16. November 2020
Welchen Impact haben meine Anlagen? Das innovative Angebot von Globalance im Test
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Nachhaltiges Investieren («Sustainable Investments») ist einer der wichtigsten Trends in der Vermögensverwaltung. Dabei möchten immer mehr Personen nicht nur wissen, wie hoch die Renditen der einzelnen Anlagen sind, sondern auch, welchen Einfluss («Impact») ihre Investitionen auf die Umwelt tatsächlich haben. Auf der heute lancierten Globalance World Webseite können die Nutzerinnen und Nutzer neben der Rendite auch die Wirkung einzelner Titel und Fonds in Bezug auf den «Fussabdruck» und auf die Klimaerwärmung betrachten. Des Weiteren ist der Umsatzanteil des Portfolios oder des Titels, welcher in einem oder mehreren Megatrends erzielt wird, ersichtlich. Diese Idee ist einerseits inhaltlich spannend. Andererseits werden diese Zusammenhänge auch optisch anders dargestellt, als wir dies von den meisten Finanzinstituten kennen. Im heutigen Blog zeige ich das Projekt auf und erläutere, was Banken daraus lernen können.
Zunehmend suchen Menschen nach Investitionen in Unternehmen, die konform sind mit Umwelt, Gesellschaft und Führungsstruktur («ESG-Konformität»). Entsprechend bieten auch immer mehr Banken solche «nachhaltigen» Produkte an. Was darunter verstanden wird und wie die entsprechende Umsetzung erfolgt, ist allerdings noch immer sehr unterschiedlich.
Die im Jahr 2011 gegründete Globalance Bank verwaltet Vermögen von etwas über CHF 1 Milliarde und hat sich auf diesem Thema schon vor dem Hype fokussiert. Die Bank richtet sich an vermögende Privatkunden sowie Family Offices und Stiftungen. Der Gründer und CEO, Reto Ringger, beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Thema und hatte schon im Jahr 1995 mit SAM eine der ersten Vermögensverwalter gegründet, die sich ausschliesslich auf nachhaltige Investments fokussierte (diese gehört heute zur Robeco-Gruppe).
Die Globalance Bank präsentiert nun einen interessanten Ansatz, eine Datenbank als eine Art «Google Earth für Anleger» für Einzeltitel und Fonds, welche auf transparente Art und Weise ersichtlich macht, wie gross der Einfluss des Titels auf die Klimaerwärmung ist. Potenzielle (Neu-)Kunden haben zudem die Möglichkeit, den «Fussabdruck» ihres bestehenden Depots untersuchen zu lassen. Als weiteres kann man die «Rendite» und den Anteil der «Megatrends» pro Titel oder Fonds betrachten.
Nachfolgend werde ich diese vier Aspekte und auch deren Darstellung auf der Webseite noch etwas umfassender vorstellen:
1. Der Globalance Footprint zeigt basierend auf objektiven Daten, wie gross der Fussabdruck des entsprechenden Titels oder Fonds ist. Dabei wird der Beitrag von den einzelnen Titeln an nachhaltige Grundlagen für wirtschaftlichen Wohlstand, Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewertet. Daraus abgeleitet resultiert ein Wert zwischen 0 und 100. Die Interpretation der entsprechenden Werte («63») war für mich aber schwierig, respektive ich konnte trotz farblicher Unterstützung und einiger Erklärungen nicht im Detail nachvollziehen, was dieser Wert konkret bedeutet.
2. Klima: Basierend auf einer vom MSCI Carbon Delta entwickelten Methode, wird auf Titel oder auch auf Fonds-Ebene das Erwärmungspotenzial der entsprechenden Titel berechnet und mit einem 2°C-Klimastabilisierungsszenario verglichen (vgl. Abbildung 1). Die Visualisierungen zeigen mit einem Temperaturwert, wie stark die einzelnen Emittenten von diesem Ziel abweichen. Dabei werden die möglichen globalen Emissionspfade bis 2100 zusätzlich in Form einer Graphik aufgezeigt. Diese wurden von Climate Action Tracker erstellt.

3. Rendite: Ein dritter Bereich informiert die Kunden über die finanzielle Rendite des Portfolios oder von Einzelanlagen. Wie in Abbildung 2 ersichtlich, ist die Darstellung bewusst «anders» gewählt als dies Banken in der Regel machen. Wenn man auf der entsprechenden Seite etwas scrollt, kann man sich die einzelnen Renditen aber auch «klassisch» dargestellt anschauen (siehe Abbildung 2).
4. Megatrends: Der Globalance Megatrend-Anteil zeigt den durchschnittlichen Umsatzanteil des Portfolios, welcher in einem oder mehreren Megatrends erzielt wird. Für die Berechnung eines Fonds oder Index werden die Megatrend-Anteile der einzelnen Anlagen kapitalgewichtet und zusammengezählt. Als Megatrends gelten «Gesundheit und Alter», «Urbanisierung», «Konsumgesellschaft», «Ressourcenknappheit», «Klima und Energie», «Automatisierung», «Wissensgesellschaft», «Digitalisierung» und «Neue Mobilität».

Beim Footprint (hier werden verschiedene verfügbare Informationen gewichtet und nach einer eigenen Methodik zu einem «neuen» Index konsolidiert) und auch bei den Megatrends aggregiert Globalance anhand eines eigenen Modells Rohdqaten zu einem Score resp. einer Prozentzahl.
Als weitere Option kann man anhand der oben vorgestellten Aspekte verschiedene Fondsprodukte oder Einzeltitel vergleichen (siehe Abbildung 4).
Des Weiteren kann die Nutzerin und der Nutzer der Webseite stets zwischen verschiedenen optischen Darstellungs-Möglichkeiten wählen. Neben einem «Länder-Blick» kann er die Ergebnisse auch in Form einer «Map der Anlagen» oder einer «Stadt der Anlagen» betrachten. Dazu gibt es die Möglichkeit, die entsprechenden Informationen nicht als Graphik, sondern als Tabelle anzuschauen.

Auch einzelne Titel können analysiert werden (siehe Abbildung 6). Das gesamte Universum, welches derzeit abgedeckt wird, beinhaltet 6000 Titel. Es sind derzeit neben einzelnen Demo-Portfolios vor allem die Marktindizes MSCI Emerging Markets, S&P 500, STOXX Europe 600, SPI und DAX, FTSE 100, Nasdaq, Hang Seng Index, Nikkei 225 und Shanghai Composite abgebildet.
Dazu werden im Bereich «Insights» zusätzlich Research Berichte zu verschiedenen Themen veröffentlicht.
Fazit
«Mehr als Geld bewegen» ist das Motto von Globalance World. Und das Thema der Nachhaltigkeit aber auch Fragen zum Klimaeinfluss, die Inklusion von Megatrends oder der Footprint sind heute relevanter denn je.
Grundsätzlich halte ich die Initiative, mehr Transparenz in diesen Markt zu bringen und vor allem auch, neue und emotionalere Möglichkeiten zur Darstellung auszuprobieren, für sehr begrüssenswert. Die Darstellungen und auch Analysen bei der Globalance Bank sind interessant und regen zum Nachdenken an. Spannend ist insbesondere, dass ESG Dimensionen bspw. auf gleicher Ebene wie die Rendite gezeigt wird. Ich hoffe, dass sich auch einige Banken von solchen Angeboten inspirieren lassen und – zusätzlich zur klassischen und eher trockenen «Excel-Darstellungsweise» – auch alternative Wege zur Abbildung von Rendite und Impact suchen. Insbesondere das Zusammenführen, Aggregieren und Visualisieren von Daten benötigt sehr viel spezifisches Know-how, welche für viele Banken von Interesse sein dürfte (das Angebot wird auch als Whitelabel Möglichkeit angeboten).
Das oben vorgestellte Modell und der «eigene Content» haben zudem das Potenzial, die noch eher unbekannte Marke von Globalance Bank zu stärken und auf die Differenzierungsvorteile hinzuweisen. Insofern gefällt mir der Ansatz inhaltlich und (unterschiedlich resp. mit Abstrichen – aber das ist ja auch eine Geschmackssache) auch optisch, ein Portfolio auf alternative Art und Weise zu beleuchten. Auf der anderen Seite, verzichtet (auch) die Globalance Bank auf eine Darstellung von Risikokennzahlen. Mich persönlich stört es, wenn nur die Renditen, nicht aber das Risiko aufgezeigt wird. Ich habe generell bis heute nicht verstanden, warum man den «Zwilling» der Rendite – das Risiko – in fast allen Banklösungen dem Kunden nicht aufzeigt.
Die entscheidende Frage wird sein, wie und ob man durch diesen an sich interessanten Content regelmässigen Traffic auf der Webseite generieren kann respektive wie man es schafft, dass Anleger die Seite immer wieder besuchen. Auf der Webseite einmal «rumzuspielen» ist interessant. Ob man dann aber tatsächlich wieder (z.B. vor Investitionsentscheidungen) die Seite besucht, ist eine andere Frage. Dieser Aspekt ist – unabhängig von der guten Umsetzung – aus meiner Sicht der Knackpunkt dieses Angebots. Funktioniert das, ergeben sich für die Globalance Bank schöne Wachstumsmöglichkeiten, weil sich die entsprechenden Leads irgendwann auch in Neukunden umwandeln werden.
9. November 2020
Der leise Abschied von der «alten» Debitkarte – und wie die Luzerner Kantonalbank die neue Debitkarte personalisiert
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Den Abschied von der alten Maestro-Karte haben bereits einige Schweizer Banken angekündigt oder teilweise schon vollzogen. Als Ersatz gibt es eine Debitkarte mit erweiterten Funktionen. Die Luzerner Kantonalbank nutzt diesen Wechsel, um einen Kartenfächer in Richtung stärkerer Individualisierung zu öffnen. Die Bank bietet als Nachfolger für die Maestro-Karte gleich drei verschiedene Karten an. Diese sollen unterschiedliche Kundenwünsche und Bedürfnisse erfüllen. Im heutigen Blog berichte ich über die generelle Relevanz von Debitkarten, das Angebot der Luzerner Kantonalbank und das (strategische) Wiederentdecken von «Standard-Alltagsbanking-Produkten».
Debitkarten sind in der Schweiz beliebt. Ende August 2020 waren gemäss der Schweizerischen Nationalbank fast 11 Millionen Debitkarten in der Schweiz im Umlauf. Am häufigsten wird in der Schweiz derzeit die Maestro-Karte – die Debitkarte von Mastercard – verwendet. Daneben nutzen verschiedene Schweizerinnen und Schweizer auch die V-Pay-Debitkarte von Visa (v.a. Raiffeisen- und UBS-Kunden).
Die Anzahl der Transaktionen mit Debitkarten hat in der Schweiz in den vergangenen Jahren stets zugenommen. Im 2020 hat sich die Transaktionsanzahl im Inland gegenüber dem Jahr 2008 mehr als vervierfacht und gegenüber der Situation von 2015 verdoppelt (vgl. Abbildung 1; auch den «Lockdown-Effekt» im April 2020 sieht man übrigens deutlich).

In der Zwischenzeit haben mehrere Schweizer Banken angekündigt, die «alten» Maestro- und V-Pay-Debitkarten durch eine neue Generation von leistungsfähigeren Debitkarten zu ersetzen. Die V-Pay Karte wird ersetzt mit der Visa Debit Karte, derweil die Mastercard eine neue Debit Mastercard herausgibt.
Es gibt derzeit noch einige wenige Verkaufsstellen, die nur Maestro oder V-Pay akzeptieren, aber keine Kreditkarten. An diesen Orten funktionieren die neue Debitkarten derzeit noch nicht. Gemäss meinen Informationen soll diese Lücke innerhalb der nächsten Tage aber für den ganzen Finanzplatz gelöst sein. Ansonsten funktionieren die neuen Debitkarten aber an allen Orten, wo auch die entsprechenden Kreditkarten akzeptiert werden.
Funktional sind die neuen Debitkarten nahezu identisch mit einer Kreditkarte. Wichtige Unterschiede respektive Ergänzungen gegenüber den «alten» Debitkarten sind wie folgt:
- Es ist ein weltweites Bezahlen im Online-Handel («E-Commerce») und in Apps (z.B. SBB, Spotify, Netflix) beziehungsweise App Stores (Apple & Google Play etc.) möglich.
Händler sind sicherlich daran interessiert, dass Kunden vermehrt Debit- statt Kreditkarten einsetzen, da die zu bezahlenden Gebühren tiefer sind. - Debitkarten unterstützen auch mobile Bezahlsysteme wie Apple Pay, Google Pay oder Samsung Pay.
- Ab ca. Mitte 2021 können die neuen Debit-Karten – ähnlich wie Twint – auch für P2P-Zahlungen eingesetzt werden (zuerst europaweit, später weltweit; dies wird aktuell erst auf der debiX-App der Six funktionieren).
Für Standardtransaktionen (Bargeldbezug am Bancomat, kontaktloses Bezahlen, etc.) ändert sich mit den neuen Karten nichts.
Das neue Angebot der Luzerner Kantonalbank
Kürzlich hat die Luzerner Kantonalbank (LUKB) mitgeteilt, dass sie die neue Generation von Debitkarten für alle Kunden lancieren wird und – auf einen Schlag – sämtliche bisherigen Maestro-Karten ablöst.
Interessant und innovativ bei der LUKB ist die Entscheidung, die Maestro-Karte nicht durch eine einzige Karte zu ersetzen. Konsumenten haben unterschiedliche Gewohnheiten und Ansprüche. Deshalb differenziert die LUKB ihr Angebot und bietet drei verschiedene Karten an, die sich in Leistungen und Pricing unterscheiden.
Bei allen drei Karten gehören unterschiedlich gestaltete Versicherungsleistungen zum Paket. Es gibt also kein Paket ohne Zusatzleistungen. Vor allem für die Bereiche „Shopping im Alltag“ sowie „Ferien und Reisen“ wurde ein interessantes Versicherungspaket zusammengestellt.
Das neue Kartenangebot ist wie folgt:

- Die Leistungen für die Visa Debit Classic sind auf den täglichen Einkauf in der Schweiz ausgerichtet. Die Karte bietet zusätzlich eine ganze Palette mit Shopping-Versicherungen. Dazu gehören zum Beispiel eine Garantieverlängerung um ein Jahr, Bestpreis-Garantie, Einkaufsversicherung, Ticketversicherung oder ein Online-Kaufschutz. Diese Leistungen gibt es auch als „STUcard“ für Jugendliche, junge Erwachsene und Studierende. Die Gruppe erhält zusätzlich zu den Visa Debit Classic Angeboten zusätzliche Vergünstigungen angeboten.
- Die Visa Debit Prime ist für Nutzer gedacht, welche ihren Alltag in der Schweiz durch gelegentliche Reisen ins Ausland anreichern. Bargeldbezüge im Ausland bleiben kostenlos und Fremdwährungszuschläge sind reduziert. Zur Prime-Karte gehört zusätzlich ein Paket an Reiseversicherungen, das vor Eventualitäten im Ausland schützt (z.B. Leistungen bei jeder Art von Reisezwischenfällen, Heilungskosten bei Krankheit und Unfall, Reiseannullierung, Mietwagen-Schutz, etc.).
- Mit dem Kartentyp Visa Debit Black bietet die LUKB eine Flatrate-Lösung und will höchste Ansprüche zu Hause und auf Reisen im In- und Ausland erfüllen. Das All-inclusive-Preismodell verzichtet auf jede Art von weiteren Gebühren. Sämtliche Leistungen und Transaktionen bleiben kostenlos (resp. verursachen neben den monatlichen Gebühren keine zusätzlichen Kosten, Ausnahme: allfällige länderspezifische Geldautomaten-Gebühren), Fremdwährungszuschläge gibt es keine und das umfassende Versicherungspaket ist jeweils mit maximaler Deckung im Angebot enthalten.
Die Visa Debit Classic als günstigste Alltags-Karte kostet CHF 4 pro Monat. Die Visa Debit Prime kostet CHF 9 pro Monat. Die Visa Debit Black wird mit einer Flatrate von CHF 18 pro Monat angeboten. Gleichzeitig reduziert die LUKB den Preis für die Kontoführung von Privatkonten ab dem 1. Januar 2021 von bisher CHF 6 auf neu CHF 3 pro Monat.
Neu gegenüber der Maestro-Karte kommen für LUKB-Kunden auch Verwaltungs-Funktionen dazu. So können die Benutzer wesentliche Funktionen ihrer Karte im E-Banking oder in der Mobile App selber verwalten. Zum Beispiel können Tages- und Monatslimiten abgefragt oder geändert werden, Karten können gesperrt respektive entsperrt werden, Nutzungsgebiete können individuell verwaltet werden («Geoblocking»), oder Kontaktlos-Zahlungen oder Online-Zahlungen können aus- und eingeschaltet werden.
Auch eine Kreditkarte wird den Kunden selbstverständlich nach der Lancierung der neuen Debit Karte angeboten. Es gibt trotz Visa Debit weiterhin auch sehr gute Gründe für eine Kreditkarte. Die entsprechenden Preise sind je Karte zu entrichten.
Fazit
Die Debitkarte wird als Zahlungsmittel in der Schweiz immer bedeutsamer. Sie hat bislang von Bankenseite her aber strategisch nicht die Bedeutung erhalten, die sie als Ankerprodukt einer jeden (Haupt-)Bankbeziehung eigentlich haben sollte. Vor diesem Hintergrund ist das aus meiner Sicht auch inhaltlich attraktive Angebot der Luzerner Kantonalbank spannend. Mit den neuen Debitkarten werden die verschiedenen Nutzungsgewohnheiten der Kundinnen und Kunden beim Einsatz von Karten als Zahlungsmittel berücksichtigt und zusätzlich mit einem Paket an Versicherungsleistungen für Reisen oder Online-Shopping kombiniert.
Ganz generell ist es interessant zu sehen, dass die an sich «langweiligen» Alltags-Produkte für die Banken wieder an Bedeutung gewinnen. Der Treiber hierfür war wohl einerseits der Handel, weil sich dieser vor dem Hintergrund der steigenden Bedeutung von e-Commerce ein Produkt mit grosser Akzeptanz und Verbreitung wünschte. Andererseits haben wohl auch die Neobanken zu diesem Trend beigetragen und die etablierten Banken zusätzlich inspiriert zu den verschiedenen Ausprägungen und Mehrleistungen.
Des Weiteren wird interessant zu beobachten sein, wie gross der Einfluss der neuen Art der Visa Debit und Debit Mastercard auf Mobile Payment Anbieter wie Twint sein wird. Die zentralen Use Cases von Mobile Payment Anbietern (Bezahlen am POS über das Mobile oder über die Karte; P2P Zahlungen; Einfaches Online Shopping) sind auch über diese Produkte künftig möglich. Auch die Weiterentwicklung der Kreditkarten-Zahlungen in der Schweiz dürfte von diesen Angeboten betroffen sein.
Kommentare
14 Kommentare
Armin Handschuh
7. April 2021
Guten Tag Herr Dietrich zuerst möchte ich mich sehr herzlich für das Veröffentlichen meines Kommentars, sowie Ihre Stellungnahme, bedanken. Vielleicht habe ich mit "überschwänglich" tatsächlich das falsche Wort verwendet. Es tut mir leid, wenn das getriggert hat. Mich hats geärgert, dass ich kein kritisches Hinterfragen und keine Kontras finden konnte. Das hätte ich mir einfach gewünscht. Generell wünsche ich mir eine Kultur des kritischen Hinterfragens von allem, was da ist und im Besonderen von Dingen die uns "scheinbar" das Leben erleichtern. Sei es in der Politik, in der Wirtschaft, im Bildungswesen oder wo auch immer. In diesem Fall finde ich, dass die Wirtschaft den Menschen dienen sollte und nicht umgekehrt. Leider nehme ich da immer noch sehr viel - und jetzt kommt halt das Wort das ich verwendet habe und das ich mit einem Grossteil der Wirtschaft noch immer verbinde - Manipulation, wahr. Ich würde mir deshalb von Fachleuten wünschen, dass solche Themen von allen Seiten beleuchtet werden. Aber wie Sie ja schreiben, wollten Sie eher zur Produktgestaltung und zur Personalisierung Stellung nehmen. Vielleicht war ich einfach enttäuscht, dass ich nicht die Antworten bekam, zu der ich meine Frage auf "google" gestellt hatte. Aber das hat dann auch nichts mit Ihnen zu tun und ist schlussendlich meine Ent-Täuschung. Ich grüsse Sie herzlich
Armin Handschuh
6. April 2021
Guten Tag Herr Dietrich ich bin Kantonalbank-Kunde und wurde, wie Sie schreiben, vor vollendete Tatsachen gestellt. Dieses Vorgehen kenne ich auch von anderen Dienstleistungsbetrieben und war daher nicht sonderlich überrascht. Ich bin auf diesen Artikel gestossen, weil ich mich aber trotzdem ein bisschen schlau machen wollte über dieses neue Angebot. Also habe ich ihren Artikel gelesen, der diesen Vorstoss der Banken, insbesondere der Kantonalbank, ohne Einschränkung und überschwenglich unterstützt. Natürlich habe ich mir danach auch die Kommentare durchgelesen und hab ein paar kritische und wie ich finde, sehr wertvolle Ergänzungen gefunden, zu denen Sie grösstenteils leider keine Stellung bezogen haben. Natürlich habe ich Sie danach gegoogelt und habe bemerkt, dass Sie im Verwaltungsrat der LUKB sitzen. Das hat bei mir einen etwas schalen Nachgeschmack erzeugt... und mir gezeigt, dass auch Hochschulen für Lobbyisten Plattformen zur Verfügung stellen. Das finde ich dann eher traurig, wünsche ich mir doch gerade von Wirtschaftsfachleuten in Hochschulen eine kritische, oder zumindest, eine von verschiedenen Seiten beleuchtete Berichterstattung, sowie Vor- und Nachteile einer solchen Neuausrichtung. Schade, aber irgendwie passt es halt auch zu dieser noch immer präsenten manipulativen Haltung in gewissen Wirtschaftskreisen! Hier wünsche ich mir einfach mehr Transparenz, kritisches Hinterfragen und Ehrlichkeit gegenüber den Endkunden.
Prof. Dr. Andreas Dietrich
6. April 2021
Guten Tag Herr Handschuh Tut mir leid, dass Sie das so empfinden. Ich habe in meinem Artikel - zumindest in meiner Wahrnehmung - sachlich und eher nüchtern (das "überschwängliche" kann ich nicht so erkennen im Text) über die Entwicklungen im Zahlungsverhalten der Menschen in der Schweiz geschrieben und dabei auch die neuen Debitkarten vorgestellt (alle Banken werden in den nächsten Jahren auf diese umstellen). War das manipulativ für Sie? Die LUKB ist eine der ersten Banken, welche diese Umstellung vorgenommen hat. Auf die Gebühren resp. Kosten auf Seiten der Händler oder auch auf die Kosten für Kunden bin ich tatsächlich nicht oder nur am Rand eingegangen - das war aber auch nicht mein Ziel. Viel eher wollte ich aufzeigen, dass dieses während langer Zeit "langweilige" Thema der Karten - wohl nicht zuletzt wegen Revolut und Co. - plötzlich an Bedeutung gewinnt. Entsprechend war mein Fokus auf der generellen Produktgestaltung und der Personalisierung eines zuvor stiefmütterlich behandelten Produkts. Wenn Sie meinen Blog etwas durchscrollen werden Sie zudem erkennen, dass ich nicht nur über die LUKB, sondern auch über viele andere Banken berichte (in Bezug auf neue Produkte, Entwicklungen, etc.). Einen Disclaimer kann ich aber künftig gerne noch anbringen bei Texten, welche von der LUKB handeln.
Lars
15. März 2021
Hallo zusammen, ich bin als LUKB Kunde nicht einverstanden mit diesem Vorgehen. Als Kunde wird man genötigt dieser Umstellung zu zustimmen, welches Mehrkosten zur Folge hat. Akzeptiert man diese Umstellung nicht, ist eine Zahlung per Karte im Geschäft oder Transaktionen am Geldautomaten nicht mehr möglich. Somit bleibt nur noch die Kündigung des Kontos. Sehr clevere zusätzliche Einnahmequelle der Bank, schliesslich sind die Gebühren höher als die der aktuelle Maestro Karten. Die Krönung: Mir wurden die Kartengebühren bereits vom Konto abgebucht, obwohl ich die Karte sowie PIN noch gar nicht erhalten habe. Nach einen Telefongespräch der Service Hotline, ist dies das Vorgehen: "die Gebühr wird fällig sobald die Karte beantragt wird." (die Bank will doch umstellen, ich habe nichts beantragt) Wenn man das mit jedem Kunden macht, wieder eine Einnahmequelle. Bei einer monatlichen Gebühr von 4 CHF (classic Karte) , sind das in der Woche 1 CHF (solange wird der Versand der Karte, gesonderte PIN etc. dauern) bei ca. 300.000 Kunden der LUKB kann sich jeder ausrechnen wie viel Umsatz dies zusätzlich einbringt. Für mich absolut unseriös, eine Leistung abzurechnen ohne diese erbracht zu haben. Zahle ich demnächst auch schon mein TV Abo oder mein Natel Abo bevor ich dieses nutzen kann? Meinem Wunsch die Kartengebühr, die übrigens auf den Tag genau von der Bank berechnet wird, erst dann abzurechnen, wenn ich die Karte auch erhalten und somit nutzen kann, möchte man nicht nachkommen. Herr Salzmann, vielleicht denken Sie mal drüber nach. Ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man keine zufriedenen Kunden bekommt. Vielleicht sollte man wie beim TV Abo oder Natel Abo häufiger den Anbieter wechseln.
Michael
7. Dezember 2020
Ein bedeutsamer Faktor wurde nicht berücksichtigt: Nämlich dass sich die Kunden bei den Händlern, (insbesondere bei Kleinstunternehmen) entweder unbeliebt machen, oder je nachdem sogar gar nicht mehr bezahlen können. Dass die neue Karte bei den Kunden zwar als Debitkarte geworben wird, die Zahlungen bei den Aquirern aber ganz normal zu den eh schon völlig überholten hohen Kommissionen von Kreditkartenzahlungen abgerechnet werden, finde ich schlicht eine Sauerei. Hier ist es doch offensichtlich, dass sich die Banken gerade in Zeiten von COVID-19 klammheimlich eine neue Einnahmequelle schaffen und sich damit sozusagen am Umsatz von Kleinbetrieben beteiligen.
Peter Ulli
10. November 2020
Das mit den neuen Kommissionen/Spesen, wie von Frau Koch geschildert, verwundert mich überhaupt nicht. Die Covid19 Situation wurde ausgenutzt um Bargeld so gut wie möglich zu verdrängen. Mir war sofort und sonnenklar, dass dies zu neuen Bankgebühren führen wird. Ich bezahle weiterhin mit Bargeld, so kann ich wenigstens vorläufig diese Gebühren noch umgehen.
Christian Brunner
10. November 2020
Das mit den Gebühren ist allgemein ein extrem Störender Faktor, bei allen Banken. Insbesondere die steinzeitliche anmutende Gebühr für Bargeldbezüge an "fremden" Bankomaten wird leider auch mit der neuen Generation nicht abgeschafften. Aus Kundensicht muss ich also dafür bezahlen, dass ich mein Geld auf die Bank bringen darf (Kontoführungsgebühr) und ich muss dann noch einmal bezahlen, wenn ich das Geld wieder haben möchte und gerade kein Bankomat "meiner" Bank zur Verfügung steht. Und als ob dies nicht reichen würde, lässt sich die Bank vom Retail auch noch Gebühren für digitale Transaktionen bezahlen.... Ich warte hier sehnsüchtigste auf eine "Revolution" im Banksegment...
Jürgen Petry
10. November 2020
Wieder einmal ein sehr interessanter Beitrag! Nur eine Angabe wäre noch hilfreich gewesen: So ist es ja interessant zu lesen, dass bei Fremdwährungstransaktionen keine Umrechnungsgebühren mehr in Rechnung gestellt werden. Zum anderen Freiheitsgrad, nämlich der Festlegung des Wechselkurses, finden sich allerdings keine expliziten Angaben. Hier würde ich mir aus Transparenzgründen ebenfalls eine Quantifizierung wünschen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass auch hier die Potentiale im unteren einstelligen Prozentbereich liegen.
Brigitte Koch
9. November 2020
Guten Tag, ich habe ein Kleinunternehmer von einem Kiosk. Ich bin gar nicht glücklich über die v-pay Karte der Kantonalbank. Denn ich habe sehr kleine Beträge zum Verkaufen, wo ich nicht den Preis bestimmen kann, wie bei Zigaretten und Lotto, Lösli usw. Bei den v-pay von UBS und Raiffeisen bezahl ich für ein Tabaksäckli von fr. 5.50 4.7 % Spesen. Das heisst ich verdiene da nur noch 5.3 %. Da ich bei v-Pay 22 Rp pro Transaktion plus 0.45 % bezahle. Dank den Maestro wo ich bis jetzt 0.35 % bezahlt hatte, konnte ich ein Auge zudrücken. Aber wenn die Maestro Karte auch in Debitkarten umgewandelt werden, kann ich meinen Laden bald schliessen oder ich muss den Betrag den Kunden belasten. Kann ich selbst eine solche Karte verweigern, oder werden die normalen Maestro Karten gar nicht mehr gemacht? ich möchte keine solche Karte.
Prof. Dr. Andreas Dietrich
9. November 2020
Guten Tag Frau Koch Ich gehe davon aus, dass die Maestro Karten in der "alten" Form mittelfristig nicht mehr angeboten werden. Die meisten Banken planen, in den nächsten 1-2 Jahren von den herkömmlichen Debitkarten (z.B. Maestro) auf die neuen Debitkarten (Visa Debit, Master Debit) zu wechseln. Beste Grüsse Andreas Dietrich
Andreas Weber
9. November 2020
Ich zweifle, dass sich die Karten so sehr durchsetzen wie es die Maestrokarten getan haben. Denn bisher mussten sich die Banken nicht um e-commerce Fraud kümmern, sondern das Problem war ausgelagert an die Issuer. Wenn dann aber das Bankkonto betroffen ist werden die Kunden das ganz anders empfinden.
Prof. Dr. Andreas Dietrich
9. November 2020
Guten Tag Herr Weber Ja, das ist ein sehr guter Hinweis. Bin echt gespannt, wie die Kunden nun mit diesen Möglichkeiten umgehen werden. Beste Grüsse, Andi Dietrich
Aurelio Emiliano
9. November 2020
Und wo bitte bleibt die Innovation?
Robyn Sengers
9. November 2020
Du kannst mit der Debitkarte nun online einkaufen. Dies war bis anhin ja nur mit der handelsüblichen Kreditkarte möglich. Der Vorteil daran? Man kann Waren online Einkaufen ohne dies auf Kredit zu tun. Ihre neue Debit Mastercard erkennen Sie z.B. daran, dass nicht mehr eine IBAN auf der Karte steht, sondern eine "Kreditkartennummer" welche sie dann bei Zahlungen wie früher bei den Kreditkarten online eingeben können. Nur dass der Betrag bei der neuen Karte direkt Ihrem Konto belastet wird. Vorteil für alle: Schuldenprobleme aufgrund von Kreditkartenrechnungen werden seltener. Innovation: Du kaufst Online ein ohne dass die Transaktion durch Gebühren und Kommissionen bei Kreditkartenfirmen teurer wird. LG
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
2. November 2020
Wie sieht die Zukunft der Bargeldversorgung bei Banken aus? Ein Bericht aus dem Innovationslabor der Zürcher Kantonalbank
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Die Bargeldversorgung der Bevölkerung könnte sich in den nächsten Jahren verändern. Auf der einen Seite kann man davon ausgehen, dass sich die Anzahl Filialen weiter reduzieren wird. Auf der anderen Seite ist die Anzahl an Bargeldbezügen bei Geldautomaten rückläufig, was die Bewirtschaftung der Automaten für Banken unattraktiver macht. Sinkende Transaktionszahlen bei gleichbleibender Geldautomaten-Abdeckung erhöhen die Kosten pro Transaktion nämlich erheblich. Im heutigen Blog-Artikel zeige ich einige generelle Entwicklungen im Bereich der Geldautomaten auf. Des Weiteren gehe ich auf ein interessantes Projekt der Zürcher Kantonalbank in Zusammenarbeit mit dem Startup Sonect ein.
Bargeld ist noch immer wichtig in der Schweiz. Gemäss der im Jahr 2017 von der SNB durchgeführten Zahlungsmittelumfrage stellt Bargeld noch immer das von den privaten Haushalten in der Schweiz meistgenutzte Zahlungsmittel dar. Von den erfassten Zahlungen wurden 70 Prozent bar abgewickelt. Gleichzeitig kann man anhand von verschiedenen Statistiken feststellen, dass die Relevanz von Bargeld im Alltag abnimmt.
Obwohl Bargeld in Zukunft wohl ziemlich stark an Bedeutung verlieren wird, werden wir auch mittel- bis langfristig nicht in einer völlig bargeldlosen Schweiz leben. Bargeld wird weiterhin und trotz einer Verschiebung hin zu bargeldlosem Zahlen noch oft im Einsatz sein.
Die jährlichen Kosten für die Bargeldversorgung werden in einem SIX-Whitepaper («The Future of Money») auf rund CHF 900 Millionen für den Bankensektor und auf rund CHF 1.3 Milliarden für den Detailhandel beziffert. Als einer der Kostentreiber aus Bankensicht wurde dabei die Anzahl an Geldautomaten identifiziert. Die Zahl der Geldautomaten hat sich gemäss SNB Statistik zwischen 2005 und 2019 stetig erhöht. 2020 nahm die Zahl hingegen wieder etwas ab. Per Juni 2020 gibt es hierzulande 6’990 Geldautomaten (vgl. Abbildung 1). Dieser Trend hat wohl nicht zuletzt gedreht, weil Investitionskosten und Betrieb eines Geldautomaten teuer sind.
Ein Gerät dieser Art kostet einmalig und abhängig von den Funktionalitäten (z.B. Einzahlungsmöglichkeiten) und inklusive dem Einbau ca. CHF 40’000 bis CHF 90’000 und danach wiederkehrend (abhängig von der Standortmiete und der Videoüberwachung) rund CHF 15’000 bis CHF 40’000 Unterhalt pro Jahr. Interessant vor diesem Hintergrund ist auch, dass einzelne Banken stärker damit begonnen haben, die Bargeldversorgung mit einem expliziten Preisschild zu versehen. So stehen beispielsweise beim neuen Angebot der Credit Suisse das CSX White und das CSX Black Angebot zur Auswahl. Das CSX White Angebot ist kostenlos. Das CSX Black Angebot kostet CHF 3.95 pro Monat. Der Unterschied zwischen diesen beiden Angeboten besteht einzig darin, dass Geldautomat-Transaktionen beim White-Angebot CHF 2 kosten, derweil diese beim Black-Angebot (bei Automatenbezüge der Credit Suisse) im Preis integriert sind.
Auch die Zahl der Bargeldabhebungen an Geldautomaten hat sich reduziert. Nach einem stetigen Anstieg und einem «Rekordjahr» 2015, haben die Transaktionen in den vergangenen fünf Jahren stark abgenommen. So war die Anzahl Transaktionen gemäss SNB Statistik im Jahr 2017 um 10 Prozent geringer als noch zwei Jahre davor (die Daten können seither infolge eines ziemlich schwerwiegenden Strukturbruchs nicht mehr verwendet werden. Seit dem Jahr 2018 werden beispielsweise auch Debitkarten-Bargeldbezüge an bankeigenen Geldausgabeautomaten berücksichtigt; gleichzeitig erfolgt diese Umsetzung nur «schrittweise», sprich: nicht alle Banken haben gleichzeitig auf das neue Reporting umgestellt). Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat mir daher basierend auf eigenen Daten und ihren Geldautomaten eine Zeitreihe über die Automatentransaktionen zur Verfügung gestellt (indexierte Entwicklung inkl. Prognose bis zum Jahr 2022). Es wird ersichtlich, dass sich die Anzahl der Geldautomaten-Transaktionen seit 2017 noch einmal beschleunigt reduziert hat. Bei der Zürcher Kantonalbank gibt es in diesem Jahr gut 20 Prozent weniger Bargeldabhebungen an Geldautomaten als noch vor fünf Jahren.
Alternativen zu klassischen Geldautomaten – und das Modell von Sonect
Die Retailbanken werden in Anbetracht der sinkenden Margen auch künftig gezwungen sein, ihre Betriebskosten weiter zu optimieren. Entsprechend müssen sie auch auf das veränderte Kundenverhalten in Bezug auf die Geldautomaten-Transaktionen eine Antwort haben. Vor allem die Anzahl der Geldautomaten muss kritisch hinterfragt werden.
In der Zwischenzeit gibt es verschiedene Optionen, wie Kunden auch ausserhalb der bankseitig betriebenen Geldautomaten zu Bargeld kommen. Eine erste Möglichkeit besteht darin, an Kassen von gewissen Detailhändlern Geld «abzuheben». So können beispielsweise Kunden mit einer PostFinance Card, einer Maestro-Karte der Migros Bank oder einer Migros Cumulus-Mastercard von Cembra Money Bank an der Kasse aller Migros-Filialen gebührenfrei Bargeld beziehen (vgl. Abbildung 3).
Als zweites eignet sich durch die P2P-Funktionen in verschiedenen Mobile Payment Apps eigentlich auch jeder Freund zum «Geldautomaten». Faktisch kann man von einem Freund Bargeld erhalten, derweil man gleichzeitig den entsprechenden Betrag via Mobile Payment App auf sein digitales Bankkonto schickt.
Eine weitere interessante Lösung bietet das Startup Sonect. Das Geschäftsmodell von Sonect erlaubt Retail-Geschäften, die Rolle von Geldautomaten zu übernehmen. Mithilfe einer App können Anwender (bei der Migros Bank gegen eine Gebühr von CHF 0.99 pro Transaktion) Bargeld in Läden beziehen. De facto kann dadurch jeder Detailhändler zum Geldautomaten werden (aktuell sind bspw. bereits alle Volg-Läden und Kioske von Valora angeschlossen). In der App kann der Anwender auch erkennen, wo sich der nächste «Geldautomat» befindet. Für Geschäfte ist dies interessant, weil diese «Geldautomaten-Funktion» die Angebotspalette des Retailers erweitert und sie zusätzlich etwas verdienen können. Gleichzeitig gewinnt man möglicherweise neue Laufkundschaft und kann solchen Kunden weitere Spezial-Angebote machen (z.B. vergünstigtes Getränk bei Bargeldbezug).
Sonect ist im Juli 2017 mit vier Pilot-Geschäften gestartet. Mittlerweile kann in der Schweiz bei 2’300 Geschäften (u.a. Valora, Volg, Landi, toppharm) Bargeld mit der Sonect App bezogen werden. Die Dichte ist gemäss Sonect bereits höher als diejenige aller anderen Banken mit klassischen Geldautomaten in der Schweiz. Entsprechend ist die Lösung auch von einzelnen Banken (z.B. Migros Bank) als interessant befunden worden und wird gegenüber Kunden aktiv erwähnt. Nachfolgend möchte ich auf die diesbezüglichen Überlegungen der Zürcher Kantonalbank eingehen.
Zürcher Kantonalbank sucht mit Sonect nach Lösungen
Die Zürcher Kantonalbank hat ein Pilotprojekt mit Sonect durchgeführt, in welchem sie die Sonect App in ihr ZKB Mobile Banking integriert hat. Aus meiner Sicht ergeben sich daraus die folgenden drei potenziellen Vorteile für die Bank:
- Dank Sonect (oder anderen Anbietern) kann die Bank ihren Kunden ein vergrössertes Netzwerk an Bargeldbezugs-Möglichkeiten anbieten (Ergänzung des Geldautomaten-Netzes). Dies nicht nur im Wirtschaftsraum Zürich, sondern auch ausserhalb ihres in Bezug auf Geldautomaten geographischen Einflussgebiets.
- Zweitens wird durch eine Integration der Funktionalität in das ZKB eBanking Mobile der eigene digitale Kanal gestärkt.
- Als drittes trägt ein solche Lösung zu einer kostenoptimierten Bargeldversorgung bei: Durch eine Verkleinerung des Bargeldkreislaufs werden die Gesamtkosten reduziert. Bargeld kann dort bezogen werden, wo es ausgegeben wird. Die Bank bezahlt zwar pro Transaktion einen Preis an Sonect und Händler. Der Preis der Transaktion über Sonect ist jedoch günstiger als die CHF 2 Gebühren, welche zwischen den Banken für Fremdbancomatbezüge verrechnet werden.
In ihrem Pilotprojekt hat die ZKB die Funktionalität von Sonect – im Gegensatz beispielsweise zur Migros Bank – in ihre Mobile Banking Lösung integriert, ohne die Sonect-App im Backend bereits vollends anzuschliessen (vgl. Abbildung 4). Rund 400 Mitarbeitende der Zürcher Kantonalbank haben Sonect danach von Juni bis Ende September 2020 für einige Monate getestet. In der entsprechenden Zeitperiode wurden von diesen Mitarbeitenden Sonect und Geldautomaten als Bargeldquelle in etwa gleich häufig benutzt. Jeder zweite Sonect-Bezug wurde an einem k-Kiosk vorgenommen, rund 30 Prozent der Bezüge erfolgten bei Volg. Die weiteren Bezüge verteilten sich auf kleinere Geschäfte. Das Ganze hat gemäss den Feedbacks der Testpersonen technisch gut funktioniert. Verbesserungspotenzial orten einzelne Tester aber noch bei der Bekanntheit von Sonect bei Mitarbeitenden in den verschiedenen Shops, welche teilweise gar nicht wussten, dass sie diese Möglichkeiten anbieten. Für eine Bank wie die Zürcher Kantonalbank ist aber natürlich entscheidend – gerade bei einer vollen Integration in das eigene Mobile Banking – dass die Customer Journey und die Servicequalität beim Bargeldbezug in einem Shop das gleiche Niveau haben wie bei der Zürcher Kantonalbank.
Fazit
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zahl der Geldautomaten in den nächsten fünf bis zehn Jahren um 20-30 Prozent abnehmen wird, da Bargeld weniger relevant sein wird und verschiedene Alternativen für die Bargeldabhebung entstehen werden. Auch wenn immer mehr digitale Lösungen zum Bezahlen genutzt werden, wird es auch weiterhin verschiedene Kundengruppen geben, die vorzugsweise und aus verschiedenen Gründen mit Bargeld bezahlen wollen. Sonect kann für diese Kunden als Ergänzung und Erweiterung von Geldautomaten genutzt werden an Orten, wo man aus Bankensicht zu wenig Volumen für Geldautomaten sieht. Gerade für regional tätige Banken kann so auch eine hohe schweizweite Abdeckung ausserhalb ihres eigenen Einflussbereichs sichergestellt werden.
Bei sinkenden Transaktionszahlen aber gleichbleibender Abdeckung von Geldautomaten erhöhen sich die Kosten pro Transaktion erheblich. Um Kosten sparen zu können aber trotzdem für ihre Kunden ein Angebot zu haben, werden Banken nach Alternativen suchen, wenn sie ihr Geldautomaten-Netz reduzieren. Neue Ansätze wie Sonect könnten dabei helfen, durch eine «Delegation» des Bargeldservice an Detailhändler eine gleiche oder gar bessere Abdeckung zu garantieren bei gleichzeitig tieferen Kosten für die Bank. Die Bank bezahlt zwar pro Transaktion einen Preis an Sonect und Händler, erspart sich aber die Investitions- und Betriebskosten von eigenen teuren Geldautomaten (Ersatz für gewisse Geldautomaten). Zudem ist der Preis der Transaktion über Sonect günstiger als die CHF 2 Gebühren, welche zwischen den Banken für Fremdbancomatbezüge verrechnet werden.
Vor diesem Hintergrund ist auch der Versuch der Zürcher Kantonalbank oder der Migros Bank interessant, sich frühzeitig mit solchen Angeboten auseinanderzusetzen. Der Weg des Pilotprojekts der Zürcher Kantonalbank, eine entsprechende Lösung in das eigene Mobile Banking zu integrieren, macht dabei aus meiner Sicht viel Sinn, da dadurch die Kundenschnittstelle gewahrt wird und der Kunde nicht eine separate App benötigt.
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28. Oktober 2020
UBS bietet mit key4 nun auch Neuhypotheken an und kooperiert mit Homegate: Eine Analyse
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Vor vier Monaten hat UBS mit key4 den Einstieg ins Vermittlergeschäft für selbstbewohntes Wohneigentum gewagt. Im heutigen Blog zeige ich die bisherigen Entwicklungen auf und diskutiere die Erweiterung des Geschäftsmodells von key4 in der Zukunft. Gleichzeitig lancieren wir ab heute am IFZ auch den jeweils zweiwöchentlich erscheinenden «IFZ Digital Banking Podcast». Im ersten Podcast beleuchten wir das Modell von key4 noch ausführlicher.
Wie ich im damaligen Blog-Artikel bei der Lancierung von key4 by UBS (nachfolgend: key4) geschrieben hatte, scheint aus meiner Sicht das Geschäftsmodell von key4 (u.a. mit den Aspekten der «Matching-Engine», dem Servicing und der Einbindung des Investoren-Portals ins UBS E-Banking, dem «Alles-aus-einer-Hand-Service» und der Multi-Lender) und die Umsetzung gut durchdacht. Nachfolgend möchte ich zuerst auf die bisherigen Entwicklungen eingehen, bevor ich die heute angekündigten Weiterentwicklungen des Modells vorstellen werde. Ein kleiner Ausblick darf natürlich auch nicht fehlen.
Bisherige Entwicklungen
Für diesen Blog hat mir UBS erste Daten zum bisherigen Verlauf von key4 zur Verfügung gestellt:
- Ende Juni wurde das Portal lanciert. Bis heute hatte die Seite rund 160’000 Visits.
- Bislang hat man in etwa 2.5 Terminbuchungen pro Arbeitstag (bei 8 Mitarbeitenden).
- Bisher wurden Transaktionen in 13 Kantonen abgeschlossen (v.a. in Zürich und der Ostschweiz; noch weniger in der Romandie oder im Tessin, das Angebot ist aber auch in italienischer und französischer Sprache verfügbar).
- Die Belehnungshöhe ist mit bisher – auch für Ablösungen – eher tief. Die durchschnittliche Tragbarkeit beträgt tiefe 21 Prozent.
- Die durchschnittliche Laufzeit der Hypotheken beträgt 6 Jahre.
- Die durchschnittliche Finanzierungshöhe ist rund CHF 450’000.
Ausbau des Angebots – neu auch für Neuhypotheken
In einem ersten Schritt hat sich key4 auf Ablösungen von Hypotheken fokussiert. Ab heute sind nun auch Neuabschlüsse von Hypotheken über die Plattform möglich. Diese «New Home Buyer» stellen höhere Anforderungen an einen digitalen (Beratungs-)Prozess als Kunden, welche «nur» eine Hypothek ablösen. Die Fragestellungen sind komplexer, die Videoberatung wird für diese Kunden bedeutender. Interessant finde ich, dass diese Kunden künftig – analog dem UBS Immo Check – online kostenlos eine erste Einschätzung zum Marktwert der Immobilie erhalten werden. Anhand einer vereinfachten Rechnung und «nur» neun Parametern wird aufgezeigt, ob der Kaufpreis für das Objekt in der zu erwartenden Preisspanne liegt oder ob der Preis etwas höher ist als man dies erwarten könnte. Der genaue Schätzpreis darf online nicht zur Verfügung gestellt werden, aber es gibt den Kunden bereits eine erste wertvolle Einschätzung, ob sich der Objektwert in etwa in einer marktüblichen Spannbreite bewegt.
Zusammenarbeit mit Homegate als interessanten Schritt
Die grösste Neuerung ist für mich aber vor allem die exklusive Zusammenarbeit auf Objektebene von Homegate mit key4. Homegate mit seinen derzeit über 100’000 Listings ist die grösste Immobiliensuch-Maschine der Schweiz. Mit dem Angebot der «New Home Buyer» werden die Plattform und die entsprechenden Leads für UBS sehr interessant. Aus Sicht Homegate ist eine exklusive Zusammenarbeit mit UBS spannend, weil UBS alle Regionen in der Schweiz abdeckt.
key4 ist auf nahtlose Art und Weise auf Homegate eingebunden. Neben den Informationen zur Immobilie, wird mit zwei zusätzlichen Angaben (Einkommen und Eigenmittel) sehr schnell eine Offerte für den Kunden abgegeben (siehe Abbildung 1). Die Preise sind verbindlich, sofern der Kunde danach die entsprechenden Nachweise für die erfassten Daten erbringt und das Onboarding des Kunden erfolgreich durchgeführt werden kann.
Ist der Kunde an einem Hypothekarangebot von key4 interessiert, kann er für das Gespräch mit key4 einen Telefontermin oder einen Videocall (digital) auswählen und mit den BeraterInnnen von key4 in Kontakt treten. Seine persönlichen Kontaktdaten müssen erst ganz zum Schluss angegeben werden.
Kampf der Ökosysteme?
Mit der Beteiligung an Houzy (einer digitalen Plattform für Wohneigentümer) oder der Zusammenarbeit mit Homegate unternimmt key4 erste Schritte, eine Plattform «Wohnen und Eigenheim» zu schaffen, die auf dem Ökosystem-Gedanken basiert. Neben dem «UBS-Ökosystem» gibt es aber auch eine Reihe von anderen Initiativen. Dazu gehören die Zusammenarbeit der Credit Suisse mit Axa, die Zusammenarbeit von Mobiliar (und Credit Exchange) mit Raiffeisen, oder die Kooperation von Helvetia mit Moneypark.
Vor diesem Hintergrund kann Homegate aus Sicht von key4 als erste «Lead Generation» Partnerschaft bezeichnet werden. Weitere solche Partnerschaften im Bereich Wohneigentumsplattformen werden angestrebt. Des Weiteren wäre es natürlich für UBS interessant, stärker mit den Immobilienmaklern verlinkt zu sein, da diese im wichtigsten Zeitpunkt (Wohnungs- resp. Hausbesichtigung) mit dem Kunden in Kontakt sind. Als weiteres ist interessant zu sehen, dass UBS mit anderen unabhängigen Finanzierungsvermittlern zusammenarbeitet. So ist UBS Atrium für die Finanzierung von Renditenliegenschaften beispielsweise selber als Investor auf der «Konkurrenz-Plattform» Valuu oder FinanceScout 24 vertreten.
Das Thema vertiefen mit dem «IFZ Digital Banking Podcast» – es lohnt sich
Eine vertiefte Hintergrund-Reportage zum Thema key4 – deren Entstehungsgrund, dem Geschäftsmodell, dem bisherigen Verlauf und auch einem Ausblick – können Sie sich in unserem erstmalig ausgestrahlten «IFZ Digital Banking Trends Podcast» anhören. Ich befrage in diesem Podcast Dr. Martha Böckenfeld, Head Digital Platforms & Marketplaces bei UBS, zu diesen Themen.
Wir werden am IFZ ab heute ca. alle zwei Wochen einen neuen Podcast aufschalten, in welchem wir die wichtigsten Trends und Entwicklungen im Digital Banking anhand von Hintergrundgesprächen vertiefen. Die Podcasts dauern ca. 15-30 Minuten – sind also perfekt geeignet für eine Zugfahrt oder eine kurze Autofahrt.
Unter folgenden Links können Sie den Podcast zu key4 anhören:
Es würde uns sehr freuen, wenn Sie in die Podcasts reinhören und diese auch abonnieren würden.
https://cdn.podigee.com/podcast-player/javascripts/podigee-podcast-player.js
Fazit
Es überrascht nicht, dass UBS nun auch auf die Hypotheken-Neugeschäfte zielt, auch wenn dieses Segment kleiner ist als dasjenige der Hypotheken-Ablösungen. Auch der Prozess ist komplexer und aufwändiger, das Generieren von Leads ist (noch) teurer. Die Zusammenarbeit mit Homegate ist entsprechend ein erster wichtiger Schritt, um in diesem Markt relevanter zu werden und Leads zu generieren. Ob das in Bezug auf die Kundenreise wirklich am richtigen Ort ansetzt, diskutiere ich mit Dr. Martha Böckenfeld auch im Podcast (bitte reinhören!).
PS: Digitale Marktplätze werden auch an der IFZ Retail Banking Konferenz ein Thema sein. Weitere Information dazu finden Sie hier. Die Konferenz findet komplett online statt.
Kommentare
1 Kommentare
GRAFFITIARTIST Schweiz
6. November 2020
Hallo Prof. Dr. Andreas Dietrich, wirklich ein sehr schöner Beitrag! Vielen Dank dafür. Mit freundlichem Gruß, Christoph
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
27. Oktober 2020
Der IFZ Digital Banking Podcast wird noch in dieser Woche lanciert – 6 Gründe, warum Sie sich die Podcasts anhören und abonnieren sollten
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Als Ergänzung zum IFZ Retail Banking Blog wird der IFZ Digital Banking Podcast noch in dieser Woche lanciert – 6 Gründe, warum Sie sich die Podcasts anhören und abonnieren sollten:
- Bleiben Sie informiert und aufgeklärt über den (Digital) Banking Markt Schweiz. Unser Podcast soll sie nicht nur unterhalten, sondern auch weiterbilden. Lassen Sie sich inspirieren von neuen Entwicklungen und interessanten Expertinnen und Experten.
- Optimieren Sie Ihre Zeit: Hören Sie Podcasts auf der täglichen Zugfahrt, im Auto, auf dem Velo oder beim Training. Sie können nicht immer Videos anschauen, während Sie viele Aktivitäten durchführen. Der Podcast aber ist ein Audioinhalt, den Sie sich jederzeit und überall anhören können.
- Abwechslung: Jede Musikbibliothek wird irgendwann mal langweilig. Das Anhören von Podcasts verschafft Ihnen eine inspirierende Verschnaufpause von der Musik.
- Gespräche statt Geschichten: Unsere Podcasts fokussieren auf Gesprächen. Gespräche können jederzeit unerwartete Wendungen nehmen.
- Und: Reduzieren Sie mit dem Hören von Podcasts Ihre Screen Time auf dem Smartphone.
Noch immer nicht überzeugt? Dann habe ich noch Nr. 6:
- Sie wollen wissen, welches Musikstück ich auf dem Klavier derzeit am Liebsten spiele und wie sich das anhört? Dann hören Sie auch mal in unseren Podcast rein 🙂
Der erste «IFZ Digital Banking Trends Podcast» liefert eine vertiefte Hintergrund-Reportage zum Thema key4 – deren Entstehungsgrund, dem Geschäftsmodell, dem bisherigen Verlauf und auch einem Ausblick. Ich befrage in diesem Podcast Dr. Martha Böckenfeld, Head Digital Platforms bei UBS, zu diesen Themen.
Nils Hafner, Thomas Ankenbrand und ich werden am IFZ ca. alle zwei Wochen einen neuen Podcast aufschalten, in welchem wir die wichtigsten Trends und Entwicklungen im Digital Banking anhand von Hintergrundgesprächen vertiefen. Die Podcasts dauern ca. 15-30 Minuten – sind also perfekt geeignet für eine Zugfahrt oder eine kurze Autofahrt.
Unter folgenden Links können Sie sich den Teaser meines Kollegen Nils Hafner zu unserem Podcast anhören:
- Spotify: https://open.spotify.com/show/1Yis9873rfoCaaCes59NfB?si=Mu-b8iWeR1KXmbf2N0rqIA
- Podigee: https://ifzdigitalbanking.podigee.io/t1-new-episode/embed?context=external&token=40mdooHOpIKphhB05cr-OQ
- Apple: https://podcasts.apple.com/de/podcast/der-ifz-digital-banking-podcast/id1537391059
Ich würde mich extrem freuen, wenn Sie in unsere Podcasts reinhören und diese auch abonnieren würden!
Kommentare
4 Kommentare
Daniel Bruckhoff
27. Oktober 2020
Schade ist Apple nicht verfügbar. Bis dahin viel Erfolg mit dem Podcast.
Prof. Dr. Andreas Dietrich
27. Oktober 2020
Ist nun bereits verfügbar: https://podcasts.apple.com/de/podcast/der-ifz-digital-banking-podcast/id1537391059
Prof. Dr. Andreas Dietrich
27. Oktober 2020
Apple wird auch bald verfügbar sein - wohl in 2 Tagen. Ist also nur ein sehr kurzfristiges Problem.
Matteo
27. Oktober 2020
Danke @Andreas Dietrich - Ich könnte nicht mehr einverstanden sein und freue mich auf das erste podcast!
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
19. Oktober 2020
140 Millionen CHF nach 5 Monaten: Ein erstes Fazit zum Nutzerprofil und dem Erfolg der neuen digitalen Anlagelösungen von PostFinance
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
PostFinance hat im Mai 2020 vier neue Angebote im Bereich der Vermögensverwaltung, der Anlageberatung und für das selbstständige Investieren lanciert. Fünf Monaten nach dem Markteintritt dieser Lösungen werde ich kurz auf die Produkte eingehen und mithilfe von für diesen Blog gezeigten Daten ein Fazit zur bisherigen Entwicklung und zum Kundenprofil dieser Angebote ziehen.
PostFinance möchte mit ihren verschiedenen Angeboten auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Kundenprofile eingehen. Zentrale Überlegung ist, dass viele Kunden nicht auf Beratung verzichten möchten, jedoch zumindest teilweise den digitalen Kanal benutzen. Durch die Kombination dieses hybriden Ansatzes mit den verschiedenen Anlegertypen (Delegatoren, Validatoren, Execution Only-Kunden) will PostFinance eine breite Masse von bestehenden und potenziellen Kunden ansprechen.
Vor fünf Jahren hatte PostFinance noch angekündigt, dass der Roboadvising-Service von PostFinance auf der «White-Label-Plattform» der Swissquote Bank aufbauen werde. Diese Absicht wurde in der Zwischenzeit revidiert. Einerseits ist die Produktpalette breiter als ursprünglich angekündigt. Andererseits erfolgte die Umsetzung der verschiedenen Lösungen mit der Firma additiv. PostFinance nutzt aber unverändert die elektronische Plattform von Swissquote für ihr E-Trading als fünfte digitale Anlagelösung.
Die Palette der vier neuen Anlagelösungen von PostFinance
Die vier verschiedenen Produktausprägungen von PostFinance sind wie folgt:
- Das interessanteste Produkt ist aus meiner Sicht die E-Vermögensverwaltung. Bei der E-Vermögensverwaltung wählen die Kundinnen und Kunden eine Anlagestrategie sowie einen der drei Anlagefokusse «Schweiz», «Global» oder «Nachhaltig» und delegieren die Verwaltung ihres Vermögens an PostFinance. Der digitale Aspekt besteht darin, dass der Kunde im E-Banking sein Risikoprofil eingeben und danach selber angeben kann, welche der drei Strategien verfolgt werden soll. Das Portfolio und die Performance können jederzeit online überprüft werden. Bei Bedarf kann auch ein Beratungstermin vereinbart werden. Die Umsetzung erfolgt durch einen Anlageausschuss, welcher schlussendlich 15 Musterportfolios bewirtschaftet. Der Mindestbetrag für eine Investition beträgt CHF 5’000. Die Kosten betragen 0.75 Prozent p.a. auf dem durchschnittlichen Anlagevermögen. Abbildung 1 zeigt als Beispiel eine Anlageübersicht der E-Vermögensverwaltung.
Zwei weitere «digitale Anlageprodukte» sind Beratungslösungen, die sowohl traditionell mittels Gesprächen in der Filiale, aber auch rein digital abgeschlossen und genutzt werden können.
- Bei der Anlageberatung Plus wählen die Kundinnen und Kunden eine Anlagestrategie sowie einen der drei Anlagefokusse «Schweiz», «Global» oder «Nachhaltig» aus und können sich (nach Wunsch) online oder persönlich beraten lassen. Weicht das Anlageportfolio von der gewählten Anlagestrategie ab, benachrichtigt PostFinance ihre Kundinnen und Kunden automatisch und unterbreitet ihnen digital neue Anlage- oder Umschichtungsvorschläge, die sie annehmen oder ablehnen können. Wichtig ist, dass die Hausmeinung von PostFinance stets in diese Umschichtungsvorschläge einfliesst. Diese und auch weitere Aspekte wie zum Beispiel das Risiko-Rendite-Profil der Anlage kann der Kunde jederzeit einsehen. Die empfohlene Mindestanlagesumme beträgt für dieses Produkt CHF 80’000. Die Kosten belaufen sich auf 0.90 Prozent p.a. auf dem durchschnittlichen Anlagevermögen.
- Bei der Fondsberatung Basis treffen die Kundinnen und Kunden ihre Anlageentscheide aufgrund der Empfehlung von PostFinance selbstständig digital. Auf Wunsch können sie sich von einem Kundenberater oder einer Kundenberaterin von PostFinance beraten lassen. Im Vergleich zur «Anlageberatung Plus» erhalten Kunden mit der „Fondsberatung Basis» keine regelmässige individuelle Anlage- und Umschichtungsvorschläge für ihr Portfolio. Entsprechend findet auch keine aktive Überwachung des Kundenportfolios statt.
Die Asset Allocation wird vom Anlageausschuss monatlich neu definiert und danach ausgeführt. Ein automatisches «Rebalancing» gibt es dadurch nicht. Wenn aber die Bandbreiten dieser Lösungen verletzt werden, schichtet PostFinance die Anlagen um. Persönliche Ausschlusskriterien (keine amerikanischen Titel, kein Gold, etc.) sind nur bei der Anlageberatung Plus umsetzbar, nicht aber bei der E-Vermögensverwaltung.
Interessant bei allen drei Modellen ist, dass die Kunden alles online, alles in der Filiale oder auf den verschiedenen Kanälen (hybrid) machen können.
Schliesslich gibt es das Modell des «Selfservice Fonds» für die Gruppe der self-directed Fondsanlegerinnen und -anleger (ohne Beratung). PostFinance stellt dabei ein überschaubares Angebot von 49 Fonds zur Verfügung, aus denen Kunden selbstständig auswählen können. Möchte ein Execution Only-Kunde in Einzeltitel investieren, ist dieses Angebot entsprechend wenig zielführend. Für diese Kundengruppe gibt es die Möglichkeit zum Handel von Einzeltiteln im E-Trading. Einzelzeichnungen sind beim Modell von Selfservice Fonds ab CHF 2’000 möglich. Die Kosten belaufen sich auf 1 Prozent Ausgabekommission auf dem Zeichnungsbetrag und 0.15 Prozent p.a. auf dem durchschnittlichen Depotvermögen.
Kunden können die Eröffnung zwar selbstständig im E-Banking machen. Es ist aber für Kunden wohl nur schwer auffindbar ohne Anleitung (via Angebote à Produkt eröffnen à Anlegen à Produktauswahl).
Nutzung
Interessant ist die bisherige Nutzung der verschiedenen Angebote. Für meinen Blog hat mir PostFinance die folgenden Zahlen zur Verfügung gestellt:
- Die Produkte «E-Vermögensverwaltung», «Anlageberatung Plus» und «Fondsberatung Basis» haben bereits nach fünf Monaten ein Volumen von 140 Millionen erreicht. Die E-Vermögensverwaltung hat dabei ein Volumen von CHF 106 Millionen. Dies ist aus meiner Sicht durchaus beachtlich, wenn man sich vor Augen führt, dass der Robo Advisor von Swissquote (ePrivate Banking) zehn Jahre nach der Lancierung rund CHF 235 Millionen und TrueWealth sieben Jahre nach der Gründung ein Volumen von rund CHF 300 Millionen ausweisen.
- 79 Prozent der Neueröffnungen waren für das Produkt der «E-Vermögensverwaltung», 20 Prozent für die «Fondsberatung Basis» und 1 Prozent für die «Anlageberatung Plus».
- Insgesamt konnte PostFinance für diese drei neu lancierten Produkte rund 3’300 Abschlüsse verzeichnen. 32 Prozent davon waren bereits bestehende Kunden, die das Angebot «gewechselt» haben. Das durchschnittliche Volumen ist dabei vor allem für diese frühe Phase durchaus bemerkenswert: Ein durchschnittliches Depot bei der E-Vermögensverwaltung beträgt bereits über CHF 42’000. Bei der Anlageberatung (empfohlen ab CHF 80’000) ist das durchschnittliche Volumen CHF 200’000.
- Das Ziel von PostFinance ist es, per Ende Jahr 5’000 Kunden für diese Anlageprodukte gewonnen zu haben. Pro Woche kommen derzeit rund 100-150 Neu-Eröffnungen dazu.
- Rund 18 Prozent der Eröffnungen werden rein digital vorgenommen (d.h. es gab keinen persönlichen Kontakt in der entsprechenden Zeitperiode). Gemessen am Volumen beträgt der «digital only» Anteil in etwa 7 Prozent.
- Etwas überraschend (aber positiv) ist für mich, dass das Verhältnis von Männern und Frauen bei der Produktnutzung ziemlich ausgeglichen ist. 58 Prozent der Kunden sind männlich, derweil 42 Prozent der Nutzerinnen weiblich sind. Dies ist erstaunlich, weil Robo Advisor bislang rund 80 Prozent von Männern genutzt wird. Bei diesen PostFinance Produkten, inklusive der E-Vermögensverwaltung sieht die Situation anders aus. Eine mögliche Ursache hierfür könnte in der Möglichkeit der Kundinnen und Kunden liegen, die Produkte auch im direkten Kontakt mit einer Kundenberaterin oder einem Kundenberater abschliessen zu können (nicht nur online, siehe auch den oberen Bulletpoint).
- 98 Prozent aller bisherigen Kunden sind bestehende PostFinance-Kunden. Dies ist aus meiner Sicht wenig überraschend, da die Hürde für diese Kunden tiefer sind (Registration im E-Banking) und Neukunden bislang auch marketingtechnisch noch nicht im Fokus waren. PostFinance möchte zudem vor allem Kunden für diese Produkte gewinnen, die das Finanzinstitut derzeit nur als Nebenbankbeziehung benutzen.
- Die Altersverteilung in den drei Kategorien «20-40 Jahre», «40-60 Jahre» und «über 60 Jahre» ist derzeit ziemlich ausgeglichen, wie Abbildung 2 aufzeigt. In Bezug auf die Assets liegt hingegen 89 Prozent des angelegten Vermögens bei den über 40-jährigen Personen resp. 57 Prozent bei den über 60-jährigen Personen.
Fazit
Bei PostFinance wird noch immer viel Spargeld parkiert, was beim derzeitigen Zinsumfeld aus Sicht PostFinance nicht interessant ist. Darüber hinaus gibt es viele Kunden, die zwar ihr Erspartes bei PostFinance aufbewahren, ihr Anlagegeschäft jedoch bei anderen Banken betreiben. Vor dem Hintergrund dieser Fakten und auch bedingt durch das Kreditvergabeverbot will PostFinance im Bereich des Anlegens einen Fokus setzen. Die vier lancierten Angebote sind aus meiner Sicht in Bezug auf die Technologie oder den Innovationsgrad nicht speziell auffällig im Markt. Die meisten Elemente findet man auch bei den Angeboten der Konkurrenz. Interessant ist diese Angebotspalette aber vor allem deshalb, weil PostFinance es möglich macht, bereits ab kleinen Beträgen in solche Dienstleistungen und Angebote zu investieren und sich die Kosten trotz der (hybriden) Möglichkeit einer Beratungsleistung immer in etwa im Rahmen eines reinen Robo Advisor Mandats bewegen. In Kombination mit der hohen Vertriebskraft lohnt es sich, diese Zahlen bei PostFinance genauer zu verfolgen. Die bisherige Entwicklung erachte ich durchaus als positiv. Läuft das Wachstum in einem ähnlichen Ausmass weiter (und weitere Marketing-Aktivitäten und Vertriebsschulungen sind geplant), könnte PostFinance im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung im Retail-Segment bald Marktführer werden.
PS: Die Retail Banking Konferenz ist praktisch schon ausverkauft. Damit auch weitere Personen an der Konferenz teilnehmen können, bieten wir nun zusätzlich an, der Konferenz auch online folgen zu können.
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12. Oktober 2020
Open Banking im Wealth Management – eine kritische Würdigung der OpenWealth API Initiative
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Open Banking wird mittel- bis langfristig auch in der Schweiz relevant werden. Durch standardisierte technische Schnittstellen und/oder regulatorische Vorgaben werden Privat- und Firmenkunden ihre persönlichen Finanzdaten anderen Banken beziehungsweise Finanzdienstleistern oder FinTechs zugänglich machen können. Derzeit laufen verschiedene Initiativen in der Schweiz, um die Möglichkeit von Open Banking zu schaffen. So versucht eine von der St. Galler Kantonalbank initiierte und von Synpulse orchestrierte Initiative, standardisierte Schnittstellen im Vermögensverwaltungsgeschäft (OpenWealth API) zu implementieren. Im heutigen Blog erläutere ich diese Initiative und versuche, diese kritisch zu würdigen.
Das Projekt OpenWealth API entstand vor dem Hintergrund eines Wunsches der St. Galler Kantonalbank (SGKB), die Schnittstellen zu externen Vermögensverwaltungs-Firmen zu harmonisieren resp. zu standardisieren. Gemeinsam mit der Firma Synpulse hat sie bei verschiedenen WealthTech-Anbietern, externen Vermögensverwaltern (eVV) und Depotbanken nachgefragt, ob ein solches Bedürfnis besteht. Die Antworten aus dem Ökosystem waren offenbar durchwegs positiv.
Der erste Anwendungsfall: Depotbank-Services für die St. Galler Kantonalbank und weitere Depot-Banken
Die derzeitige Situation mit Einzel-Integrationen von externen Vermögensverwaltern mit proprietären Schnittstellen ist eigentlich wenig effizient und somit (zu) teuer für alle Beteiligten. Die St. Galler Kantonalbank ist daher nun gemeinsam mit verschiedenen Partner-Unternehmen daran, neue standardisierte Programmierschnittstellen (APIs) für ihre Depotbank-Services gegenüber ihren externen Vermögensverwaltern zu gestalten. Dadurch erhofft sie sich die folgenden Vorteile:
- Durch verschiedene Prozessautomatisierungen soll als erstes das operationelle Risiko reduziert werden. Derzeit beinhalten viele Prozesse noch manuelle Arbeiten, was die potenziellen Fehlerquoten erhöht. Auch die Kosten für die IT und die Wartung der Schnittstellen sollen durch Prozessautomatisierungen reduziert werden.
- Als zweites soll künftig der manuelle Aufwand auf Seiten der Bank reduziert werden, indem der Informationsfluss vom eVV zur Bank verbessert wird (z.B. Synchronisierung bei Adress- und Domiziländerungen eines Kunden, derzeit ist das offenbar noch nicht gut gelöst). Dies sollte auch helfen, das regulatorische Risiko – und damit auch das Reputationsrisiko – zu reduzieren.
- Allenfalls könnte es für die Bank möglich sein, durch das Angebot von standardisierten Schnittstellen neue Kunden zu gewinnen, da Multi Custody (mehrere Depotbanken) dadurch erleichtert wird.
Auch aus Sicht der eVV gibt es einige Vorteile. So werden sie durch die Nutzung der standardisierten Schnittstellen einen stetigen Zugriff auf die aktuellen Daten der Depots haben (bislang gibt es nur einen «End-Of-Day» Datenaustausch). Des Weiteren vereinfachen solche standardisierten Schnittstellen auch Multi-Custody Ansätze im Wealth Management. Aus Sicht der Depotbank reduziert sich durch eine kostengünstige und standardisierte Anbindung über OpenWealth möglicherweise (langfristig) der «Lock-in»-Effekt etwas.
Der Aufbau der Community
Die OpenWealth APIs können sich nur zu einem Standard etablieren, wenn sie von einer grossen Community von (Depot-)Banken, externen Vermögensverwaltern und WealthTech-Unternehmen akzeptiert und implementiert werden. Entsprechend wurde folgerichtig ein genereller API Standard für das ganze Ökosystem definiert und keine proprietären St. Galler Kantonalbank-Schnittstellen gebaut. Die Schnittstellen von OpenWealth APIs wurden unter anderem gemeinsam mit den Schweizer WealthTech-Unternehmen Assetmax, Advice Online, Expersoft und Alphasys AG spezifiziert und definiert (vgl. Abbildung 1). Das Gesamtprojekt wird orchestriert von Synpulse. Für weitere Anbieter wie zum Beispiel Altoo oder Canopy sind solche Initiativen sicherlich sehr attraktiv. Und auch für Banken mit einem eVV-Geschäft ist diese Lösung prüfenswert.
Die St. Galler Kantonalbank plant die OpenWealth APIs zusammen mit der Community von eVV und Portfolio Management-System-Herstellern im Laufe des nächsten Jahres umzusetzen. Ab Januar 2021 soll eine Sandbox von OpenWealth bereitgestellt werden.
Das Ziel ist es, eine Community im Bereich «OpenWealth» aufzubauen. Die OpenWealth-Community wird unter der Schirmherrschaft von Swiss Fintech Innovations den API-Standard Common API für Wealth Management weiterentwickeln. Swiss Fintech Innovations hat sich als Verband mit der Arbeitsgruppe Common API dem Vorantreiben von API Standardisierung in der Schweiz verpflichtet. Sie hat bereits die Spezifikationen im Geschäftsbereich Zahlungen erarbeitet und treibt derzeit den Use Case Hypotheken voran. Zusätzlich ist man mit der OpenWealth Initiative offenbar auch mit der SIX b.Link in «kontinuierlichem Austausch», wie es in einer Medienmitteilung heisst.
Fazit
Ich begrüsse es, das auch im Bereich Wealth Management Anstrengungen unternommen werden, Standard-Schnittstellen zu definieren und eine erste kleine Community aufzubauen. Solche Open Banking-Initiativen schützen möglicherweise auch vor potenziellen Regulierungsvorstössen.
Der erste, oben beschriebene Anwendungsfall mit der stärkeren Verknüpfung von externen Vermögensverwaltern mit ihren Depotbanken «schadet» keinem Ökosystem-Teilnehmer (der Verlust der Kundenschnittstelle für eVV ist in diesem Fall nicht gegeben; der potenzielle Verlust der Kundenbeziehung von Depotbanken zu eVV aufgrund von Multi Custody Möglichkeiten erachte ich als gering), kann aber die Kosten im Gesamtsystem reduzieren. Entsprechend ist ein solches Projekt mit einem klaren Fokus auf Effizienz und Risiko Management sicherlich ein guter Start in eine neue Welt von Open Banking im Wealth Management. Gleichzeitig muss man die Bedeutung dieses Projekts auch noch etwas relativieren: Das «Bauen» von Schnittstellen (und der kleine Use Case) ist erst ein kleiner, wenn auch durchaus notwendiger und wichtiger Schritt hin zu einer stärkeren Open Banking-Welt. Auch der Titel «OpenWealth API» verspricht derzeit noch mehr, als mit dem ersten Anwendungsfall tatsächlich dahintersteckt (nämlich B2B-Automatisierungsleistungen zwischen Depotbank und eVV). Innovative Elemente sind derzeit noch nicht zu finden und der Endkunde als Nutzniesser ist noch nicht Teil des Ökosystems. Und das eigentliche «Wealth Management» von Banken ist auch noch nicht davon «betroffen». Insofern bleibt zu hoffen, dass diese Initiative ein Startschuss und weiteres Element ist hin zu künftig breiteren B2C-Use Cases für das Privatkundensegment.
Kommentare
2 Kommentare
Olivier Chatelain
13. Oktober 2020
Interessant, gibt es über den Inhalt der API eine etwas detaillierte Beschreibung?
Sinan Biren
13. Oktober 2020
Not yet Olivier but you can follow them on https://themagazine.synpulse.com/en/synpulse-and-st-galler-kantonalbank-join-forces/
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
5. Oktober 2020
IFZ Retail Banking-Konferenz 2020: Warum Sie das nicht verpassen dürfen!
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
Bereits zum neunten Mal führen wir am 26. November 2020 die IFZ Retail Banking-Konferenz durch. Wir bieten wiederum ein reichhaltiges Programm mit den folgenden Themen: Wie stark werden die neuen digitalen Initiativen der beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse das Retail Banking verändern? Welche digitalen Innovationen funktionieren in Deutschland? Wie kann die Kultur einer Retailbank im Zeichen des rasanten technologischen und gesellschaftlichen Wandels erfolgreich weiterentwickelt werden? Wie bringen wir unsere Bankdienstleistungen auf die Tastatur eines Mobiltelefons? Wie kann mit neuen Technologien Cyber Kriminalität bekämpft werden? Und schliesslich: Welches war im Jahr 2019 die beste Schweizer Retailbank?
Digitale Marktplätze und Smartphone Banking der Zukunft – die Pläne der beiden Grossbanken
Die beiden wohl wichtigsten Initiativen im Retail Banking Markt Schweiz 2020 stammen von den beiden Grossbanken. Während die UBS mit UBS Atrium und Key4 digitale Marktplätze aufbaut (und weiter ausbaut), hat die Credit Suisse mit CSX ein attraktives Angebot für Retail Banking Kunden lanciert. Es freut mich daher, dass wir an der diesjährigen Konferenz Vertretende der UBS und Credit Suisse begrüssen dürfen. Dr. Martha Böckenfeld, Head Digital Platforms und Marketplaces, gibt uns Einblick in die digitalen Marktplätze der UBS und deren weiteren Pläne. Marc von Widekind, Head of Digital Channels & Platforms bei der Credit Suisse, wird über den Start, die strategischen Überlegungen und die weiteren Pläne CSX der Credit Suisse berichten.
Blick nach Deutschland – wie geht Digitalisierung beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband?
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband umfasst 376 Sparkassen. Frank Weigand, Leiter digitale Innovation, zeigt uns u.a. die folgenden Themen auf:
- Die Digitale Agenda 2.0 der Sparkassenorganisation
- Sparkassen: Künstliche Intelligenz – eine Standortbestimmung
- Sparkassen: Digitalisierung in Corona Zeiten
- „Digitale Leistungsschau“ der Sparkassen-Lösungen und Angebote (Payment, Voice, Finanzplattform, App…)
Führt eine neue Kultur die BLKB zum Erfolg?
Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) befindet sich in einem Umbruch. John Häfelfinger, CEO der BLKB, wird erläutern, wie und warum er auch kulturelle Aspekte innerhalb der Bank verändern muss (Abschaffung Ränge, Re-Branding, Aufbau von Ökosystemen).
Welche spannenden FinTechs bewegen uns?
Auch in diesem Jahr haben wir wieder zwei interessante, aber noch nicht so bekannte FinTechs an die IFZ Retail Banking-Konferenz eingeladen. Tobias Ellenberger, Co-Founder von Cybera.global wird uns aufzeigen, wie Cyber Crime und Fraud bei Banken mit modernen Technologien bekämpft werden kann.
Das israelische Start-up Paykey erlaubt die Integration von Bankdienstleistungen in die Tastatur jeder Nachrichten App auf dem Mobiltelefon. Sheila Kagan, die CEO von Paykey zeigt uns mögliche Anwendungsgebiete auf.
And last but not least: Die IFZ Retail Banking-Studie 2020
Auch dieses Jahr umfasst die IFZ Retail Banking-Studie eine Vielzahl von Themen.
- Wir zeigen auf, welche Tochpoints aus Sicht von Banken heute und in fünf Jahren relevant sind.
- Wir erläutern, welche Bankengruppen welche Relevanz im Hypothekargeschäft haben. Zudem diskutieren wir, wie das Wachstum im Hypothekargeschäft in den letzten Jahren finanziert wurde und werfen einen Blick auf die Rolle der Pfandbriefinstitute.
- Wir analysieren die Corporate Governance der Retailbanken.
- Und – wie üblich: Wir prämieren die gemäss Benchmarking «beste» Schweizer Retailbank 2019.
Zusammenfassend sieht das Programm sieht wie folgt aus:

Hier finden Sie das Anmeldeformular für die Konferenz (inkl. Studie).
Die Teilnahme an der Konferenz kostet CHF 460.- und findet online statt. Als Teilnehmer erhalten Sie die rund 200-seitige IFZ Retail Banking-Studie 2020 (Wert CHF 290.-). Bitte melden Sie sich unter ifz@hslu.ch, wenn Sie nur die Studie bestellen möchten (Auslieferung nach der Konferenz).
Wir danken den folgenden Sponsoren für die Unterstützung:

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UBS bietet mit key4 nun auch Neuhypotheken an und kooperiert mit Homegate: Eine Analyse | IFZ Retail Banking Blog
28. Oktober 2020
[…] werden auch an der IFZ Retail Banking Konferenz ein Thema sein. Weitere Information dazu finden Sie hier. Sie können auch online […]
Raoul Kriesi
12. Oktober 2020
Es wäre schön, wenn die Konferenz in einem Livestream verfolgbar wäre.
Prof. Dr. Andreas Dietrich
12. Oktober 2020
Das ist nun möglich, siehe Webseite: https://www.hslu.ch/de-ch/wirtschaft/agenda/veranstaltungen/2020/11/26/retail-banking-konferenz-2020/#Was%20kostet%20die%20Veranstaltung
Marcel
5. Oktober 2020
Hallo IFZ-Team Könnte diese Konferenz nicht zusätzlich auch wieder online angeboten werden? Viele Grüsse und einen tollen Wochenstart Marcel
Prof. Dr. Andreas Dietrich
5. Oktober 2020
Guten Tag Herr Gamper Ja, das ist möglich: https://www.hslu.ch/de-ch/wirtschaft/agenda/veranstaltungen/2020/11/26/retail-banking-konferenz-2020/#Was%20kostet%20die%20Veranstaltung Beste Grüsse Andreas Dietrich
Danke für Ihren Kommentar, wir prüfen dies gerne.
28. September 2020
MoneyPark erweitert sein Geschäftsmodell – eine Einschätzung
Von Prof. Dr. Andreas Dietrich
MoneyPark ist in den vergangenen Jahren weiterhin stark gewachsen. In der Zwischenzeit arbeiten 300 Mitarbeitende an 25 Standorten für das vor acht Jahren gegründete Unternehmen. Im 2019 wurden mehr als CHF 3 Milliarden an Hypothekarvolumen platziert. Das Unternehmen hat sich zwar mit dem Fokus auf der Finanzierungstransaktion erfolgreich im Markt positioniert. Vor und nach dieser Transaktion ist MoneyPark – im Gegensatz zu einer Bank – für seine Kunden bislang aber weniger relevant. MoneyPark hat nun eine Geschäftsmodellerweiterung vorgenommen, um nicht mehr «nur» als Finanzierungsspezialist («Transaktionshaus») zu fungieren, sondern auch bei der Immobiliensuche zu helfen und Kunden auch nach dem Erwerb einer Immobilie zu begleiten («Informationshaus»). Im heutigen Blog zeige ich die verschiedenen Initiativen auf.
Konkret wurden die Angebote «MoneyPark Immobiliensuche»«MoneyPark Immotracker» sowie die «MoneyPark Real Estate Plattform» lanciert. Dadurch möchte MoneyPark die Dienstleistungsbreite erhöhen und künftig auch zwischen den Finanzierungstransaktionen an Relevanz beim Kunden gewinnen. Auf die drei Dienstleistungen gehe ich nachfolgend vertiefter ein.
MoneyPark Immobiliensuche: Mehrwertgenerierung nach «Lost Property» und Einstieg in die Immobilienvermittlung
Üblicherweise benötigen potenzielle Immobilienkäufer eine Finanzierungszusicherung, um für ein Objekt mitbieten zu können. Durch den vor allem in Städten oder an guten Lagen ausgeprägten Nachfrageüberhang erhalten viele potenzielle Käufer das gewünschte Objekt nicht («Lost Property»), weil sie von einer anderen Partei überboten wurden. Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum der Kunde sein Traumobjekt nicht bekommt und in der Konsequenz MoneyPark den Kunden «verliert», respektive keinen Abschluss mit ihm tätigen kann. Mit der MoneyPark Immobiliensuche möchte man dies ändern. Als Dienstleistung für diese Kunden legt MoneyPark – nach Absprache mit dem Kunden – nach einem «Lost Property»-Vorfall stets ein Suchprofil für diesen Kunden an mit relevanten Parametern wie z.B. dem Immobilientyp, der PLZ, der möglichen Preisspanne, oder der gewünschten Wohnfläche. Basierend auf diesen Wünschen sendet MoneyPark dem Kunden danach weitere, automatisch generierte Vorschläge für passende Objekte per MoneyPark Immobilien-Newsletter zu. Es handelt sich dabei sowohl um exklusive Objekte von Maklerpartnern und von MoneyPark Bestandeskunden, als auch um die aktuell publizierten Objekte der gängigen Immobilienplattformen. Zentral an diesem Angebot aus Sicht von MoneyPark ist, dass man dadurch weiterhin in Kontakt mit dem potenziellen Immobilienkäufer bleibt.
Gemäss Angaben von MoneyPark nutzen mehrere Tausend Kunden diese Dienstleistung. Sie wurde vor knapp 3 Jahren lanciert.

Durch die Kooperation mit PriceHubble hat sie einige spannende Faktoren: Dem Kunden werden zusätzliche Informationen zur Immobilie geliefert, welche auf den gängigen Plattformen nicht zu finden sind und die ich als interessant erachte. So wird zum Beispiel – und dieses kleine Feature gefällt mir besonders gut – die Besonnung der Immobilie aufgezeigt (wie lange scheint die Sonne zu welcher Jahreszeit und zu welcher Uhrzeit). Auch Aspekte wie Bergsicht, Seesicht, Lärmemissionen oder die Erreichbarkeit (z.B. wie schnell bin ich beim Arbeitsplatz) können kostenlos und selbstständig angeschaut werden (siehe Abbildung 2). Entsprechend beinhaltet diese Dienstleistung gegenüber Homegate oder ähnlichen Marktteilnehmern einige interessante und auch differenzierende Elemente. Einige dieser Informationen kann man aber beispielsweise kostenlos und seit längerer Zeit auch auf Plattformen wie zum Beispiel dem UBS ImmoCheck beziehen.
MoneyPark Immotracker – oder: Wie viel ist meine Immobilie eigentlich heute wert?
Als weitere Dienstleistung wurde anfangs September der MoneyPark Immotracker ausgerollt. Diese Dienstleistung halte ich für interessant, weil Kunden damit nach dem Eigentumserwerb ein bis zwei Mal pro Jahr eine E-Mail mit personalisierten und damit relevanten Informationen zu ihrer Immobilie erhalten. Neben der Restlaufzeit der Hypothek wird unter anderem auf geplante Bauprojekte in der Umgebung hingewiesen und es wird eine aktualisierte Schätzung des Wertes der eigenen Immobilie publiziert. Ebenso wird die generelle Marktdynamik im entsprechenden Preissegment und dem Immobilientyp aufgezeigt. Diese Angaben basieren auf der Kombination von Daten von MoneyPark und dem Big Data Unternehmen PriceHubble.
Als weitere interessante Information wird aufgezeigt, wie viele Kunden aus der MoneyPark Datenbank an der eigenen Immobilie potenziell interessiert wären (siehe Abbildung 3). MoneyPark weiss durch die oben vorgestellte MoneyPark Immobiliensuche-Funktion, welche Kunden in welchem Gebiet welche Art von Immobilie mit welcher Grösse und in welcher Preisspanne suchen. Aus Sicht des Kunden bieten solche Hinweise durchaus einen Mehrwert, da Informationsasymmetrien (zumindest innerhalb einer Plattform) im ansonsten sehr intransparenten Immobilienmarkt abgebaut werden.
Aus Sicht von MoneyPark führen diese Informationen zu weiteren Dienstleistungsangeboten und einem Ausbau seines Ökosystems. So kann die Firma durch diese Angaben von Verkäufer und Käufer eine Vermittlerfunktion übernehmen. Des Weiteren ist nicht zu unterschätzen, dass Kunden regelmässig relevante Informationen von MoneyPark erhalten und die Firma dadurch «top of mind» bleibt. Bei einem alleinigen Fokus auf die Vermittlung von Hypotheken hat man die Aufmerksamkeit des Kunden nur während einer sehr beschränkten Zeit.
MoneyPark Real Estate Plattform
Als logische Weiterentwicklung der oben vorgestellten Initiativen wurde am 16. September auch die MoneyPark Real Estate Plattform lanciert. Auf dieser Plattform kann der MoneyPark-Kunde jederzeit die Wertentwicklung seiner Immobilie verfolgen, verschiedene Informationen zu Entwicklungen in der Wohnregion abrufen und auch eigene Updates von Renovationen eingeben (z.B. der Umbau des Gartens oder der Küche führt zu einer Wertsteigerung der Immobilie). Das Angebot ist momentan exklusiv für bestehende Kunden verfügbar, wird aber 2021 auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich.
Interessant ist – wie oben beim MoneyPark Immotracker schon vorgestellt – dass die Anzahl der potenziellen Käufer der Immobilie aufgelistet werden (siehe Abbildung 4) und man als potenzieller Verkäufer über MoneyPark nach einem entsprechenden «Match» suchen kann. Auch «Gamification-Elemente» wurden eingebaut: So kann man abhängig vom gewählten Immobilien-Preis sehen, wie viele Interessenten man möglicherweise finden würde. Während bei einem Preis von CHF 2 Millionen beispielsweise 12 Personen Interesse an der Immobilie hätten und man in 125 Tagen mit einem Verkauf rechnen kann, hätte man bei einem Verkaufspreis von 1.6 Millionen 37 potenzielle Käufer und einen um 50 Tage schnelleren Verkauf. Des Weiteren kann man nachschauen, welche Immobilien in der Nähe zu einem ähnlichen Preis verkauft werden.
Fazit
MoneyPark kämpft trotz seines Erfolges mit dem inhärenten Problem jeden Finanzierers, dass der Kunde häufig nicht den Objektzuschlag erhält und die Aufmerksamkeit des Kunden für das Unternehmen selbst bei Zuschlag praktisch ausschliesslich auf der Finanzierungstransaktion liegt. Vor und nach dieser Transaktion ist MoneyPark – im Gegensatz zu einer Bank – für seine Kunden bislang nicht mehr relevant. Die oben vorgestellten Geschäftsmodellerweiterungen halte ich entsprechend für strategisch klug und durchaus auch innovativ. Gerade durch die Verknüpfung mit PriceHubble kann man dem Kunden Mehrwerte bieten und zusätzliche Dienstleistungen in einem vergrösserten Ökosystem offerieren.
PS: FinTech, Kreditmärkte und Corona: Wie hängt das zusammen? Hat Corona zu einem Austrocknen der Kreditmärkte und/oder zu einem Digitalisierungsschub geführt? Diese und weitere Fragen werden am nächsten IFZ FinTech Forum Mittwoch 14. Oktober ab 17.20 Uhr beleuchtet. Details und Anmeldung finden Sie hier
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25. September 2020
Das Schweizer Asset Management wächst, auch dank aktivem Management
Von Dr. Jürg Fausch und Prof. Dr. Thomas Ankenbrand
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und die Asset Management Association Switzerland haben mit der Swiss Asset Management Study 2020 zum dritten Mal eine umfassende Analyse zum Schweizer Asset Management durchgeführt. Die Studie beinhaltet auch dieses Jahr neben einem Market Sizing viele weitere interessante Themen rund um die Asset Management Industrie. Zudem wurde in der Form eines deep dives das Thema aktives versus passives Management auf Basis der wissenschaftlichen Literatur näher analysiert, wobei festgestellt werden konnte, dass die öffentliche Diskussion bezüglich des Mehrwerts von aktivem Management oftmals zu wenig differenziert geführt wird.
Die Schweiz bietet nach wie vor sehr gute Bedingungen für die Asset Management Industrie, welche eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung aufweist
Die Schweiz verfügt über ein hohes Mass an politischer Stabilität gepaart mit einem progressiven gesetzlichen Regulierungsrahmen, moderaten Unternehmenssteuersätzen und hochqualifizierten Arbeitskräften. Unter den europäischen Asset Management Hubs sind Zürich und Genf führend, wenn es darum geht Standortvorteile für die Asset Management Industrie zu bieten. Das Gesamtvolumen von Banken, Fondsleitungen, Effektenhändlern und von der FINMA beaufsichtigten KAG Asset Managern in der Schweiz verwalteten Vermögen belief sich per Ende Dezember 2019 auf CHF 2’519 Milliarden, was einem Wachstum von 16,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Netto-Neugeldzuflüsse im Jahr 2019 werden auf fast CHF 100 Milliarden geschätzt.

Die in der Schweiz verwalteten Assets sind mehr als dreimal so gross wie das Schweizer BIP und machen rund 250 Prozent der in Schweizer Pensionskassen gehaltenen Vermögen aus. Darüber hinaus gehen unsere Schätzungen davon aus, dass rund 10’000 Arbeitsplätze direkt mit der Asset Management Industrie verbunden sind und 45’800 Personen indirekt im weiteren Umfeld der Branche beschäftigt sind. Die in der Schweiz ansässigen Asset Manager sind rentabel und kosteneffizient. Die mittlere Gewinnmarge wird auf 19,5 Basispunkte der AuM geschätzt, während das mittlere Kosten-Ertrags-Verhältnis etwa 64 Prozent beträgt. Insbesondere die höhermargigen alternativen Anlageklassen tragen zur Rentabilität bei. Die gesamten Nettoeinnahmen (Umsatz abzüglich Vertriebsgebühren) der Schweizer Vermögensverwaltungsbranche werden auf etwa CHF 13,85 Milliarden CHF geschätzt und der Gesamtgewinn beträgt etwa CHF 4,95 Milliarden. Insgesamt ist das aktive Management der vorherrschende Investitionsansatz. Etwa 60 Prozent der AuM in diskretionären Mandaten und etwa 80 Prozent der AuM in Fonds werden aktiv investiert.
Die Diskussion zum Mehrwerts des aktiven Managements wird oftmals zu wenig differenziert geführt
Die Diskussion, ob und inwieweit ein aktiver Investitionsansatz einen Mehrwert für Investoren bietet, wird seit mehreren Jahrzehnten intensiv geführt. Oftmals wird dabei argumentiert, dass wissenschaftliche Studien selten einen Beleg dafür liefern, dass aktives Management den Benchmark nachhaltig übertrifft. Sehr oft werden diese Befunde als Beweis dafür interpretiert, dass aktives Management keinen Mehrwert schafft und ein passiver Ansatz bevorzugt werden sollte. Diese Schlussfolgerungen müssen jedoch in einen Kontext gestellt werden, und eine sorgfältige Interpretation der Argumente und Forschungsdesigns ist erforderlich. Gerade aktuellere Forschungsarbeiten zeigen, dass aktives Management einen Mehrwert bieten kann und die vorgängig dargestellte konventionelle Sicht oftmals zu negativ ist. In der diesjährigen Studie haben wir, anhand einer Auswertung der Literatur, den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zum Thema erarbeitet, welcher eine differenziertere Sicht auf die kontroverse Debatte betreffend den Mehrwert des aktiven Managements erlaubt. Der Fokus dieser Literaturauswertung lag dabei auf Aktienfonds, da die Mehrheit der wissenschaftlichen Untersuchungen sich auf diese Assetklasse bezieht.
Die Untersuchungen zeigen, dass situativ sowohl aktives als auch passives Management Vorteile aufweist. Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse in vier Punkten zusammen:
- Es ist wichtig zu beachten, dass die Anlagestrategie und die Vermögensallokation bedeutende Elemente im Anlageprozess sind. Während die Anlagestrategie mit den Präferenzen und Anlagezielen des Anlegers übereinstimmen muss, sollte eine passende Vermögensallokation idealerweise zu einem diversifizierten Portfolio führen. Insgesamt ist die Umsetzung und Aufrechterhaltung einer adäquaten Vermögensallokation eine grundlegende Voraussetzung für den langfristigen Investitionserfolg. In diesem Kontext gilt es zu beachten, dass die Festlegung der Anlagestrategie und Assetallokation (wie zum Beispiel die Auswahl des Benchmarkes) immer ein aktiver Anlageentscheid darstellt.
- Ein aktiver Managementansatz trägt zu einer verbesserten Markteffizienz bei. Dies ist darauf zurückzuführen, dass aktive Manager bewertungsrelevante Informationen sammeln und entsprechend handeln, so dass sich diese Informationen in den Vermögenspreisen widerspiegeln.
- Obwohl viele empirische Studien nur bedingt Evidenz finden, dass aktiv verwaltete Aktienfonds in der Lage sind den Benchmark zu schlagen, zeigen jedoch neuere Forschungsarbeiten, dass es bestimmte Arten von Aktienfonds gibt die durchaus ein positives Alpha generieren. Dazu zählen, gemessen an den AuM, kleine- und mittelgrosse Fonds, Fonds mit einem hohen Aktivitätsgrad (active-share), oder auch neu aufgelegte Fonds. Darüber hinaus hat die Art des Vermögensverwalters tendenziell einen Einfluss auf das Alpha. In dieser Hinsicht scheinen Fonds von Boutique-Vermögensverwaltern im Vergleich zu anderen Fonds ein höheres Alpha zu erzielen. Darüber hinaus zeigt sich, dass Fonds die in Aktien von Unternehmen mit geringer oder mittlerer Marktkapitalisierung investieren in bestimmten Märkten den jeweiligen Benchmark deutlich schlagen.
- Die Persistenz in der Performance ist bei Aktienfonds eher kurzlebig und insbesondere bei Fonds mit schlechterer Performance vorhanden.
Insgesamt decken sich die Ergebnisse in der Literatur mit den Beobachtungen die wir im Kontext der diesjährigen Asset Manager Survey gemacht haben. Nachhaltige Anlagen und Spezialisierung werden als die vielversprechendsten Strategien für die Zukunft bewertet, und haben gegenüber dem Vorjahr weiter an Bedeutung gewonnen.
Swiss Asset Management Study – 2020
Hinweis zum CAS in Asset Management
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern engagiert sich in der Forschung und der Weiterbildung im Bereich des Asset Managements. In diesem Zusammenhang machen wir Sie gerne auf unseren Weiterbildungslehrgang aufmerksam. Am 28. Januar 2021 startet die 2. Durchführung des berufsbegleitenden Studiums CAS in Asset Management. In diesem Lehrgang setzen sich die Studierenden mit den wesentlichen Themen des Asset Managements ganzheitlich auseinander. Sie lernen dabei, das makroökonomische Umfeld und die regulatorischen Rahmenbedingungen zu beurteilen und stärken ihre Kompetenzen in der Implementierung von innovativen Investmentprozessen für institutionelle und private Investoren. Eine aktive Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis steht dabei im Fokus dieser hochstehenden Weiterbildung für ambitionierte Mitarbeitende aus dem Asset- und Wealth Management, der Beratung oder der Wirtschaftsprüfung.
Weitere Information zum CAS Asset Management finden Sie hier.
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