29. August 2022

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Alltags-Banking

Banking-Trend-Map 2022 – die wichtigsten Trends für das Schweizer Banking

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Die Banken sehen sich vor vielfältige und grosse Herausforderungen gestellt. Um grundlegende Entwicklungen mit Einfluss auf das Bankgeschäft zu erfassen, habe ich eine Banking-Trend Map entwickelt. Die Trend-Map zeigt Megatrends, Retail Banking-Trends sowie aktuelle Retail Banking-spezifische Entwicklungen auf.

Im Jahr 2012 haben wir unsere Banking-Trend-Map in der ersten IFZ Retail Banking-Studie veröffentlicht. Unter Berücksichtigung der Entwicklungen der vergangenen Jahre und mit Blick voraus möchte ich nun – auch auf mehrfache Nachfrage – eine aktualisierte Trend-Map präsentieren (vgl. Abbildung 1).
In der Trend-Map unterscheide ich zwischen Megatrends, Retail Banking-Trends und den aktuellen Entwicklungen im Retail Banking.
Als Megatrends werden übergeordnete, langfristige und substanzielle Veränderungen von Strukturen, Prozessen, Werten und Einstellungen bezeichnet. Diese sind meist branchen- und länderübergreifend wirksam. Als Retail Banking-Trends werden Veränderungen klassifiziert, welche in einem Zeitrahmen von ca. fünf bis zehn Jahren die zukünftige Entwicklung beeinflussen. Retail Banking-Trends sind in der Regel weniger tiefgreifend und nachhaltig als Megatrends. Beiden Trendarten ist aber gemein, dass von ihnen ein Anpassungsdruck auf die Marktteilnehmer ausgeht, um wirtschaftlich erfolgreich bleiben zu können. Als weiteres werden Aktuelle Entwicklungen im Retail Banking analysiert und aufgeführt. Diese beziehen sich auf derzeit bei verschiedenen Banken im Fokus und im Zusammenhang mit den grösseren Trends stehenden Entwicklungen.
Für Finanzinstitute relevante (Mega-)Trends und Entwicklungen sind auf unterschiedlichen Ebenen zu beobachten. In Anlehnung an das St. Galler Management-Modell unterscheide ich die wichtigsten Trends anhand der Umweltsphären „Gesellschaft“, „Ökonomie“, „Technologie“, „Ökologie und Nachhaltigkeit“ sowie (als zusätzliche Sphäre) „Politik und Recht“. Diese Aufstellung bietet einen Überblick, ist jedoch nicht abschliessend und basiert auf meiner persönlichen Einschätzung. Sie mag gerade auch im Bereich der «Aktuellen Entwicklungen» für verschiedene Geschäftsmodelle von Banken auch unterschiedlich sein. Die Einteilung in diese fünf Umwelten führt dazu, dass es inhaltlich zu Überschneidungen kommen kann, da zwischen den fünf formulierten Umweltsphären grosse Abhängigkeiten existieren.

Abbildung 1: Mega-Trends, Retail Banking-Trends und aktuelle Entwicklungen im Retail Banking (für eine bessere Lesbarkeit klicken Sie bitte auf die Grafik).

Im heutigen Blog möchte ich vorerst nur auf einige ausgewählte grösseren Linien der Megatrends eingehen.

Megatrends: Gesellschaft

Ein auffallendes Entwicklungsmerkmal im Bereich Gesellschaft ist über die letzten Jahrzehnte gesehen – und auch in der nahen und fernen Zukunft – die starke Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung. Die Lebenserwartung beträgt in der Schweiz bereits heute ungefähr 80 Jahre für Männer und 84 Jahre für Frauen. Diese Tendenz ist weiter steigend. Ebenfalls deuten verschiedene Szenarien darauf hin, dass bereits im Jahr 2040 etwa 20 Prozent der im Jahr 1950 geborenen Männer und 45 Prozent der 1950 geborenen Frauen ihren 90. Geburtstag erleben werden. Ein zusätzlicher, entscheidender Einflussfaktor der demographischen Zukunft der Schweiz ist das Altern geburtenstarker Jahrgänge („Baby-Boomers “), die selbst weniger Kinder zur Welt brachten. Dank der Einwanderung jüngerer Personen aus dem Ausland erfuhr die Schweiz bisher allerdings erst eine gebremste demographische Alterung. Die Einwanderung ist vor allem in den urbanen Regionen der Schweiz ausgeprägt. Insgesamt führt dies dazu, dass viele junge Leute zu einer verstärkten Verstädterung der Schweiz beitragen und die ländlichen Regionen teilweise eine zusätzliche demographische Alterung erfahren (solche Entwicklungen sind nicht zuletzt auch in Kundenstämmen von Banken in periphären Regionen abzulesen). Die regionalen Unterschiede der demographischen Altersstrukturen dürften aufgrund unterschiedlicher Migrationsprozesse eher zu- als abnehmen, was auch für die Retailbanken von Relevanz sein wird.
Der Megatrend Individualisierung hat einen bedeutenden Einfluss auf die Geschäftspolitik von Unternehmen. Kunden fordern verstärkt individuell massgeschneiderte Dienstleistungen, persönliche Beratung und Begleitung, sowie stetige Erreichbarkeit, um eine möglichst flexible Kontaktaufnahme erreichen zu können. Sie fordern Produkte und Dienstleistungen, die sie bei der finanziellen Gestaltung jeder individuellen Lebensphase bedarfsgerecht unterstützen. Dadurch wird auch die Bildung homogener Kundensegmente zunehmend schwierig. Die bei Retailbanken übliche Segmentierung der Privatkunden nach dem Vermögen genügt heutigen Ansprüchen der Kunden oftmals nicht mehr.
Neben Individualisierung ist auch das Thema Convenience von grosser Bedeutung. Kundenbedürfnisse haben sich stark verändert. Convenience ist dabei ein zentraler Baustein in der heutigen Geschäftswelt. Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Bequemlichkeit, Einfachheit und Zeitersparnis. Kunden möchten dabei nicht nur ein individuelles und zielgruppenorientiertes, sondern auch ein einfaches Erlebnis in den Bankenservices. Bieten Sie das an?
Interessant ist auch der Trend der „Re-Lokalisierung“ (vgl. Heidelberger Gesellschaft für Innovative Marktforschung, GIM) als eine Art Gegentrend zu den Megatrends Globalisierung und Digitalisierung. In einer solch zunehmend anonymeren und unübersichtlicheren Welt, bekommt die unmittelbare physische Umwelt eine neue Bedeutung (vgl. saisonales Gemüse aus der Region). Die lokale Verwurzelung enthält auch auf wirtschaftlicher Ebene eine grosse Bedeutung (vgl. beispielsweise die Anstrengungen, die Produktion wieder in die alten Industriestaaten zurückzuholen, Stichwort De-Globalisierung und Protektionismus). Dieser Trend könnte durchaus auch für die vorwiegend lokal ausgerichteten Retailbanken von Relevanz sein.
Beim Thema Diversity- und Inklusion schliesslich stehen wir noch eher am Anfang der Entwicklung. Das Thema wird uns und auch die Banken noch länger beschäftigen. Diversity befasst sich mit dem Umgang mit Vielfalt und Heterogenität von Mitarbeitenden. Dabei sollen die positiven Seiten der Vielfalt optimal genutzt sowie Diskriminierungen und Subgruppen-Bildung vermieden werden.

Megatrends: Ökonomische und politisch-rechtliche Umwelt

Auch die ökonomische und politisch-rechtliche Umwelt steht vor einigen Veränderungen.
Das lange Zeit geltende Megathema Globalisierung habe ich hier (vorläufig?) rausgenommen. Stattdessen ist in Bezug auf die Arbeitswelt das Thema New Work in diesem Bereich zentral. Der tiefgreifende strukturelle Wandel und der Einfluss neuer Technologien, der Digitalisierung, der Automatisierung und des demographischen Wandels auf die Arbeitswelt ist ein sehr bedeutendes und uns noch lange Zeit beschäftigendes Thema. Der entsprechende Wandel führt dazu, dass bestimmte Berufe überflüssig werden und neue Berufsbilder entstehen. Entsprechend stellt sich auch die Frage, welche Rollen und Arbeiten die Menschen in Zukunft machen wollen. Auch im Bankenbereich wird uns dieses Thema stark beschäftigen. Viele Berufsbilder im Bankenbereich werden sich in den nächsten Jahren verändern, einige werden neu entstehen, andere aber auch verschwinden. In diesem Zusammenhang werden sich auch Arbeitsformen (inkl. Frage von Homeoffice, durch Covid-19 noch beschleunigt) weiter verändern.
Das Tempo von technologischen Innovationen wird höher, die Produktlebenszyklen werden kürzer. Was heute noch aktuell ist, ist morgen bereits veraltet. Diese Beschleunigung ist eine grosse Herausforderung, aber auch Chance, für die Unternehmen. Die Produkte können durch moderne Informationstechnologien zwar schneller als zuvor entwickelt, getestet und vermarktet werden. Gleichzeitig ist der entsprechende Druck auf die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen in einigen Industrien sehr hoch. Für die bislang nicht gerade auf rasche Innovationen getrimmten Banken dürfte dieser Trend eine grosse Herausforderung sein.
Das Thema Ökosysteme und auch «Plattform-Ökonomie» ist ebenfalls ein bedeutender Megatrend. Es ist in verschiedenen Wirtschaftsbereichen bereits seit einiger Zeit von hoher Relevanz und steht auch im Zusammenhang mit der Collaborative Economy (zum Beispiel durch Unternehmen wie Amazon, WeChat, Alibaba oder Airbnb). Es gewinnt nun aber auch im Banking „dank“ Themen wie «Open API» und «PSD2» an Wichtigkeit. Die Bedeutung von offenen Schnittstellen, der Anbindung von FinTechs und auch der Gedanke der Plattform-Ökonomie haben auch hierzulande eine zunehmende strategische Bedeutung erlangt.
Als Ursache für die Finanzkrise wurde nicht nur die ungenügende nationale, sondern auch die mangelnde supranationale Finanzmarkt- und Bankenaufsicht genannt. Die supranationale Finanzmarktaufsicht reagierte auf die Finanzkrise mit der Einführung (bzw. Weiterentwicklung) der neuen Eigenkapital- und Liquiditätsregeln unter der Bezeichnung von Basel III. Obwohl das Geschäftsgebaren und insbesondere die Kreditvergabe der Schweizer Retailbanken nicht zu den Ursachen der Krise zählen, sind auch sie von den neuen, supranationalen Regulierungen (welche in das nationale Gesetz überführt wurden) betroffen. Die Regulierungsdichte und auch das Regulierungstempo bleiben hoch und stellen vor allem auch kleinere Retailbanken vor Herausforderungen.

Megatrends: Technologie

Die Entwicklung verschiedener Technologien und die Digitalisierung ganz generell verändern Markt- und Unternehmensstrukturen, Prozesse, Kommunikationskanäle, Dienstleistungen sowie Werte und Einstellungen von Personen langfristig und substanziell. Die technologische Entwicklung birgt zwar einige Gefahren für die herkömmlichen Geschäftsmodelle, eröffnet gleichzeitig aber auch die Chance für personalisiertere Angebote, neue oder bessere Dienstleistungen, effizientere Prozesse und neue Tätigkeitsfelder. Eine Gefahr besteht für Banken aber darin, dass solche Systeme nicht zwingend von Banken stammen müssen. Genau dies eröffnet Unternehmen aus fremden Branchen neue Eintrittsmöglichkeiten in den Finanzdienstleistungsmarkt.

Megatrends: Nachhaltigkeit/Klimaschutz

Ein weiterer Megatrend, das Problem der Ressourcenknappheit, die Umwelt- und Klimaproblematik oder auch die steigenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit (und dessen Reporting) sind zentral und werden in den nächsten Jahren noch stärker in den Fokus rücken als heute schon. Für Banken wird nicht nur das Thema „nachhaltiges Investieren“ wichtiger. Auch im Bereich von nachhaltigen Finanzierungen und dem Einbezug von Nachhaltigkeits-Aspekten in das Alltagsbanking wird es im Banking der kommenden Jahre Veränderungen geben.

Basierend auf diesen Mega-Trends finden Sie in der Trend-Map noch weitere Entwicklungen auf «tieferer» Ebene im Bereich der Retail Banking Trends und einigen aktuellen Entwicklungen im Retail Banking. Reinklicken in die Graphik lohnt sich! 🙂

PS: Habe ich ein wichtiges Element in der Trend-Map vergessen? Gerne können Sie mir Ihr Feedback per Mail (andreas.dietrich@hslu.ch) oder als Kommentar auf dem Blog mitteilen!

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25. August 2022

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Finanz-Dienstleistungen für die ganze Familie – in der Schweiz wohl eine Marktlücke

Von Dr. Manuel Thomet  und Prof. Dr. Nils Hafner

Wie können Banken sich auf die Bedürfnisse digital affiner Eltern einstellen? Welche Apps und Funktionalitäten brauchen Eltern und Kinder, um ein «echtes Family-Banking» zu betreiben? Und was gibt es heute schon auf dem schweizerischen und auf internationalen Bankenmärkten? Wir haben uns auf die Suche nach Lösungen begeben.

Ausgangspunkt der Überlegungen zu Family Banking waren einerseits Berichte über die Profitabilitätsprobleme von Neobanken (siehe hier) und andererseits die Vorstellung neuer Produkte und Features von Apple an der diesjährigen WWDC. Das Herbst-Update des mobilen Betriebssystems auf iOS 16 wird eine Menge neuer interessanter und zugleich nützlicher Funktionen beinhalten. Das gilt  unter anderem für «ApplePayLater», einen weiteren interessanten (und offensichtlichen) Schritt, der die Landschaft der BNPL-Anbieter (Buy Now Pay Later) aufrütteln könnte. Grundsätzlich kann man sich in diesem Zusammenhang fragen, was der nächste strategische Schritt von Apple im Bereich der Finanzdienstleistungen sein wird. Nicht ganz abwegig ist dabei die Vermutung, dass Apple früher oder später #AppleFamilyBanking anbieten wird. Apple ist führend darin, die Probleme und Bedürfnisse von Familien zu verstehen, wenn Kinder beginnen, ihre Produkte zu nutzen. Das ist vor allem im Bereich von Spielen, Filmen und Musik matchentscheidend. So hilft Apple Müttern und Vätern zu entscheiden, wie – und wie oft – ihre Kinder ihre Apple-Geräte nutzen können. Die kommenden familienbezogenen Funktionen in iOS 16 könnten „einfach“ auf eine Family Banking App angewendet werden.

Familien – und was das für das Angebot von Finanzdienstleistungen heisst

Mit dem Heranwachsen von Kindern verändert sich für Eltern häufig auch der Bezug zum Thema Banking. Die Bankangelegenheiten für die Familie als Ganzes aber auch auf Ebene des einzelnen Familienmitgliedes kontinuierlich und nachhaltig „im Griff“ zu haben ist zentral. Dabei verändern sich vor allem folgende Aspekte:

  • Die Art und Vielfalt der relevanten Bankprodukte und Dienstleistungen für die Familie als Ganzes und die einzelnen Familienmitglieder.
  • Die zeitunabhängige Verfügbarkeit der im Alltag relevanten Finanzdienstleistungen für die Familie als Ganzes oder die einzelnen Familienmitglieder.
  • Die Zugriffsmöglichkeiten/-kanäle (App, E-Banking, Berater:in) auf das Banking-Angebot durch die einzelnen Familienmitglieder.
  • Die Definition und Regelung der Zugriffsrechte auf das Banking-Angebot durch die einzelnen Familienmitglieder.

Sind Familien in der Schweiz mit den angebotenen Finanzdienstleistungen zufrieden?

In diesem Zusammenhang wurde via LinkedIn eine (nicht repräsentative) Kurzumfrage unter Müttern und Vätern durchgeführt. 84% aller Befragten gaben an, dass sie digital affine Eltern sind und ein Family Banking Angebot als wichtig erachten. Weiter wurde gefragt, ob es in der Schweiz für digital affine Familien zweckmässige und zufriedenstellende Angebote von etablierten Schweizer Banken oder von Digital-/Neobanken gibt. Dabei gaben 10% der befragten Personen an, es gäbe ein solches Angebot und sie nutzten es, 54% nutzten kein solches Angebot und 36% waren der Meinung, es gäbe kein adäquates Angebot.

Welche Angebote gibt es?

Mit Blick auf den schweizerischen Markt stellt man fest, dass bislang in der Schweiz eine solche Family Banking App (oder sogar Plattform) für digital versierte Familien praktisch fehlt – sei es von etablierten Schweizer Banken aber auch von Neobanken. Einerseits gibt es derzeit zwei interessante Angebote in der Schweiz ansässigen Neobanken (YAPEAL und Clanq AG). Während YAPEAL einige Familienfunktionen wie Yapini anbietet, hat die Clanq AG ein spezielles Angebot für Familien. Leider ist ihr Service in der Schweiz nicht verfügbar. Von Seiten der etablierten Anbieter sticht im Bereich «Sparen» das Digipigi Produkt der Credit Suisse heraus. Des Weiteren hat die St. Galler Kantonalbank kürzlich die MiniBank lanciert. MiniBank ist eine Sackgeld-App für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren. Anhand der App lernen Kinder schon früh den verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Eltern können die ersten Schritte ihrer Kinder in die Unabhängigkeit begleiten und dem Kind das Thema Geld im Alltag vermitteln.

Ein weiterer Anbieter kam zudem gerade in die Schweiz: Am 18. August 2022 lancierte Revolut die App Revolut <18 und ermöglicht zusammen mit der bisherigen Revolut App digitales Family Banking in der Schweiz (vgl. Abbildung 1). Revolut <18 wurde als App entworfen, um Kindern Werkzeuge zum unabhängigen Ausgeben und Sparen zu geben. Die bisherige Revolut App für Erwachsene und Revolut <18 sind keine Silo-Apps, sondern stellen eine technische Plattform für das Ökosystem “Familie” dar. Eltern können z.B. ihren Kindern Taschengelder senden, Herausforderungen einstellen und Ausgaben verwalten.

Abbildung 1: Revolut Angebot für Familien

Wir folgern daraus, dass Bedürfnisse von digital affinen Familien von Banken vermutlich noch nicht so gut verstanden werden. Auch Angebote (Apps/Plattformen) von Schweizer Banken gibt es noch nicht viele. Das zeigt uns, dass das ökonomische Potential eines App-basierten Family Banking Angebotes für „moderne“ Eltern eigentlich gross sein müsste und von aktuellen Anbietern möglicherweise unterschätzt bzw. nicht richtig erkannt wird.

Existierende Angebote für Familien im Ausland

In einem weiteren Schritt wurde ebenfalls analysiert, in welchen Ländern es schon App-basierte Family Finanzdienstleistungs-Angebote gibt, was deren Value Proposition (Zielgruppe, Funktionen, etc.) ist und wie lange es diese schon gibt.

Insgesamt wurden 21 App-basierte Dienstleistungen für Familien untersucht. Dabei existieren ganz unterschiedliche Arten von digitalen Family Banking-Angeboten. Sie unterscheiden sich v.a. in Bezug auf die primär angesprochene Zielgruppe(n): Kids, Teenager, Eltern und/oder Grosseltern. Interessant ist, dass das bisher älteste, erfolgreich auf dem Markt agierende Unternehmen schon zehn Jahre alt ist. Es handelt sich um GoHenry aus UK. GoHenry fokussiert sich ganz spezifisch auf Kids und Teens, welche im Kern eine Pre-Paid Debitkarte erhalten. Das Interview mit dem CEO Alex Zivoder von GoHenry ist sicherlich eine gute Möglichkeit, sich diesem erfolgreichen Unternehmen zu nähern.

Fazit

Man stellt zusammenfassend fest: Ausländische Anbieter von den USA bis nach Australien, welche teilweise schon zehn Jahre existieren, scheinen ein Business Modell gefunden zu haben, welches funktioniert.

Interessant ist, dass viele Banken zurzeit enorme Mühe damit haben, die nächste Generation ihrer Kund:innen kennen zu lernen. Vielleicht muss man angesichts der hier dargestellten Fakten und der vorliegenden funktionierenden Business Modelle in- und ausländischer Anbieter einfach früher anfangen, sich um die spezifischen Bedürfnisse von Familien systematisch digital und mit Mehrwert für die Kundschaft und Banken zu kümmern. Wir bleiben an dem Thema dran.

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Smart Contracts / Blockchain

29. August 2022

Könnte Decentralized autonomous organizations (DAOs) dies ermöglichen?

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Christian

27. August 2022

Liebes Team! Danke für den Artikel, bzw. aufzeigen des Themas. Definitiv ein spannendes, wenn auch schwieriges Themenfeld, da man sich sicher fragen darf, was es kostet so ein Ökosystem zu entwickeln und womit man dann wirklich Geld verdient am Ende (bzw. was die Mehreinnahmen im Vergleich zum Status Quo sind). Meiner Meinung nach ist ihr Artikel allerdings etwas oberflächlich und teils werden Schlüsse gezogen, die ich nicht nachvollziehen kann und aus dem “nichts” kommen. Zum Beispiel sagen Sie, dass nur weil es nicht viele Anbieter in der Schweiz gibt, müsste das ökonomische Potenzial groß sein. Wie kommen sie darauf? Ebenso sagen Sie, dass es die anderen Business Modelle der Anbieter im Markt anderer Länder funktionieren - woher wissen sie das und wie kommen sie darauf? Zudem eine rein sprachliche Anmerkung zu einer Formulierung, welche etwas irreführend verstanden werden könnte. Sie schreiben: „ Ausländische Anbieter von den USA bis nach Australien, welche teilweise schon zehn Jahre existieren, …“ -> Es sind die Apps, bzw. die angebotenen Familien Banking Lösungen, welche es teils schon länger als zehn Jahr gibt (und nicht die Anbieter selber) - zumindest gemäss ihrer Ausführung zuvor.

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Manuel Thomet

27. August 2022

Lieber Christian (ich hoffe Du ist i.O.), vielen Dank für Dein Feedback. In meinen bisherigen Überlegungen zum Thema Family Banking bin ich im Juni 2022 von drei Thesen ausgegangen: (1) In der Schweiz gibt es für digital affine Familien keine zweckmässigen und zufriedenstellende Angebote - weder von etablierten Banken noch von Digital-/Neobanken. (2) Die Familie wird nicht mit Ihren spezifischen Bedürfnissen verstanden und mit geeigneten App-basierten Angeboten umfassend als Familie und individuell in Bezug auf die einzelnen Familienmitglieder bedient. (3) Das ökonomische Potential eines App-basierten Family Banking Angebotes für „moderne“ Eltern ist gross und wird von aktuellen Anbietern unterschätzt bzw. nicht richtig erkannt. Die dritte These, auf welche Du Bezug nimmst, gilt es noch genauer zu validieren. Ich teile daher Deine Ansicht, dass das Thema Family Banking möglicherweise eine ökonomische Herausforderung ist. Die Realisierung des Ertragspotentials hängt meiner Ansicht nach von der konkreten Ausgestaltung der unterschiedlichen Dimensionen des Geschäftsmodells (u.a. Kundensegmente, Value Proposition, Vertriebsansatz und Ertragsmodell) ab. Gemäss meinem Research unterscheiden sich die aktuellen Family Banking Angebote im internationalen Vergleich teilweise markant in Bezug die genannten Dimensionen. Öffentliche verfügbare Daten, welche Angebote mit welchen Ausprägungen wie gut funktionieren, gibt es leider (noch) nicht. Die heute verfügbaren Digital Family Banking Angebote im Ausland stammen heute mehrheitlich noch von Neobanken und erstaunlicherweise nicht von klassischen Banken. Die Tatsache, dass es zahlreiche solcher Anbieter gibt und die Anzahl immer noch wächst, legt den Schluss nahe, dass ein ökonomisches Potential vorhanden sein muss. Die relevante Frage für etablierte Schweizer Banken ist aus meiner Sicht aktuell v.a., welches der optimalste Ansatz ist, wie man das Potential einfach und schnell erschliessen kann. Die St. Galler Kantonalbank AG sowie auch die Graubündner Kantonalbank haben beide in den letzten 12 Monaten mit ihren digitalen Taschengeld Apps eine Ausprägung von digitalem Family Banking lanciert. Die St. Galler Kantonalbank AG berichtete letzte Woche, dass ihre Erwartungen bezüglich Nachfrage übertroffen wurden. Das Angebot scheint ein Bedürfnis zu decken. Siehe dazu: https://www.linkedin.com/posts/manuelthomet_bankkarte-statt-bargeld-digitales-sackgeld-activity-6969565106569388032--OdP?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

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Manuel Thomet

25. August 2022

Ebenso vielen Dank für Deine Einschätzung, lieber Jochen. Ich teile Deine Ansichten. Mich erstaunt die aktuelle Situation v.a. insofern, als dass es die Zielgruppe (oder Ökosystem) Familie seit jeher gibt. Banken sollten sich heute überlegen, was der Begriff "Hausbank" im Kontext von digital affinen Familien morgen bedeutet. Meiner Ansicht ist die klassische Bank auf einem Entwicklungspfad von einer ursprünglich analogen zu einer mehrheitlich digitalen Hausbank, welche den Spagat schafft, digital affine Kinder und deren Eltern zu bedürfnis- (Produkte, Dienstleistungen) und altersgerecht (UX/UI) zu bedienen. In Bezug auf Letzteres gibt es durchaus schon tolle Ansätze, wie Kinder mit attraktiven Apps in die Welt der Finanzen eingeführt werden.

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Jochen Wölpert

25. August 2022

Danke Nils und Manuel für den interessanten Beitrag. Ich pflichte euch bei, dass im Thema insbesondere in der Schweiz noch viel Potential liegt und wir uns noch in der "Steinzeit" befinden. Aus meiner Sicht gilt das für alle Kanäle - online wie offline. Als Vater einer 13 Jährigen stelle ich immer wieder fest, dass kein Kanal für Kinder / Jugendliche ausgelegt ist und schon gar nicht für die Familie. Die Journeys, die Ansprache einfach alles ist auf Erwachsene ausgelegt, die Kanäle sind Silos und die Kundenbeziehungen (Eltern, Kinder) auch. Das holistisch durchzudenken und zu realsieren hätte viel Potential. ABER: Ich erwarte hier nicht zu viel, da die Investitionen einen sehr langfristigen Horizont haben und die Banken an vielen Stellen mit kurzfristigen Problemen schon mehr als gefordert sind. Zudem müssen solche Angebote kontinuierlich weiterentwickelt werden und sind nicht ein einmaliger Wurf, brauchen also kontinuierliche Investitionen.

Antworten

Nils Hafner

25. August 2022

Danke für Deine Einschätzung, lieber Jochen. Ja, sehe ich auch so. Auf der anderen Seite muss man vielleicht auch mal dagegen rechnen, wieviel Banken heute für das Kennenlernen der "Next Generation" ausgeben. Aber das hat auch damit zu tun, dass der RoI hier vermeintlich in kürzerer Zeit zu erreichen ist. Es stellt sich trotz allen Geredes nach wie vor so dar, dass Banking eher als "Deal making" denn als Beziehungsgeschäft gesehen wird. Aber auch hier bin ich mal gespannt auf Revolut. Es muss ja jemand geben, der den Druck auf die Branche sukzessive erhöht.

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21. Juli 2022

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Die Liechtensteinische Landesbank hat mit wiLLBe Schweizer Retail Banking-Kund:innen im Visier – eine Analyse

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Das heute von der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) lancierte Angebot wiLLBe ist eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete rein digitale Vermögensverwaltungs-App. Die Lösung ist sophistiziert und Schweizer und Liechtensteiner Anleger:innen können bereits ab CHF 2‘000 zu einem attraktiven Preis investieren. Mit wiLLBe erhöht sich die Anzahl der digitalen Anlagelösungen (ohne Vorsorge-Apps) in der Schweiz auf bereits 22. Im heutigen Blog erläutere ich, warum ich das Angebot von wiLLBe trotzdem vorstelle und wie ich die Marktchancen der Lösung beurteile.

Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) mit Sitz in Vaduz war bislang im Schweizer Retail-Banking vor allem bekannt als Muttergesellschaft der Bank Linth. Mit der heute lancierten digitalen Anlagelösung wiLLBe (die beiden L in der Mitte sind absichtlich Grossbuchstaben, damit der Name LLB zumindest für Experten ersichtlich ist) möchte die liechtensteinische Bank nun aber auch direkt die Schweizer Kundschaft gewinnen.

Der Onboarding-Prozess

In einem ersten Schritt wählt der Kunde respektive die Kundin zuerst diejenigen Nachhaltigkeits-Themen aus, in welche sie investieren möchten. Die LLB hat dabei die von den Vereinten Nationen (UN) definierten 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) für die wiLLBe-Nutzer:innen in sieben ausgewählte Themen zusammengefasst (siehe Abbildung 1). Die Nutzer:innen können wählen, in welchen Themen ihr Portfolio investiert sein soll.

Abb 1 wiLLBe
Abbildung 1: Wahl der nachhaltigen Anlagethemen

In einem zweiten Schritt wird die Investment-Strategie der Kundschaft festgelegt («Anlagestrategie planen»). Nach Beantwortung von zehn Fragen zur Risikofähigkeit und Risikobereitschaft (mit interessanten Fragen in Bezug auf die Verlustaversion) macht wiLLBe einen Anlagevorschlag, welchen man als Kund:in aber manuell anpassen kann.

In den Portfolios können basierend auf dem Risikoprofil der Kund:in Teile der Portfolios mit Impact-Features selbstständig ausgesucht werden. Neben spezifischen Impact-Anlagen werden auch verschiedene «klassische» Firmen (mit Nachhaltigkeitskriterien) inkludiert.

Erst als dritter Schritt erfolgt das eigentliche Digital Onboarding. Positiv fällt auf, dass die Identifikation ohne Video abläuft («Online Ident»). Auf der anderen Seite gibt es im Bereich des Onboardings aus meiner Sicht noch Optimierungspotenzial, wie beispielsweise das automatische Ausfüllen der Ortschaft nach Eingabe der PLZ. Verschiedene Printscreens dieses Anbahnungsprozesses finden Sie in Abbildung 2.

Abb 2 wellBe
Abbildung 2: Einige Printscreens aus dem Onboarding-Prozess

Differenzierungsmerkmale von wiLLBe

Es fällt mit zunehmender Anzahl an Angeboten schwer, sich als digitale Vermögensverwaltungs-App mit einem spannenden USP zu differenzieren. Beim Angebot von wiLLBe sehe ich aber verschiedene Merkmale, die auch in Kombination differenzierend sind.

  • Spannend finde ich, dass auf dem Dashboard der wiLLBe-App nicht nur die finanzielle Performance aufgezeigt wird, sondern auch wie das individuelle Portfolio hinsichtlich Nachhaltigkeitskriterien wie «globaler Temperaturanstieg», «CO₂-Emission» und «Energieverbrauch» abschneidet (siehe Abbildung 3).
  • Die LLB kooperiert im Rahmen von wiLLBe mit verschiedenen Non-Profit-Organisationen (NPO) wie Mercy Ships, Compensators und Aiducation. Wer mit wiLLBe anlegt, kann zusätzlich zur nachhaltigen Investition einen fixen Teil des Gewinns, der im wiLLBe-Portfolio erzielt wird, an diese Partner spenden und so zu einer nachhaltigeren Welt beitragen. Dieses Performance-Spenden ist – zumindest meines Wissens – neu im Schweizer Anlagemarkt.
  • wiLLBe nutzt – wie auch Yuh, Flowbank oder die Zugerberg Finanz – die Möglichkeit von «Fractional Shares». Kund:innen können einen Bruchteil der Aktie (oder eines ETF) kaufen. Damit haben sie auch anteilsmässig Anrecht auf Dividenden. Die LLB übernimmt die Rolle des Käufers und ist eine Art Treuhänder der Kund:innen (beim Erwerb von «Teilaktien» erhalten Kund:innen kein Stimmrecht und werden nicht ins Aktienregister eingetragen). Aus IT-technischer Sicht ist die Umsetzung zwar eher komplex, solche Lösungen sind allerdings sehr (Retail)kundenorientiert.
Abbildung 3: Dashboard wiLLBe

Weitere Elemente des Geschäftsmodells

Nachfolgend zeige ich weitere Elemente auf, die aus meiner Sicht interessant und relevant sind:

  • Bereits ab einer Einstiegssumme von CHF 2‘000 kann jede Anlegerin und jeder Anleger die Lösung nutzen. Damit sind die Einstiegshürden auch im Quervergleich eher tief. Im Schnitt liegen die Mindestinvestitionssummen bei den anderen 21 Lösungen bei etwas unter CHF 10’000. Eine solche tiefe Einstiegssumme von CHF 2’000 ist sonst nur bei findependent, Selma und Invoya möglich.
  • Die Jahresgebühr beträgt 0.49 Prozent auf dem verwalteten Vermögen. Bei CHF 5’000 betragen die Kosten also CHF 24.50 pro Jahr. Hinzu kommen externe Kosten, die auf der Website ausgewiesen sind. Dadurch ist wiLLBe derzeit einer der drei günstigsten Anbieter am Markt.
  • Das für wiLLBe eingesetzte Optimierungstool von Swissquant erachte ich als sehr leistungsstark. Neben einer äusserst ausgeprägten Individualisierung von Portfolios (es gibt nicht nur einige wenige Musterportfolios) werden beispielsweise auch wöchentlich «Health Checks» und danach, falls nötig, Rebalancings der Portfolios durchgeführt (z.B. in Bezug auf Klumpenrisiken). Zudem wird die taktische Asset Allocation der Liechtensteinischen Landesbank auch auf dieses Retail und Affluent Kunden-Angebot übertragen.
  • Was mir persönlich gefällt: Für Personen, die sich nur oberflächlich für das Portfolio interessieren, finden sich auf einer einzelnen Seite alle relevanten Informationen. Für Personen, welche sich das Anlageportfolio genauer anschauen möchten und zusätzliche Informationen und Markteinschätzungen suchen, finden sich viele weitere detailliertere Auswertungen und Angaben in der App.
  • Kund:innen können auch Sparpläne einrichten (ab CHF 50)
  • Das Angebot ist für Smartphone und Desktop konzipiert. Die Apps sind ab sofort verfügbar. Die Desktopversion wird im Herbst folgen.

Fazit

Ich persönlich halte wiLLBe für ein spannendes und sowohl optisch wie auch in Bezug auf die generelle Ausrichtung gut umgesetztes Produkt. Es bietet einige gegenüber bestehenden Lösungen interessante Differenzierungsmerkmale mit einer klaren Positionierung im Bereich der Nachhaltigkeit. Erstaunlich ist, dass die Lösung zwar sophistiziert ist, gleichzeitig aber die Einstiegshürden mit CHF 2’000 tief und das Pricing mit 0.49 Prozent attraktiv ist. Wird es auch erfolgreich sein? Eine grosse Hürde ist es, – das haben wir auch schon von anderen Produkten im digitalen Anlagemarkt gelernt – in einem bereits heute schon umkämpften Markt das Produkt bekannt zu machen. Es ist anspruchsvoll, eine neue (Sub-)Marke im Massenkundengeschäft zu etablieren, zumal auch das Mutterhaus, die Liechtensteinische Landesbank, der Schweizer Bevölkerung noch eher unbekannt sein dürfte. Zudem ist das Konzept von digitalen Anlage-Apps in der Schweiz noch immer nicht sehr bekannt. Möglicherweise kann aber durch die klare Ausrichtung auf nachhaltiges Anlegen eine neue Kundengruppe gewonnen werden.

Vergleichbar ist die Lösung inhaltlich derzeit am ehesten mit derjenigen von Invoya. Spannend wird es auch sein, wie sich das wohl Ende Jahr lancierte Angebot von Radicant (Basellandschaftliche Kantonalbank) von wiLLBe unterscheiden wird. wiLLBe hat diesbezüglich in verschiedener Hinsicht auf alle Fälle schon einen guten Benchmark gesetzt.

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11. Juli 2022

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Sourcing

Cloud Computing bei Schweizer Retailbanken

Von Dr. Felix Buschor und Joël Ettlin

Cloud Computing ist definitiv bei den Banken angekommen. Sei es, weil man sich Kosteneinsparungen verspricht, sei es, weil vermehrt Software nur mehr als Service aus der Cloud verfügbar ist, oder sei es, weil es ein unverzichtbarer Enabler neuer Geschäftsmodelle ist. Im heutigen Blog-Beitrag stellen wir die Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema Cloud Computing bei Schweizer Retailbanken vor.

Die beiden Grossbanken haben ihre Reise in die Cloud schon vor einiger Zeit begonnen. Ende 2021 hat auch die ZKB angekündigt, einen Teil ihrer IT-Infrastruktur zusammen mit Kundendaten in die Public Cloud zu verlagern. Public Cloud-Dienste werden von Hyperscalern wie Amazon, Google oder Microsoft übers Internet für jeden, der sie nutzen möchte, zur Verfügung gestellt. Dem entgegengesetzt sind Private Clouds, die von einem Unternehmen innerhalb seines eigenen Rechenzentrums betrieben wird.[1] Dazwischen liegen Community Clouds, die für die ausschliessliche Nutzung einer Gruppe von Unternehmen bereitgestellt und betrieben werden.

Im Rahmen der IFZ Sourcing Studie 2022, die am 24. August anlässlich der diesjährigen Sourcing Konferenz publiziert wird, sind wir der Frage nachgegangen, wie Retailbanken Cloud Computing einschätzen. Die Umfrage haben 35 Retailbanken und 23 Anbieter von Sourcing-Leistungen beantwortet.

SaaS-Lösungen als Grund für – Auslandbezug als Grund gegen Public Cloud

Gemäss der Umfrage sehen die Banken in der Zunahme von SaaS-Lösungen[2] den wichtigsten Grund, eine Public Cloud einzusetzen, da diese in vielen Fällen nur über eine solche bezogen werden können. Den Zugang zu Innovationen sehen die Banken damit als wichtigeres Argument, eine Public Cloud zu nutzen, als die Möglichkeit Kosten zu sparen, sei es durch tiefere Preise oder Pay-per-Use Preismodelle. Wenn die Nutzung von Saas-Lösungen für die Banken eine so hohe Bedeutung hat, dann ist davon auszugehen, dass dies auch Auswirkungen auf die Betriebsmodelle hat. Bei einem umfassenden Einsatz von SaaS-Lösungen ist damit zu rechnen, dass nicht nur ein, sondern mehrere Public Cloud Provider genutzt werden. Als Konsequenz führt dies für die Banken zu einer Multicloud-Betriebsumgebung.

Abbildung 1: Hauptgründe, die für (links) und gegen (rechts) eine Nutzung der Public Cloud sprechen.

Public Cloud Provider haben in den allermeisten Fällen einen Bezug zum Ausland. Gemäss Abbildung 1 sehen die Banken denn auch eine Speicherung der Daten im Ausland, oder wenn diese in der Schweiz sind, den Zugriff für den Betrieb aus dem Ausland als grösste Gefahr.[3] Banken, die bereits die Public Cloud nutzen, haben jedoch zusammen mit Public Cloud Providern Wege gefunden, um die Vertraulichkeit der Daten mittels technischer, organisatorischer und teilweise vertraglicher Massnahmen ausreichend zu schützen.

IT-Leiter als treibende Kraft hinter dem Thema Cloud Computing

Aus der Umfrage geht hervor, dass bei mehr als drei Viertel der Banken die Informatik die zentrale Rolle spielt, wenn es gilt, in die Cloud aufzubrechen. Auch die Geschäftsleitung hat eine ansehnliche Bedeutung, wenn es darum geht, das Thema Cloud in die Bank hineinzutragen. Dies mag damit zusammenhängen, dass Cloud Computing mittlerweile nicht mehr nur als Möglichkeit der Kostenoptimierung gesehen wird. Vielmehr gewinnt Cloud Computing zunehmend als technischer Bestandteil zukünftiger Geschäftsmodelle, wie beispielsweise Open Banking[4], an Bedeutung.

Es ist aber auch festzustellen, dass fast zehn Prozent der Banken keine Notwendigkeit für Cloud Computing sehen.

Abbildung 2: Treibende Kraft hinter dem Thema Cloud Computing

Banken sehen einen Fünftel des Workloads bis 2024 in einer Public Cloud

Gemäss einer Schätzung der Boston Consulting Group aus dem Jahre 2021 betreiben Banken weltweit rund 15 Prozent ihres Workloads in einer Public Cloud. Die UBS will künftig einen Drittel des Workloads in der Public Cloud, einen Drittel in der Private Cloud und den restlichen Drittel traditionell auf dem Mainframe betreiben.

Abbildung 3: Schätzung der Verteilung des IT-Workloads im Jahr 2024.

Die Retailbanken gehen davon aus, dass sie in den nächsten drei Jahren mehr als 60 Prozent des Workloads in eine Cloud verlagert haben.[5] Rund ein Fünftel soll in einer Public Cloud, ein Viertel in einer Private Cloud und der Rest in einer Community Cloud betrieben werden. Die Anbieter von Sourcing-Leistungen sehen den gesamten Anteil in der Cloud mit 70 Prozent etwas zuversichtlicher. Der Anteil der Public Cloud wird von den Anbietern mit 17 Prozent leicht tiefer geschätzt als von den Banken.

Die Public Cloud hält vor allem am Arbeitsplatz der Bankmitarbeitenden Einzug

Auf die Frage an die Banken, wofür sie Cloud Computing einsetzen wollen, steht ganz oben auf der Liste der Einsatz am Arbeitsplatz der Mitarbeitenden. Dies lässt sich damit erklären, dass Microsoft für seine Produkte vermehrt auf SaaS-Lösungen setzt. So ist etwa die Video-Conferencing Lösung Microsoft Teams nur noch als Service in der Microsoft Cloud verfügbar. Den zweiten Rang teilen sich zwei Einsatzbereiche der Public Cloud: Erstens die Möglichkeit, in einer Public Cloud effizient Software zu entwickeln und zu betreiben sowie zweitens SaaS-Produkte an der Kundenschnittstelle.

Wenig Zuversicht zeigen die befragten Banken, wenn es darum geht, ihr Kernbankensystem in der Cloud zu betreiben. Offenbar ist den Banken nicht klar, ob der Betrieb des Kernbankensystems in der Cloud bis 2024 technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist. Während für knapp zehn Prozent der Banken Cloud Computing kein Thema ist, wollen fast 15 Prozent der Banken keine Public Cloud-Dienste nutzen.

Abbildung 4: Bereiche, in denen Banken im Jahr 2024 die Public Cloud einsetzen.

Fazit

Der Zeitpunkt ist auch für kleinere und mittlere Retailbanken gekommen, sich mit Cloud Computing auseinanderzusetzen. Die grossen Banken zeichnen mit ihren Vorstössen mögliche Wege auf. Und tatsächlich zeigt unsere Umfrage, dass sich viele Banken intensiv mit dem Thema Cloud und insbesondere dem Thema Public Cloud befassen. Darüber hinaus scheinen nicht wenige Banken mehr oder weniger konkrete Vorstellungen oder Pläne zur Verlagerung von Workload in die Cloud auf dem Tisch zu haben.

Möchten Sie das Thema mit uns vertiefen? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf (felix.buschor@hslu.ch). Neben Cloud Computing werden weitere interessante Aspekte rund um Sourcing bei Banken am 24. August an der IFZ Sourcing Konferenz 2022 vorgestellt. Hier geht’s zur Anmeldung: (Sourcing Konferenz 2022 | Hochschule Luzern (hslu.ch)).

[1]     Für Banken, die ihr Rechenzentrum ausgelagert haben, bieten in der Regel die Rechenzentrumsbetreiber Private Clouds an.

[2]     SaaS steht für Software as a Service.

[3]     Die Herausforderungen, die sich aus dem Auslandbezug der Public Cloud-Dienste ergeben, ist im folgenden Blog-Beitrag ausführlicher dargestellt: Ist die Nutzung von Public Cloud-Diensten für Banken möglich? | IFZ Retail Banking Blog (hslu.ch).

[4]     Zur Bedeutung von Cloud Computing für Open Banking siehe IFZ Open Banking Studie 2022, verfügbar unter: Publikationen – Banking Services (hslu.ch).

[5]     Um die Workload-Schätzungen der Banken zu aggregieren, wurden diese mit der Bilanzsumme gewichtet.

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4. Juli 2022

Allgemein,

Digitales Anlegen,

Digitalisierung

Die Kundenstruktur einer digitalen Anlagelösung am Beispiel von Findependent

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Im Februar 2021 hat das Startup Findependent ihre Finanzanlage-App lanciert. Heute hat das Startup bereits gut 4’000 Kund:innen. Mit ihrem Geschäftsmodell zielt das Unternehmen auf das Segment der eher unerfahrenen Anleger:innen. Im heutigen Blog erläutere ich zuerst das Modell von findependent. In einem zweiten Schritt gehe ich auf das Nutzer:innen-Profil der digitalen Anlagelösung ein.

Über Findependent

Bereits ab einem Betrag von CHF 500 kann man sein Vermögen bei findependent verwalten lassen. Das Geld wird – wie auch bei anderen Robo-Advisors – diversifiziert und abgestimmt auf das individuelle Risikoprofil in passive, kostengünstige Exchange Traded Funds (ETF) angelegt. Das Portfolio wird überwacht und bei Verletzung der vorgesehenen Gewichtung automatisch umgeschichtet. Die Verwaltungs- und Depotgebühren belaufen sich auf jährlich 0.44 Prozent. des Mandatsvolumens. Hinzu kommen ETF-Kosten von ca. 0.12-0.23 Prozent pro Jahr. Gemäss einer Analyse von Moneyland gehört findependent dadurch zu den günstigsten Angeboten im Markt. Partnerin von findependent ist die Hypothekarbank Lenzburg. Des Weiteren hat findependent eine Kooperationsvereinbarung mit Neon.

Erwähnenswert finde ich auch die beiden folgenden Aspekte:

  • Findependent fährt den aus anderen Branchen (z.B. Spotify) bekannten Freemium Ansatz. Bis zu einem Anlagevolumen von CHF 2’000 fallen keine Verwaltungs- und Depotgebühren an. Dadurch können Kund:innen das Angebot auch mit wenig Geld und fast ohne Kosten (resp. nur mit Produktgebühren) zuerst einmal ausprobieren.
  • Im Gegensatz zu vielen anderen digitalen Anlagelösungen ist die ganze Nutzer:innen-Erfahrung komplett auf das Smartphone ausgerichtet (Mobile-only-Lösung).

Wer nutzt findependent bislang?

Das Startup kann nach rund 1.5 Jahren immerhin gut 4’000 Kund:innen vorweisen. Die Firma hat sich nicht zuletzt durch den Auftritt in der Gründershow von 3+ «Die Höhle der Löwen Schweiz» bekannter gemacht. Gemäss dem Gründer Matthias Bryner hat man das langfristige Ziel, 50’000 Kund:innen zu haben.

Wie ich schon mehrfach auf diesem Blog erwähnt habe, sind die «Early Adopters» von technologischen Innovationen im Finanzbereich stets überwiegend männliche Personen zwischen 30 und 45 Jahren. Bei einer Innovation im Anlagebereich akzentuiert sich dieses Profil noch einmal, wie die Daten der findependent zeigen. 79 Prozent der Investoren, welche findependent nutzen, sind männlich. Das Durchschnittsalter der Nutzer:innen liegt bei 38 Jahren. Wie Abbildung 1 aufzeigt, befinden sich aber auch viele Kund:innen von findependent in den Altersgruppen zwischen 26 und 35 Jahren.

Abbildung 1: Altersverteilung der Investor:innen bei Findependent per Juni 2022

Die investierten Anlagebeträge liegen zwischen CHF 500 und mehr als CHF 1 Mio.

In Bezug auf Einkommen und Vermögen zeigt sich, dass im Schnitt eher mittel- bis gutverdienende Personen findependent nutzen und die entsprechenden Personen noch eher am Anfang des Vermögensaufbaus sind. So verdienen gut ein Drittel der Kundschaft mehr als CHF 100’000 jährlich derweil rund 50 Prozent der findependent-Kundschaft zwischen 50’000 und 100’000 CHF pro Jahr verdient. Rund 60 Prozent der Kundschaft hat ein Nettovermögen von mehr als CHF 50’000.

Interessant ist, dass die gewählte Anlagelösung nach Geschlecht sehr unterschiedlich ist (vgl. Abbildung 2). Die männlichen findependent Anleger sind dabei deutlich risikofreudiger als die weiblichen Anlegerinnen. 55 Prozent der Anleger wählen einen Aktienanteil, der bei 80 Prozent oder höher liegt. Bei den Anlegerinnen sind es nur 39 Prozent, welche ihr Portfolio so risikofreudig gestalten (lassen).

Abbildung 2: Risikofreudigkeit nach Geschlecht bei findependent (n=4417)

Mit dem oben vorgestellten Konzept und dem Preiskonzept zielt die Firma auch auf das grosse Segment der eher unerfahrenen Anlegerinnen und Anleger. Abbildung 3 verstärkt dieses Bild. Nur wenige Kund:innen schätzen ihre Finanzkenntnisse als (sehr) hoch ein.

Abbildung 3: Wie schätzt Du Deine Finanzkenntnisse ein? (Quelle: findependent mit n=4417)

Interessant ist, dass aus der Community der Wunsch nach mehr Mitbestimmungs-Optionen in Bezug auf die Anlagen geäussert wurde. Obschon dies nun möglich ist, haben sich weniger als fünf Prozent der Kund:innen für den etwas individuelleren Ansatz entschieden. Die überwiegende Mehrheit verlässt sich auf das Kernangebot der Firma. Dies ist in Anbetracht der Finanzkenntnisse aber nachvollziehbar.

Fazit

Generell kann festgestellt werden, dass eher wenige Schweizerinnen und Schweizer wirklich finanzaffin sind. So hat mehr als die Hälfte der Befragten in unserer gemeinsam mit Vontobel und Raiffeisen durchgeführten Umfrage angeben, sich gar nicht oder nur wenig für Finanzmärkte zu interessieren. Nur eine von vier Personen – und überproportional viele Männer und Personen, die in der Deutschschweiz leben, über einen Hochschulabschluss verfügen und vermögend sind – hat ein starkes bis sehr starkes Interesse für die Finanzmärkte. Nichtdestotrotz haben gut 60 Prozent der Befragten schon einmal in Wertschriften investiert.

Digitale Anlagelösungen sind hierzulande – auch im Vergleich zum Ausland – bei vielen Schweizerinnen und Schweizern noch immer wenig bekannt und das Marktvolumen ist daher noch immer eher gering. Nur 13 Prozent aller Befragten (und 18% der Investoren) haben in unserer Umfrage angegeben, leichte bis gute Kenntnisse zu diesen Produkten zu haben. Wie die obigen Auswertungen von findependent bestätigen, sind mit solchen digitalen Angeboten noch am ehesten Männer vertraut. Im Gegensatz zu anderen Lösungen sind bei findependent aber auch Personen mit einer geringeren Vermögensgrösse, etwas jüngere Personen (als bei anderen digitalen Finanzapps) und Personen mit weniger Finanzkenntnissen Kund:innen geworden.

Für diese interessanten Unterschiede zu früheren Auswertungen sehe ich im Moment drei mögliche Erklärungsansätze: Als erstes hat findependent diese Kunden-Struktur, weil es ein interessantes Freemium-Modell anbietet und der marketingtechnisch wertvolle TV-Auftritt in «Die Höhle der Löwen Schweiz» dem Startup zu einem neuen Publikum verholfen hat. Als zweites könnte es sein, dass nun auch digitale Anlageprodukte stärker in die Bevölkerung vordringen können. Nach Twint, verschiedenen Smartphone Banken oder digitalen Säule 3a-Lösungen könnten nun digitale Anlage-Produkte an der Reihe sein. Als drittes können diese Resultate aber auch etwas «zufällig» sein, da die Anzahl Kund:innen von findependent mit 4’000 noch zu klein ist um allgemeingültige Aussagen zu grösseren Entwicklungen tätigen zu können. Insofern: Wir bleiben dran!

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2 Kommentare

Luca

28. Februar 2024

Hey, ich benutze die Anlage-App von findependent und sie ist wirklich super! Wenn du es auch ausprobieren möchtest, kannst du bei der Kontoeröffnung meinen Code 6C41G5 eingeben und so die ersten CHF 3'000 lebenslang ohne Verwaltungs- und Depotgebühren anlegen. Einsteigen kannst du aber schon ab CHF 500! Erfahre mehr auf findependent.ch oder lade einfach die App herunter und melde dich an! Gruss aus Schaffhausen ;)

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Zazzi

3. November 2023

Hey! Ich nutze die Anlage-App findependent. Falls du es auch ausprobieren willst, kannst du bei der Kontoeröffnung meinen Code WG9WGM eingeben und so die ersten CHF 3'000 ein Leben lang ohne Verwaltungs- und Depotgebühren anlegen. Starten kannst du aber bereits ab CHF 500! Erfahre mehr auf findependent.ch

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27. Juni 2022

Alltags-Banking,

Analytics,

Bankregulierung,

Bankstrategie,

Digitalisierung,

Konsumkredit,

Ökosystem

Apple braucht keine Banken mehr und wird Kreditgeber– warum Apple Pay Later für alle Retailbanken relevant ist

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich

Auf seiner Entwicklerkonferenz hat Apple ein bemerkenswertes neues Retailbanking-Angebot rund um Apple Pay angekündigt. Apple führt in den USA noch in diesem Jahr «Apple Pay Later» ein – die Apple Version von „Buy now, pay later“. Kundinnen und Kunden, die Zahlungen über Apples System abwickeln, sollen diese künftig zinslos (!) auch über sechs Wochen hinweg in vier Raten bezahlen können. Interessant und aus Bankensicht relevant ist, dass Apple dieses Angebot (fast) ohne Bankpartner auf den Markt bringt. Apple dringt damit tief(er) in den Bankenmarkt ein – und schreckt auch vor dem Finanzierungsgeschäft nicht mehr zurück. Für die etablierten Banken ein Warnsignal? Eine Einschätzung.

Das Angebot

An der Entwicklerkonferenz hatten einige Apple-Fans vergeblich auf neue Angebote rund um VR-Brillen oder das Thema Metaverse gehofft. Stattdessen war eine der spannendsten Ankündigungen (zumindest aus meiner leicht gefärbten Brille), dass Apple mit «Apple Pay Later» noch weiter in die Finanzindustrie vordringen wird. Durch die Einführung eines eigenen „Buy Now Pay Later“(BNPL)-Kredits erweitert Apple sein Angebot an Finanzdienstleistungen, das bereits mobile Zahlungen und Kreditkarten umfasst. Ab Herbst können in den USA mit Apple Pay bezahlte Käufe zwischen 50 und 1000 USD in vier Raten, verteilt über sechs Wochen bezahlt werden. Apple wird also (zumindest in einem ersten Schritt) Kreditgeber für eher tiefe Kreditbeträge und kurze Kredit-Laufzeiten. Der maximale Betrag, für den die Verbraucher:innen bei Apple Pay Later zugelassen werden, hängt von der Kreditwürdigkeit der Nutzer:innen ab.

Die fälligen Zahlungen werden in der Regel automatisch alle zwei Wochen von den Bankkonten abgebucht. Bemerkenswert ist dabei, dass Apple Pay Later in diesen sechs Wochen keine zusätzlichen Gebühren oder Zinsen erhebt. Da an fast jeder Kasse in den USA Apple Pay Later möglich sein wird, ist davon auszugehen, dass die Händler ihr Geld sofort bekommen. Apple tritt entsprechend mit einem kostenlosen Darlehen als Kreditgeber für seine Kundschaft auf.
Wie das in etwa ausschauen könnte, zeigt Abbildung 1.

Abbildung 1: Apple Pay Later Printscreens

Apple als Bank

Bemerkenswert am Apple Pay Later-Angebot ist aus meiner Sicht vor allem, dass Apple wichtige Finanzaufgaben erstmals praktisch ohne Unterstützung eines Bankpartners macht. Dieser Schritt markiert eine bedeutende Veränderung. Bislang ging man davon aus, dass Apple nicht selber Kreditgeber werden möchte. Nun übernimmt Apple (resp. ein eigenes Tochter-Unternehmen) aber sowohl die Kreditprüfung als auch das Risikomanagement und die Abwicklung (Goldman Sachs, der Kreditkarten-Partner von Apple in den USA, stellt lediglich eine formal erforderliche Lizenz zur Verfügung. Das Finanzunternehmen ist der Herausgeber der Mastercard-Zahlungsberechtigung, die für die Abwicklung von Apple Pay Later-Einkäufen verwendet wird). Ähnlich wie eine Bank wird sich auch Apple auf Kreditauskünfte und FICO-Scores stützen, um die Bonität der Bewerber:innen zu prüfen. Apple könnte zusätzlich aber auch seine riesigen Datenmengen an Apple-ID-Daten zur Identitätsüberprüfung und Betrugsprävention nutzen.

Da Apple die Kredite finanziert, wird das Unternehmen auch Verluste übernehmen, wenn die Kreditnehmer:innen nicht zurückzahlen können.

Warum macht Apple das?

Warum hat sich Apple zu diesem Schritt entschieden? Ich sehe drei Gründe:

  • Das Angebot kann zumindest in der derzeitigen Form als «logische» Erweiterung der bereits vorhandenen Zahlungsdienste betrachtet werden. Mit Pay Later können die Zahlungsdienste von Apple noch relevanter gemacht werden. Wer es schätzen gelernt hat, Zahlungen mit Apple Pay auf Raten zurückzahlen zu können, wird noch enger an das iPhone und das Apple Ökosystem gebunden. Grundsätzlich entspricht das Angebot auch dem Trend, bei Verkauf eines Produktes auch die Finanzierung (und oftmals Versicherung) aus einer Hand anzubieten.
  • Zahlungen mit niedrigen Summen und einem kurzen Rückzahlungs-Zeitraum von sechs Wochen sind ein Marktsegment, in dem Banken noch wenig aktiv sind (im Gegensatz zu Klarna oder PayPal). Anders würde es aussehen, wenn Kunden mittelfristig auch höhere Summen über längere Zeiträume zurückzahlen könnten.
  • Dem «Buy Now, Pay Later» Markt werden gute Wachstumsaussichten bescheinigt. Der Markteintritt im derzeitigen Umfeld von steigender/hoher Inflation, steigenden Zinssätzen und verlangsamtem Wirtschaftswachstum mag diesbezüglich etwas unglücklich sein (oder genau nicht?) und die Anzahl der Konkurrenten steigt stetig. Nichtsdestotrotz wird dem Markt ein attraktives Marktpotenzial zugestanden.

Auf der anderen Seite beinhaltet das Thema auch ein potenzielles Reputationsrisiko. Aus Konsumenschutzperspektive kann «Buy Now Pay Later» kritisch betrachtet werden. Das Angebot ist gerade für die junge Kundschaft bequem und (zu) verführerisch. So veröffentlichte SFGate einen Bericht über die Dienstleistungen von BNPL, welcher die Beliebtheit insbesondere bei der amerikanischen Generation Z (Jahrgang 1997 und 2012) aufzeigt. Gemäss dieser Studie gehören 73 Prozent der BNPL-Kunden dieser Generation an, und rund 43 Prozent von ihnen berichten, dass sie mindestens eine Zahlung versäumt haben. Auch eine Umfrage von DebtHammer zeigt, dass 30 Prozent der BNPL-Nutzer:innen Schwierigkeiten haben, ihre BNPL-Zahlungen zu leisten. Apple mit seiner unglaublich hohen Vertriebsmacht und der gewählten tiefen «Einstiegshürde» in den BNPL Markt (Möchten Sie sofort bezahlen oder in Raten? Siehe Abbildung 1), trägt entsprechend auch eine grosse Verantwortung in Bezug auf die finanzielle Gesundheit («Financial Health») der gerade jüngeren Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund sehe ich nicht nur Reputationsrisiken für Apple, sondern denke, dass auch stärkere Regulierungsmassnahmen nicht ausgeschlossen sind.

Mögliche Ausbauschritte von Apple Pay Later

Geographisch wird Apple Pay Later – wie üblich bei Apple – zuerst nur in den USA verfügbar sein. Dies macht durchaus Sinn, da einerseits die Datensituation in Bezug auf die Kreditfähigkeit in den USA homogener ist als beispielsweise in vielen europäischen Ländern. Als zweites skaliert der Markt besser als der fragmentiertere europäische Markt. Apple plant aber offenbar, seine neueren Finanzdienstleistungen auch auf weitere Regionen auszuweiten.

Das Unternehmen arbeitet gemäss Bloomberg dazu offenbar an einem längerfristigen BNPL-Programm namens Apple Pay Monthly Installments. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Apple wieder auf Goldman Sachs oder auf andere Partner zurückgreifen oder ob die Firma auch längerfristige und zinslastige Programme zukünftig selber anbieten wird.

Interessant ist vor diesem Hintergrund auch, dass Apple im März 2022 das britische FinTech Credit Kudos übernommen hat. Credit Kudos ermöglicht es Unternehmen, die Risikobewertung respektive die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeiten von Privatpersonen durch den Einsatz von Machine Learning (Predictive Analytics Tools) zu verbessern.

Potenzial auch in der Schweiz?

Auch in der Schweiz hat der Markt für BNPL Potenzial und ist eine direkte Konkurrenz für Konsumkredite und Kreditkarten. Gemäss Capco beträgt der Umsatz mit Ratenabzahlungen auf Kreditkarten hierzulande rund drei Milliarden Franken pro Jahr. Mit dem Wachstum und den zusätzlichen Transaktionen von BNPL-Diensten erwartet Capco ein Marktvolumen von bis zu fünf Milliarden Franken. Wie sich der Markt aber wirklich entwickeln wird, hängt nicht nur vom Angebot, sondern auch vom Kundenverhalten und dem Regulator (insbesondere den Entwicklungen im Bereich des Konsumkreditgesetzes, KKG) ab.

Fazit

Schon mehrere grosse Technologieunternehmen haben Finanzdienstleistungs-Angebote zur Ausweitung oder Vertiefung ihrer Kundenbeziehungen geplant. Bislang konnten aber eigentlich nur im Zahlungsverkehr (Google, Amazon, Apple) gewisse Marktanteile erreicht werden. Und mit der geplanten eigenen Digitalwährung Libra von Meta (Facebook) oder dem an sich vielversprechenden Google Plex Projekt sind auch zwei vieldiskutierte Projekte in der Finanzindustrie wieder begraben worden.

Die bisher erfolgreichen Finanzdienstleistungs-Projekte von BigTechs wurden in der westlichen Welt bislang fast immer in engen Kooperationen mit Banken (oder BaaS-Anbieter) entwickelt. Mit Apple Pay Later ändert das. Apple übernimmt erstmals wichtige Finanzaufgaben praktisch ohne Unterstützung eines Bankpartners und dringt dadurch tiefer in die Finanzwelt vor. Vor allem der Schritt von Apple, die Kreditprüfung und Abwicklung von Krediten selber vorzunehmen macht aus Apple schon fast ein Kreditinstitut. Ich erachte diese strategische (Neu-)Ausrichtung als sehr interessant und relevant für die Finanzindustrie. Noch werden diese Produkte aus Sicht einer Schweizer Retailbank nur in einem fernen von einem grossen Ozean getrennten Land angeboten. Und noch betreffen diese Angebote einen Markt, welcher zumindest auf den ersten Blick nur mässig relevant ist (auf den zweiten Blick könnte aber gerade das Kreditkartengeschäft unter solchen Angeboten etwas leiden). Die strategische Ausrichtung von Apple sollte aber auch für die hiesigen Banken ein Alarmzeichen sein, die neusten Entwicklungen genau(er) zu beobachten.

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20. Juni 2022

Allgemein,

Bank IT,

Bankfiliale,

Digitalisierung,

Hypothekargeschäft,

Kantonalbanken,

Ökosystem

Die digitale Brokerplattform der Thurgauer Kantonalbank im Hypothekargeschäft wächst rasch

Von Dr. Urs Blattmann

Im November 2021 hat die Thurgauer Kantonalbank (TKB) eine online-Plattform zur Vermittlung von Hypotheken lanciert. Wir haben über die vielfältigen Vorteile sowohl für Broker als auch für die Kapitalgeber auf diesem Blog berichtet. Gestartet ist die Plattform mit fünf Brokern; inzwischen nutzen diese bereits 30 Broker und vier Kapitalgeber.

Das Wachstum der Thurgauer Kantonalbank Plattform brokermarket.ch ist beeindruckend. Mit einem Anfragevolumen von über 160 Mio CHF ist es der Thurgauer Kantonalbank (TKB) innert kurzer Zeit gelungen, ein beachtliches Volumen von Finanzierungsanfragen zu generieren. Wie Abbildung 1 zeigt, handelt es sich dabei fast ausschliesslich um selbstbewohntes Wohneigentum.

Abbildung 1: Anteile der Finanzierungsanfragen nach Objekttyp

Abbildung 2 zeigt zudem, dass es sich bei rund drei Vierteln der Anfragen um Käufe handelt, ein Viertel sind Ablösungen. Dies zeigt, dass Kunden gerade beim Kauf eines Objektes vermehrt auf die Unabhängigkeit von Hypothekarvermittlern setzen. Ein Trend, der im Ausland schon seit längerer Zeit beobachtet werden kann.

Abbildung 2: Anteile der Finanzierungsanfragen nach Geschäftsart

Dass es der TKB gelungen ist, die Anzahl der Broker innerhalb eines halben Jahres auf 30 zu steigern, liegt nach unserer Einschätzung daran, dass das Instrument den Brokern zum einen eine substanzielle Effizienzsteigerung ermöglicht, zum andern, dass auch das Pricing vernünftig ist. Dass das Konzept gut aufgesetzt ist, wird auch durch den Umstand bestätigt, dass die acrevis Bank, die Berner sowie die Graubündner Kantonalbank als Kapitalgeber auf dieser Plattform mitmachen.

Die acrevis Bank hat in der Vergangenheit im Hypothekargeschäft noch wenig mit Brokern zusammengearbeitet. Da die Bank aber grundsätzlich offen ist für neue Formen der Kooperation, sieht sie die Plattform als ideale Möglichkeit in diesem Bereich Erfahrungen zu sammeln, welche später auch im Hinblick auf allfällige Engagements bei Ökosystemen von Nutzen sein können. Auch bei der BEKB schätzt man die Situation ähnlich ein. Zudem sieht der Vertrieb mit der Plattform auch die Chance, an neue Kundschaft und Objekte zu kommen, welche das eigene Portefeuille gut ergänzen.

Erste Erfahrungen und Verbesserungen

Die Erfahrungen des ersten halben Jahres haben gezeigt, dass weniger als die Hälfte der Geschäfte von den Brokern als Standardgeschäfte erfasst werden. Dies hat auch damit zu tun, dass die TKB in der Anfangsphase der einzige Kapitalgeber war und deshalb auf der Plattform nur von dieser Seite Offerten eingingen. Da wollten die Broker offensichtlich noch weitere Offerten über andere Kanäle einholen und prüfen. Der geringe Anteil liegt aber auch darin begründet, dass die TKB eine maximale Höhe des Immobilienwertes für Standardgeschäfte festgesetzt hat. Dieser Wert wurde beispielsweise im Kanton Zürich bei einer Vielzahl der Geschäfte überschritten. Gestützt auf diesen Erfahrungen wird die TKB die Kriterien für Standardgeschäfte überprüfen und gegebenfalls anpassen.

Auch der Umstand, dass die Zinssätze täglich angepasst werden, hat für die Broker zu gewissen Problemen geführt: Bis sie ihre Rückfrage beim Kunden erledigt hatten, war der Preis in der Regel bereits nicht mehr derselbe. Neu bietet die TKB deshalb den Brokern die Möglichkeit, den Zinssatz für sieben Tage zu reservieren, so dass nach der Rückfrage beim Kunden das Geschäft auch zu den im System angezeigten Konditionen abgeschlossen werden kann. Jeder Kapitalgeber kann dabei selbst wählen, wie lange die Zinsreservation möglich sein soll.

Für die Durchführung der hedonischen Schätzung sind im Tool neu sowohl IAZI als auch wüestpartner integriert, so dass die Kapitalgeber auch hier mit ihrem bevorzugten Instrument arbeiten können.

Online-Hypothek als Ergänzung

Die modulare, auf Micro-Services basierende Architektur der Plattform ermöglicht es der TKB nicht nur rasch kleinere Verbesserungen zu implementieren, sondern auch neue Komponenten in kurzer Zeit zu entwickeln und einzuführen. So hat die TKB auf der Basis, der für die Broker geschaffenen Erfassungsmasken auch eine neue, für den Endkunden geeignete Version erstellt und wird damit nach den Sommerferien live gehen.

Damit sind mit dieser Lösung bereits zwei der drei möglichen Geschäftsanbahnungskanäle im Hypothekargeschäft abgedeckt. Gut möglich, dass zu einem späteren Zeitpunkt auch noch die Geschäftsanbahnung respektive der -abschluss über den Kundenberater dazu kommt. Unseres Erachtens weist die Plattform zusammen mit dem einfachen Entschädigungsmodell aber bereits heute wichtige Aspekte einer ‘Banking as a Service’-Lösung in einem klar abgegrenzten Bereich auf. Wir haben in der eben publizierten IFZ Studie Open Banking (Download der kostenlosen Studie hier) auf die wachsende Bedeutung solcher Lösungen bereits hingewiesen.

Vereinfachung im Vertragsmanagement und weitere Vorteile für Banken

Der grösste Nutzen einer solchen Plattform für Banken ergibt sich wohl dadurch, dass nur noch ein einfacher Vertrag mit der Plattform abzuschliessen ist und dadurch ein Netzwerk von Brokern erschlossen werden kann. Dabei bleiben die Kapitalgeber frei, ob sie die Zusammenarbeit mit einzelnen Vermittlern gar nicht eingehen wollen. Diese können einfach gesperrt werden, so dass keine Anfragen von diesem Broker bei der Bank eingehen.

Ein weiterer grosser Vorteil besteht darin, dass Banken als Kapitalgeber ihre Konditionen und Regeln individuell eingeben können. Sie können selbst definieren, welches für sie Standardgeschäfte sind, bei denen dem Vermittler – unter dem Vorbehalt korrekter Angaben – eine verbindliche Offerte abgegeben wird. Dies zwingt die Banken aber auch dazu, ihre Regeln eindeutig festzulegen und im System abzubilden. Die Kapitalgeber können im Weiteren auch festlegen, an welchen Nicht-Standard-Geschäften sie ebenfalls interessiert wären und von den Brokern gerne Anfragen zur manuellen Prüfung entgegennehmen. Dabei kann die einzelne Bank auch bestimmen, welche Informationen der Broker bei einer solchen Anfrage liefern soll. Und schliesslich legt die Bank auch selbst fest, an welchen Geschäften sie nicht interessiert ist. Dabei können Kriterien beispielsweise nach Region oder der Grösse des Objektes berücksichtigt werden. Auf diese Weise stellt die Bank sicher, dass keine Ressourcen in die Prüfung von Geschäften gesteckt werden, welche nicht ins eigene Portefeuille passen. Zudem können die Kapitalgeber ihre eigenen bestehenden Hypotheken-Verträge verwenden. Hinzu kommt, dass der Kunde nach dem Vertragsabschluss ein Kunde respektive eine Kundin der Bank ist – die Plattform meldet keinerlei Ansprüche auf die Kundenschnittstelle an.

Im Moment gelangen die Daten von der brokermarket-Lösung noch nicht direkt ins Kernbankensystem der TKB. Im November soll aber eine vom Kernbankensystem unabhängige Schnittstelle zur Verfügung stehen. Die TKB ist daran, auch eine Schnittstelle direkt in Avaloq zu realisieren. Diese soll dann im ersten Quartal 2023 bereitstehen. Damit lassen sich die Daten der Finanzierungsanfragen direkt ins Kernbankensystem übermitteln, so dass die manuelle Doppelerfassung entfällt und von einer vollständig digitalen Lösung gesprochen werden kann. Bezüglich der APIs hat die TKB auch mit Swiss Fintech Innovations (SFTI), einer Branchenorganisation, welche u.a. die Standardisierung der Schnittstellen im Bereich Open Banking vorantreibt, erste Gespräche geführt und plant die von SFTI erarbeiten Standards zu übernehmen.

Vorteile für Broker

Wesentliche Vorteile für die Broker sowie die Funktionsweise der Plattform haben wir bereits im Blogbeitrag vom vergangenen Dezember beschrieben. An dieser Stelle soll deshalb lediglich darauf hingewiesen werden, dass analog zu den Vorteilen im Vertragsmanagement der Banken sich auch für die Broker Netzwerkeffekte ergeben: Mit einem Vertrag können mehrere Kapitalgeber gewonnen und diese über eine einheitliche Oberfläche kontaktiert werden. Dabei ist für den Broker die Plattform umso interessanter je mehr Kapitalgeber dabei sind.

Eigene Einschätzung und Fazit

Das rasche Wachstum der Brokerplattform zeigt, dass sowohl Broker als auch Kapitalgeber ein grosses Interesse haben, die Zusammenarbeit effizient und gemäss den aktuellen, individuellen Bedürfnissen der beiden Parteien abzuwickeln. Der Umstand, dass die Kundschaft nach Abschluss des Geschäfts zum Kunden derjenigen Bank, welche Zuschlag erhalten hat, wird, trägt ebenfalls zur Akzeptanz der Plattform bei. Der ‘Chinese Wall’ bei der TKB, welche gewährleistet, dass der eigene Vertrieb gleichbehandelt wird wie beispielsweise derjenige der acrevis, wird vertraut. Mit diesem Setup sowie mit der geplanten Einführung von standardisierten Open-API Schnittstellen dürfte die Plattform im Hypothekargeschäft weiter an Bedeutung gewinnen.

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13. Juni 2022

Allgemein,

Bankberatung,

Bankstrategie,

Digitales Anlegen,

Digitalisierung,

Kundenorientierung,

Vorsorge

Entwicklungen des Schweizer Marktes für das digitale Anlegen

Von Dr. Tatiana Agnesens, Prof. Dr. Andreas Dietrich und Simon Rüttimann

Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) und der Banking-Trendscout e.foresight haben die dritte Auflage der Studie «Digitales Anlegen» veröffentlicht. Die Studie bewertet die neuen und bestehenden digitalen Anlage- und Vorsorgelösungen hinsichtlich ihrer Sophistizierung und Personalisierung und zeigt die Besonderheiten unterschiedlicher Anbieter auf. Zudem haben wir in dieser Auflage der Studie dem Thema «Zugänglichkeit» der Lösungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In den drei Jahren seit der letzten Studie hat sich die Anzahl Anbieter in der Schweiz wieder fast verdreifacht.

Besonders viel Momentum ist derzeit im digitalen Vorsorgemarkt, bei dem die Anzahl der Anbieter in den vergangenen drei Jahren überproportional stark gewachsen ist. Einige bereits 2019 bestehende Start-ups und etablierte Anbieter haben das digitale Angebot von der reinen Vermögensanlage auf Vorsorgelösungen erweitert. Jedoch sind erste Anbieter bereits wieder vom Markt verschwunden (Sparbatze, Freya/GKB).

Abbildung 1: Übersicht Schweizer digitaler Anlage- und Vorsorgelösungen (fett markiert sind die neuen Lösungen seit der letzten Studie)

Die Evaluation der Geschäftsmodelle digitaler Anlagelösungen zeigt insbesondere, dass die Bereiche Robo Advisory und hybride Modelle durch eine Vielzahl von Anbietern besetzt werden, während der Bereich Social Trading weiterhin nur von zwei Lösungen abgedeckt wird.

Mit zunehmender Sophistizierung und Personalisierung wird der Übergang zwischen digitalen Anlagelösungen und digitalem Private Banking fliessender.

Über die Jahre hinweg hat vor allem die Sophistizierung der Lösungen stark zugenommen. Im Gegensatz zu rein passiven Robo Advisors beruhen die meisten digitalen Anlagelösungen heute auf einer aktiven Form der Vermögensverwaltung. Auch bei den Anlageklassen verfolgen die meisten Anbieter mittlerweile einen Multi-Asset-Ansatz. Bei rund einem Drittel der Lösungen können Investoren sogar in Private Equity, Private Debt, Kryptowährungen oder Hedgefonds investieren. Auch werden digitale Angebote dem steigenden Interesse nach thematischen Investments gerecht. Ungefähr die Hälfte der Lösungen setzt thematische Investments ein. Dabei sind besonders nachhaltige Anlagen bereits zum Standard geworden, wobei  30 Prozent der Lösungen sogar über klassische ESG-Anlagen hinaus gehen. Die sophistiziertesten Lösungen sind laut unserer Bewertung Volt, everon, PSS Plattform und Tellco.

Zudem ist die Sophistizierung positiv mit der Personalisierung der Lösungen korreliert. Dabei positionieren sich die sophistiziertesten und personalisiertesten Anbieter im Bereich „digitales Private Banking“. Die  persönliche Beratung sowie eine breite Abdeckung von Vermögensklassen sind bei solchen Angeboten im Preis inkludiert. Mit zunehmender Personalisierung und Sophistizierung steigen auch die Gebühren. Dennoch unterbieten diese Lösungen preislich weitestgehend die gegenwärtigen Angebote der klassischen Vermögensverwaltung.

Abbildung 2: Digitale Anlagelösungen (links) und Vorsorgelösungen (rechts) dargestellt in einem zweidimensionalen Raum nach den Kriterien Sophistizierung sowie Personalisierung & Unterstützung.

Digitale Anlagelösungen werden zu einem wesentlichen Teil auf Basis der Zugänglichkeit ausgewählt.

Neben der Preisgestaltung sind bei der Auswahl eines digitalen Anlageangebots die Kriterien der Transparenz (bzgl. Gebühren und Investitionen), sowie die Einfachheit bzw. die Benutzerfreundlichkeit der Lösung entscheidend (IFZ im Auftrag von Raiffeisen & Vontobel, 2020). Die relative Wichtigkeit dieser Kriterien variiert jedoch nach Geschlecht, Alter und Anlegertyp. So legen Frauen, Personen mittleren Alters und ValidatorInnen mehr Wert auf Transparenz, während Männer, junge Menschen und SoloistInnen preissensitiver sind.

Abbildung 3: Top 5 wichtigste Kriterien bei der Auswahl des Anbieters nach Geschlecht, Alter und Anlegertyp

Die Mehrheit der Lösungen wird dem Anspruch nach Transparenz und Einfachheit gerecht und kann ausserdem über eine realitätsgetreue Demo-Version getestet werden. Über die Hälfte der Angebote ist für sowohl für das Mobiltelefon, als auch für den Desktop-PC optimiert und enthält zusätzlich eine App-Lösung. Die insgesamt zugänglichsten Lösungen sind nach unserer Bewertung die Start-ups True Wealth, VIAC, Inyova und finpension sowie die E-Vermögensverwaltung von PostFinance.

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass es weiterhin sehr viel Bewegung im digitalen Anlagemarkt gibt. Die Lösungen werden zunehmend sophistizierter und viele verfolgen einen hybriden Ansatz, der sich elementaren Dienstleistungen des Private Bankings annähert. Trotz stark wachsender Anbieterzahl verwalten digitale Lösungen jedoch bislang nur einen unbedeutend kleinen Teil der insgesamt in der Schweiz verwalteten Vermögen, der sich gegenwärtig höchstens im tiefen zweistelligen Milliardenbereich bewegen dürfte. Dennoch steigt das Interesse bei für Banken wichtigen demographischen Gruppen, sodass die Entwicklung im Auge zu behalten ist.

PS: Die detaillierten Auswertungen und Analysen dieser Studie erhalten exklusiv e.foresight-Kunden und die an der Umfrage teilnehmenden Institute. Für Fragen wenden sie sich direkt an e.foresight: simon.ruettimann@swisscom.com

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7. Juni 2022

Alltags-Banking,

Analytics,

Bank IT,

Digitalisierung,

Kantonalbanken,

Open Banking,

Studie,

Veranstaltungen

Rückblick auf die Konferenz Innovationen im Banking

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich, Prof. Dr. Simon Amrein und Florian Estermann

Auch dieses Jahr durften wir an der IFZ-Konferenz «Innovationen im Banking» wieder zahlreiche Neuerungen im Schweizer Bankenmarkt diskutieren. Themen waren unter Innovationen im Bereich von Mobile Banking Apps, neue Entwicklungen im Bereich «Digitalisierung im Anlegen», das Thema «Open Banking in der Schweiz» und «innovative Produktentwicklungen». Zudem wurde die digitalste Retailbank im Privatkundengeschäft gekürt.

Begrüssung und Vorstellung der Studie «Die digitalsten Retailbanken der Schweiz»
Prof. Dr. Andreas Dietrich, Hochschule Luzern-Wirtschaft

  • Begrüssung
  • Die Ergebnisse hinsichtlich der digitalsten Schweizer Bank im Privatkundengeschäft wurden vorgestellt. Ausführungen zu diesen Ergebnissen können hier abgerufen werden.

UBS Gold Beta – Gold Handel über Mobile Banking
Sebastian Meyer, Virtual Assets Specialist, UBS Schweiz

  • Das von der UBS im November 2021 für alle UBS Digital Banking Kunden lancierte Angebot UBS Gold Beta (siehe meinen Blog dazu) ermöglicht derzeit den einfachen (digitalen) Kauf und Verkauf von Gold über das Smartphone (ab einer Menge von 0.1 Gramm). Derzeit wird damit experimentiert, dass die Kundschaft mit wenigen Klicks Gold auch physisch nach Hause liefern lassen kann.
  • Der Wert des Goldes ist derzeit noch nicht im Bereich der «Totalen Vermögenswerte» ersichtlich. Eine Gesamtübersicht über alle Vermögenswerte entspricht aber sicherlich einem Kundenbedürfnis (v.a. im Wealth Management) und hat in der Weiterentwicklung der App eine hohe Priorität.
  • Aus Sicht von Sebastian Meyer kann die technische Grundlage der Anwendung auch für andere Assets verwendet werden. UBS ist auch offen für weitere Partner.

«Mini Bank» der St. Galler Kantonalbank
Nils Reimelt, Leiter Digital Banking, St. Galler Kantonalbank

  • Mit «Mini Bank» entwickelte die St. Galler Kantonalbank zusammen mit der Graubündner Kantonalbank sowie zwei externen Partnern eine Banking App für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren. Ziel ist es dabei die Kinder früh als Kunden zu gewinnen und durch ein attraktives Angebot an die Bank zu binden.
  • Laut Nils Reimelt wird das Angebot (ziemlich kurz nach der Lancierung) derzeit von ca. 300 Kindern verwendet.
  • Die Anforderungen an die User Experience (UX) bei einer App für Kinder unterscheidet sich offenbar ziemlich deutlich von derjenigen von Apps für Erwachsene. Eine erste Version der App (die für ein «geschultes» Banking-App-Auge durchaus gut und aufgeräumt ausgesehen hat) fiel bei den Kindern durch. Daraufhin führte die SGKB nochmals ein komplettes Re-Design durch in Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialisten auch aus der Gaming Industrie.
  • Auch andere Banken können die App einsetzen.
Abbildung 1: Einige Impressionen der Konferenz

FlowBank – Investieren leicht gemacht
Wenzel Müller, Senior Sales Manager, FlowBank SA

  • Das Angebot der FlowBank besteht aus drei Bereichen: Das Grundangebot FlowBank (App) richtet sich an Privatinvestoren, FlowBank Pro (App und Desktop) ist für professionelle Trader aufgesetzt und MetaTrader4 fokussiert sich auf den Handel mit CFD (App und Desktop).
  • Flowbank hat seit 2020 eine Banklizenz. Der Aufbau bis zum Erhalt der Banklizenz dauerte zwei Jahre. Mittlerweile hat die Bank über 100 Mitarbeitende.
  • Den Kundinnen und Kunden stehen etwa 50’000 Produkte offen.
  • Daneben bietet die FlowBank auch diverse Marktanalysen, tägliche Updates zu den Märkten und Webinare an

Zahlen, Aufrunden, Anlegen – alles im Alltag
Jan-Philip Schade, CEO, Kaspar&

  • Seit dem Start der Plattform im Februar 2022 bietet Kaspar& seiner Kundschaft die Möglichkeit, durch Rundungssparen erste Erfahrungen im Bereich Anlegen zu gewinnen. So soll durch die Kombination aus Sparen und Anlegen für die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung, die sich nicht mit dem Thema befasst, eine Einstiegsmöglichkeit geboten werden (siehe auch meinen Blog zum Modell).
  • Basierend auf den bisherigen Erfahrungen wechseln viele Kundinnen und Kunden von kaspar& nach einer Kennenlernzeit von sechs bis acht Wochen vom Rundungssparen auf ein zusätzliches Depot und investieren weitere Mittel durch eine Überweisung.
  • Derzeit sind rund 60% der Kundschaft Männer und 40% Frauen. Kundinnen und Kunden kommen aus allen Teilen der Schweiz – mit einem gewissen «Ballungsgebiet» in der Ostschweiz und im Raum Zürich.
  • Kaspar& befindet sich momentan in Gesprächen mit b.Link für eine mögliche Anbindung an die Open Banking Plattform. Durch eine Anbindung könnte das Startup sein Modell auch für etablierte Banken öffnen (B2B2C-Modell).

Matching-Plattform für Finanzberater:innen
Ati Tosun und Andreas Schöni, Gründer, FinFinder.ch

  • Laut den Gründern von FinFinder.ch kann der «ideale» Kunde seine Bedürfnisse klar formulieren. Gerade im finanziellen Kontext wissen aber viele nicht, was sie genau wollen. Hier kommt FinFinder.ch ins Spiel. Auf einfache Art soll die Plattform helfen, die eigenen Bedürfnisse im Finanzbereich zu definieren und anschliessend passende Beratende zu finden (siehe meinen Blog zum Geschäftsmodell).
  • Bis anhin wurden noch keine spezifischen Muster erkannt in Bezug auf «welche Kundentypen» wählen «welche Beratenden». FinFinder konnte also noch keine Aussage dazu machen, ob beispielsweise Frauen eher Frauen als Beraterinnen bevorzugen oder ob jüngere Personen eher ältere Beratende vorziehen.
  • Momentan sind 15 Banken und Versicherungen mit ihren Beratenden sowie zahlreiche unabhängige Beratende auf der Plattform. Beratende entrichten der Plattform eine Gebühr zwischen CHF 49 und CHF 89. Für die privaten Kunden ist die Plattform kostenlos.
  • Derzeit fokussiert FinFinder auf die Finanzplanung / Pensionierungsberatung. Zukünftig könnte die Plattform aber auch Anlageberatung, Finanzierungsberatung oder Vorsorgeberatung vermitteln.

Open Banking – eine Bestandesaufnahme
Dr. Urs Blattmann, Dozent und Projektleiter, IFZ Institut für Finanzdienstleistungen der Hochschule Luzern

  • Die IFZ Open Banking Studie 2022 analysiert zum einen die strategische Ebene bei Banken, zum andern werden die Aktivitäten und Auswirkungen auf die Informatik untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie werden in diesem Blog-Beitrag Die IFZ Studie Open Banking Studie kann hier kostenlos bezogen werden.

SFTI – ein starker Partner um Open Finance in der Schweiz zu betreiben
Stephanie Wickihalder, Präsidentin Swiss Fintech Innovations (SFTI)

  • Die Swiss FinTech Innovation (SFTI) ist eine unabhängige Vereinigung von Schweizer Finanzinstituten, die sich für die Zusammenarbeit und digitale Innovationen in der Finanzdienstleistungsbranche einsetzt. Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit liegt dabei im Bereich «Open Finance».
  • Dabei befassen sich verschiedene Arbeitsgruppen mit dem Thema und erarbeiten auch konkrete Use Cases. Unter anderem arbeitet der Verband an der Standardisierung von Schnittstellen (APIs) als zentralen Enabler der Möglichkeiten von Open Finance.
  • Wichtig ist aus Sicht vom SFTI, dass die Schweiz mit ihrem marktgetriebenen Ansatz gegenüber den mehr regulatorisch getriebenen Open Finance Märkten nicht ins Hintertreffen gerät und sich auch in diese Richtung bewegt.

Digitaler Kassenbeleg als Ökosystem in der Schweiz
Mikko Riege, Head der DACH Region, ReceiptHero

  • Mit ReceiptHero gelangen Kassenbelege direkt und digital auf das Smartphone. Die Lösung kann als eigenständige App verwendet werden oder in bestehende Apps integriert werden.
  • Derzeit ist die Situation in Bezug auf Kassenbelege eher unbefriedigend gelöst, da diese viel Papier benötigen, aber von den Kundinnen und Kunden meist weggeworfen oder an der Kasse vergessen werden. Dazu haben die Belege kein ansprechendes Layout (z.B. keine Farben), eine oftmals schlechte Druckqualität und die auf den Quittungen teilweise vorhandenen Angebote werden nicht gezielt an die «richtigen» Personen verteilt, sondern breit gestreut und auch nur wenig wahrgenommen.
  • Sofern der Endkunde und die Endkundin das Angebot durch Einwilligung aktiviert (gemäss DSGVO), können via ReceiptHero auf dem Handy weitere massgeschneiderte Angebote gemacht werden. Aus Sicht der Händler könnte dies ein gezielter, digitaler und kosteneffizienter Marketingkanal werden.
  • Seit kurzem ist ReceiptHero auch in der Schweiz. Über 30 Schweizer Händler mit über 400 Standorten planen derzeit mit ReceiptHero zusammen zu arbeiten. Des Weiteren arbeitet ReceiptHero auch mit Worldline zusammen. Zudem wird in der Schweiz dieses Jahr ein erster Pilot mit BitsaboutMe und Viseca gestartet.

Der einfache, regulierte Zugang zu Digital Assets: Wie Banken auf die Erwartungen der Kunden antworten können
Eric Bade, Leiter des Teams Business Project Management, Sygnum

  • Mit der Lizenzierung vor rund drei Jahren war Sygnum die erste Krypto Bank mit Banklizenz in der Schweiz. Sie sieht sich als Gateway zu allen Anlagen im digitalen Bereich. Zurzeit verfügt sie über rund CHF 2 Milliarden Assets under Custody und über mehr als 200 Mitarbeitende. Die Firma wird mit rund CHF 800 USD bewertet.
  • Schon der Aufbau einer herkömmlichen Bank ist anspruchsvoll. Wenn dies für eine Krypto Bank gemacht wird, dann ist dies noch anspruchsvoller, da zwei Welten zusammengebracht werden müssen. Dabei ergeben sich insbesondere Herausforderungen hinsichtlich der Vermeidung von Geldwäscherei oder die Fähigkeit mit unregulierten Anbietern zu konkurrenzieren. Bei der Kryptowährungsbörse Kraken kann bspw. ein Account ohne Identifikation innerhalb von ca. zwei Minuten eröffnet werden. Vor dem Hintergrund dieser dadurch entstehenden Kundenerwartungen hat Sygnum stark investiert, eine regulatorisch einwandfreie Lösung zu kreieren, die aber trotzdem effizient ist.
  • Sygnum hat dabei verschiedene Module kreiert (z.B. C-AML oder Onboarding), welche sie auch etablierten Banken als B2B Lösung anbietet.

PS: Am Mittwoch, 24. August 2022, findet am IFZ die Sourcing Konferenz statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

PPS: Am Donnerstag, 24. November 2022 findet die Retail Banking Konferenz statt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wir danken dem Sponsor der Konferenz:

Wir danken dem Partner der Konferenz:

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30. Mai 2022

Crowdfunding,

Digitalisierung,

Firmenkundengeschäft,

Konsumkredit

Crowdfunding wächst in der Schweiz rasant weiter

Von Prof. Dr. Andreas Dietrich und Prof. Dr. Simon Amrein

Finanzierungen und Spenden über das Internet verzeichneten im Jahr 2021 ein Wachstum von 31 Prozent. Insgesamt wurden 792 Millionen Franken in Crowdfunding-Projekte investiert. Besonders die Finanzierung von Immobilien gewann an Bedeutung. Das zeigt der neuste Crowdfunding-Monitor 2022 der Hochschule Luzern.

Im Jahr 2021 wuchs der Crowdfunding-Markt in der Schweiz deutlich von 606.6 Millionen Franken im Vorjahr auf neu 791.8 Millionen Franken (vgl. Abbildung 1). Dies entspricht einem Wachstum von 31 Prozent und bedeutet ein weiteres Mal einen Rekordwert. Seit der Gründung der ersten Crowdfunding-Plattform vor 14 Jahren wurden auf dem digitalen Weg in der Schweiz rund drei Milliarden Franken vermittelt.

Abbildung 1: Entwicklung erfolgreich finanzierter Kampagnen nach Volumen von 2008 bis 2021

Deutliches Wachstum von Crowdlending und Crowdinvesting

Die Online-Vermittlung von Geldern für Kredite an KMU und Private sowie die Vermittlung von Investitionen in Unternehmen und Immobilien wuchsen deutlich. Der Crowdlending-Markt umfasst nun 607 Millionen Franken (+35 Prozent), der Crowdinvesting-Markt wuchs auf 147 Millionen Franken. Insbesondere Investitionen in Kredite an Immobilienunternehmen sowie direkte Anlagen in Immobilien haben dieses Wachstum getrieben. Die Volumina in den Bereichen Crowdsupporting/Crowddonating gingen gegenüber 2020 leicht zurück auf 38 Millionen Franken (-16 Prozent), nachdem in diesem Bereich aufgrund der Corona-Krise und mehreren nur temporär aktiven Crowdfunding-Plattformen im Vorjahr Rekordwerte verzeichnet wurden.

Unterstützung von politischen Kampagnen gewinnt an Bedeutung

Ein deutliches Wachstum gibt es bei der Finanzierung von politischen Kampagnen über Crowdsupporting. So wurden im Jahr 2021 mehr als 800’000 Franken in politische Crowdfunding-Kampagnen investiert. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 90’000 Franken. Crowdfunding als «Finanzierung von unten», mit dem viele Kleinspenden generiert werden können, liegt im Trend. Dank Crowdfunding können einerseits Finanzierungsprozesse auch im Bereich der Politikfinanzierung digitalisiert werden. Als zweites kann es auch die Legitimation für ein politisches Anliegen erhöhen, wenn sich viele Menschen an einer Kampagne beteiligen.

Crowdfunding knackt 2022 wohl die Milliardengrenze

Die HSLU-Studienautoren gehen davon aus, dass das Gesamtvolumen von Crowdfunding in der Schweiz in diesem Jahr auf über eine Milliarde Franken wachsen wird. «Auch mit diesem Volumen wird Crowdfunding in der Schweiz weiterhin eine Nischenfinanzierung sein», so Andreas Dietrich, Co-Autor des Crowdfunding-Monitors. Die steigende Relevanz könne langfristig aber zu einem beschleunigten Wachstum führen. Einerseits hat Covid-19 die Nutzung von digitalen Finanzprozessen sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen beschleunigt. Andererseits werden wohl vermehrt auch grössere Geldgeber wie Stiftungen oder institutionelle Investoren Gelder über Crowdfunding allozieren.

Hier können Sie die Studie herunterladen.

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