robin Nehring, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung der Stadtsparkasse Düsseldorf, wird uns in seinem Vortrag näher erläutern, wie dieses innovative Konzept funktioniert und welche weiteren Elemente dabei zum Einsatz kommen.
Sneak Preview: Die digitalsten Banken im Firmenkundengeschäft der Schweiz
Die Digitalisierungsbemühungen von Schweizer Banken fokussieren oftmals auf das gut skalierbare Retail Banking-Segment. Die digitalen Angebote im Bereich des Firmenkundengeschäfts waren lange Zeit bei vielen Schweizer Banken noch sehr bescheiden. Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und der Digital Banking Think Tank e.foresight der Swisscom sind daher daran, eine neue Studie zum Thema „Digitales Firmenkundengeschäft“ zu erstellen. Die Studie zeigt einerseits die Angebotsseite auf und eruiert, welche Schweizer Banken im digitalen Firmenkundengeschäft derzeit führend sind. Andererseits wird auf der Nachfrageseite mit einer Umfrage bei Firmenkunden der Nutzen ausgewählter Funktionen und Dienstleistungen eruiert. Schliesslich werden beide Seiten zusammengeführt, um aufzuzeigen, ob und in welchen Bereichen (relevante) Lücken in den Bankangeboten bestehen. In einem kurzen Referat werde ich den aktuellen Stand unserer Forschung vorstellen.
Netzwerk
Und last but not least sollten Sie auch die Gelegenheit nutzen, in den Pausen und beim Apéro nach der Konferenz mit interessanten Personen zu netzwerken.
Zusammenfassend sieht das Programm sieht wie folgt aus:
13.20 Uhr | Vorstellung der IFZ Retail Banking-Studie 2023 Andreas Dietrich, Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ |
14.05 Uhr | Die Strategie der Zürcher Kantonalbank im Retailgeschäft Florence Schnydrig Moser, Leiterin Private Banking Zürcher Kantonalbank |
14.30 Uhr | Pause |
15.00 Uhr | Die Strategie der LLB in der Schweiz Gabriel Brenna, CEO LLB |
15.25 Uhr | Building radicant – Die Reise zur ersten digitalen Nachhaltigkeitsbank der Schweiz Roland Kläy, Co-CEO Radicant |
15.50 Uhr | Payment and Beyond: Alltagsvereinfachung durch TWINT Markus Kilb, CEO Twint |
16.15 Uhr | Pause |
16.45 Uhr Uhr | smoney – your buddy in finance: strategischer Fokus auf junge Kunden am Beispiel der Stadtsparkasse Düsseldorf Robin Nehring, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung, Stadtsparkasse Düsseldorf |
17.10 Uhr | Lehren und Erfolgsfaktoren für Open Finance Projekte im deutschen Markt – Insights aus einem Jahr wallis.integrate Leon Merx, CEO Wallis |
17.35 Uhr | Sneak Preview: Die digitalsten Banken im Firmenkundengeschäft der Schweiz Andreas Dietrich, Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ |
17.50 Uhr | Apéro |
Wir freuen uns sehr, viele bekannte und neue Gesichter vor Ort zu begrüssen zu dürfen!
Hier finden Sie das Anmeldeformular für die Konferenz (inkl. Studie).
Die Teilnahme an der Konferenz kostet CHF 560.-. Als Teilnehmer erhalten Sie die rund 200-seitige IFZ Retail Banking-Studie 2023 (Wert CHF 290.-). Bitte melden Sie sich unter ifz@hslu.ch, wenn Sie nur die Studie bestellen möchten (Auslieferung nach der Konferenz).
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18. September 2023
Data driven Banking und die personalisierte Finanzwelt bei UBS key4 insights
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Vor etwa zehn Jahren war UBS einer der Vorreiter auf dem Schweizer Markt im Bereich des Personal Finance Managements (PFM). Mit der Einführung von UBS key4 insights präsentiert UBS nun eine neue Generation von Lösungen für das Personal Financial Management. Das Herzstück dieser neuen Lösung besteht aus individuell zugeschnittenen Informationen, die der Kundschaft nicht nur tiefere Einblicke in ihre Finanzen ermöglichen, sondern ihnen auch konkrete Empfehlungen zur Optimierung der finanziellen Situation bieten. In diesem Blogbeitrag stelle ich die wichtigsten Neuerungen der UBS-Lösung vor und ordne sie auch im Kontext von Personal Finance Management-Lösungen und dem Thema „Data Driven Banking“ im Allgemeinen ein.
Ausgangssituation – wieso PFM 1.0 neu gedacht wird
Die derzeit bei vielen Banken im Einsatz stehenden PFM-Lösungen werden insgesamt nur von wenigen Kundinnen und Kunden aktiv genutzt, wie unsere gemeinsam mit e.foresight erstellten Studien mehrfach aufgezeigt haben. Diese eher geringe Nutzung kann auf verschiedene Gründe zurückgeführt werden:
- Mangelndes Bewusstsein: Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass solche Tools überhaupt existieren (fehlendes Marketing; «Opt-in» Pflicht)
- Verfügbarkeit und Zugänglichkeit: Nicht alle Schweizer Banken bieten PFM-Tools an
- Mangelnde Motivation: Einige Menschen sind wenig motiviert, ihre finanzielle Situation zu überwachen oder zu optimieren, solange sie keine akuten finanziellen Probleme haben. Auch nehmen sich viele Menschen nicht genug Zeit, sich intensiver mit ihrem finanziellen Management zu beschäftigen.
- Datenschutzbedenken: Gewisse Kundinnen und Kunden haben Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Sicherheit ihrer finanziellen Informationen, wenn sie eine PFM-Anwendung nutzen.
- Einigen Kundinnen und Kunden fehlt auch eine Übersicht über mehrere Banken hinweg.
Ein zentraler zusammenfassender Aspekt der oben genannten Herausforderungen besteht darin, dass User von Personal Financial Management (PFM) in der Regel eine aktive Anstrengung unternehmen müssen, um den Service sinnvoll zu nutzen (inkl. dem manuellen Zuteilen von verschiedenen Transaktionen in zusätzliche Kategorien) und die erzielten Ergebnisse zu interpretieren. Darüber hinaus beruhen die meisten PFM-Systeme auf vorgegebenen Regeln und bieten nur begrenzt personalisierte Empfehlungen, da sie gar nicht oder nicht ausreichend von künstlicher Intelligenz unterstützt werden.
PFM 2.0
Die neue PFM-Generation von UBS, genannt «UBS key4 insights», zeichnet sich durch eine verstärkte Personalisierung aus und ist auch in der Lage, individuelle Prognosen zu erstellen und Vorschläge zur Verbesserung der finanziellen Situation zu unterbreiten. Der präsentierte Inhalt für die Kundschaft ist ebenfalls individualisierter und wird in kürzeren Intervallen aktualisiert, so dass die Informationen einfacher und klarer sind.
Dieses neue Angebot scheint für UBS eine hohe Bedeutung zu haben, was sich in der prominenten Platzierung direkt auf dem Homescreen der Nutzer zeigt. Über ein «Karussell» mit den Top 5 relevanten »Financial Insights», nach ihrer Relevanz für den User sortiert, erhalten die Nutzerinnen und Nutzer Zugang zum «Inside Feed», wo weitere Informationen zur Verfügung stehen. Aktuell stehen etwa 30 verschiedene «Financial Insights» zur Verfügung. Es ist bereits geplant, diese Anzahl auf 50 bis 60 zu erhöhen.
Einige konkrete Anwendungsfälle für solche «Insights» sind beispielsweise:
- Benachrichtigung über Rückerstattungen, beispielsweise nach der Rücksendung einer Zalando-Bestellung.
- Überwachung und Mitteilung von Kontotransaktionen: Im Falle einer ausbleibenden regelmässigen Zahlung, wie beispielsweise die WG-Miete oder verspätete Lohneingänge, erhält der Nutzer und die Nutzerin rechtzeitig eine Benachrichtigung.
- Warnung bei ausstehenden Mietzahlungen: Falls die Miete nicht rechtzeitig beglichen wird, wird der Kundschaft eine entsprechende Mitteilung gesendet, um sie über die Situation zu informieren und zur Zahlung zu ermutigen.
- Information über unerwartet hohe Ausgaben bei ansonsten regelmässigen Kosten, wie etwa monatlichen Kindle-Abonnements, oder über überdurchschnittliche Ausgaben bei bevorzugten Geschäften. Solche Warnungen können die User dabei unterstützen, ihre Ausgaben besser zu kontrollieren und möglicherweise Anpassungen vorzunehmen.

Abbildung 1: Prominente Platzierung auf dem Homescreen von UBS key4 insights
Die Zielsetzung von UBS key4 insights besteht darin, der Kundschaft neben den bisherigen PFM-Funktionen, zusätzliche Einblicke in ihre Finanzsituation zu bieten und konkrete Empfehlungen zu geben. Dabei ist entscheidend, den Kundinnen und Kunden die relevanten Einblicke und Benachrichtigungen zum optimalen Zeitpunkt zu präsentieren.

Abbildung 2: Nachricht, wenn mehr Geld als üblich bei einem beliebten Shopping-Ziel ausgegeben wird
Die bisher schon bekannten Funktionen des PFM-Systems stehen immer noch zur Verfügung, aber sie wurden verbessert. Das erweiterte PFM-System bietet nun beispielsweise Informationen über ganz bestimmte Ausgabeposten, wie die Entwicklung der Ausgaben bei Migros.
Um das Engagement des Users zu fördern, werden die Benutzer spielerisch zur Interaktion angeregt. So werden «Quiz-Fragen» verwendet, wie zum Beispiel: «Wie viel gibst du durchschnittlich pro Monat für Restaurants aus?» (weitere Beispiele sind in Abbildung 3 zu sehen). Die entsprechenden «Quiz» haben auch zum Ziel, den Kundinnen und Kunden aufzuzeigen, wie sie ihr Geld möglicherweise besser verwalten können. Abhängig von der Ausgangssituation und dem Interesse der Kundschaft werden diese zu Produkten der UBS, wie beispielsweise UBS Smart Investing, weitergeleitet.

Abbildung 3: Quizfragen zur Aktivierung der Nutzerinnen und Nutzer
Des Weiteren wurde ein Bereich mit „Upcoming Actions“ eingeführt. Dieser Ansatz zielt darauf ab, zukünftige finanzielle Aktivitäten wie Zahlungen und Einkommen vorherzusagen und der Kundschaft die erwarteten Auswirkungen auf ihren Kontostand zu präsentieren.

Abbildung 4: Upcoming Actions
Wie stark wird die Lösung benutzt werden?
Derzeit steht UBS key4 insights für etwa 50’000 Kundinnen und Kunden zur Verfügung. Der genaue Zeitpunkt für die flächendeckende Einführung ist noch nicht festgelegt, da die UBS einen kunden-feedback-basierten Rolloutansatz verfolgt, welcher primär von der Kundenzufriedenheit gesteuert wird. Das Angebot ist aber grundsätzlich künftig für alle Kundinnen und Kunden verfügbar. Es handelt sich jedoch um eine Opt-In-Funktion, was bedeutet, dass die Kundschaft aktiv zustimmen muss, um das Angebot zu aktivieren. Es besteht auch die Möglichkeit, Verkaufsnachrichten für bestimmte Produkte zu deaktivieren oder sich vollständig von diesem Feature abzumelden.
Nach den Erfahrungen mit den PFM-Tools der ersten Generation bin ich gespannt darauf, wie viele User diese Lösung aktiv nutzen werden. Laut dem Software-Lieferanten der UBS-Lösung nutzen in anderen Märkten und bei anderen (ausländischen) Banken etwa 40 bis 50 Prozent der Kunden diese Funktionalität. Um eine vergleichbare hohe Nutzungsrate zu erreichen, setzt UBS wie oben aufgezeigt gezielte Anreize und Lockmittel ein. Zudem wurde die Funktion an einer sehr prominenten Stelle platziert, nämlich dem Home Screen der Mobile Banking App.
Ich persönlich gehe aber trotzdem davon aus, dass diese Zahl in der Schweiz deutlich niedriger sein wird. In der Schweiz gibt es viele Menschen, die wenig Motivation verspüren, ihre finanzielle Situation zu überwachen oder zu optimieren, solange sie keine akuten finanziellen Probleme haben. Viele Menschen nehmen sich auch nicht die Zeit, sich intensiver mit ihrem finanziellen Management zu befassen. Zusätzlich unterhalten viele Schweizerinnen und Schweizer mehrere Bankbeziehungen, was bedeutet, dass eine solche Lösung naturgemäss nur einen Teil der tatsächlichen finanziellen Situation abbildet. Jedoch könnte sich dieses Problem in den kommenden Jahren durch die geplante Einführung einer Multibanking-Lösung im Retailgeschäft lösen.
Zukünftige Schritte
UBS plant die Einführung weiterer Funktionalitäten in Zukunft. Einige interessante Funktionalitäten sind dabei wie folgt:
- Den Nutzerinnen und Nutzern werden künftig basierend auf dem vergangenen Verhalten auch automatisierte Budget-Vorschläge zur Verfügung gestellt. Diese sollen die Kundschaft ermuntern, weitere Sparziele zu definieren (im Sinne von: Du hast einen Flug gebucht – möchtest du ein Sparziel für deine nächsten Ferien aufsetzen? Das letzte Mal war dein Budget dafür X, möchtest du darauf basierend erneut ansparen?).
- Zusätzlich ist geplant, dass die Nutzerinnen und Nutzer Quartalszusammenfassungen (Quarterly recaps) erhalten, welche der UBS-Kundschaft Überblicke über ihre Ausgaben gibt, inklusive Informationen darüber, in welchem Geschäft sie beispielsweise am meisten Einkäufe getätigt haben, welche Geschäfte neu dazu gekommen sind sowie welche Ausgaben für Abonnements angefallen sind.
- Darüber hinaus plant UBS in Zukunft, den CO2-Fussabdruck auf Grundlage der Transaktionsdaten zu messen, sofern die Kundschaft Interesse an dieser Information hat (Opt-in-Verfahren). Kürzlich hat die Radicant Bank als erster Schweizer Anbieter diese Innovation im Schweizer Markt eingeführt und ich habe in einem ausführlichen Blog-Artikel über die Vorzüge und Schwächen dieses Modells berichtet (vgl. Blog-Artikel). Letztendlich hängt der Erfolg eines solchen CO2-Trackers von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art und Weise seiner Implementierung, die Genauigkeit der Berechnungen, seine Integration in den Alltag der Benutzerinnen und Benutzer sowie seine Anpassungsfähigkeit an individuelle Bedürfnisse und Vorlieben der Kundschaft.
Fazit
Die Bereitstellung von Customer Insights durch Banken mithilfe künstlicher Intelligenz und personalisierter Informationen stellt zweifellos eine interessante Weiterentwicklung im Bereich des persönlichen Finanzmanagements (PFM) dar. Diese Fortschritte ermöglichen es den Kundinnen und Kunden nicht nur, ihre finanzielle Situation besser zu verstehen, sondern auch massgeschneiderte Empfehlungen und Erkenntnisse zu erhalten, die auf ihren individuellen Bedürfnissen und Zielen basieren. In dieser Hinsicht kann die Integration von KI und personalisierten Daten in das neue PFM als ein wichtiger Schritt hin zu einer effektiveren Finanzplanung und -verwaltung angesehen werden.
Daher halte ich UBS key4 insights, auch durch die prominente Platzierung im Mobile Banking, für eine interessante Initiative. Gespannt bin ich insbesondere, wie hoch der Anteil von aktiven Nutzerinnen und Nutzern sein wird und ob die geplanten Up- und Cross-Selling-Strategien erfolgreich umgesetzt werden können.
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Flückiger Mark
14. Dezember 2023
Grüezi Danke für die aufschlussreiche Studie zur Qualität der SAchweizer Retailbanken. Wo steht die Bank Zimmerberg, Horgen? Wo steht die DC Bank, Bern Freue mich auf Ihre Antwort FG MArk Flückiger
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.