Bereits zum elften Mal haben wir am 24. November die IFZ Retail Banking Konferenz durchgeführt. Neben den Resultaten aus der IFZ Retail Banking-Studie standen zahlreiche spannende Präsentationen von internationalen und Schweizer Banken sowie von FinTechs zu den Themen «Neobanken», «Digital Banking», «Personal der Zukunft», «Mobile Payments» sowie «Financial Literacy» im Mittelpunkt. Die wichtigsten Aussagen fassen wir nachfolgend zusammen.
Vorstellung IFZ Retail Banking-Studie 2022
Prof. Dr. Andreas Dietrich, IFZ, Hochschule Luzern – Wirtschaft
Eine Zusammenfassung der IFZ Retail Banking-Studie 2022 finden Sie hier.
Nachfolgend einige Impressionen von der Konferenz:
Neobanken und ihre heutige und morgige Rolle im Schweizer Retailbanking
Dr. Jörg Sandrock, CEO Neon
Neon hat derzeit über 130’000 Kund:innen. Ab einer Kundenzahl von 160’000 rechnet die Bank damit, die Gewinnschwelle zu erreichen.
Auch ohne physische Filialen sind die Kosten nicht nur fix. Für eine gute Erreichbarkeit rechnet die Bank mit einem Call-Center Mitarbeitenden pro 10’000 Kund:innen. Aktuell macht ein Kunde respektive eine Kundin im Durchschnitt ca. CHF 500.- Kartenumsatz pro Monat.
Die Strategie war schon von Beginn weg «Wachstum durch Produkte und Partner» (z.B. mit Angeboten wie Wise). Für 2023 plant Neon Angebote im Anlagebereich (Aktien, ETF und evt. Krypto).
Dr. Patrick Kissel, Leiter Zak Digital Banking
Mit dem Hypo Check bietet die Bank Cler in ihrer App Zak einen hybriden Ansatz bei Hypothekaranfragen. Dies ist ein digitaler, standardisierter und UX-optimierter Sales-Funnel, welcher der Kundschaft die Unterstützung im Entscheidungsprozess bei der Hypothekenauswahl erleichtern soll.
Der Hypo Check ist seit drei Monaten am Markt. Dieser Prozess unterstützt die Bank Cler bei der Leadgenerierung und steigert die Effizienz.
In der Zak App kann neu direkt geshoppt werden. Die Bankkund:innen haben so Zugang auf über 250 Shops. Zudem gibt es für Zak User Cashback bei getätigten Transaktionen (z.B. 5% Cashback bei Einkäufen auf Booking.com).
Markus Schwab, CEO Yuh
Im Bereich Zahlen plant Yuh verschiedene neue Angebote (z.B. wird E-Bill demnächst aufgeschaltet; eine eigene TWINT-App ist geplant). Zudem plant Yuh in Zukunft in den Vorsorgebereich vorzudringen.
Jeder vierte Yuh-Kunde nutzt die App täglich. Das Durchschnittsalter von Yuh beträgt rund 35 Jahre. Die Bank plant zudem, das Einstiegsalter für eine Beziehungseröffnung zu reduzieren.
Die Vorreiterrolle bei der «Wieder-Einführung» von Sparzinsen auf Yuh-Konten nach der Zinserhöhung per 1. September 2022 hat sich offenbar ausbezahlt: Die Kundengelder sind seither stärker gestiegen (insbesondere die weibliche Kundschaft hat offenbar überproportional stark auf diese Massnahme reagiert).
Alle drei CEO gehen davon aus, dass es in den kommenden Jahren zu einer Konsolidierung im Neobankenmarkt kommen wird und nur noch ein paar wenige Player auf dem Markt bleiben.
UBS key4 – Der Schlüssel zum Digital Banking bei UBS
Andreas Kubli, Head Channels and Platforms at UBS Switzerland
2011 lancierte die UBS als eine der ersten Banken ihr Mobile Banking. Zu Beginn war die App eher noch wie ein Gadget mit wenigen Funktionen. Im Jahr 2022 ist das Mobile Banking von UBS der primäre Touchpoint der Kundschaft. 88 Prozent der Bankkund:innen nutzen die App wöchentlich. 41 Prozent der Kund:innen von UBS sind mobile-only Retailkund:innen.
UBS key4 ist eine rein digitale Sortimentslinie, analog zu verschiedenen Sortimentslinien bei der Migros oder anderen Warenhäusern. Die Lancierung erfolgte im Mai 2022 mit dem digitalen Onboarding. Dabei wurde auf eine Lösung ohne Video-Identifikation gesetzt, womit das Onboarding 24/7 verfügbar ist.
Neue digitale Prozesse müssen «perfekt» sein. Wenn etwas nicht funktioniert, springen die Nutzer:innen ab. Andererseits benötigen Kund:innen teilweise auch eine Angewöhnungszeit. So zeigen Messungen der Kundenzufriedenheit zwei Wochen nach Lancierung oftmals höhere Werte als noch ganz zu Beginn. Kundenfeedbacks holt die UBS auch während der Testphase intensiv ab. So wurden ein halbes Jahr lang einzelne Funktionen von UBS key4 getestet: die UBS erhielt über 6’600 Feedbacks wodurch 16 wesentliche Änderungen vorgenommen wurden.
Das Personal der Zukunft
Patrick Wolf, Leiter Human Ressource Migros Bank
Im Moment herrscht ein von Arbeitnehmenden getriebener Arbeitsmarkt. Stand Oktober 2022 seien im Banking weit über 3’000 Stellen frei. Dadurch müssen Unternehmen und spezifisch Banken vermehrt ihre Arbeitgebermarke stärken. Banken sollen ihren potenziellen Mitarbeitenden eine «Employer Value Proposition» bieten.
Die Migros Bank unterstreicht Werte wie Authentizität und Menschlichkeit und möchte eine Aufbruchstimmung schaffen. Dies erreicht die Bank, indem sie beispielsweise auf ihrer Website authentische Einblicke zu den Menschen mittels Bilder darbietet. Durch diesen Content werden die Leute informiert, involviert und inspiriert. Um dies auch zu leben, wurden unter anderem an allen Standorten grosse Küchen für Interaktion und «Wohnzimmer-Feeling» geschaffen.
Susanne Thellung, CEO SZKB
Die Bank hat ihre HR-Abteilung in den letzten 12 Monaten zu einer zentralen Organisation umgebaut. Dadurch wurde das HR von einer administrativen Einheit zu einem Dienstleister innerhalb der Kantonalbank.
Als Konsequenz der Umstrukturierung des HRs wurden neue Leute angezogen. Die Schwyzer Kantonalbank beschäftigt auch Quereinsteiger aus diversen Branchen. Es kamen zum Beispiel Leute von Siemens, Roche und Novartis zur Bank.
Alipay – Retail banking convergence with mobile payments
Jun Cai, Country Head DACH & CCE Alipay – Ant Group
Alipay ist Chinas grösste Mobile Payment Plattform mit über einer Milliarde Nutzer:innen. Über 60 Prozent brauchen die App täglich. Sie umfasst viele Services, welche im Alltag benötigt werden. In Alipay können Nutzer:innen beispielsweise ihr Taxi bestellen, Stromrechnung bezahlen, Kino-Tickets kaufen oder eine Essenslieferung in Auftrag geben. Mit solchen «Mini Programmen» in der App kann die chinesische Kundschaft auch in der Schweiz ein SBB Zugticket kaufen. Mehr als 10’000 Software-Entwickler arbeiten für die Firma.
Seit 2010 expandiert die Ant Group auch international. Ab 2015 schloss Alipay Kooperationen oder beteiligte sich auch direkt an ihnen. Mit Alipay+ bietet die Ant Group ihre Technologie über einen Open Source Code an (z.B. für Dienstleistungen wie digitale Bezahlung, Marketing Tools und Mobile Life Services).
Es ist im Moment nicht geplant, dass die chinesische Superapp für Schweizer:innen zugänglich gemacht wird.
Marketplace Lending Studie
Prof. Dr. Andreas Dietrich, IFZ, Hochschule Luzern – Wirtschaft
Eine Zusammenfassung der Marketplace Lending Studie finden Sie hier.
Die Studie ist Teil der Retail Banking Studie 2022. Eine Zusammenfassung der IFZ Retail Banking-Studie 2022 finden Sie hier.
owly – Bancassurance als Ertragsquelle dank Digitalisierung
Simon Baumgartner, CEO und Co-Gründer owly
Die AHV & Altersvorsorge ist gemäss dem Credit Suisse Sorgenbarometer 2022 aktuell das zweitgrösste Problem des Landes, knapp hinter den Umweltanliegen.
Owly hat das Ziel, die Financial Literacy in der Schweiz zu erhöhen. Die Lösung hierzu ist eine App, mit welcher an erster Stelle Handlungsempfehlungen zur Vorsorge innerhalb der 2. Säule abgegeben werden. Nutzer:innen scannen ihren Pensionskassenausweis, beantworten vier Fragen und erhalten damit die allfälligen Vorsorgelücken mit Handlungsempfehlungen.
Ein erstes Modul der App ist aktuell in der Testphase. Owly ist offen für strategische Kooperationen. Die Anwendung soll modular in bestehende Mobile Apps von Banken eingebunden werden können.
Studienbestellung
Die 220-seitige «IFZ Retail Banking-Studie 2022» kostet 290 Franken und kann unter ifz@hslu.ch bestellt werden. Sammelbestellungen kosten ab 3 Exemplaren CHF 240.- pro Exemplar, ab 5 Exemplaren CHF 190.- und ab 10 Exemplaren CHF 140.- CHF pro Exemplar.
Wir danken unseren Sponsoren finnova, Crealogix, und ti&m sowie unserem Partner, der Schweizerischen Bankiervereinigung für die Unterstützung!
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